Matthäus 22,15-22
Da gingen die Pharisäer hin und hielten einen Rat, wie sie ihn fingen in seiner Rede; und sandten zu ihm ihre Jünger, samt Herodes Dienern, und sprachen: Meister, wir wissen, daß du wahrhaftig bist, und lehrest den Weg Gottes Recht, und du fragest nach niemand; denn du achtest nicht das Ansehen der Menschen. Darum sage uns, was dünket dich? Ist es Recht, daß man dem Kaiser Zins gebe, oder nicht? Da nun Jesus merkte ihre Schalkheit, sprach er: Ihr Heuchler, was versuchet ihr mich? Weiset mir die Zinsmünze. Und sie erreichten ihm einen Groschen dar. Und er sprach zur ihnen: Wes ist das Bild und die Überschrift? Sie sprachen zu ihm: Des Kaisers. Dar sprach er zu ihnen: So gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist. Da sie das hörten, verwunderten sie sich und ließen ihn und gingen davon.
Die Ursache des heutigen Evangeliums kommt daher, daß die Juden im Gesetz Mose eine solche Verheißung hatten: wenn sie Gottes Gebote hielten, so sollten sie ein eigen Reich sein, einen König aus ihrem Volk haben, und keinem fremden König unterworfen sein. An solche Verheißung hielten sie sich, und hofften immerdar, es sollten nicht Not mit ihnen haben. Da nun die Römer kamen und wurden ihrer mächtig, wiewohl sie auch viel dran mußten setzen, verdroß es die Juden sehr, richteten viel Jammer und Not im Lande an, der Hoffnung, sie wollten sich wieder frei machen. Aber sie wurden wohl drüber geschlagen, und also gedemütigt, daß sie sich hinfort wieder die Römer nicht setzen durften.
Aus dem sieht man, was unser aller Unart ist. Das hatten die Juden fein behalten und wohl gemerkt, daß sie sollten ein eigen Reich haben; aber daß dabei stand, sie sollten Gottes Gebote halten und wieder seinen Willen und Wort nichts vornehmen, daß sollten sie nicht anrühren, und wollten dennoch jenes haben. Das Reich, sagten sie, gebühret uns, es ist uns zugesagt; darum wollen wir es haben. Gleich, als wenn eine böse Magd zu ihrer Frau sagte: Den Lohn habt ihr mir versprochen, darum gebt mir ihn, ich tue gleich, was ich will. Nein, das gilt nicht, sondern so heißt es: Willst du den Lohn von mir haben, so mußt du arbeiten, und tun, was ich dich heiße. Die so war es mit den Juden auch: sie waren Gott ungehorsam und halsstarrig, daß sie nach seinen Gebote nichts fragten, und wollten dennoch frei sein.
Darum war bei ihnen eine große Frage: Ob sie unter des römischen Kaisers Gewalt sollten sein, der ein Heide war, weil sie so eine klare Zusagung hatten, sie sollten ihren eigenen König haben. Gehen deswegen jetzt damit um, wie sie den Herrn in seiner Rede fangen können, nehmen des Herodes Knechte mit sich, und fragen ihn: Ob sie den Zins dem Kaiser zu geben schuldig sind, oder nicht. Er spreche nun Ja oder Nein, meinen sie, er könne ihnen nicht entgehen. Ursache, spricht der Herr Ja, so wird er, denken Sie, das ganze Volk wieder sich erregen, die werden ihn einen Gotteslästerer und Lügner heißen, der wider Gott und Mose lehre. Denn da stand die Zusagung, sie sollten ein frei eigen Volk sein, und keinem fremden oder heidnischen Herren dienen. Spricht er aber Nein dazu, so hat er abermal den Hals verwirkt. Dieses sind sie nun sehr gewiß; denn solches konnten die Römer nicht leiden. In diese Zwickmühle wollten sie ihn stecken, er sage Ja oder Nein, so sei er gefangen und sein Leben sei dahin. So böse und giftig meinen es die Feinde unseres lieben Herrn Christi.
