Auf den Wunsch und im besonderen Auftrage der Witwe Adolph Monod's, dessen Verlust auch das evangelische Deutschland zu betrauern hat, übergibt die unterzeichnete Verlagshandlung die nachfolgenden „letzten Worte“ eines Sterbenden, der sterbend zum Leben durchgedrungen ist, den vielen Freunden, denen auch im deutschen Vaterlande das Gedächtnis Monod's unvergesslich bleiben wird. Ohne ihrerseits jedes einzelne Wort des Buches dogmatisch vertreten zu wollen, es bedarf dessen auch nicht, ist die Verlagshandlung doch überzeugt, dass auf diesen Zeugnissen des Glaubens ein Segen ruht, der auch uns bewahrt werden muss.
Eine doppelt willkommene Gabe hofft sie den Vielen zu bieten, welche sie durch zwei andere Schriften desselben Gottesmannes, „Das Weib“ von Adolph Monod und „Lucile“1) bereits seit längerer Zeit in das reiche Geistes- und Glaubensleben des nunmehr Vollendeten hat einführen können. Möchte dies Buch die Wahrheit weiter zeugen, in deren Dienst Monod sein Leben gegeben hatte.
Die Agentur des Rauhen Hauses.
Adolph Monod ist der Kirche am 6. April 1856 nach einer zweijährigen Krankheit durch den Tod entrissen worden. Sechs Monate der Ruhe und einer gezwungenen Untätigkeit, dann sechs Monate einer trotz den Fortschritten der Krankheit fortgeregten Amtstätigkeit; endlich fast ein Jahr voll Leiden, die, wie er selbst gesagt hat, immer stärker und anhaltender wurden: so muss man den letzten Zeitraum seines Lebens einteilen. Die hier folgenden Reden sind von ihm im Herbst 1855 und im Winter 1856 gehalten worden, von der Zeit an, da er erfuhr, dass sein Übel unheilbar sei, bis zu dem Tag, an dem Gott zugleich seinen Leiden und seinem Predigtamt ein Ziel setzte.
Erst gegen Ende September 1855 erkannte Monod und seine Familie die ganze Schwere der Krankheit. Ohne weder die Hoffnung auf Wiedergenesung noch das Verlangen nach ihr zu verlieren, und ohne den Wunsch aufzugeben, dass der Herr an ihm in Erfüllung gehen lasse, was menschliche Kunst nicht mehr zu hoffen wagte, bereitete er sich doch seit jenem Augenblick im Stillen vor, von dieser Welt abzuscheiden, wenn es Gottes Wille wäre. Nunmehr fühlte er das Verlangen, nahe und immer näher zum Herrn zu halten, nur um so dringender. Als daher ein Freund und Amtsbruder zu ihm vom heiligen Abendmahl, als von einem Gnadenmittel sprach, das so wirkungsreich sei und doch zu sehr vergessen werde, und daran für ihn den Rat schloss, dasselbe häufiger zu genießen, gab er diesem Rat gern und willig Gehör. Er beschloss, das heilige Abendmahl fortan jeden Sonntag zu genießen, und der Reihe nach die Freunde, welche das Verlangen danach ausdrücken würden, an dieser Feier Teil nehmen zu lassen. Er wollte sogar noch mehr tun. Zweimal nämlich war er im Verlaufe weniger Tage im Stande gewesen, ziemlich umfangreiche Ermahnungen an seine Familie zu richten; ermutigt durch diesen ersten Versuch, dachte er, dass ihm die sonntägliche Abendmahlsfeier Gelegenheit darbieten würde, jede Woche an einen kleinen Freundeskreis eine solche Ansprache zu richten. Das war der Ursprung dieser Sonntagsvereinigungen. Die erste fand am 14. Oktober 1855 statt, und die anderen folgten ohne Unterbrechung bis zum 30. März 1856.
