Magister Georgius Mohr
Prediger zu Born.
Aldenburgk 1524
Dem Erbarn Caspar von Kitscher. Wünsch ich Georgius Mohr von Koburgk/ zu Born prediger: Gnad und frid yn Christo Jesu unserm Heyland.
Die angeborne und eingeleybte forcht des todes/ ich nicht die geringste achte unter den andern unzelichen anfechtungen unser blöden natur/ Erbar und gonstiger her. Welche allermeyst auß dem unglauben/ und außerhalb des götlichen worts warer erkentniß yn uns grösser unnd krefftiger wyrt/ Derhalb ich solches behertziget/ Disen kurtzen underricht yn dem götlichen wort gegrün det/ zu eym sonderlichen trost und ertzney/ In solchen unleydlichen anfechtungen des todes und letzten abscheydens/ euch meinem geliebsten Herrn und patron/ gutter meynung habe wollen zustellen/ Bit/ wöllet solchs geringes dißmals gut willig annemen. Got stercke Ewern geyst yn der waren götlichen erkentniß. Amen. Geben am tag Symon unnd Jude/ Im Jar Tausend Funffhundert und ym vier undtzentzigsten.
Joannis XI. dixit Martha
ad Jesum domine si fuisses hic. etc.
In dysem Euangelio Wyrt unß hertzlich angezeyget die natur und eygenschafft des götlichen worts/ Dann were das selbig durch und yn eym rechten glauben auffgenommen hatt/ der selbige hat auch alle dingk/ vormag alle dingk/ Wirt ein herre uber todt/ helle/ sunde/ und alle creaturn/ nichtes kan und mag ym schaden solches. Weytter zuvornemen helt uns der Euangelist vor die hystoria von Martha/ Welche dem Herrn den todfal yres bruders/ Welcher vorstorben war/ mit bittrikeit yres gemüts gantz ernstlich ansaget.
Aber der herr Jesus antwort yr/ Ich bin die aufferstehung und das leben/ wer yn mich glaubet/ ob er auch gestorben/ wyrt leben/ Und ein yetzlicher der lebet und glaubet yn mich/ wirt nicht sterben ewig. O welche trostliche wort diß sind/ Dann unter dem tode wyrt uns das leben unter trubsal und anfechtung trost und hylff zugesaget. Wer kan gnugsam die kraft des götlichen worts erzelen/ Welches solche grosse dingk wircket yn den hertzen der glaubenden menschen.
Der menschlichen natur ist der todt uberauß erschrecklicih und forchtsam/ Dann der blöde mensch mag und kan nicht gern sterben/ Wann aber der trost des götlichen worts Welches alle dingk die der natur sawer und bitter sind/ gantz süß/ lustig und lieblich machet/ durch krefftige und lebendige wirckung des heyligen geystes und waren glaubens/ yns hertze einfelt/ Dann wyrt auch der todt nicht meher erschrecklich/ nicht meher forchtsam/ sondern vil meher begyrlich/ mit freuden begert und erfordert/ wie Paulus than hat/ Do er saget/ ich beger zusterben auff dz ich bey Christo sein mage/ Und nachmals wer wyrt mich ledig machen von dem Cörper dises todes? Auch wer wirt uns absondern von der liebe Christi/ wirt das thun der todt oder das leben/ oder das schwert? etc. Hie hören wir das der tod den rechten Christen die gottes wort warhafftig und bestendig gefast haben/ nicht mehr erschrecklich ist/ vil mehr bitten sie unnd begern den selbigen/ Also gantz vorlischt alle zaghaftige forcht des todes/ und alles ubels Das auch der mensch mit grossen begern seuffzet zugeen durch den leyplichen todt yn das ewige vorheyschne vatterland/ wie wir dann teglich seuffzen und bitten/ ym Vatter unser zukumme dein reychU/ Hie begern wir ya auß disem schalckhafftigen reych diser welt/ yn ein ander reych zukummen/ Welches allen außerwelten von ewigkeit bereyt ist/ wie Christus saget.