Was geschieht aber, wie gerät es ihnen? Also, daß der Herr den Spieß umkehrt, damit sie gedenken ihn zu erstechen, und schlägt sie mit ihrem eigenen Schwert. Laßt mich die Münze sehen, spricht er. Da sie ihm auf sein Begehren die Münze geben, fragt er: wes das Bild und die Überschrift sei? Das heißt ja einfältig mit der Sache umgehen. Die Pharisäer gedenken noch nichts Böses, sagen fein rund heraus, es sei des Kaisers Bild und Überschrift. Als aber der Herr das von ihnen hatte, läßt er sich genügen, und spricht: Lieber, sagt ihr, daß dies Bild und Überschrift des Kaisers sei? Ja, wir sagen es. Ei, so ihr denn des Kaisers Gut und Münze habt, so gebt ihm, was sein ist. Denn daß sie bekannt hatten, sie brauchten seine Münze, daß war schon so viel bekannt, als hätten sie den Kaiser zum Herrn angenommen. Darum hat der Herr gut zu schließen aus ihren eigenen Worten, daß er dem Kaiser nicht wollte nehmen, was sein ist.
Das ist die Ursache des heutigen Evangeliums, ein rechtes Meisterstück, da die Pharisäer den Herrn Jesu wollten verraten und verkaufen, und geht doch solches Vornehmen über ihnen selbst danach aus. Sie wollten ihn in seinen Worten fangen, und fangen sich selbst. Denn er darf weder Ja noch Nein auf solche Frage sagen; sie selbst erinnern ihn mit ihrer Antwort, was er antworten soll, und geben ihm das Schwert in die Hand, damit er sie würgen soll, eben als wenn sich einer mit seinem Schwert selbst mordet.
Aus dieser Geschichte sollen wir zwei Stücke merken. Das erste, daß wir an der Juden Beispiel hier unser Unart erkennen lernen. Denn wir sind alle, niemand ausgenommen, sind also so gesinnet, daß wir gern klagen, wenn wir fühlen, was uns wehe tut; wir denken auch, es geschehe uns Unrecht. Und es ist wahr, gegen die Menschen zu rechnen, geschieht uns häufig Unrecht, daß wir es um sie nicht verdient haben, daß sie so untreu mit uns handeln. Da gehen wir denn hin, können nichts, denn auf unser Recht und auf unserer Widersacher Unrecht sehen; schreien dann und klagen, eben wie die Juden hier über die Römer, daß sie wider Gott und Recht über sie, die Gottes Volk waren, herrschten. Und zwar, wie gesagt, die Römer hatten kein Recht, daß sie die Juden überzogen und sich untertänig machten. Denn die Römer waren ja Heiden, die Gottes Wort und den rechten Gottesdienst nicht hatten, wie die Juden. Das tat den Juden sehr wehe; ließen deswegen sich bedenken, sie hätten ihr Recht scharf ergriffen und wohl gefaßt. Aber sie fehlten, gleichwie wir in solchem Fall auch fehlen. Denn obschon dein Nächster dir Unrecht tut, so sollst du doch deine Rechnung nicht darauf machen; sondern dahin sehen und denken: Wie, wenn ich mich vor unserem Herrn Gott so hoch versündigt, daß ich längst verdient hätte, daß er mir nicht allein mein Recht, sondern auch Leib und Leben genommen sollte haben? Das ist das eine, daß wir lernen sollen.