So fand Monod mit der Gelegenheit, das Evangelium zu predigen, noch die, den Geist christlicher Weitherzigkeit zu bewähren, den Geist, der ihn nicht nur zu dem Mann seiner Kirche, sondern zu dem Mann der ganzen gläubigen Kirche machte. Alle, die seinen Glauben teilten, zu welcher kirchlichen Partei sie auch gehören mochten, waren für ihn Brüder; und so leiteten der Reihe nach Geistliche der reformirten, lutherischen, freien und wesleyanischen Kirche diese Vereinigungen brüderlicher Liebe am Schmerzenslager des kranken, sterbenden Bruders. Für ihn kam zu der Freude, für das Evangelium zu arbeiten, die andere Freude, „dieser Kirche der Zukunft, welche Alle vorausahnen“, dies sind seine Worte, und der er entgegeneilte, seine Kräfte zu widmen.2)
Der Gottesdienst wurde im Krankenzimmer gehalten. Ein Tisch neben seinem Bett trug das Brot und den Kelch; vor dem Tisch stand der Geistliche, der den Gottesdienst leitete. Die Familie Monod's mit einer kleinen Anzahl Freunde, im Ganzen 30-40 Personen, nahmen um den Geistlichen herum in dem Krankenzimmer Platz, das immer, trotz der Rücksichten, die man nahm, nicht groß genug war. Bei den Einladungen, oder besser gesagt, Zulassungen, ging man immer von dem Grundsatz aus, den kleinen Kreis möglichst wechseln zu lassen, um so der Reihe nach alle die, welche darum gebeten hatten, an diesem Gottesdienst teilnehmen zu lassen3). Eine Anrufung Gottes, ein Gesang, ein Gebet, das Vorlesen eines Bibelabschnittes und dann die Austeilung des heiligen Abendmahles: das war die Ordnung des Gottesdienstes. Nach der Austeilung des heiligen Abendmahles nahm Monod das Wort, und welch innerer Frieden, welche tiefe und christliche Liebe zu denen, welche er ermahnte, oft auch welche Kraft und durchdringende Beredsamkeit seine Rede erfüllte, davon können sich die, welche ihn früher gehört haben, wohl einen Begriff machen; aber sagen oder fühlen können es die allein, welche ihn in den letzten Tagen gehört haben.
Der Gottesdienst war also aus den Umständen hervorgegangen; man hatte ihn weder gesucht noch voraus gesehen. So waren denn auch die Worte des kranken Geistlichen durchaus kunstlos. Oft war es nicht mehr der Prediger, sondern ein leidender, dem Heimgang naher Bruder, der mit einer Einfachheit und Vertraulichkeit, die der Leser ganz getreu wiedergegeben finden wird, seinen Brüdern Ratschläge aus seiner eigenen Erfahrung an's Herz letzte. Aber oft kam auch die vollklingende Stimme, die lebhafte, überraschende Wendung, der hinreißende Ton seines ehemaligen Vortrags wieder zum Vorschein. Seines Predigtamtes, das sein Leben war, beraubt, liebte Monod diese neue Art der Verkündigung, so sehr dieselbe auch durch sein Leiden und die Schwierigkeiten der Umstände beschränkt wurde. Er redete je nach dem Maß seiner Kräfte, die immer zu gering waren, um ihm eine längere Anstrengung zu gestatten. Natürlich konnte er, wie man leicht denken mag, die Arbeit einer langen Vorbereitung für seine Reden nicht ertragen, und so begnügte er sich in der ersten Zeit damit, einige Augenblicke über den Gegenstand seines Vortrages nachzudenken. Irgend eine Erfahrung, irgend eine Betrachtung, welche die vergangene Woche ihm nahe gelegt, lieferten ihm diesen Gegenstand; oder er unterhielt sich über die Wahl desselben mit Einem aus seiner Umgebung; oft auch war es das Leiden selbst, das ihm denselben bot, und dann liebte er es zu zeigen, wie der Christ leidend seinen Gott verherrlichen muss.
Später aber, als er sah, dass das Ziel seines Lebens noch nicht da sei, und dass Gott ihn berufe, länger, als er selbst es gedacht, zu leiden, und aus der Tiefe seines Leidens zu zeugen, da wünschte er die Ansprachen, die unter einer gemeinsamen Form auf einander folgen würden, zu sammeln. Daher die zwiefache Reihe von Reden; in der einen gab er unter dem Titel: „Schmerzliche Rückblicke eines Sterbenden“ Ratschläge aus dem Reichtum seiner Erfahrungen; in der anderen ließ er die hauptsächlichsten „Resultate“ erkennen4), zu denen diese Erfahrung seinen Glauben geführt hatte. Er wollte sich nun mit mehr Sorgfalt vorbereiten, indem er am Sonnabend, oder in der Nacht vom Sonnabend auf den Sonntag, ziemlich lange Bemerkungen diktierte, die bisweilen fast eben so lang als die Rede selbst waren, und die er sich dann kurz vor dem Gottesdienst wieder vorlesen ließ. Aber er nahm bald wahr, dass ihn diese Methode in seiner Freiheit beschränkte; denn es widerstand ihm, einen vorher gezeichneten Gedankenrahmen nicht ganz auszufüllen; und auf der anderen Seite überstieg die Anstrengung, seine Gedanken bis zum Ende zu führen, das Maß seiner Kräfte. Deshalb kam er auch nach vier so ausgearbeiteten Reden, die den Monat Februar ausfüllen, für die Folge zu seiner alten Gewohnheit zurück.
