Vater unser, der du bist im Himmel.
Das ist:
Ach, du allmächtiger Gott, Schöpfer aller Creaturen, der du bist im Himmel, das ist, um uns und bei uns allenthalben, und willst unser gnädiger und gütiger Vater sein, um deines lieben Sohnes, Jesu Christi willen, und sorgest herzlich für uns und willst uns erhören und helfen.
Geheiliget werde dein Name.
Das ist:
Dein Name werde recht erkannt durch rechte Lehre und den Glauben, daß du als der wahrhaftige geoffenbarte Gott auch wahrhaftig angerufen und recht geehret werdest ohne alle Abgötterei.
Zu uns komme dein Reich.
Das ist:
Regiere du uns mit dienem heiligen Geist. Und ist zu merken, daß die Stücke im Gebet sehr ordentlich gesetzt sind. Erstlich muß in uns sein rechte Lehre und rechte Erkenntniß, weil das wort und das Lernen gewiß der Anfang ist. Es wird aber im Herzen kräftig und lebendig, wenn der heilige Geist mitwirket; darum ist es hochnöthig, daß wir bitten, daß er uns reigeren wolle, wie geboten ist Lucä am 11. Wie viel mehr wird Gott den heiligen Geist geben denen, so ihn darum bitten.
Dein Wille geschehe auf Erden, wie im Himmel.
(Das ist von Aemtern geredet.)
Ach, Herr, wirke du, daß die Aemter, prediger, Lehrer, Könige, Fürsten, Richter, Hausväter ihre Aemter recht ausrichten, damit geschehe, was dir wohlgefällig ist, wie die Engel im Himmel auch ihrer aemter warten und thun, was dir wohlgefällig ist.
Unser täglich Brod gieb uns heute.
Das ist:
Herr, sorge auch für unsere und unserer armen Kinder schwache Leiber. Gieb uns Nahrung, Frieden, Gesundheit, Verstand und Glück in unserer Arbeit und andere leibliche Nothdurft, wie du gnädiglich zugesagt hast: suchet zuerst das Himmelreich, so werden euch alle andere Güter zugegeben.
Vergieb uns unsere Schuld, wie wir vergeben unsern Schuldigern.
Das ist:
Bei allen Anrufungen und in allen Gebeten muß diese Bitte mit gehen: Vergieb uns unsere Schuld. Und muß dieses besondere Licht des Evangeliums und dieser Glaube alle Zeit in unsern Herzen leuchten, daß Gott um seines Sohnes willen uns unsere Sünden gewiß vergeben wolle, wie er solches mit seinem Eide bezeuget.
Und führe uns nicht in Versuchung.
Das ist:
Laß uns nicht fallen noch von dir weichen, wenn wir versucht und angefochten werden, leiblich oder geistlich. Denn der Teufel ist allen Gottesdienern grimmig feind und sucht allerlei List, Gott zu lästern und die Menschen zu verderben, wie St. Petrus spricht: Der Teufel gehet umher, wie ein brüllender Löwe rc. Und ohne Gottes Hilfe können wir allein nicht widerstehen.
Erlöse uns vom Uebel.
Dieses Stück redet vom Ende. Denn weil dieses Leben voll Jammers ist, so muß endlich doch eine Erlösung sein, sonst wären wir ewig in der Angst und im Tode. Darum bitten wir endlich, daß uns Gott aus diesem Jammer und vom Tod und der Hölle erretten und uns ewige Gerechtigkeit und Seligkeit geben wolle. Amen!
Betbuch Christian des ersten,
Herzogs und Churfürsten zu Sachsen, vom Jahre 1589
Mit Gebeten des Churfürsten August von Sachsen.
Dr. Johann Konrad Irmischer
Erlangen
Verlag von Andreas Delchert.
1853.