Johannes 16,5-15
Nun aber gehe ich hin zu dem, der mich gesandt hat; und niemand unter euch fraget mich: Wo gehst du hin? sondern, dieweil ich solches zu euch geredet habe, ist euer Herz voll Trauerns geworden. Aber ich sage euch die Wahrheit, es ist euch gut, daß ich hingehe. Denn so ich nicht hingehe, so kommt der Tröster nicht zu euch; so ich aber gehe, will ich ihn zu euch senden. Und wenn derselbige kommt, der wird die Welt strafen um die Sünde, und um die Gerechtigkeit, und um das Gericht. Um die Sünde, daß sie nicht glauben an mich. Um die Gerechtigkeit aber, daß ich zum Vater gehe, und ihr mich hinfort nicht sehet. Um das Gericht, daß der Fürst dieser Welt gerichtet ist. Ich habe euch noch viel zu sagen; aber ihr könnt es jetzt nicht tragen. Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird, der wird euch in alle Wahrheit leiten. Denn er wird nicht von ihm selber reden; sondern was er hören wird, das wird er reden, und was zukünftig ist, wird er euch verkündigen. Derselbige wird mich verklären; denn von dem Meinen wird er es nehmen, und euch verkündigen. Alles, was der Vater hat, daß ist mein; darum habe ich gesagt: Er wird's von dem Meinen nehmen und euch verkündigen.
Das ist ein sehr schönes Evangelium; denn es geht hauptsächlich mit dem hohen und nötigen Artikel um, von dem wir den Namen haben und Christen heißen. Darum, ob man es wohl jedes Jahr hört, so kann man es doch nicht genügend lernen. Soll es aber in unseren Herzen die rechte Frucht bringen, so muß es oft gepredigt werden.
Es ist aber dies Evangelium, eben wie das vor acht Tagen, eine Trostpredigt, welche der Herr Abends über Tisch getan hat, kurz zuvor, ehe er verraten und gefangen worden ist und es ist ihm darum zu tun, daß er seine Jünger gerne gegen künftige Ärgernisse rüsten will, auf das sie nicht wegen seines elenden, schmählichen Todes wegen sich bekümmerten; sondern lernten, was für Gutes aus solchem Tode folgen sollte, und daraus einen Trost empfingen. Darum, wie er heute vor acht Tagen sie getröstet hat, solche Schmach und Ärgernis soll nur ein Kleines sein, danach soll es in eine ewige Freude gewandelt werden: also tröstet er hier auch, und lehrt, wozu sein Sterben diene.
«Ich», spricht er, «gehe hin zu dem, der mich gesandt hat.» Das ist, ich werde morgen an das Kreuz geschlagen und gewürgt werden. «Da ist niemand unter euch, der mich fragt, wo ich doch hin wolle», oder was ich damit ausrichten wolle; «sondern weil ich euch solches gesagt habe, ist euer Herz voll Trauerns geworden. Aber ich sage euch die Wahrheit, es ist euch gut, daß ich hingehe», und geschieht um euretwillen. «Denn so ich nicht hingehe, so kommt der Tröster, der Heilige Geist, nicht zu euch», und erhält der Böse Geist seine Macht und Gewalt. «Wenn ich aber hingehe, so will ich den Heiligen Geist zu euch senden.» Diesen Trost, will der Herr, soll man lernen und fassen, und darüber seinem Leiden sich nicht ärgern noch davor erschrecken; sondern man solle sich trösten, weil es besonders dazu dient, daß dem bösen Geist und seiner Tyrannei dadurch gewehrt, und der Heilige Geist zu uns gebracht und uns geschenkt wird.