Man wird sich gewiss wundern, dass Monod der Tag und Nacht fast immer heftige und oft außerordentliche Schmerzen litt, die Anstrengung aushielt, sonntäglich an einem Bett eine Versammlung von der Dauer einer ganzen Stunde zu halten, eine Rede, wenn auch nur von wenigen Seiten, zu verfassen und zu halten. Wir haben gesehen, wie er sich in den Augenblicken, in denen er keine Schmerzen empfand, oder ihrer Herr werden konnte, zum Sprechen vorbereitete. Die Anstrengung, welche er machen musste, um seine Reden zu halten, war sicher sehr groß; obgleich seine Sprachorgane eine außergewöhnliche Kraft und Stärke beibehalten hatten, und man erstaunen musste, eine so kräftige Stimme in diesem gebrochenen Körper zu finden, so musste doch die Anstrengung, welche er machen musste, um seine Gedanken zu sammeln und in passende Worte zu kleiden, unfehlbar auf seine Schmerzen zurückwirken und dieselben erhöhen. Aber Gott gab ihm jeden Sonntag, wie jeden Tag, das ihm nötige Maß des Trostes, der Geduld und der Kraft. Manchmal war der Schmerz verschwunden oder wenigstens gelindert; manchmal beherrschte er ihn, um sprechen zu können; oft aber waren die Stunden nach dem Gottesdienst die leidensvollsten, besonders im Anfang: - Er wusste dies, aber er ergab sich gern darein. „Ich leide sehr,“ sagte er eines Sonntags Abends, „aber es muss so sein in der Nacht vom Sonntag auf den Montag; das ist ein Opfer, welches ich meinem Gott gern bringe.“ Und in einem Gebet sagte er: „Wenn ich jede Woche durch ein verdoppeltes Leiden das Vorrecht erlangen muss, dein Wort zu verkündigen, so geschehe dein Wille und nicht der meinige.“ Am 25. November (wir lassen gern Monod selbst reden, um dem Leser noch deutlicher zu zeigen, in welchem Geist er seine neue Predigt betrachtete): „Ich habe heute Morgen viel gelitten; ich fürchtete, nicht reden zu können; Gott aber hat mich für eine Stunde der Schmerzen enthoben, ganz allein um mir zu erlauben, ihn zu verherrlichen, und er hat mir die Gnade zu Teil werden lassen, dieses kleine Amt zu verwalten, das mir zu so großem Trost gereicht.“ Und endlich am 2. März, einen Monat vor seinem Tod, sagte er: „Das ist nun noch ein Sonntag, an dem mir Gott erlaubt hat, ungeachtet meiner zunehmenden Schwäche, die auch in dem Ton meiner Stimme sich verriet, einige Worte an unsere kleine Versammlung zu richten. Möge er mich bis an's Ende in Gnaden aufrecht halten und mir, wenn es möglich ist (denn ich will ihm durchaus nichts vorschreiben), die Gnade gewähren, ohne Unterlass seinen Namen zu verkündigen, bis ich mein Leben beschließe.“
Gott hat ihn bis zum Ende aufrecht gehalten; Gott hat ihm die letzte Gnade gewährt, um die er gebeten. Vom 14. Oktober an, fast 6 Monate lang, fand jeden Sonntag dieser Gottesdienst statt. Am 23. März, dem heiligen Osterfest, konnte er seine letzte Ansprache über die Auferstehung Jesu Christi halten, freilich nach langem Schwanken und unter so großen Schwierigkeiten, dass er bei den letzten Worten einer Ohnmacht nahe schien. Am 30. März, obgleich seine Schwäche bis dahin reißend zugenommen hatte, so dass er unfähig war etwas zu genießen, und er kaum noch sprechen konnte, - da raffte er, fast ohne zu wissen, ob er sich würde verständlich machen können, die wenigen Kräfte, die er noch besaß, zusammen, um die unendliche ewige Liebe Gottes zu preisen, und beschloss vollends mit einem Dankgebet sein Predigtamt auf Erden. Vom 30. März bis zum 6. April nahm seine Schwäche noch um Vieles schneller zu; Monod konnte selbst mit seiner Familie nicht mehr sprechen, und man fragte sich, ob man nicht die auf den 6. April angesetzte Versammlung abbestellen müsste. Aber eben an diesem Tag noch vor jener Stunde rief der Herr seinen Diener zu sich, und erhörte so sein oft wiederholtes Gebet: „Möge mein Leben nur mit meinem Amt, und mein Amt nur mit meinem Leben verlöschen!“
Wir sind nun dem Leser noch einige Aufklärungen schuldig in Betreff der hierin enthaltenen Reden.
