Luther, Martin - Summarien über den Psalter - Der 55. Psalm.

Hier ist ein Betpsalm; und wiewohl er möchte in der Person Christi geredet werden, wider seinen Verräter Juda, (im 12. und 13. Vers;) so lass ich ihn doch bleiben ein gemein Gebet wider die welsche Kunst: das sind die bösen Katzen, die vorne lecken und hinten kratzen. Vor Augen sind sie so treue Freunde, Vetter, Brüder, Schwestern, wollen Leib und Leben bei uns setzen, dass wohl ihr Mund glätter ist, denn Butter und Öl: aber hinterwärts ist es eitel Mord, Schwert, Krieg, und alles Verderben; wie er hie sagt. Und das ist es, dass er im 12. Vers klagt, dass sie können mit zu Tische, zur Kirche, in die Kammern, auf der Gassen geben, und die besten Gesellen sein: darum flucht er ihnen auch, dass sie der Teufel oder Tod und Hölle wegführe; denn sie groß Herzeleid und betrübte Leute machen. Solcher Fluch aber ist eine Weissagung, dass es gewisslich ihnen so geben wird, weil sie keine Besserung annehmen; oder, wie der 19. Vers sagt, sie werden nicht anders, und fürchten Gott nicht.