Was aber der Heilige Geist ausrichten, was er zu uns bringen und uns lehren werde, dieses zeigt der Herr später an und spricht: «Er soll die Welt strafen um die Sünde, um die Gerechtigkeit, und um das Gericht.» Das ist wahrlich zuviel auf einmal geredet, daß der Heilige Geist soll vornehmen, nicht eine Schule, ein Dorf, eine Stadt oder zwei, sondern die ganze Welt, und sie strafen. Wer nun solches fassen will, der muß einen starken Rücken und einen großen Hinterhalt wissen. Denn in die Welt gehört alles, was nur von Adam geboren ist, Kaiser, Könige, Fürsten. Da soll niemand ausgenommen sein, der Heilige Geist soll sie alle miteinander durch die Apostel und andere Prediger strafen und sagen: Ihr seid alle Sünder, von euch ist keiner gerecht, von euch ist keiner gelehrt noch klug; ganz gleich ihr seid zu Jerusalem, zu Rom, oder in was für einen Stand und Würden ihr wollt, wenn ihr nicht von mir lernt, so wird von euch keiner selig; sondern ihr seid des Teufels, wie ihr steht und geht, und soll euch keine Frömmigkeit, Heiligkeit noch gutes Werk helfen können. Das, spricht Christus, soll des Heiligen Geist des Amts sein, welches er durch arme Bettler und verachtete Leute anrichten wird, und die ganze Welt strafen.
Nun ist es aber mit dieser Strafe kein Scherz. Denn er soll die Welt strafen der Sünde, Gerechtigkeit und des Gerichtes wegen. Wenn nun lauter Sünde, keine Gerechtigkeit noch Gericht in der Welt ist, was wird endlich daraus werden? Darum ist diese Predigt des Heiligen Geist des ein harter Donnerschlag gegen die Welt, daß sie des Teufels ist mit allen ihren guten Werken, und kann so nicht in das Reich Gottes kommen, es sei denn, daß der Heilige Geist ihr von Sünden helfe, sie gerecht mache, und von dem Gericht erledige. Solche Sprüche sind viele in der Schrift. Als, wenn Paulus sagt: «Gott hat es alles unter die Sünde beschlossen»; also: «wir sind Kinder des Zorns von Natur.» Und Christus: «Es sei denn, daß jemand wiedergeboren werde, so kann er das Reich Gottes nicht sehen.» Das heißt des Heiligen Geistes Predigt, die Welt also strafen um der Sünde willen.
Was ist aber die Sünde? Ist es nicht stehlen, morden, ehebrechen, und dergleichen? Ja, solches sind auch Sünden; aber noch nicht die rechte Hauptsünde, um die der Heilige Geist die Welt strafen soll. Denn da findet man viel Leute, die dieser äußerlichen Sünden nicht schuldig sind. Aber die rechte Hauptsünde, von der der Heilige Geist predigt, deren ist die ganze Welt schuldig; sonst könnte er alle Welt nicht darum strafen. Diese Sünde nun heißt: nicht glauben an Jesus Christus. Von solcher Sünde weiß die Welt nichts, der Heilige Geist muß sie es erst lehren; denn die Welt hält nur für Sünde, was in der anderen Tafel von Mose verboten ist. Von Christus weiß sie nichts; viel weniger weiß sie, daß es Sünde ist, an ihn nicht glauben. Und was wollen wir viel von der Welt sagen? In den Schulen selbst, unter den gelehrten Christen, hat man den Unglauben für keine Sünde, besonders aber für keine Erbsünde gehalten. Denn predigen, daß der Unglaube eine Sünde ist, kann niemand, denn der Heilige Geist; der macht auch mit dieser Predigt alle Welt zu Sündern, weil sonst die Welt, äußerlicher Werke wegen, sich schmücken und für fromm verkaufen kann.
Also ist dies des Heiligen Geistes Predigt, daß alle Welt, niemand ausgenommen, Sünder sind, darum daß sie nicht an Christus glauben. Das ist aber eine seltsame Predigt, die die Welt nicht gewohnt ist, ja, von der die Welt ganz und gar nichts weiß, daß sie an den Menschen Jesus glauben soll. Sie meint, wenn sie, wie jener Pharisäer, Lukas 18, kein Mörder, kein Ehebrecher, keine Ungerechter sei, so ist es genug und bedürfe nichts mehr. Aber der Heilige Geist predigt anders, und spricht: Ich weiß wohl, daß in solchem äußerlichen Leben einer frömmer ist denn der andere; aber das ist die Hauptsünde, in der ihr alle steckt, daß ihr nicht an Christus Jesus glaubt. Solche Sünder hat außer des Heiligen Geistes Predigt niemand jemals gesehen noch gewußt.
