Luther, Martin - Aus den Tischreden

Der Aeltern und der Oberkeit Gewalt ist unterscheidlich.

Die Aeltern sorgen viel mehr fur ihre Kinder, bewahren sie auch fleißiger, denn die Oberkeit ihre Unterthanen; darumb sagte Moses zun Jüden: Hab ich euch gezeuget? Denn Vaters und Mutters Gewalt ist ein natürliche und freiwillige Gewalt und selbgewachsene Herrschaft uber die Kinder; der Oberkeit Herrschaft aber ist gezwungen, ein gemachte Herrschaft. Wo Vater und Mutter nicht mehr können, das muß Meister Hans, der Henker, ausrichten und ziehen, daher auch die Oberkeit nur ein Hüterin des vierten Gebots Gottes ist wie die Katze uber die Maus. Darumb ist der Aeltern Dignität auch größer, man soll ihnen auch mehr Ehrerbietung thun, denn sie sind die Quelle und der Ursprung des vierten Gebots.


Ob ein Vater sein ungehorsam Kind möge enterben?

Einer fragte D. Martin umb Rath: Ob er auch Macht hätte, seinen ungehorsamen, ungerathenen Sohn zu enterben? Da antwortet er und sprach: „Ja freilich, denn das stehet ins Vaters Macht und Gewalt; wie der alte Chremes im Terentio sagt: Sollt ich meine Güter dem Balge Bachidi geben? So befiehlet Gott durch Mosen, daß ungehorsame Kinder sollen gesteiniget, nicht allein erblos gemacht werden. Darumb soll ihn der Vater enterben, doch mit der Vorbehaltung, so er sich bessern würde, daß mans ihm wieder folgen lasse.


Worumb die ersten Aeltern nur Früchte geessen haben?

Antwort: „Was dorften sie der andern Speise, dieweil die Kräuter so wohl geschmackt und solche Kraft gehabt? Es werden die Granatäpfel und Pomeranzen so wohl gerochen haben, daß einer vom Geruch hat mögen gesund werden; aber die sundfluth hats Alles verderbt. Es folget nicht: Gott hats Alles geschaffen, darumb muß mans Alles essen. Die Früchte waren da fürnehmlich geschaffen, daß sie sollten sein eine Speis fur Menschen und Thiere. Das ander war geschaffen, daß man Gott sollt loben. Also die Sterne, wozu dienen sie, denn daß sie Gott, ihren Schöpfer, loben? Wozu dienen itz die Raben und Krahen? und gleichwohl nähret sie Gott.


Der Aeltern Fluch.

Ein bös ungerathener Sohn hieb seim Vater zweene Finger ab; da wünschet ihm der Vater, daß er in der Elbe läge. Das geschahe auch also, denn der Sohn ersoff desselben Tages in der Elb. So hab ich im Augustino gelesen, daß, wenn die Müttere den Kindern gefluchet haben und gesaget: Daß dich der Ritte schütte! da sind die Kinder zittern worden, aber darnach durch gemeine Gebet wieder erlöset.


Der Kinder ungleiche Natur und Art.

Doct. Martin sahe seine Kinder an, daß sie mancherlei Natur und Art waren, verwunderte sich uber Gottes Werk und Geschöpf und sprach: „Gleich wie die Art mancherlei ist, also sind auch die Gaben mancherlei, ja ienem Menschen gehets anders denn dem andern; einer hat mehr Glücks oder Unglücks denn der ander. Darumb soll man allein auf Gott, den Schöpfer und Stifert sehen, ihm vertrauen und ihn anrufen!


Von Weibern

Da D. Martin sein Weib schmierete der Lähmde halben an Beinen, sagt er: „Etwan wurden die Weiber geschmieret, du aber schmierest mich. Denn das Wort im Latin Uxor, Weib, kömmet her vom schmieren, ab unguendo. Denn da die Heiden sahen, daß der Ehestand viel Anstoß und Hinderniß hatte und große Gefahr, wider solch Unglück allzumal schmiereten sie die Pfosten der neeuen Bräute.“

„Item, wenn die Weiber die Lehre des Evangelii annehmen, so sind sie viel stärker, und brünstiger im Glauben, halten viel härter und steifer darüber denn Männer; wie man siehet in der lieben Anastasia, und Magdalena war herzenhaftiger denn Petrus.“


Weiber sollen nicht beredt sein.

Ein Engeländer, ein sehr gelehrter, frommer Mann, ging mit Doctor Martin zu Tisch, verstunde die deutsch Sprache nicht; zu dem sagt er: „Ich will euch mein Weib zum Präceptor geben, die soll euch die deutsche Sprache fein lehren, denn sie ist sehr beredt, kann es so fertig, daß sie mich damit weit ubertrifft. Wiewohl wenn Weiber wohl beredt sind, das ist an ihnen nicht zu loben; es stehet ihnen baß an, daß sie stammlen und nicht wohl reden können. Das zieret sie viel besser.“


Was den Weibern ubel anstehet.

Es ist kein Rock noch Kleid, das einer Frauen oder Jungfrauen ubeler anstehet, als wenn sie klug will sein.