Derhalben ist nicht wenig von nötten das man die genichen menschen/ die ytzt am todtbet ligen und zusterben anheben/ hertzlich und emsiglich zu dem götlichen wort eryndern und ermanen solle/ auff das sie trost/ hylff/ und stercke durch und yn demselbigen wort erlangen mögen zu streytten ritterlich und getrost/ wider dise und andere unzeliche anfechtungen/ Dann sonder zweyfel der todt wyrt solche geengste lewt grewlich und erschrecklich angreyffen und anfechten/ seinen rachen unentlich auf sperren/ Und auf das aller erschrecklichst sein/ Wider solche grausame anfechtung/ muß der angefochten mensch steyff und vest auff dem götlichen wort bestehen und verharren/ Dann Christus saget ya offentlich/ Wer yn mich glaubet sol den todt nicht schmecken ewig. Wer wil hye wancken unnd zweyfeln/ die weyl uns vorsprochen und zugesaget/ uberwindung des todes one allen unsern schaden unnd nachteyl: Gleich wie er, und durch yn/ Der tod uberwunden/ und yn die flucht geschlagen und gejaget/ Wie der Prophet meldet. O tode ich werde dein todt sein etc. Also sollen wir gewiß sein und nicht zweyfeln/ er werde uns/ die wir glauben/ auch nicht schaden mögen.
Nun wann das wort ym grunde des hertzens durch eyn vesten und unwanckenden glauben gefast wirt/ dann entschlumt und entschlefft der mensche yn dem wort des waren lebens/ dann das götliche wort ist eyn wort des waren und ewigen lebens/ Wie Joannes schreybet/ Das wort war das leben/ und das leben war ein liecht der menschen/ Die weyl/ wie gehort/ das wort ewig lebet/ muß unüberwintlich volgen/ Das der mensch/ welcher trawet und bawet/ auff das selbige/ auch ewig lebe und den todt nicht schmecke ewiglich.
Darumb die leypliche entleybunge der frummen Christen/ welche auß diser welt vorscheyden/ wyrt nicht eyn todt/ sonder ein schlaff yn der schrifft vilmals genant/ Dann solche Christen sterben nicht ewiglich/ sonder endtschlaffen yn disem wort/ und rwen yn sanffter süssigkeyt auff der brust Christi/ biß auff den Jungsten tag/ Dann werden sie durch die krefftigen stym Christi auffwachen/ unnd mit ym nachmals sich frewen yn dem hymelischen sale one ende. Dahyn uns helffe gottes gütte und Barmhertzigkeyt. Amen.
mit angeheffter hertzlicher beg zu Got nach frembder nemlich auß milder gottes gnaden entsprosner gerechtickeyt
Almechtiger ewiger Got/ Ich armer betrübter mensch erkenne/ auß offenbarung deines göttlichen gestrengen urteyls/ Das ich auß krafft/ macht/ unnd wirckunge meiner verfluchten natur nichtes zuthun noch zu wöllen geweltig bin/ Welches vor dir O got meyn herr bewert bestendig und angenem were: Bekenne derhalben solchs mit bittrikeit meines hertzens/( Unnd kumm zu dir/ dieweyl außerhalb dein/ kein hylff/ kein trost/ kein Heil/ kein seligkeyt noch gerechtickeyt befunden wirt/ mit hertzlicher begyr nach deinen vetterlichen gnaden seufftzendt. O vcatter ym hymel/ Ich bithe dich durch dein vetterlichen Gütte unnd mylde gnad/ Erbarm dich uber mich/ biß mir gonstig und gnedig/ sende dein heyliges wort yn mein hertze/ mache das selbige/ Durch die krefftige wirckung des heiligen geystes/ lebendig/ krefftig unnd thettig ym grunde meynes hertzens/ Auff das ich allein/ allen trost/ alles heyl/ alle sicherheyt und gerechtigkeit mir auß deinem vetterlichen willen und gunst/ yn Christo Jhesu deinem geliebten son meynem heyland/ durch dein heiliges wort mildiglich vorsprochen und zugesaget/ yn eiynem vesten unwanckenden glauben bestendig/ erlangen möge/ Und also durch die widergeburt deß heyligen Geystes und götlichen worts/ Ich dyr eyn newgeborn angenem gehorsam und gefellig kyndt werde/ Und du mir ein hertzgeliebter holtseliger gonstiger außerwelter vatter Durch Jesum Christum unsern lieben herrn. A M E N.
Gedruckt yn der Fürstlichen stadt Aldenburgk durch Gabriel Kantz. 1524. jar.
Abgeschrieben aus dem Original