Darum So schließe nur schnell und getrost, und sprich: Was nicht im Glauben ist, das ist Sünde, es sei Beten, fasten, Almosen geben; so der Glaube an Christus Jesus nicht da ist, so hörst du hier, das es soll gestraft werden. Und ist kein anderer Weg, von solcher Sünden los zu werden, denn daß man an Jesus Christus glaube.
Das ist doch ein sehr gewaltiger Text, an dem niemand rüber kann. Und dennoch läßt ihn der Papst und sein Haufe nicht unangefochten. Wo sie nicht weiter können, sprechen sie, von dem Glauben, der durch die Liebe sein Wesen empfangen hat. Aber halte so einen Spruch zu diesem Text. Denn das kann ja niemand leugnen, Christus predigt hier von der Sünde, und deutet die Sünde, es sei, wenn man an ihn nicht glaube. So kommt der Schluß, es sind gute Werke da, so viel es sein können, wenn der Glaube an Christus nicht da ist, daß der Mensch bei allen solchen guten Werken und Tugenden ein Sünder ist, und der Heilige Geist ihn für einen Sünder strafen und verdammen werde.
Darum ist der Unglaube die rechte Hauptsünde, und die Quelle, aus der alle Sünden fließen. Denn wo der Unglaube im Herzen ist, daß man an Christus nicht glaubt, da folgt zuerst, daß man Gottes Wort nicht annimmt; sondern entweder verachtet man es, oder hält es für eine Ketzerei und Lüge, und verfolgt es, als hätte es der Teufel geredet. Da folgt dann noch mehr Unrat, daß man Vater und Mutter und der Obrigkeit ungehorsam wird, daß keiner seines Amtes und Berufes mit Fleiß ausübt, sondern in aller Unzucht und Unart lebt; ausgenommen, daß sich etliche häufig fürchten, oder vor den Leuten schämen müssen. Das sind dann die Blätter und der ganze Baum des Unglauben; der wächst und blüht aus dieser Wurzel, die der Heilige Geist darum straft, und ist ihm nicht zu wehren. Denn wer an Christus nicht glaubt, der hat den Heiligen Geist nicht, und kann darum keine guten Gedanken haben. Und wenn er auch gleich etwas tut, daß an sich selbst nicht Böse, sondern gut ist, daß tut er wie ein Knecht, allein aus Furcht, und nicht aus einem rechten, herzlichen Gehorsam. Das also die Welt ein Teufelsgesinde ist, daß nichts Gutes reden, tun, noch in den Sinn nehmen kann. Ursache, die Quelle und der Brunnen alles Übels ist da, der Unglaube.
Wer nun die Welt recht malen und ihre rechte Farbe geben will, der könnte sagen, das es ein Haufen Leute auf Erden ist, die an Christus nicht glauben, und darum sein Wort Lästern und Schänden, die im Herzen, inwendig und auswendig, mit Orten und Werken, morden, stehlen, rauben und aller Unart sich befleißigen, und dazu noch aller Gaben und Güter Gottes, unseres Herrn, mißbrauchen.
Wider solche Leute, sagt Christus hier, sollt ihr Apostel und alle Prediger euch legen und auftreten; denn solches Strafen muß bleiben bis an den jüngsten Tag, daß man immerdar predige: Was Welt ist, daß glaubt nicht an Christus, daß gehört nicht in das Reich Christi, sondern es ist des Teufels; nicht allein der äußerlichen groben Sünden wegen, sondern der Hauptsünde wegen, des Unglaubens. Und hilft nicht, ob du schon ein Mönch wirst, jetzt das, jetzt jenes tust; denn solange der Unglaube bleibt, so bist du ein verdammter Sünder, und es hilft nichts. Das allein muß helfen, daß du solchen Unglauben fallen läßt, und an Christus glaubst und dich sein tröstest wieder Sünde und Tod.
Nun wissen wir aber und haben es oft gehört, was der Glaube ist, nämlich: nicht allein dies, daß man wisse und glaube, es sei wahr, was man von Christus predigt; sondern ein herzliches Vertrauen, daß du es dir auch annimmst, daß es um deinetwillen und dir zu gut geschehen ist. Denn der Teufel weiß auch, daß Christus gestorben ist, und glaubt er so gewiß, als die Katholiken; aber das glaubt er nicht, daß Christus für ihn und ihn zu gut gestorben ist. Solcher Glaube, daß ich mich dessen annehme, und du dich auch dessen annimmst, daß es für uns geschehen ist, ist allein des Heiligen Geistes Gabe. Wer nun solchen Glauben nicht hat, daß er sprechen kann: Christus ist für mich gestorben, daß ich vom ewigen Tod und Sünden soll frei sein, der ist ein Unchrist, und bleibt ein Sünder, wenn er sich gleich mit guten Werken zu Tode martert.
