Herr, mein Gebet kommt frühe vor Dich
„So schicke Dich, Israel, und begegne Deinem Gott.“
Amos 4, 12.
Ewiger Gott, Du Schöpfer meines Lebens, mein unermüdlicher, unveränderlicher Wohltäter, ich wage mich auch an diesem Morgen wieder vor Dein Angesicht, und danke Dir für die Fülle Deiner Guttaten. Es hätte ja der Schlummer der verflossenen Nacht mein Todesschlaf werden können, aber Du hast mich noch unter den Lebenden gelassen, damit ich Dich preise. Ach, lass mich doch jeden Morgen so aufstehen, und jeden Tag so leben, als wären es meine letzten Stunden als wenn mein nächstes Erwachen schon in der Ewigkeit wäre.
Herr, das Sterben rund um mich her müsste viel größeren Eindruck auf mich machen, und mich zu viel ernsterem Nachdenken bewegen. Einer meiner Freunde nach dem andern geht dahin, der Kreis meiner Bekannten wird immer enger. Die Mahnung: halte auch du dich bereit, schallt wohl immer an mein Ohr, aber wie bin ich so geneigt, ihren Ernst unbeachtet zu lassen, und meine Vorbereitung zum Sterben auf die letzte Stunde zu verschieben. Gnädiger Gott, ich bitte Dich, lass doch meine Lampe brennen, und meine Lenden gegürtet sein lass mich nicht um mein Gefäß mit Öl zu füllen, bis auf den Augenblick warten, wo der Bräutigam schon kommt und ich gerufen werde, Ihm entgegen zu gehen. Lass mich jetzt schon mein ganzes Vertrauen auf Jesum werfen, dass dadurch der Tod seinen Stachel verliert dass die feierliche Stunde, die den Sorglosen und Leichtsinnigen nichts als Finsternis und Schrecken bringt, für mich der Anbruch des ewigen Sabbats ist, die Tür zum Eingang in eine Welt unaussprechlicher Freude.
Herr, lass mich erkennen, dass der Stachel des Todes die Sünde ist, und dass ich nicht eher bereit sein kann zum Sterben, als bis ich die Gewissheit habe, dass alle meine Sünden vergeben und ausgelöscht sind durch das Blut meines Erlösers. Christus muss mein Leben sein, und Sterben mein Gewinn. Lehre mich, durch festen Glauben an den großen Todesüberwinder, mich mit meiner Sterbestunde vertraut machen, damit ich, wenn sie nun kommt, in Ihm entschlafe, und Seine süße Stimme sagen höre: Ich bin es, fürchte dich nicht!
Siehe erbarmend nieder auf die große Menge der Menschen, die so ruhig dahin leben, ohne an diese ernsteste Stunde zu denken und sich dazu zu schicken. Wecke sie auf, dass sie sich besinnen, und ihre Gefahr erkennen lehre sie sowohl ihre Schuld erkennen, als auch einsehen, wie dringend nötig sie den Heiland haben dass die Zeit dahin eilt und die Ewigkeit drohend nahe rückt und dass, so wie der Baum fällt, er liegen bleibt.
Ich bitte auch für die Heiden, die aus Mangel an Erkenntnis des Heils in so großer Gefahr stehen. Fördre und segne doch alle Bestrebungen, um ihnen das Evangelium zu bringen, lass Deine Diener, die Missionare, die ihr Leben in ihre Hand genommen haben um als Friedensboten in die dunkle Heidenwelt zu ziehen, den Frieden erfahren, den die Welt nicht geben kann. Lass an dem großen Tage Deiner Wiederkunft viele durch sie gerettete Seelen ihre Freude und ihre Krone sein.
Gib uns Allen, einem Jeden an dem ihm zugewiesenen Ort, etwas zu Deines Namens Ehre zu tun. Lass uns unsre Zeit, alle uns gebotene Gelegenheit, unsre Kräfte, unser ganzes Wesen zu Deinem Dienst gebrauchen, und das Lob Dessen verkündigen, der uns berufen hat aus der Finsternis zu Seinem wunderbaren Licht um Jesu Christi willen. Amen.
Drum bei dem letzten Glockenklang
Sei Du mir, Herr, zur Seite,
Und gib mir bei dem Todesgang
Dein freundliches Geleite,
Damit die letzte Erdennot
Nicht eine Krankheit sei zum Tod,
Vielmehr zum ew'gen Leben.