Lange Haare sind eines Weibes Schmuck.

Haare sind eines Weibes bester Schmuck, darumb gingen etwan die Jungfrauen in Haaren und hatten sie zu Felde geschlagen, wenn man triumphirte oder traurete und Leid trug. Es ist ein fein Spectakel zu sehen und stehet den Weibern sehr wohl an, wenn sie die Häär zu Felde geschlagen haben.


Männer, Weiber

Männer haben ein breite Brust und kleine Hüften, darumb haben sie auch mehr Verstandes denn die Weiber, welche enge Brüste haben und breite Hüften und Gesäß, daß sie sollen daheim bleiben, im Hause still sitzen, haushalten, Kinder tragen und ziehen.


Die größten Leute irren.

Adam hat gefeihlet an Cain, denn er meinete, er würde der Mann sein, der dem menschlichen Geschlecht wieder helfen und der Schlangen den Kopf zutreten würde. Isaac feihlete an Esau, Jacob an Ruben, Joseph an Manasse rc. Allen ists anders gangen, denn sie gemeinet haben. Alleine Joseph wird genannt ein Sohn, den Jacob in seinem Alter gezeuget, da er doch nach ihm andere mehr gezeuget hat. Ich halt aber, es wird daher kommen, daß Rahel sagte, da sie sahe, weil er nu alt wäre, er würde nimmermehr kein Weib wieder nehmen.


Kinder sind Gottes Gabe.

Doctor Martinus nahm sein kleines Kindlin zu sich und spielete mit ihm, und sprach: „Ah, wie ein großer Segen Gottes ist das, deß die groben Bauren und störrigen Köpfe nicht werth sind; sie sollten nur Säue haben.!“


Der Mensch ist aus Koth.

Als D. Martinus gebadet hatte und auf einen Abend nach dem Essen die Hände wusch, sprach er: „Wie wird das Wasser so unrein nach dem Bade? Ja, ich habs vergessen, daß Haut und Fleisch von Dreck sind gemacht; wie die Schrift sagt: Du bist Staub und Aschen, o Mensch!“


Von der Fischen Mehrung.

Da fische auf den Tisch gebracht worden, redete D. Martinus viel von göttlicher Kraft und Wirkung in der Schöpfung, „daß ein Thier vom andern käme und gezeugt wird, sonderlich im Wasser und Meer, da ein Fisch viel tausend andere brächte und zeugete, wie der Rogen anzeiget. Item man fischet alle Tage in der elbe und sie ist doch voller Fische. Es ist ungläublich, wie sich die Fische mehren und züchtigen, allermeist im Meer; denn man sagt, daß der Meerstrom bei Antdorf alle vier Wochen ein neue Art von Fischen bringe.


Die Jugend bricht herfür.

Ein junger Mensch ist wie ein neuer Most, der lässet sich nicht halten, muß gähren und ubergehen, will sich immer sehen lassen und etwas sein fur Andern, kann sich nicht innen halten.


Adam hat kein Brod gessen.

Da man Birn und Aepfel zu Tisch brachte, sagt Doctor Martinus Luther: „Wenn Adam nicht gesündiget hätte, so hätt man kein Brodbedurft noch gebraucht, wir hätten nur Obs gebraucht.“ Da fragte einer: Worumb Christus nach der Auferstehung gessen hätte? Antwortet er: „Christus hat nicht Noth oder Hungers halben gessen, sondern daß er damit beweisete und bezeugete, er wäre Christus und wahrhaftig erstanden.“


Ein anders

Doct. Martinus Söhnlein, der des Vaters Namen hat, hatte ein Hündlin, mit dem er spielte. Da das der Vater sahe, sprach er: „Dieser Knabe prediget Gottes Wort mit der That und im Werk, da Gott spricht: Herrschet uber die Fisch im Meer und Thier auf Erden (Genes. 1, 28.), denn der Hund leidet Alles von dem Kindlin.“


Gedanken aller Gottlosen.

Diese Gedanken hat der Papst und alle Philosophi: Bin ich fromm, so hab ich ein gnädigen Gott, wo nicht, so ist kein Gott rc. Das heißet sich selber zu Gott machen. Ich aber kann nicht gedenken, wie einem Menschen müsse zu Sinnen sein, der es nicht ernstlich dafür hält, daß ein Gott sei, da er doch täglich siehet die Sonne aufgehen rc. Er muß je bißweilen gedenken und ihm einfallen, ob sie ewig gewesen seie, oder er muß die Augen in Koth hinein stecken wie die Säue; denn die Creaturen ansehen und nicht gedenken, ob Imand sei, der sie treibe, regiere und erhalte, ist ungläublich.


Gott gibt den Gottlosen hie viel Güter, aber den Gottfürchtigen viel mehr.

