Der Glaube, von dem das heilige Abendmahl ein zugleich so einfaches und so tiefsinniges Bild ist, dieser Glaube, meine Freunde, ist unsere einzige Kraft und unser einziger Friede. Denn der Glaube ist nichts weniger als die den Menschen zur Verfügung gestellte Macht Gottes.
Auf die Frage: „Wie hat Mose durch das Rote Meer gehen können?“ antwortet die Schrift nicht: „Weil er mit einer übernatürlichen Macht ausgerüstet war!“ sondern „Weil er geglaubt hat!“ Auf die Frage „Wie hat Abraham alle die großen Taten vollbringen können, die er vollbracht hat?“ antwortet die Schrift nicht „Durch übernatürliche Kräfte!“ sondern „Weil er geglaubt hat!“
Dabei müssen wir nicht nur bewundern, daß der Heilige Geist all die größten Werke der Heiligen aus einer inneren, ganz und gar geistigen Quelle herleitet, sondern wir bewundern am meisten, daß es eine Quelle ist, die uns allen zugänglich ist, denn wenn die Schrift selbst bei einem Mose, einem Abraham nur vom Glauben spricht, so wird uns klar, daß jeder von uns durch diesen selben Glauben befähigt werden kann, die Werke zu tun, die Gott von uns fordert, wie jene Gottesmänner durch ihn befähigt wurden, die ihrigen zu tun.
Wie wunderbar, daß wir alle, ihr und ich, mitten hineingestellt in eine Welt, die im Argen liegt, gereizt von den Sinnen, vom Eigenwillen und den Beispielen, kurz, von dem unmittelbaren Eindruck unserer Organe, daß wir dies alles Lügen strafen und - glauben können.
Dieser Glaube, obgleich er die Erhörung unserer Gebete ist, ist der Preis eines langen und mühseligen Kampfes; aber er ist dieses Kampfes wert: Gott will, daß wir ihn uns erkämpfen. „Das Gebet ist das leichteste von allen Werken, aber das Gebet des Glaubens ist das schwerste von allen.“
Ich bin in einer Lage, liebe Freunde, in der mir an nichts liegt als am Glauben. Wie es unser Bruder vorhin in seinem Gebet sagte: Wir haben durch ihn die Macht, den Frieden und die Freude.
Es ist leicht, aus der Ferne zu sagen und zu predigen, daß der Glaube über alles triumphieren muß; aber wenn es gilt, Mann gegen Mann mit dem Feinde zu kämpfen, wenn es sich darum handelt, alles zu gewinnen, wenn es darauf ankommt, Jesus Christus zu folgen, zuerst am Morgen in die Wüste, dann am Abend nach Gethsemane, und dann nach Golgatha, dann fühlt man, daß dies ein ernstes Ding ist.
Ihr würdet mich - Gott sei gelobt, ewig gelobt! - ganz mißverstehen, wenn ihr dächtet, weil ich so rede, daß Gott mich nicht aufrecht erhält. Er hält mich aufrecht wunderbar. Aber ihr sollt im voraus wissen, daß der Kampf hart ist, viel härter als ich es vorher geglaubt habe - damit ihr tut, was ich nach meinem geringen Maße getan habe und viel lieber in weit höherem Maße getan haben möchte; damit ihr alle Tage im Glauben wachset; damit ihr nur lebt, um im Glauben zu wachsen; damit ihr vor Gott nur Glaubens- und Gebetsmenschen seid, die sich durch die Erfüllung seines Willens von heute zur Erfüllung seines Willens von morgen bereiten.
O wie würden meine Leiden versüßt, wie sind sie versüßt durch den Gedanken, daß sie euch zum Segen dienen, daß die Worte, die ich in meiner Schwachheit zu euch rede durch den Heiligen Geist, in eure Herzen eingedrungen sind! O, meine Freunde, wenn dies kleine Häuflein, wenn die, die wir hier beisammen sind, Glaubensmenschen wären, dann gäbe es viele Kapitel zu schreiben wie das elfte des Hebräerbriefes, allein aus diesem unserm Kreis!
Quelle: Abschiedsworte