Nun ist es nicht weniger, die Juden benahmen sich sehr übel daß sie sollten einem heidnischen Kaiser untertan sein; dachten: Wir sind Gottes Volk, die Heiden wissen von Gott nichts, Leben dazu in aller Abgötterei und Schanden: wie kommen wir denn dazu, daß wir ihnen dienen, und sie unserer Herren sein sollen? Aber was gottesfürchtige, fromme Leute waren, die hoben ihre Hände zu Gott auf und baten um Gnade; auf das Recht aber pochten sie nicht; denn sie wußten, daß sie es mit ihren Sünden wohl verdient hätten. Ursache, die Lehre und Predigt, die öffentlich ging, taugte nichts (wie wir im Evangelium sehen); so war das Regiment auch keinem nütze. Geiz, Wucher, Unzucht, Stolz, Wohllust und andere Sünden gingen mit Haufen. Was sollte denn unser Gott dazu tun? Sollte er sie schützen, da sie doch gar nichts nach ihm und seinem Wort fragten? Sollte er sie bei ihrem Rechte erhalten, da sie nicht einen Finger um seinetwillen und ihm zu Dienst bereit waren aufzugeben? Ja, daß sollte er wohl lassen. Denn weil sie ob seinen Rechten nicht wollten halten, hatte er gute Ursache, daß er sich nach ihrem Recht auch nicht hielte. Auch so hatte Gott ihnen dies leibliche Reich nicht so versprochen, als sollte es immerdar so bleiben; sondern Gott hatte dem Hund einen Knüppel an den Hals gebunden, und das Reich ihnen so zu gesagt: wenn sie fromm und gehorsam wären und seine Gebote hielten. Dieses Wort ließen sie fahren, fragten nach Gottes Geboten nichts, und wollten dennoch ihr Regiment unangefochten haben, Gott gebe, sie wären gottesfürchtig oder gottlos. Genau wie ein Knecht, der seinen Lohn haben will, er verdiene ihn, oder nicht. Ja, daß müßte man ihnen bestellen. Es heißt also: tue, was du sollst, so widerfährt dir, was dir gebühret. Wenn ein Bauer nicht fromm, gehorsam, noch seinen Zins geben will, dem geschieht nicht Unrecht, wenn der Herr ihm beides, sein Gut und Recht, nimmt, und gibt es einen andern, der fromm ist, und tut, was er seiner Herrschaft zu tun schuldig ist.
Darum sollen wir lernen unsere Klage mäßigen und eine gleiche Rechnung machen: daß wir nicht allein dahin sehen, was wir für ein Recht gegen andere haben, sondern was für ein Unrecht wir gegen Gott tun; und alsdann in aller Demut und Geduld unsere Hände zu Gott aufheben, und sagen: Wahr ist's, es geschieht mir Unrecht, ich habe es um diesen Menschen nicht verdient; aber ich muß auch hinter und über mich sehen, wie ich mit Gott dran bin. Da finde ich ein langes Register, daß verklagt mich, daß ich zehnmal Ärger bin, und habe zehnmal, ja, tausendmal mehr wider Gott gesündigt, denn mein Nächster wider mich. So muß ich sagen: O Herr, vergib, ich will auch vergeben.
Denn es wäre Unrecht, wenn wir so steif wollten auf unserem Recht bestehen, da wir so großes Unrecht gegen Gott haben. Wahr ist es, wer sein Recht durch ordentliche Wege und Mittel erhalten kann, daß der nicht Unrecht daran tut. Denn Gericht und Recht sind von Gott selbst geordnet, daß man es suchen und brauchen soll. Wo wir aber das Recht nicht erheben können, da hüte sich jedermann, daß er nicht viel Klage, oder ungeduldig werde; sondern kehre sich herum, und spreche: Ich sollte wohl billig Recht haben, und die, so mich beleidigen, Unrecht; aber ich muß bekennen, daß ich solch Unrecht vor Gott wohl verdient habe. Dann würden wir nicht tun, wie die Juden: die gaben mit ihrem Leben und Wesen ein böses Beispiel, und meinten, da Gott bei ihnen sein Recht verloren hatte, sie wollten doch ihr Recht vor den Leuten behalten. Gerade als wenn die bösen Bauern wollten von ihrer Obrigkeit den Schutz haben, und wollten doch keine Steuer und niemand etwas geben, so kann man sie beim Kopf nehmen und zwingen.
Eine solche Meinung hat es mit den armen Pastoren nicht; die haben keine Gewalt, damit sie zwingen können die, so ihnen nicht geben wollen, was sie schuldig sind. Darum meinen solche böse Bürger und Bauern, sie haben gute Recht, wenn sie ihnen gar nichts, oder ja nichts gutes, sondern das Ärgste geben. Aber wie geht es letztlich? Kann der Pfarrer nicht strafen noch sein Recht erlangen, so sieht Gott zu, der schickt Pest unter Leute und Vieh; er schickt Diebe oder Soldaten, die dir nehmen, was du hast; er verhängt es, daß durch Ungewitter Wein, Korn, Obst, Rüben, Kraut auf dem Felde verderben. Da heißt es denn, wenn es so zugeht: Lieber Bürger, lieber Bauer, klage nicht, daß dir Unrecht geschehe. Du meinst wohl, es geschehe dir Unrecht; aber vor Gott geschieht dir sehr recht. Du hast dies, ja viel ärgeres längst um ihn verdient. Darum klage nicht, daß dir Unrecht geschehe, sondern klage über deine Sünden und unbußfertiges Leben, über deinen Geiz, Stolz, Sicherheit, Verachtung Gottes Worts und dergleichen; denn solche Sünden machen aus deinem Recht lauter Unrecht.