Da D. Mart. Luther einmal einen guten Wein trank, sprach er: „Wir gläuben nicht, daß unser Herr Gott werde uns geben mehr, denn er sonst den gottlosen Reichen in der Welt gibt, welchen er gibt guten Wein, Getreide, Eier, Hühner, Kaphanen, ja alle Creaturen. Aber das wahrhaftige Gut, nämlich sich selber, gibt er ihnen nicht; und daher können wir abnehmen und schließen, was er uns werd geben, weil er den Gottlosen und Lästerern die ihn schänden und schmähen, so große theure Gaben gibt.“


Unnütze Leute.

Im Garten sagte Doctor Martinus Luther: „Wenn die unnützen Leute müßten alle sterben, so müßten doch wir unnütz werden; denn der Teufel muß unnütz Gesinde haben. Darumb lasset sie immer hin leben, weil ihnen Gott das Leben gönnet.“ Das sagt er von unnützen Hofschranzen und andern Leuten mehr.


Undankbarkeit der Welt furs Evangelium

Der Dank, so die Welt fur die Lehre des heiligen Evangelii thut, isteben der, so sie Christo gethan hab, nämlich das Kreuze; deß hat man sich zu ihr zu versehen und keins andern!


Ein anders

Da einer klagte uber die große Undankbarkeit der Leute, sprach D. Martinus Luther: „Dieß Jahr ist ein Jahr der Undankbarkeit, das künftige und folgende aber wird ein Jahr der Rache sein. Es ist doch kein Aufhören; Gott muß strafen auch wider seinen Willen, Natur und Art, wir ubermachens!“


Menschlich Elend

Da Doctor Martinus Luther gen Riemeck fuhre, sprach er: „Wie mancherlei Tode haben wir an unserm Leibe, ist doch nichts denn eitel mors, Tod, mit uns; siehe alle Glieder an, so wirst du es finden.“


Menschen Art mit Essen.

Wir haben aller tyrannischen Thier Art an uns mit Essen. Der Woilf frisset Schafe, wir auch; der Fuchs Hühner, Gäns, wir auch; Habichte und Geier essen Vögel, wir auch; Hechte fressen Fische, wir auch. Mit den Ochsen, Pferden, Kühen essen wir auch Gras; mit den Schweinen essen wir Mist und Dreck. Aber inwendig wird Alles zu Dreck.


Was Menschen seien.

Wir sind eine böse fahrende Hade; wir wollen gläuben, daß uns Gott gewiß wolle gnädig sein, weil er uns seinen Sohn gegeben hat, sonst ists gar aus und umbsonst mit uns.

Worumb Gott die Welt geschaffen hab.

Gott hätte wohl mögen die Welt ungeschaffen lassen, aber er hat sie geschaffen, auf daß er sein Ehre und Macht beweisete. Man soll unsern Herrn Gott nicht fragen: Quare hoc facis (Worumb thust du das)? Wir sollen thun, was uns befohlen ist, und darnach nicht fragen: Quare (Worumb)? Dahin mussen wir kommen, daß unser Herr Gott frömmer sei denn wir.


Wo das Gute und Böse herkomme.

Was gut ist, das ist von Gott; was böse ist, das ist vom Teufel. Der Mensch braucht Gut und Muth wider Gott mehr denn zu seinem Lobe, darumb eines Menschen Freunde sind seine größten Feinde.


Welt

Die Welt verstehet nicht, was Gottes Wort heiße, noch wollen sie alle evangelisch sein. Nu es heißet: Multi vocati, sed pauci electi (Viel sind berufen, aber wenig sind auserwählet).


Doctor Martini Luthers Gedanken von der Welt, da er noch in der Kappen war rc.

Da ich in der Kappen war und erstlich anhüb zu schreiben, hätte ich nicht gemeinet, daß in der Welt der Teufel die Leute so heftig plagte. Ich gedachte, wir hätten den Teufel allein in den Klöstern. Und ist auch wohl möglich gewesen, weil die Mönche die Welt eingenommen, daß die Teufel in den Adel und Bauern gefahren sind, quis multum peccant in rempublicam. Sie verderben Land und Leute, thun großen Schaden.


Gleißender ansehenlicher Rathgeber

Es ist nichts Schädlichers denn ein gleißender, ansehnlicher, heuchlischer Rathgeber. Wenn man seinen Rath und Bedenken höret, so hats Hände und Füße, wenns aber soll angehen, so stehets wie ein stätiger Gaul, den man nicht kann forttreiben.


Was Welt ist.

Welt ist ein Haufe oder Versammlung solcher Leute, die nur von Gott empfahen allerlei Wohlthaten und gegen dem Geber dafur ihren Undank und Lästerung.


Der Bauern Undankbarkeit

„Die Bauern sind nichtwerth so vieler Wohlthaten und Früchte, die die Erde bringet und träget. Ich danke unserm Gott mehr umb einen Baum oder Staude, denn alle Bauern fur alle ihre Aecker.“ Da sprach Philipp. Melanchthon: Ei, Domine Doctor, nehmet etliche Bauern und Ackerleute aus, als Adam, Noah, Abraham, Isaac, der auf seinen Acker hinaus ging, daß er bedenken wollte Gottes Gaben in den Creaturen. Genes. 24. (V. 63)


Welt-Wille

Die Welt will Nachteulen haben, das ist, Rotten und Aberglaubische; da fliegen die Vögel zu, das ist, die Welt verwundert sich ihrer, nimmet sie mit großen Ehren an, gibt ihnen Geld und Gut gnug.