Das ist das erste Stücke von des Heiligen Geistes Amt, daß es alles Sünde ist, und wir bei allen unseren guten Werken und Heiligen Leben als Sünder müssen gerichtet und verdammt werden, wenn wir nicht an Christus Jesus glauben. Darum nur frisch Kappen und Platten, alle Orden, und was man sich sonst vorgenommenen hat, Vergebung der Sünden dadurch zu bekommen, mit Füßen getreten. Denn es leidet sich nicht bei einander, daß ich sagen wollte: Christus ist für mich gestorben, und: Ich will eine Kappe tragen, dies und jenes Werk tun, daß ich fromm werde und in den Himmel komme. Wer aber solche Strafe nicht aufnehmen und den Herrn Jesus Christus nicht annehmen will, der bezeugt, daß er nicht glaubt, und ist ein Sünder, wie alle anderen, die nicht an Jesus Christus glauben.
Das andere Stück ist, daß der Heilige Geist die Welt auch strafen soll um die Gerechtigkeit. Das ist auch ein hartes Wort. Sünde hat die Welt; Frömmigkeit oder Gerechtigkeit hat sie nicht, und weiß auch nicht, wie sie soll oder kann fromm werden. Was ist das nun für eine Gerechtigkeit? Sieht man doch, daß die Welt Gericht und Recht hat; so haben die Heiden eine sehr feine Weise und Lehre gegeben von einem bürgerlichen, ehrbaren Leben; und es ist unmöglich, daß dieses Unrecht sein könnte, daß man Diebe hängt, die Mörder umbringt. Ist denn solches nicht alles Recht und gut?
Christus antwortet hier: nenne du solches Leben wie du willst, nur das du es keine Gerechtigkeit nennst; denn die ist es nicht. Ursache, ich predige nicht von der Juristen Gerechtigkeit; sondern die Gerechtigkeit, von der ich predige, die heißt: Ich gehe zum Vater, und ihr sehet mich fortan nicht. Dieses Wort ist schwer zu verstehen, genau wie das nächste, daß ich darum ein Sünder sein soll, daß ich nicht an Christus glaube; denn wir denken; Es sind doch so viel Gaben im Menschen, daß er sich selbst eine Andacht machen, sich zur Gnade bereiten und darum bitten kann. Solches machen noch heute die Katholiken, weil sie sich in diese Predigt nicht richten können. Also scheint es hier auch lächerlich, was Gerechtigkeit ist, daß du nur dann ein frommer Christ bist, wenn Christus zum Vater geht und du ihn nicht siehst. Das ist ein sehr gewaltiger, schöner Text.
Denn was will man doch von guten Werken rühmen oder sagen? Da steht des Herrn Christi Wort, und spricht: Dadurch werdet ihr nicht gerecht, daß ihr dies oder jenes tut, eure Werke werden es nicht ausrichten; das allein tut es, daß ich zum Vater gehe. Solcher Gang ist die Rechte, ewige Gerechtigkeit. Da weiß die Welt nichts von; denn man findet nicht einen Buchstaben in allen anderen Bücher davon. Aber das findet man in den Büchern: Wenn einer die Zehn Gebote hält, gegen Gesetz und Ordnung nichts tut, so ist der ein frommer, gerechter, ehrbarer Mann. Aber Christus spricht hier nicht ein Wort von dem, daß du tun oder lassen sollst; sondern bloß und allein von seinem Werk, daß er tut, nämlich, daß er zum Vater geht und wir ihn nicht sehen. Das soll unsere Gerechtigkeit sein, und sonst nichts.