Also will der Herr die Juden hier auch erinnern, weil sie ihr Reich verloren und von den Römern dazu bezwungen wurden, daß sie nicht darüber schreien, sondern hinter sich und an ihre Sünden denken sollen, und sich dabei erinnern, sie haben Gott nicht gegeben, was sie zu geben ihm schuldig gewesen; sollen deswegen alles für gut nehmen. Aber die Juden wollten es nicht tun; sie wollten schlecht ihr Königreich mit Recht wieder haben. Da sagte unser Herr Gott Nein zu; da soll mir der Kaiser zu Rom gut genug für sein, der soll euch zwingen, so ihr nicht gern unter die verdiente Strafe euch geben wollt, daß ihr es nun tun müßt. Denn das Reich war den Juden anders nicht zu gesagt, denn daß sie sollten fromm dabei sein; sonst sollten sie Reich und Recht eins mit dem anderen verlieren.
Wir müssen heutiges Tages mit dem Türken auch so tun. Unrecht meinen wir, weil er Ärger denn ein Heide ist, daß er solch einen großen Sieg gegen uns Christen haben soll. Aber laßt uns nicht sehen, wer der Türke ist, sondern wer wir gegen Gott sind; so finden wir, daß uns nicht Unrecht geschieht. Warum halten die Katholiken so steif über der Abgötterei, und verfolgen daß Wort? Warum bessern wir uns nicht, die wir das Evangelium haben, und Leben doch nicht, wie es Christen wohl ansteht? Das ist das eine Stück, daß wir heute lernen sollen.
Das andere ist, daß man einen Unterschied soll machen zwischen der Welt Reich und unseres Herrn Christi Reich, und das unser Herr Gott hier das weltliche Reich nicht verdammt, sondern bestätigt es mit Haus, Hof, Nahrung, Ehestand und allen Ständen, die ein Kaiser haben muß. Denn das Christus spricht: «Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist,» das ist genau so geredet, als spräche er, bist du ein Bürger, ein Bauer, ein Edelmann, ein Fürst, ein Mann, ein Weib, ein Knecht, eine Magd,: bleib dabei, und zerrütte dem Kaiser sein Reich nicht. Du Knecht, diene deinem Herrn. Du Kind, folge deinem Vater und deiner Mutter. Diese Stände will ich nicht zerreißen; denn es sind des Kaiser Stände, deren er nicht entbehren kann, und hindern mein Reich nicht, welches nicht ein Weltreich ist.
Solches dient dazu, daß wer ein Christ sein will, sich deswegen nicht aus dem weltlichem Gehorsam ziehe und wolle frei sein, oder wolle seinen Beruf wechseln und etwas Neues vornehmen, wie die Mönche getan haben, die dachten, wenn sie in weltlichem Stand und Amt blieben, sie könnten nicht selig werden. Nein, spricht Christus, solches soll nicht sein, ich will mit meiner Predigt daß Kaisertum nicht zerreißen. Darum bleibe in deinem Stande, und gib, was du dem Kaiser geben sollst; daran will ich Gott nicht hindern, der hat seinen eigenen Gehorsam.
Darum sollst du Gott auch geben, was Gottes ist, das ist, glaube an Jesu Christum, höre das heilige Evangelium und nimm es an, und halte dich in Gottesfurcht in seinen Geboten. Sei barmherzig, freundlich, geduldig. Das sollst du Gott opfern: an dem will er sich genügen lassen. Soviel aber dem Leib, das Gut, deinen Stand und Beruf betrifft, da lasse den Kaiser mit machen. Also können Gott und Kaiser fein beieinander bleiben, da es die Juden gern von einander gerissen hätten, ja, weder Gott noch dem Kaiser das Seine geben wollten.