Welt glaubet nicht, daß Alles, was gut ist, von Gott komme und sein Geschöpf und Ordnung sei.

Daß die Ehe ein Ehe sei, die Hand ein Hand, Reichthum und güter Güter seien, das verstehen alle Menschen wohl, glaubens auch; aber glauben, daß der Ehestand Gottes Geschöpf und Ordnung sei, die Hände und andere Glieder alle Gottes Creaturen, die Speise, Kleidung und andere Güter, so wir haben und gebrauchen, uns von Gott geschenkt und gegeben sind, und also von allen andern, das ist allein, Gottes Werk, daß mans gläube.


Gott ist gelehrter und weiser, denn wir und die ganze Welt.

Erasmus, Oecolampadius, Zwinglius, Carlstadt rc. messen und urtheilen Alles nach ihrer Vernunft und Weisheit, werden also zu Schanden. Ich aber danke unserm Herrn Gott, daß ich weiß und gläube, Gott könne mehr denn ich; er kann etwas Hohers machen, denn ich begreifen kann; er kann aus unsichtlichen Dingen sichtliche machen. Denn Alles, was itzt aus Kraft des Evangelii geschieht, das sind sichtliche Ding aus unsichtlichen. Wer hätte vor zehen Jahren gedacht, daß es so würde werden, wie es itzt ist? Aber Fleisch und Blut ist gottlos und ist Gottes Feind; Gott vergibet uns die sünde aus Gnaden und dräuet zu strafen Verachtung und Undankbarkeit, denn er saget je: Werdet ihr nicht gläuben, so werdet ihr umbkommen. Ehe wir das gläuben und das Geschenk umbsonst aus lauter Gnaden annehmen, marterten wir uns ehe zu Tode, gingen im ganzen Küriß zu S. Jacob. Summa, Wahrheit und LEben dienen noch gehören nicht fur die Welt, sondern Lügen und Mord, unter welchen eines des Papsts, das ander des Türken eigen Werk ist, wiewohl schier Maus als Mutter ist, es sind zwo Hosen eines Tuchs.


Undankbarkeit.

Da junge Hühner auf den Tisch gebraten wurden fürgetragen, sprach D. Martinus Luther zu Magister Nicolao Hausmann: „Da sehet ihr der bauern Schätze und Lust, die sie doch nicht erkennen, daß sie von Gott kommen und gegeben werden, danken ihm auch nicht dafür.“


Ein anders.

In der Pestilenz hie wollte kein Bauer Holz, Eier, Butter, Käse, Korn rc. herein führen, da mußten wir fur eine Plage zwo leiden, als Pestilenz und Hunger; wenn sie es aber draußen hatten, mußten wirs von ihnen auflesen.


Das Evangelium deckt auf der Menschen Bosheit.

Gleich wie die Kälte größer und geschwinder wird im Winter, wenn sich die Tage längern und die Sonne uns näher kömmet (denn dieselbe macht die Kälte dichter und preßt sie zusammen), also wird auch der Menschen Bosheit größer, das ist scheinlicher, und bricht baß herfür, wenn das Evangelium geprediget wird. Denn der Heilige Geist strafet die Welt umb die Sünde, welchs die Welt nicht kann noch will leiden.


Menschlich Vernunft.

Menschlich Vernunft verzweifelt entweder, oder ist vermessen. Wo sie verzweifelt, so stirbet sie sine crux et lux. Ist sie aber vermessen, so gehet sie auch dahin und wird betrogen.


Die gemeinste Anfechtung in der Welt.

Die höheste und gemeineste Anfechtung in der Welt ist, daß Niemand thut die Werk seines Berufs, sondern Idermann wollte gern gute Tage haben und müßig gehen. Ich bin nu erschöpft und abgearbeitet, habe viel Sorge und werde mit vielen Geschäften geplaget. Andere gehen müßig und wollen nichts thun; und ich halte, wenn wirs nicht thun müßten dazu getrieben, so thäten wirs nicht. Ich merke wohl, woher der Papst ist kommen, denn die faulen müßigen Herren und Fürsten haben ihn ausgeschissen!


Der Welt höheste Weisheit

Der Welt höheste Weisheit ist, sich mit zeitlichen, irdischen, vergänglichen Dingen bekümmern, und wie es darnach gehet und geschieht, so spricht sie: Ich hätt es nicht gemeint. Aber der Glaube ist eine gewisse Zuversicht deß, das man hoffet, und nicht zweifeln an dem, das man nicht siehet, spricht die Epistel an die Ebräer. Er siehet aufs Zukünftige und das nicht furhanden ist. Darumb sagt ein Christ nicht: Ich hätt es nicht gemeinet; sondern ists gar gewiß, daß das heilig Kreuz furhanden ist und kommen wird; darumb erschrick er nicht, wenns ihm ubel gehet und er geplaget wird. Die Welt aber und was in der Welt sicher dahin lebet, kann das Unglück nicht ertragen, gehet stets in Springen und Wollüsten wie der reiche Fraß und Wanst im Evangelio Lucä, der gönnet dem armen Lazaro nicht die Brocken; aber Lazarus ist Christi, der nimmet sich sein an.


