Murray, Andrew - Warum glaubst Du nicht? - 20. Das Wort, welches den Glauben wirkt.

Röm. 10,17. So kommt der Glaube aus der Predigt, das Predigen aber durch das Wort Gottes.

Auf die Frage, wie der Glaube in einer Seele entstehe, findest du hier die Antwort. Der Heilige Geist, der Urheber alles Glaubens, wendet dazu ein Mittel an, und dieses Mittel ist - das Wort Gottes. Auf eine andere Weise kann es nicht geschehen. Der Heilige Geist wirkt ja nicht magisch auf uns Menschen, ohne Berücksichtigung unseres menschlichen Fassungsvermögens, sondern gerade in Anschmiegung an dasselbe. Seine übernatürliche Kraft benutzt, erneut und heiligt die natürlichen Anlagen, welche dem Menschen nach dem Sündenfall geblieben. Indem Er das Verlangen nach Glauben in uns hervorruft, beugt Er unsern Willen. Indem Er uns die Liebenswürdigkeit des Herrn Jesu zeigt, macht Er unser Herz geneigt. Nicht anders, wenn Er uns zum Glauben bringen will. Wenn Er uns zum Glauben bringen will, stellt Er uns die Wahrheit Gottes vor die Seele, uns so zum Vertrauen auf dieselbe zu bewegen.

Ich nehme an, lieber Leser, dass du bereits erweckt bist, begierig nach Erlösung ausschaust, von deiner Sünde frei zu werden wünschest und ernstlich fragst: Wie komme ich doch zum Glauben an den Herrn Jesus? Die Antwort lautet: Durch das Wort Gottes. Fragst du aber: „Was muss ich mit Gottes Wort anfangen? so antworte ich dir: Ganz einfach dasselbe, was du mit einer irdischen Nachricht anfangen würdest, an welche du im ersten Augenblick nicht glauben kannst. Nimm z. B. an: Es wird dir gemeldet, dass dir eine reiche Erbschaft zugefallen ist. Du hattest dieselbe nicht im Geringsten erwartet und kannst es entschieden nicht glauben, dass dir solch' ein Glück, solch' ein Reichtum zugefallen sei. Was würdest du nun in solchem Fall tun? Du würdest dich selbst fragen, ob der Bote, welcher dir diese Nachricht gebracht, wohl glaubwürdig sei. Wärest du nun dessen gewiss, so würdest du ihn bitten, es dir noch einmal und zum drittenmal zu sagen, um die Gewissheit zu bekommen, dass du auch die Person bist, um welche es sich handelt. Und hätte er das Testament selbst mitgebracht, so würdest du dasselbe ganz gewiss immer wieder von neuem lesen. Und so würdest du durch die Erklärung und Bekräftigung seiner Meldung endlich überzeugt werden und glauben. Was aber ist dies anders als der Ausspruch: Der Glaube kommt aus dem Wort. Mit göttlichen Dingen verhält es sich ja nicht anders als mit solchen irdischen Angelegenheiten. Wenn dir darum mitgeteilt wird: „Jesus ist ein Seligmacher für Sünder, auch für dich,“ so frage dich nur, ob du dem, der dir dies sagt, glauben darfst. Die Antwort kann nur bejahend ausfallen, denn es ist der allmächtige Gott, welcher dir dies gesagt.

Und Gott ist wahrhaftig durch und durch. Frage dich weiter, ob nicht vielleicht ein Missverständnis vorliegt, ob du auch in der Tat die Person bist, um die es sich handelt. Die Antwort kann wiederum nur bejahend ausfallen, denn die bewusste Mitteilung ist an alle Sünder gerichtet. Liegt die Sache aber so, so ergibt sich für dich die Pflicht, diese Mitteilung ernstlich zu beachten, wiederholt, ja unaufhörlich wegen der Wichtigkeit der Sache zu fragen: Soll ich glauben, oder soll ich nicht glauben? Je einfältiger du nun das Wort aufnimmst, die Mitteilung des Herrn deines Gottes liest und immer wieder liest, eine Verheißung nach der andern nachdenklich betrachtest, in welcher Gott es bekräftigt, dass der Seligmacher für jeden Sünder da ist, desto eher wirst du dich innerlich genötigt fühlen, zu sagen: Es ist wahr, Gott selbst sagt es, ich muss daran glauben.

Armer Sünder, höre doch auf zu fragen, was dein Herz fühlt! Suche doch nicht länger den Grund deines Glaubens in dir selbst! Beachte vielmehr heute das Wort: Jesus ist der Seligmacher für Sünder. Denke nur immer wieder daran: Gott sagt es selbst, es muss also wahr sein. Höre nicht auf, dies zu tun, auch wenn du dich noch so elend fühlst und im Finstern tappst. Frage dich nur Tag für Tag: Was sagt Gottes Wort? Das Wort beachte, das Wort trage im Herzen und du wirst bald aus Erfahrung bekennen: „Aus dem Wort kommt der Glaube.“

Weit entfernt davon, zu denken, dass der Glaube ein Werk der eigenen Kraft sei, wirst du dann vielmehr bekennen, dass der Geist es ist, welcher in dem Worte wirkt. Der Umstand, dass du dich mit dem Worte beschäftigst, gibt dir nicht nur einen Grund, sondern auch ein Recht, auf des Geistes Hilfe zu hoffen. Auf diese Weise aber erfährst du, wie wenig der Glaube eine Sache verstandesmäßigen Denkens ist, und lernst du zugleich, wie treu Gott ist, bei rechter Anwendung der Gnadenmittel Seine Gnade zu schenken und die Seele, welche Sein Wort ehrt, mit Seinem Segen zu krönen.