Hier soll man aber fleißig merken: gleichwie Gott dem Kaiser sein Regiment nicht zerreißen will (denn es hindert dich an deinem Glauben und vor Gott nicht, du hast für ein weltlich Amt und Beruf, wie du wolltest; wenn du willst, du kannst wohl ein Christ dabei bleiben): also soll der Kaiser unserm Herrn Gott sein Regiment auch nicht zerreißen, und ganz lassen, und die Leute an dem nicht hindern, daß sie Gott nicht sollten geben, was sie Gott zu geben schuldig sind. Was aber dasselbe sei, ist oben gemeldet, nämlich, Gott sind wir schuldig, daß wir an Christum glauben, sein Wort gern hören, und nach demselben unser Leben ausrichten, und nichts dagegen tun sollen; mehr können wir Gott auf Erden nicht tun.
An solchem Dienst soll der Kaiser oder weltliche Obrigkeit die Untertanen auch nicht hindern. Wo aber weltliche Obrigkeit solches hindern, sollen die Untertanen ihnen nicht gehorchen; sondern lieber darüber leiden, was ihnen zu leiden vorkommt. Deswegen ist es eine schwere große Sünde, wo weltliche Obrigkeit ihren Gehorsam also will gehalten haben, daß man Gott seinen Gehorsam dabei nicht leisten kann. Als, wenn sie die rechte Lehre verbieten, und ihre Untertanen darum strafen, wo sie das Sakrament ganz empfangen, wie es Christus geordnet hat, zwingen die Leute zu dem abgöttischen Wesen, mit Seelmessen, Ablaß, Heiligenanrufung und anderem. In solchem und anderem gehen sie aus ihrem Amt und wollen Gott seinen Gehorsam nicht leisten. Denn Gott fordert vor allen Dingen von uns, daß wir sein Wort hören und demselben folgen sollen. Wo aber die Obrigkeit an solchem hindern will, da sollen die Untertanen wissen, daß sie ihnen Gehorsam zu leisten nicht schuldig sind. Denn es steht geschrieben: «Man soll Gott mehr gehorchen, denn den Menschen.» Und hier heißt der Herr nicht allein dem Kaiser geben, was des Kaisers ist, sondern auch Gott, was Gottes ist.
Will nun weltliche Obrigkeit um solches Gehorsams willen gegen Gott und sein Wort zürnen, ihre Untertanen schlagen mit Stöcken, oder auch das Leben nehmen; das muß man geschehen lassen, und sich an den Trost halten: Der Kaiser oder weltliche Obrigkeit ist unser Herr, das ist wahr; aber doch nicht allein, sondern wir haben neben ihm einen Herrn, der ist größer, nämlich, unser Herr Gott im Himmel. Wo nun einer unter diesen zwei Herren muß erzürnt werden, daß man entweder Gott oder dem Kaiser ungehorsam werden muß, da ist es besser, man erzürne mit dem Ungehorsam den Kaiser, denn daß man Gott erzürne. Ursache, wirst du Gott ungehorsam und willst da mit dem Kaiser oder weltliche Obrigkeit hofieren, so ist Gott so ein Herr, der den ungehorsam, den du ihm beweisest, strafen kann und will mit höllischem Feuer und dem ewigen Tode. Diesen Jammer sollte ja kein Mensch gerne auf sich laden, und tausendmal eher den Kaiser erzürnen, der, so er gleich böse ist, dennoch nicht höher, denn nur mit einer zeitlichen Strafe den Ungehorsam strafen kann. Ich heiße aber den Kaiser hier nicht diese oder jene Person, sondern allgemein alle Obrigkeit. Denn also nennt sie Christus hier auch, da er spricht: «Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist.»
Danach siehe auch auf die Belohnung. Bist du Gott Gehorsam und hältst dich nach seinem Befehl, so wird auf solchem Gehorsam eine ewige Belohnung, der Himmel und ewiges Leben folgen. Dagegen du für den unbilligen sündlichen Gehorsam, welchen du wider Gottes Befehl deiner Obrigkeit leistest, nur eine kurze Zeit gutes Leben hast, und mußt sein (wie zuvor gemeldet) hernach in Ewigkeit büßen. An solchen Trost sollen sich die armen Christen halten, die heutigen Tages unter solche Obrigkeit sind, die sie zu Gottes Wort nicht kommen lassen, und zu falschem Gottesdienst mit Gewalt treiben und zwingen wollen. Denn Gott will sich nicht spotten lassen. Er will, du sollst dem Kaiser geben, was sein ist; aber doch also, daß man Gott auch gebe, was Gottes ist. Und das tun will billig. Denn vom Kaiser und weltliche Obrigkeit haben wir mehr nicht denn die Nahrung, Essen und Trinken, Kleidung, Schutz, Friede, und was anderes noch zu diesem vergänglichen Leben gehört. Aber von Gott haben wir Leib und Leben, danach die Hoffnung des ewigen Lebens. Sollten wir denn solchen Gott, dessen wir in Ewigkeit genießen sollen, um der Menschen willen übergeben, den Menschen dienen und ihm ungehorsam sein? Das wolle der liebe Gott nicht, es gehe uns gleich darüber, wie sein göttlicher Wille ist.