Zeitlicher Fried.

Fried ist der größten Gaben Gottes eine, aber wir mißbrauchens weidlich, ein Iglicher lebt und thut, was er will, wider Gott und die Oberkeit. O, wie wirds einmal den Edelleuten und Bauern gehen, wie werden sie ein Mal bezahlen? Wie die Ungern und Oesterreicher!


Ein anders.

Wir haben Gottes Wort und die Sacrament rein und wissen nicht, was es fur ein groß Gut und köstlicher Schatz ist, ja Gott hat uns seinen lieben Sohn gegeben zu eigen mit allen seinen gütern, und fur so große Wohlthaten wollen sie noch tödten den Vater mit dem Sohne, der uns erlöst hat! Das ist zu groß, daher muß all Unglück und Plage kommen und die größte Strafe folgen.


Welt wird je länger, je ärger.

Ich halt, es soll so sein, daß je größer und heller das Licht des Evangelii ist, je böser die Welt ist. Also machte Christus zu seinen Zeiten aus ubel ärger, und S. Paulus machte nicht viel frommer Christen.


Welt vor der Sündfluth, wie sie gewest.

Vor der Sündfluth ist die Welt sehr gelehrt gewest, weil die Menschen so lang gelebt, haben sie aus Erfahrung viel gelernt. Aber umb der Sünde und gottlos Wesens willen ists Alles ersäuft und verderbet. Darumb itzt, ehe wir recht anfahen und zum Erkenntniß eines Dinges kommen, legen wir uns nieder und sterben. Gott will auch nicht, daß wir zu hoherm und weiterm Erkenntniß der Ding kommen sollen, denn so viel gnug ist, den Bauch zu ernähren.


Welt will Christum nicht zum Gott haben.

Welt will den Gott nicht haben, der unser Fleisch und Blut (doch ohne Sünde) angenommen hat, geborn, gekreuziget, gestorben und von den Todten wieder auferstanden ist, der prediget, lehret und strafet sie. O nein! spricht sie, immer hinweg, schlecht todt, todt mit ihm! Will nur einen solchen Gott haben, wie sie ihn abmalet und mit ihrer Vernunft begreifen kann; den suchet sie und ehret ihn mit großer Mühe, Arbeit und Unkost.


Der Welt Gleichniß

Es gemahnet mich der Welt wie eines baufälligen Hauses; David und die Propheten sind Sparren, christus ist die Säule mitten im Hause, die hält es Alles.


Welt nimpt immer je länger abe.

Wie hat die Welt abgenommen von der Zeit an, da die kaiserlichen Rechte gesetzt und geordnet sind, da ein Mägdlin von zwölf Jahren mannbar ist gewest, und ein Knabe, da er vierzehn alt gewest, mündig geachtet ist worden? Itzund sind sie viel zu schwach in solchen Jahren. Der Welt und des Menschen Kräften gehet immer je länger je mehr ab, es gehet auf die Neige.


Junge Leute

Ein junger Mensch ist wie ein junger Most, der läßt sich nicht halten, er muß gähren. Wir essen und trinken uns zu Tode, schlafen, feisten, farzen uns zu Tode. Ei, wir haben feine gute Ursach, hoffärtig zu sein.

So viel wir Gliedmaße haben, so viel töden sind wir unterworfen. Mägdlin lernen ehe reden und gehen denn die Knäblin; denn Unkraut wächst allzeit ehe heraus denn das Gute. Also werden Jungfrauen auch ehe reif zu freien denn Gesellen.


Gemeiner Stand der beste.

In einem offentlichen Stande, den Gott eingesetzt hat, sein und leben, ist am allersichersten; denn Christus hat auch in einem gemeinen Stande offentlich untern Leuten gelebt und gewandelt. Und warnet die Seinen, da er spricht: Wenn sie werden sagen: siehe, er ist in der Wüsten, so gehet nicht hinaus; oder: in Kammern, so gläubts nicht. Und in solchen Winkeln haben sie das schändlichste Bubenleben geführet. Untern Leuten offentlich muß man sich doch bürgerlich und ehrbarlich halten, für Gott und Menschen scheuen.


Wie man alt werde.

Willt du alt werden, so werde bald alt. Behalt den Kragen warm, Fülle nicht zu sehr den Darm, Mache dich der Grethen nicht zu nah: Also wirst du langsam grau!


Des Menschen Leib

Des Menschen Leib ist ein schändlicher Laugensack, dadurch fleußt und geht Schweiß, Pinkelt, Mist, Speichel, Rotz und allerlei böse Feuchtigkeit. Ich durchkratzte neulich mein Bein, da machet ich, daß vier Wasser heraus flossen. Und sprach zu meinem Kindlin: Ah, daß Gott so feine schwarze Aeuglin in ein Stück Fleisch kann setzen aus einem stinkenden Sacke, der Mutter Leibe. Es gemahnet mich eben, als nähme einer Lunzen und setzte feine Aeuglin drein, Nase und Maul, Händ und Füße; also wird aus einem Stücke Fleischs und ein Mensch im Mutterleibe.


