Röm. 3,28. So halten wir es nun, dass der Mensch gerecht werde, ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben.
Der Herr hat uns zwei Wege geoffenbart, welche uns zu Ihm und zu der Seligkeit führen können. Auf dem einen Wege führt uns das Gesetz, auf dem andern die Gnade. Beide Wege sind an und für sich gut und von Seiten Gottes angewiesen, allein nur einer ist für uns infolge unserer Untüchtigkeit gangbar. Das Gesetz ist für die gut, welche ihm zu gehorchen und es zu befolgen imstande sind. Die Gnade ist der Weg für die, welche kraftlos sind und nichts können. Das Gesetz fordert und muss genau erfüllt werden. Die Gnade gibt und verlangt nur, dass man ihre Gabe nimmt. Das Gesetz sagt: „Tue das, so wirst du leben.“ Die Gnade spricht: „Glaube nur, so wirst du selig.“ Das Gesetz verlangt Taten, gibt aber nicht die Kraft, dieselben zu tun. Die Gnade verlangt Glauben, welchen sie obendrein selbst durch ihre Verheißungen wachruft, Glauben, welcher in der Erkenntnis des eigenen Unvermögens und in der Bereitwilligkeit, alles umsonst zu empfangen, besteht. Das Gesetz zeigt mir einen Weg, welcher einen steilen Berg hinan zur Höhe führt, aber für mich nicht gangbar ist; die Gnade weist mich in die Tiefe, wo ich nur niederzusinken brauche, um Rettung zu finden.
Von der größten Wichtigkeit ist es, dass ich den Unterschied zwischen diesen beiden Wegen gut kenne, den rechten Weg wähle und betrete. In unserem gegenwärtigen Sündenzustand ist nur einer dieser beiden Wege für uns gangbar, obwohl der Mensch gerade am liebsten den anderen betreten will. Zum Glück lässt Gott uns nicht in Zweifel darüber, welcher Weg der von Ihm gewollte und gebilligte ist!
Vor allem hat der Herr den Apostel Paulus dazu bestimmt, uns diesen Weg des Heils deutlich zu zeigen. Derselbe tut dies in seinem Sendschreiben an die Römer ganz ausführlich.
In dem obenstehenden Texte fasst er seinen Gedankengang kurz zusammen. Er hat es gezeigt, wie die ganze Menschheit, Juden und Heiden, ohne Unterschied, das herrliche Ebenbild Gottes entwürdigte. Die Menschen konnten und wollten Gottes Gesetz nicht halten. Nun muss aber das Gesetz vollkommen gehalten werden, sonst erregt es nur Zorn. Weiß doch das Gesetz nichts von Gnade und nur von Recht. Nach dem Buchstaben des Rechtes aber war niemand gerecht, auch nicht ein Einziger.
Durch das Gesetz war also ein jeder Mund zum Schweigen gebracht und die ganze Welt vor Gott in Verdammnis. Das Gesetz selbst hatte es erklären müssen: Durch die Werke des Gesetzes wird kein Mensch gerecht, wohl aber durch den Glauben. Diese Wahrheit aber verkündigte nun der Herr Jesus. Durch Seinen Tod hatte ja Gott die Welt mit sich selbst versöhnt, den Forderungen des Gesetzes Genüge getan und eine ewige und unendliche Gerechtigkeit an das Licht gebracht. Diese Gerechtigkeit ließ er nun unentgeltlich anbieten. Ohne Kosten und ohne Geld wird diese Gerechtigkeit durch Gottes freie Gnade unser Eigentum. Für den verdorbenen, fluchwürdigen und ohnmächtigen Sünder kann ja von Verdiensten oder Werken nicht die Rede sein, sondern alles nur auf den Glauben ankommen, welcher sich der Gerechtigkeit Gottes unterwirft. Wo dieser Glaube an Jesum und an das Wort Seiner Gnade sich findet, wird der Sünder der Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, teilhaftig; der Glaube aber ist weiter nichts, als das Auge, welches sieht, was uns angeboten wird, weiter nichts, als die Hand, welche dasselbe ergreift, weiter nichts, als die Tätigkeit, welche sich dasselbe aneignet. Wer da glaubt, ist gerechtfertigt.
Welch' eine Torheit ist es, unter solchen Umständen noch auf eigene Werke oder Würdigkeit zu sehen! Willst du mit Werken des Gesetzes umgehen, lieber Sünder, so musst du das ganze Gesetz und zwar vollkommen halten; allein dann wirst du auch wegen deiner zahllosen Übertretungen ganz gewiss verdammt. Willst du der Rechtfertigung teilhaftig werden, so glaube nur an Christum und Seine Gerechtigkeit, die ja auch für dich geoffenbart ist, so glaube nur an Gott und Seine Gnadenverheißungen, die ja auch an dich gerichtet sind! Durch den Glauben wird der Mensch gerecht, ohne des Gesetzes Werke.