Es sollte aber weltliche Obrigkeit sich ihres Amtes besser erinnern. Wenn Christus also gesagt hätte: Gebt dem Kaiser alles, was er will oder ihr habt; so könnte er solches mit Recht fordern, oder von den Seinen nehmen. Aber hier steht deutlich also: «Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist.» Das ist, er hat sein Genanntes und Bestimmtes, daß sein ist und woran er sich an genügen lassen soll. Will er aber weiter greifen, und auch das nehmen, daß Gottes ist; so sollt ihr wissen, daß ihr es nicht schuldig seid. Dürft deswegen, ja, ihr sollt auch, so lieb euch eurer Seelen Seligkeit ist, ihm solches nicht geben. Denn gleichwie der Kaiser nicht Macht hat, solches zu fordern: also ist den Untertanen von Gott selbst verboten und gewehret, daß sie es dem Kaiser nicht geben sollen.
Darum ist es ein schrecklicher Jammer, der ohne Zweifel Deutschland in alles Unglück bringen wird, daß weltliche Fürsten, und besonders die Bischöfe, die doch (wie sie sich jetzt verhalten) mehr nicht denn weltliche Fürsten sind, so jämmerlich haushalten mit ihren armen Leuten. Denn sie lassen sich an dem Gehorsam nicht sättigen, daß ihre Untertanen mit Leib und Gut zu ihnen setzen und ihnen dienen wollen; sondern sie wollen auch haben, daß ihre Untertanen sollen glauben und in Glaubenssachen das tun, daß ihnen gefallen und öffentlich wider Gott und sein Wort ist. Daher verbieten sie ihnen die rechte und reine Lehre, wollen sie an die Orte zur Predigt nicht lassen gehen, wo man Gottes Wort recht lehrt. Dazu verbieten sie die Bücher, daß man es auch nicht lesen soll. Sie bestellen falsche lügenhafte Prediger, die den alten Dreck predigen, von welchem man nicht ein Wort hört, da ein Gewissen rechten Trost von fassen und sich daraus bessern könnte. Und was noch ärger ist, tun solche Schreier in allen Predigten nichts, denn daß sie das heilige Evangelium lästern und auf das schlimmste beschimpfen.
Wenn es nun solche dahin bringen könnten, daß das schreckliche abgöttischen Meßopfer bleibt, daß man Heilige anruft und ehrt, Wallfahrten geht, Ablaß kauft, durch Beichten, Fasten, Feiern und anderer Werke erhofft Vergebung der Sünden zu erlangen: da denken sie, sie haben es wohl ausgerichtet. Besonders aber treiben sie einen großen Mutwillen mit dem hochwürdigen Sakrament, da der Befehl Christi und der ersten Kirche Brauch so lauter und klar ist, daß man es ganz, und nicht allein eine Gestalt (wie sie es heißen) nehmen soll.
Dies alles, und vieles anderes, so jetzt Fürsten und Bischöfe mit ihren Untertanen üben, wollen sie damit erhalten, daß man weltlicher Obrigkeit Gehorsam leisten soll. Sie tun gerade als stände hier: Gebt dem Kaiser alles, und Gott nichts. Denn in Gottes Sachen dem Kaiser folgen, und nicht dem Wort Gottes, heißt den Kaiser über Gott setzen, Gott alles nehmen und dem Kaiser alles geben. Aber es soll nicht sein. Dem Kaiser will Gott nicht allein dem Gehorsam seiner Untertanen gönnen sondern er befiehlt ihnen auf das fleißigste, und hält zur ernst darüber, daß es nie eine Aufruhr noch Ungehorsam wieder weltliche Obrigkeit gäbe, es ist immer heftig an den Untertanen gestraft worden, wie uns die Geschichte lehrt.