Mensch kann Gottes Gabe nicht begreifen.

Des Menschen Herz kann so große Gaben Gottes nicht fassen; wie die Hirten erschraken und entsetzten sich Luc. 2, also thun wir auch, wenn sich gleich Gott aufs Freundlichste zu uns hält.


Die Welt wird Gottes Werk uberdrüssig

„Ich halt,“ sprach D. Martinus, „wenn Moses die Zeichen, so er in Aegypten gethan hat, hätte zwei oder drei Jahre geübet und getrieben, man wäre ihn gewohnet, wie man der Sonnen, des Monds und Sternen gewohnet ist. So böse ist die Welt und will sich doch so gar nicht bessern nach der Strafe!“


Der Welt, sonderlich Deutschlandes, gewisse Strafe.

Den 15. Septembr. thät D. Martinus ein ernste Vermahnung zum Gebet wider die künftigen Strafen und Plagen, so Deutschland sonderlich ubergehen werden, vom Türken, Papst und den Rotten, welche wir mit unser Unbußfertigkeit reizen. „Darum muß die Strafe kommen. Gott wollte uns gnädig sein und seinen Zorn von uns wenden, umb seines lieben Sohns willen geben, daß wir uns bessern! Denn die ganze Welt ist nichts anders denn ein umbgekehrter Decalogus und des Teufels Larve und Contrafeit, eitel Verachtung Gottes, eitel Gottslästerung, eitel Ungehorsam, Hurerei, Hoffart, Dieberei, Mord rc., wird schier reif zur Schlachtbank; so feiret der Teufel nicht durch den Türken, Papst, Rotten und Secten.“


Was in Amptsverrichtung zu betrachten.

Wenn ich mirs nicht von Herzen ließe, saur werden umb des Manns willen, der fur mich gestorben ist, so sollt mir die Welt nicht können Gelds gnug geben, daß ich ein Buch schreiben oder etwas in der Bibel verdolmetschen wollte. Ich will meine Arbeit von der Welt unbelohnet haben, sie ist zu gering und arm dazu; ich habe noch nie meine Herrn zu Sachsen umb einen Pfennig gebeten, weil ich bin hie gewest.


Der Welt geschieht nichts zu Dank.

Man kann der Welt nimmermehr recht thun noch predigen, man mache es, wie man wolle. Predigt man das Papstthum und was dasselbige lehret, so wird Gott erzörnet und das Gewissen betrübt und verwirret. Prediget man aber Christum, so zörnet das Fleisch und das Papstthum. Denn Christum predigen erzönet das Fleisch und die Welt; wiederumb predigen, was dem Fleisch wohl thut und gefällt, das heißt Christum hintan setzen und beleidigen. Ah, Welt bleibt Welt! Hat ihr unser Herr Christus nicht konnen helfen, so werden wirs auch wohl lassen dabei bleiben und sie immer hinfahren lassen, wo sie hin gehört, zum Teufel!


An der Welt hilft keine Strafe.

Die Welt wird durch keine Straf gebessert, kehret sich nichts daran, sie prahlet und billet dawider. Wie die Bauren sagen, wenn die Elbe ausgelaufen ist und Alles auf dem Felde ersäuft und verderbet hat: Hast du mir das Getreibe ersäuft, so hast du mir doch nicht die Thaler ersäufet. Wohlan, Gott kann einem wohl eine gute Zeche borgen, aber darnach kömmet er und fodert ernste Rechnung, daß man weder Haut noch Haer behält. Denn solche stolze Vermessenheit ist noch nie ungestrafet blieben.


Wie dankbar die Welt gegen Gottes Wohlthaten ist.

Da das Volk murrete und war sehr ungeduldig, daß es in der Ernte regnete und naß war, da es doch zuvor lange war trucken und ein große Dürre gewest, da sprach D. Martinus: „Also muß Gott gedankt werden! Und wenn Gott der Welt nicht schonete um etlicher wenig Gläubigen willen, so wäre sie lang in einen Haufen gangen und läge in der Aschen.“


Welt bleibet Welt

Es ward geklaget uber diese letzte gräuliche Zeit, welche weder mit Gesetzen noch Strafen konnte regiert werden. Da sprach D. Martinus: „Welt bleibet Welt, die Gerechtigkeit weder liebet noch leidet, sondern wird von Gott durch etliche wenig Helden und fürtreffliche Leute regieret. Wie ein Knab von zwölf Jahren hundert Ochsen auf der Weide hütet, also wird die Welt auch ubernatürlich regieret.“


Domherrn sind eitel Epikurer

Die Domherrn zu Würzburg, Mainz und Cöln haben die besten Tage, leben in Müssiggang, Schlemmen und Dämmen, haben Alles im Vorrath, ohn alle Sorge, was ihr Herz begehret, und fahren auch darnach fröhlich in Himmel, da es zischet. Die Bischoffe habens so gut nicht, denn sie sind im Regiment und haben etlicher Maß mit den Händeln zu thun.