Darum, wenn wir recht fromm werden wollen, so müssen wir es mit unseren Werken nicht anfangen. Das wird es nicht tun, daß du ein Mönch werden, viel fasten, wachen und beten wolltest. Das aber wird es tun, wenn du willst von der Sünde los und ein Christ werden, daß du weißt, daß Christus zu seinem Vater gegangen ist, und dich über diesen Gang von ganzem Herzen tröstet, und sonst nichts. Ja, sprichst du, ich meinte, ich müßte fasten, beten und gute Werke tun! Gute Werke sollst du ja tun; denn solches hat dir Gott schon im Gesetz geboten und aufgelegt. Aber dadurch wirst du nicht fromm, noch gerecht vor Gott. Ursache: solches geschieht allein dadurch, das Christus zum Vater geht. Der Weg allein, und kein anderer ist es, dadurch wir von Sünden erlöst und gerecht werden.
Des Herrn Christi Gang aber heißt nichts anderes, denn daß er gelitten und am Kreuz gestorben, und durch den Tod von dieser Welt abgeschieden ist und zum Vater gegangen, das ist, gen Himmel aufgefahren, da er sitzt zur Rechten Gottes und regiert. Wir aber sehen solches nicht, sondern glauben es. Das ist der Schatz, dadurch wir fromm werden. Das also «Gerechtigkeit «nicht mein Werk ist, Kraft, noch Vermögen, sondern des Herrn Christi, daß er zum Vater geht. Das ist nun so viel gesagt: Niemand wird gerecht, selig, noch von Sünden los, denn allein dadurch, daß Jesus Christus gelitten hat, gestorben und vom Tode wieder auferstanden ist. Dieser Gang macht gerecht, und sonst nichts.
Wie paßt aber solches mit der Lehre der Katholiken die sagen: Wer selig werden will, der muß mit seinen Werken etwas dazu tun? Das wäre wohl richtig geredet: Ein Christ soll christlich Leben und gute Werke tun; aber daß man durch gute Werke gerecht werden soll, das ist falsch und erlogen. Denn hier steht, daß es allein der Gang unseres Herrn Christi zum Vater tun und ausrichten soll. Solches ist die Rechte und wahre Gerechtigkeit, von der die Welt nichts weiß und allein der Heilige Geist davon lehrt.
Die Katholiken haben den Spruch: «willst du in das ewige Leben gehen, so halte die Gebote Gottes», das hat aber eine andere Meinung, und zeigt klar, daß die Katholiken nicht wissen, was es heißt, die Gebote Gottes halten, sonst würden sie solchen Spruch nicht hierher ziehen. Darum steht diese Meinung fest und gewiß, daß wir keiner andere Gerechtigkeit, noch ewiges Leben haben können, denn diese, daß Christus von dieser Welt zum Vater gegangen ist. Da, sprich, will ich bleiben, und soll mir es der Teufel nicht nehmen. Schrecken kann mich der Teufel und mir ein Gewissen machen; denn ich weiß sehr wohl, daß meine Wege zu schwach sind. Aber da ist ein anderer Weg, den nicht ich, sondern Christus geht, in dem höchsten Gehorsam gegen seinen himmlischen Vater, diesen wird der Teufel nicht ungerecht oder zum Sünder machen können, wenn er mich gleich zum Sünder macht; darum will ich mich auch sein annehmen und trösten.
Denn das muß immer unser Weg sein, daß wir dieses Werk mit den Glauben fassen. An diesem Gang und Werk Christi hat es keinen Mangel. Christus hat es ausgerichtet, und liegt nun künftig nur an dem, daß wir es mit Glauben annehmen und uns darüber trösten. Glaubst du es, so hast du es; glaubst du es aber nicht, zu hast du nichts davon. Denn mit Augen kann man es nicht sehen, wie hier klar steht: «ich gehe zum Vater, und ihr sehet mich fortan nicht.» Das also unsere Gerechtigkeit die wir uns vornehmen, und allein auf Christus und sein Werk oder seinen Gang setzen sollen: auf das wir gewiß wissen, wo wir endlich bleiben sollen. Denn so es an unseren Werken und Genugtuung, an unserer Beichte und Reue gelegen sein sollte, so würden unsere Herzen nie zufrieden sein können. Denn wann wollten wir doch wissen, daß wir genug der gebeichtet, und für die Sünde genug getan hätten? Darum hat es unser lieber Herr Christus ganz von uns weggenommen und auf sich selbst gesetzt, daß wir uns darauf gründen sollen, unsere Gerechtigkeit ist sein Gang, sein Sterben, seine Genugtuung. Denn da können wir ja nicht mehr zweifeln, die Person ist zu hoch und zu groß, nämlich der Sohn Gottes, und richtet das Werke aus, daß der Vater selbst dazu geordnet hat, daß uns von Sünden und Tod geholfen würde, wie Johannes ihn darum ein Lamm Gottes nennt.