Aber daneben will Gott seinen Gehorsam auch haben. Er will dem Kaiser Leib und Gut, Haus und Hof untertänig machen, daß nur ihm das Herz bleibe und er durch sein Wort und Geist im Herzen regieren möge. Wenn er aber solches nicht erhalten soll, und der Kaiser über die Gewalt, so er über Leib und Gut hat, auch über das Herz Macht haben und darüber regieren will, daß jedermann glauben soll und in Gottes Sachen tun, was er will, und nicht, was Gott in seinem Wort gelehrt und befohlen hat: da wird endlich nichts Gutes folgen. Denn Gott will sein Reich unzerstört und seinen Dienst ungehindert haben. Wer sich aber untersteht, der wird mit dem Kopf anlaufen. Wie es denn je und je mit den größten Königen überall gegangen ist; sobald sie alles haben und Gott nichts lassen wollten, da hat Gott da Seine auch behalten, und sie, die Tyrannen, haben alles verloren und sind zerbrochen.
Also sieht man, wie der Herr hier des Kaisers Gewalt umfangen und fein beschränkt hat, daß er bei den Seinen bleiben, und nicht in Gottes Reich und Gewalt greifen soll. «Dem Kaiser,» spricht er, «gebt, was des Kaisers ist.» Als wollte er sagen: Was Gott gehört und des Kaisers nicht ist, daß gebet ihm auf keinen Fall; sonst würdet ihr mir ungehorsam und dem Kaiser zuviel gehorsam; der mag euch eine Zeitlang lohnen, aber ich werde meinen Ungehorsam mit dem ewigen Feuer strafen. Darum bleibe der Kaiser bei dem Seinen, oder so er dabei nicht bleiben will, hüte du dich, daß du ihm nicht gebest, was mein ist. Denn diese zwei Reiche sollen unterschieden bleiben, daß Gott bleibe, was Gottes ist, und dem Kaiser, was des Kaisers ist.
Wiewohl auch im Zeitlichen, soviel es den Leib, Geld und Gut betrifft, ein Maß gehalten werden soll. Denn es soll ja ein Unterschied zwischen weltlicher Obrigkeit und einem tyrannischen Regiment bleiben. Ein Tyrann nimmt von den Untertanen, solange er etwas findet. Das will der Herr der Obrigkeit hier nicht einräumen, sondern weil er den Untertanen befiehlt: «gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist,» damit will er der Obrigkeit oder dem Kaiser auch zu verstehen geben, sie sollen nicht mehr fordern noch nehmen, denn was ihr ist. Macht also einen Unterschied zwischen dem daß dein ist, und dem, daß du von dem Deinen der Obrigkeit geben sollst. Denn die Regimenter sind nicht darum eingesetzt, daß man nur Bettler machen und niemand nichts behalten soll. Darum gibt man der Obrigkeit Steuer, Zins oder Rente, daß die Untertanen bei den ihren bleiben, ihre Nahrung suchen, sich und die ihren mit Ehren hinbringen und das Ihre mehren mögen.
Wo aber Not vorfällt, daß man zur Erhaltung des Friedens wider die Feinde etwas tun soll, da soll sich niemand weigern, sondern mit Leib und Gut gerne zu Obrigkeit kommen, und ihr beistehen, so lange man kann. Aber außerhalb solcher Not soll die Obrigkeit nicht tyrannisch regieren, den Untertanen nicht zuviel auflegen, sondern sie bei den ordentlichen und leidlichen Beschwerungen bleiben lassen. Sonst nimmt sie, was nicht ihr ist, und verursacht Gottes Zorn wider sie, der durch Aufruhr, durch fremde Feinde und auf andere Wege die Tyrannen pflegt zu strafen.
Das sei von diesem Evangelium genug. Gott verleihe seine Gnade unserer Obrigkeit und uns, daß wir zu beiden Teilen Gott geben, was wir ihm zu geben schuldig sind. So wird sich das andere fein finden, daß wir dem Kaiser auch werden geben und er nehme, was sein ist. Werden also in einem feinen, friedlichen, Gott wohlgefälligen Leben unserer Zeit hier zubringen, und durch den Glauben an Christum danach ewig selig werden. Das verleihe uns unser lieber Herr Gott, durch Christum, unser Herrn, und den Heiligen Geist, Amen.