Es kann sich die Frage erheben, wie diese Reden wiedergegeben seien, denn keine einzige ist, wie wir gesehen haben, von dem Verfasser selbst im Voraus, ausgearbeitet. Von Anfang an beschäftigten sich die Kinder Monod's damit, sie zu sammeln. Mit Hilfe des Gedächtnisses und sehr ausführlicher Notizen, in denen oft fast nichts ausgelassen war, konnte man sie mit großer Treue wiedergeben, mit einer Treue, die mit der Gewöhnung zunahm. Diese Arbeit geschah im Anfang selbst ohne Monod's Wissen, und immer ohne dass er daran irgendwie Teil nahm. Die einzige dieser Reden, die von ihm selbst durchgesehen worden, ist die zwanzigste, mit dem Titel: „Die heilige Schrift.“ Er ließ sie sich zwei Mal vorlesen, verbesserte sie selbst sorgfältig, und nahm ziemlich beträchtliche Veränderungen damit vor; wir müssen hinzufügen, dass er dabei sehr erstaunt war, seine Worte so genau wiedergegeben zu finden. Die Abfassung war also eigentlich nur eine Arbeit der Feder, eine Abschrift der von Einigen gemachten Notizen, Ergänzung der einen aus den andern oder aus dem Gedächtnis, das war die ganze Arbeit. Bei den letzten Reden wurde fast vollständige Treue erreicht; auch die ersten wurden mit einer ziemlich großen Genauigkeit wiedergegeben; die erste allein ist aus dem Gedächtnis geschrieben; aber wer sie gehört hat, wird nichts darin finden, das er nicht wiedererkennt, und Jeder wird darin die Art und Weise des Verfassers wiederfinden. Bei dieser ganzen Sammlung kann man dafür bürgen, wenn nicht alle Worte Monod's, so doch wenigstens nur seine Worte wiedergegeben zu haben. Und wenn man in diesen so wiedergegebenen vertraulichen Anreden irgend eine Nachlässigkeit der Sprache finden sollte, wenn hie und da ein Satz zur Verbindung oder größeren Klarheit der Gedanken fehlen sollte, so hat man es vorgezogen, einen leichten Fehler sich gefallen zu lassen, als dem Verfasser etwas in den Mund zu legen, das nicht von ihm wäre. Einige Stellen schienen zur Verdeutlichung des Sinnes einer leichten Veränderung zu bedürfen; aber dieser Verbesserungen eines Textes, der überhaupt nicht von der Hand des Verfassers selbst herrührte, sind nur sehr wenige.
Von den Überschriften der Reden sind nur zwei oder drei vom Verfasser selbst gegeben worden. Die Schrifttexte über mehreren Reden sind zum größten Teil, namentlich die letzten, von ihm bezeichnet, und auf sein Verlangen, ehe er das Wort nahm, vorgelesen worden. - Am Schluss einiger Reden sind auch Gebete, oder Teile von Gebeten wiedergegeben, womit er diese Reden begleitet hatte.
Das vorstehende Bild des Verfassers ist von einem geschickten Künstler nach einem im Monat Januar 1856 aufgenommenen Daguerreotyp gezeichnet. Es wird denen eine liebe Zugabe sein, welche Monod in den Sonntagsversammlungen gehört und gesehen haben; sie werden ihn da so wiederfinden, wie sie ihn bei seinen Anreden gesehen haben.