Also seht ihr Lieben, wie gewaltig es in diesen Text geschrieben ist, daß die Gerechtigkeit nicht unser tun und lassen; sondern das Christus zum Vater geht. Wenn du nun solche Gerechtigkeit durch den Glauben hast, dann tue auch gute Werke, und sei fleißig, auf das beste, den Gehorsam gegen Gott. Ehe du aber dein Herz durch einen rechten Glauben und Zuversicht auf Christus setzt, so wirst du kein gutes Werk tun können. Ursache, das Herz ist noch Böse und unrein, es ist keine Vergebung der Sünden da, weil kein Glaube da ist.
Also ist der Christen Gerechtigkeit eine sonderbare Frömmigkeit, die kein Herz erdenken kann, man muß wohl vom Heiligen Geist Hören und lernen; und wenn man es gleich hört, so wird man es doch nicht begreifen können, es muß geglaubt sein, wie der Herr hier sagt: «Ich gehe zum Vater, und ihr sehet mich fort nicht mehr.» Das ist, ihr müßt es glauben, sonst werdet Ihr es nicht fassen können. Das ist der Christen Gerechtigkeit, die allein der Heilige Geist lehrt. Von der Welt Gerechtigkeit können die Philosophen, weltliche Obrigkeit, Juristen, Vater und Mutter predigen. Ein Christ aber hat eine besondere Kunst, von der die Welt nichts weiß, nämlich, daß es außer dem Glauben alles Sünde ist, und daß die rechte, ewige Gerechtigkeit allein auf dem steht, daß Christus zum Vater geht, und wir ihn nicht mehr sehen.
Das dritte Stücke ist, das der Heilige Geist die Welt auch Strafen würde um das Gericht. Was aber das für ein Gericht ist, Zeit der Herr sehr fein an, da er spricht: «Denn der Fürst dieser Welt ist gerichtet.» Wie nun der Heilige Geist die Welt straft, daß sie Sünde hat, weil sie nicht glaubt an Christus, und daß sie keine Gerechtigkeit hat, weil sie nicht weiß, und tröstet sich nicht, daß Christus zum Vater gegangen ist: also straft er sie auch um das Gericht, daß sie davon nichts weiß, und darum sich fürchte, da sie sich doch nicht fürchten sollte, wo sie ihn hörte und sein Wort annähme. Denn eine jämmerliche Plage ist es, Sünde haben und keine Gerechtigkeit, und dazu auch keinen Trost gegen die Sünde, Tod und anderes Unglück.
Das sagt nun Christus, soll das auch des Heiligen Geistes Amt sein, daß er vom Gericht predigen und durch das Evangelium überall ausrufen lassen soll: Der Fürst dieser Welt ist gerichtet, kann darum denen, die an Christus glauben und sich über seinen Gang zum Vater trösten, keinen Schaden tun. An sie kann er sich wohl setzen, sich an ihnen versuchen, jetzt da, jetzt dort: aber er soll nichts ausrichten. Denn er ist wohl ein Fürst der Welt: aber nun gerichtet, der seinen Palast verloren und mit den Ketten der Finsternis, wie es Petrus nennt, von Christus gebunden worden ist. Darum dürfen die Christen sich vor ihm nicht fürchten, noch vor seinem ganzen Reich der Welt. So muß gewißlich die Welt, welche sein Reich ist, auch alle macht verloren haben.