Ein anders vom Epikurismo

Da des Epikurismi gedacht ward, das itzt zu unser Zeit Edelleute, Bürger und Bauern, ja schier Idermann hohes und niedriges Standes Gott und das Ewige verachten, sprach Doctor Martinus Luther: „Lassets euch nicht in der letzten Welt wundern, bedenkt nur, wie es zugangen ist zur Zeit Christi in dem allerheiligsten Volk Gottes, da neben den Pharisäern im Regiment auch waren Sadducäer; die waren gute Gesellen und gläubten nichts.“


Der Leute Sicherheit und Fleiß in Irrthumen.

Die Menschen sind in der Wahrheit allezeit sicher, meinen, es werde immer also bleiben und kein Noth noch Fahr haben. In solcher Sicherheit schleicht der Teufel fein mählig ein und verfälscht das Wort, daß man nichts davon behalte, denn nur die Hülsen, den Kern nimmet er hinweg. Aber in Irrthumen da ist man sehr sorgfältig und bemühet sich sehr. Gleich wie ein Wandersmann ist auf dem rechten Wege sicher, aber auf dem unrechten Irreweg sorgfältig, also gehets uns auch.


Des Mammons Tugenden.

Der Mammon hat zwo Tugenden; die erste ist, daß er uns sicher macht, wenns wohl gehet, und ohn Gottes Furcht leben. Die ander, daß er uns zur Zeit der Trübaaln, wenns ubel gehet, lehret Gott versuchen, von Gott fliehen und einen frembden Gott suchen.


Geiz verhindert Gottes Segen

Es kamen etliche zu Doctor Martino und klagten uber ihren Herrn, der seine Unterthanen verderbte mit Scharren und Geizen. Da sprach der Doctor: „Es ist mir leid und habe ein herzlich Mitleiden, daß euch so gehet und daß euer Oberkeit Bosheit Gottes Segen hindert, als mit Bergwerk. Denn wenn eine Person sich unterstehet, Alles zu haben und will Gott gefangen nehmen, so fleuget und weichet Gott mit seinem Segen davon; Er will in seinen Gaben frei und ungefangen sein“


Niemand läßt ihm gnügen.

„Wir sind der Art,“ sprach D. M. L., „wenn wir einen Pfennig haen, so wollten wir gerne einen Gülden haben, und wenn wir einen Gülden haben, hätten wir gerne hundert rc. Wenn ich ein Kandel Bier haben, wollt ich gern daß Faß mit dem Biere gar haben. Also thun die Bauren, sie wollten gerne Bürger sein, Bürger Edelleute, Edelleute Fürsten rc. Das heißt, sich nicht genügen lassen in leiblichen Sachen; das geschieht viel weniger in geistlichen.“


Geiz verderbet und hindert Gottes Segen.

Da D. M. L. in seinem Garten war, sprach er: „Das Korn wird hinfort nimmer so wohlfeil werden, denn unser Sünde reizen Gottes Zorn und verdienen Strafe. Zum Andern, so ist der leidige Wucher und Geiz zu groß.“


Geiz

Alte Wein werden zähe und verschlagen sich, denn dreijährige Wein sind nicht mehr so kräftig. Darumb mögen die gottlosen Schätzsammler immer hin fahren und ien gut Jahr haben, die sie lange behalten bis daß sie garstig werden; denn sie verhindern Gottes Segen und den Menschen ihre Labsal. Wie der Bischoff zu Würzburg, der einen Weinkeller hat in einen Fels hauen, wollte etliche hundert Faß darinnen erhalten ohne Faß, aber sein geiziger anschlag hat ihm gefeihlt.


Von denen, die an der Welt Reichthum hangen.

Ein Mensch, der sich ergeben hat auf der Welt Reichthum und Ehre, und indeß vergisset seiner Seelen und Gottes, der ist gleich einem kleinen Kindlin, das in der Hand hält einen Apfel, der schön ist von Gestalt und äußerlicher Farbe, und meinet, es habe etwas Gutes; inwendig aber ist er faul und voller Würme.


Von Wucherern

„Öffentliche Wucherer soll man in Bann thun, wie ich dem Edelmann N. itzt gethan habe, das ist, man soll ihm nicht das Sacrament reichen.“ Da aber einer sagte: wie, wenn er Buß thäte und besserte sich? Darauf antworte D. M. L.: „Das hat seine Muße; er muß aber ein Zachäus werden, und was er zu viel geraubet hat wieder geben, denen ers abgeschunden hat, oder er büßet nicht recht. Nach beschriebenen Rechten kann ers auch nicht mit Recht und gutem Gewissen behalten, geschweige denn nach göttlichem Rechte. Und wer mit ihm isset und trinket, der macht sich theilhaftig an seinen Sünden.“


Predigt Doctor Martin Luthers wider den Wucher.