Dieses Buch wird, so hoffen wir, zur Ehre Gottes und Ausbreitung seines Reiches dienen nach dem schönen Wort des Hebräerbriefes: „Er redet noch, wiewohl er gestorben ist.“ (11,4.) Möge. der Leser, so sehr er das Gedächtnis des Mannes in Ehren halten mag, dem wir dieses schöne Zeugnis der Macht des Glaubens verdanken, von ihm auf den sehen, von dem alle gute Gabe und alle vollkommene Gabe kommt. „Lasst uns nicht vergessen,“ sagte Monod am Sonntag Abend des 2. März, „das, was wir so im Namen des Herrn pflanzen, mit unseren Gebeten zu befruchten, und lasst uns den Herrn bitten, nicht zu gestatten, dass eine unfruchtbare Neugierde, oder selbst eine bloß menschliche Liebe in dem Herzen des Sprechenden und der Zuhörer den Platz einnehmen, den hier das reine Verlangen, Gott zu verherrlichen, behaupten muss.“ In diesem Geist bieten auch wir dieses Buch dem Volk Gottes dar; möge es von ihm in diesem Geist aufgenommen werden, im heiligen Eifer, dem allein die Ehre zu geben, von dem alles Gute kommt. Möge es uns aber auch erlaubt sein, bei der Veröffentlichung dieser Sammlung auf die Güte des treuen Gottes aufmerksam zu machen. Es ist beinahe ein Jahr, dass die Kirche anfing für das Leben Monod's besorgt zu sein, und von Gott diesen Diener zurückzuerbitten, den er schon mit seinem Siegel für das ewige Leben zu bezeichnen schien. Nach acht Monaten des Gebets wurde ihr Monod entzogen, nach acht o wie schweren Monaten des Leidens! Aber nicht umsonst hatte er sich, wie er selbst sagte, „von den Gebeten des Volkes Gottes getragen“ gefühlt. Indem ihm Gott seine Gesundheit, sein Amt und sein Leben entzog, behielt er es sich vor, seine Gebete und die seiner Brüder für ihn auf eine andere Weise zu erhören: Er wollte ihn für sein ganzes Volk als Beispiel hinstellen. Dem Predigtamt Monod's fehlte gerade noch das Siegel dieser letzten furchtbaren Krankheit; wer ihn in den Tagen seiner Kraft hörte und ihn nachher in den Tagen seiner Schwäche sah, der kann sagen, ob der Prediger in der Fülle körperlicher Gesundheit und aller Freiheit seines Geistes wirksamer und segensreicher zu seinem Herzen geredet hat, oder der kranke und sterbende Christ. Und während dieser Krankheit, in der Gott auf diese Weise die Macht des Glaubens an ihm glänzend hervortreten ließ, vergönnte er ihm noch, jeden Sonntag in seinem Namen zu reden; ja er hat es ihm bis zum letzten Tag vergönnt, und hat aus dieser langen Trübsal dieses Büchlein hervorgehen lassen, ein bescheidenes aber beredtes Zeugnis für das Evangelium, welches vielleicht in der Geschichte der Kirche einzig dasteht. Da hören wir Woche für Woche einen Mann, der den Tod erwartete, ohne ein Verlangen danach zu wagen, das Evangelium immer wieder verkündigen, mit immer wachsender Überzeugungskraft, Geduld, Frieden und Freude, sowie er es während seines fünfundzwanzigjährigen Amtes erkannt, gepredigt und durchgelebt hatte. Gott allein die Ehre!
In einer Predigt am Weihnachtsfest 1854 über das Wort: „Es wird ein Schwert durch deine Seele dringen,“5) sprach Monod, der schon seit dem Anfang des Frühlings krank war, einige Worte, die wir hier anführen wollen, um zu zeigen, wie Gott an ihm hat zur Wahrheit werden lassen, was er damals in seinen Mund legte.
Nachdem er gezeigt, dass das gekreuzigte leben das wahre Leben des Christen und des Dieners am Worte insbesondere sei, schloss er diesen Teil seiner Rede mit folgenden Worten:
„Wenn unter dem mannigfachen Kreuz, das Euch der Herr zu tragen gibt, eines ist, das Euch, ich will nicht sagen schwerer als die anderen zu tragen scheint, sondern für Euren Dienst störend, ja todbringend für alle Hoffnungen Eures heiligen Berufes auf immer erscheint; wenn sich die äußere Versuchung zur inneren gesellt, wenn Alles, Leib, Geist und Herz verwundet, kurz wenn Alles ohne Rettung verloren scheint; nun so nehmt dieses Kreuz, oder, wie soll ich sagen? diese ganze Kreuzeslast auch in einem ganz besonders demütigen, hoffenden, dankbaren Sinn hin als ein Leiden, in dem Euch der Herr einen ganz neuen Beruf wird finden lassen; begrüßt es als die Quelle eines Dienstes der Trübsal und der Schwachheit, welchen Gott als den besten für das Ende aufgespart bat, und den er reichlicher mit den Früchten des Lebens segnen will, als je vorher Euren Dienst der Kraft und Freude!“