Anno 39. 13. April thät D. Martinus Luther eine sehr harte, scharfe Predigt wider den Geiz der Wucherer, sprach: „Sie wären aller Vermaledeiung und Verfluchens werth und die größten Feinde der Lande, erwürgeten viel Leute mit ihrem schändlichen Geiz und Wucher.“ Und handelte sehr schön den Spruch Salomonis: Wer sich des Armen erbarmet, der leihet Gott auf Wucher. (Sprüchw. 19, 17.)


Unrechter Handel

Die Händel und Gewerbe sind unrecht und unbillig, wenn ein Theil die Noth, der ander den Willen hat; die es müssen haben, dazu sie die Noth zwinget, so achtet jener die Waare nach seinem Gefallen. Also thun die hie zu Wittenberg, die ein Kandel Biers nach ihrem Gefallen verkäufen und gebens umb drei Pfennige.


Leihen

Leihest du so kriegst du es nicht wieder. Gibt man dirs wieder, so geschiehts doch nicht so balde und so wohl und gut. Geschiehts aber, so verleurest du ein guten Freund.


Abgötterei ist uns natürlich aufgeerbet.

Gar leichtlich ists geschehen,daß man in Abgötterei fället; denn wir sind alle von Natur Abgöttische, und weil und Abgötterei angeboren ist, darumb gefället sie uns auch wohl.


Außer Christo sind alle Gottesdienst Abgötterei.

Wer von der Gnade Gottes auf das Gesetz fället und vermeinet, durch Werk selig zu werden, der fället ja so unsanft, als der von der Gnad in Abgötterei fället. Denn außer Christo ist anders nichts denn Abgötterei und eitel falsch erdichtet Ding von Gott, es heiße gleich des Türcken Alcoran, des Papst Drecket und Gebot oder auch Moses Gesetz, wenn man dadurch fur Gott gedenkt gerecht und selig werden.


Falscher Gottesdienst

Aller Gottesdienst, der ohn Befehl Gottes angerichtet und fürgenommen wird, ist gottlos und Abgötterei. Obwohl dergleichen Gottesdienst an Vätern, die Gottes Befehl gehabt, gelobet ist. Und aus dieser Regel kann man alle Möncherei und Götzendienste im Papstthum und sonst urtheilen und richten.


Anfang der Abgötterei.

„Ich halt,“ sprach D: M., „daß Abgötterei ihren Ursprung hab und kommen sei aus der rechten Religion. Daß die heil. Väter ihren Kindern befohlen und sie geheißen, daß sie frühe beten, darnach haben die Nachkommen fürhe die Sonne angebetet. Wie denn gemeiniglich alle Abgötterei vom Nachohmen des rechten Gottesdiensts ihren Anfang hat und sich mit einem Schein göttliches Worts und der Frommen Exempel, die Gottes Befehl gehabt haben, beschönen will.“ Und sagte darauf: „Alle Abgöttischen sind geizig, und je geistlicher und frömmer sie angeshen werden, je geiziger sie sind.“


Von der Astrologia

Dem Gestirn gläuben ist Abgötterei, denn es ist wider das erste Gebot: Du sollt nicht ander Götter neben mir haben.


Abgötterei und Aberglaub ist allenthalben gemein.

Herr Bernhard von Mila, Ritter und damals Landvogt zu Wittenberg, schickte D. M. eine lange Zettel in einander gewickelt, in welcher wunderliche, seltsame und aberglaubische Zeichen waren wider alle Verwundung. Da sprach der Doctor: „Diese Superstition und Zäuberei ist sehr gemein bei den Tartern, Türken und Heiden, endlich ist sie auch zun Christen kommen.“


Was Abgötterei sei.

Das heißet eigentlich Abgötterei anrichten, ohne Gottes Geheiß, aus eigener Andacht einen Gottesdienst fürnehmen. Denn er will von uns ungemeistert sein, wie man ihm dienen soll; er will es uns lehren und fürgeben; sein Wort soll da sein, das soll uns leuchten und leiten. Ohn sein Wort ist Alles Abgötterei und eitel Lügen, es gleiße, wie andächtig und schön es immer wolle.


Vergleichung der heiligen Dreifaltigkeit.

Der Vater ist in göttlichen Dingen und Sachen die Grammatica, den ner gibt die Wort und ist die Bronnquelle, daraus gute, feine, reine Wort, so man reden soll, fließen. Der Sohn ist die Dialectica, denn er gibt die Disposition, wie man ein Ding fein ordentlich nach einander setzen soll, daß es gewß schließe und auf einander folge. Der Heilige Geist aber ist die Rhetorica, der Redener, so es fein fürträgt, bläset und treibet, macht lebendig und kräftig, daß es nachdruckt und die Herzen einnimmet.


Die Dreieinigkeit in allen Creaturen

In allen Creaturen ist und siehet man Anzeigung der heiligen Dreifaltigkeit. Erstlich das Wesen bedeutet die Allmacht Gottes des Vaters; zum Andern die Gestalt und Form zeiget an die Weisheit des Sohns, und zum Dritten der Nutz und Kraft ist ein Zeichen des Heiligen Geists; daß also Gott gegenwärtig ist in allen Creaturen, auch im geringsten Blättlin und Mohnkörnlin.