Das wissen die Unchristen nicht. Darum, ob sie schon häufig vom Wort führen und anfangen zu glauben; darüber die Welt sauer werden und zürnen will, fürchten sie sich und fallen wieder davon ab, wie Christus sagte im Gleichnis von den Samen auf dem Felsen. Die Christen aber halten fest. Denn da klingt ihnen die Strafe des Heiligen Geistes immer im Herzen und Ohren: Was willst du dich fürchten? Warum willst du erschrecken? Weißt du denn nicht, daß der Fürst dieser Welt gerichtet ist? Er ist ein Herr, kein Fürst mehr. Du hast einen anderen stärkeren Herrn, Christus, der ihn überwunden und gebunden hat. Darum laßt den Fürsten und Gott dieser Welt sauer sein, die Zähne zeigen, scharren, drohen, oder sich anders stellen, er kann doch nicht mehr, denn ein böser Hund an einer Kette: der mag bellen, hin und her laufen, an der Kette reißen, er kann dich aber nicht beißen, weil er angebunden ist und du ihm aus den Wege gehst. Also ist der Teufel gegen einen jeden Christen auch. Darum liegt alles daran, daß man nicht sicher sei, sondern sich in Gottesfurcht und an das Gebet halte, so soll der Kettenhund uns nicht Schaden können. Wer aber sicher sein und ohne alle Sorge sicher daher gehen will, den könnte der Kettenhund schrecken, wenn er ihm zu nahe käme, daß er ihn beißen könnte; wie man an den bösen Hunden sieht.
Diesen Trost bedürfen nun besonders wohl die, die des Heiligen Geistes Amt in der Welt führen und die Welt um die Sünde und Gerechtigkeit strafen. Denn die Welt will und kann kein Strafen weniger leiden, denn das man sie Sünde heiße, und für solche Leute offen sage, die keine Gerechtigkeit haben. Darum, wo solche Strafe öffentlich geht (wie sie denn gehen soll), da hebt die Welt an zu wüten und zu toben, als wäre sie unsinnig. Aber der Heilige Geist ist da und predigt uns von diesem Gericht; sonst würden die Prediger furchtsam werden und sich schrecken lassen. Darum führt der Heilige Geist hauptsächlich diese Stückes wegen den Namen, daß er ein Tröster und Beistand ist, der die Herzen in Anfechtung und allerlei Gefahr und Not freudig und mutig macht, weil sie hören und glauben, der Fürst dieser Welt ist gerichtet.
Das ist die Predigt von des Heiligen Geistes Amt, was er Gutes auf Erden ausrichten, und wovon er besonders predigen und die Leute unterrichten soll. Und es ist gewiß wahr, wer solche Predigt und Unterricht nicht für den edelsten und höchsten Schatz hält auf Erden, also eher den Leib und Leben gibt, denn solchen Schatz verlieren wollte, der ein Christ ist. Ursache: Leib und Leben, und was wir haben, ist alles zeitlich und vergänglich. Dies aber ist ein ewiger Schatz, der uns das ewige Leben mitbringt. Wie Paulus sagt: «Das Evangelium ist eine Kraft Gottes, die da selig macht alle, die daran glauben.» Darum sollen wir uns über den Heimgang, von dem Christus hier sagt, von Herzen freuen, und Gott, unserem gnädigen Vater im Himmel, Tag und Nacht dafür danken, und bitten, daß der uns in dieser Erkenntnis erhalten, und von Tag zur Tag, die länger je mehr wollte zu nehmen lassen, auf das wir von Sünden los und der ewigen Gerechtigkeit teilhaftig werden, und uns dieses Gerichtes recht trösten mögen, daß er Fürst dieser Welt gerichtet ist.
Nun spricht der Herr auf diese Predigt weiter: «Ich habe euch noch viel zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht tragen. Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird, der wird euch in alle Wahrheit leiten.»
Wie aber die Katholiken diesen Text deuten, wißt ihr, daß sie alle ihre Änderung und Neuerung mit diesem Spruch verteidigen und sagen: Der Heilige Geist habe solche Änderung und Neuerung angerichtet, und Christus habe in diesem Text davon geweissagt. Aber das reimt und paßt übel zusammen.
Darum ist das der rechte Verstand zu diesem Text, als wollte Christus sagen: Ihr hört, was der Heilige Geist für ein Amt führen und was er unter euch ausrichten soll. Von solchem hätte ich euch noch viel zu sagen, aber ihr versteht es doch nicht eher, bis ihr es erfahrt. Denn über das was ich jetzt gesagt, wird der Heilige Geist auch dies tun, daß er euch in der Wahrheit leiten und vor falscher, ärgerlicher Lehre behüten wird. Denn wo es ohne solches des Heiligen Geistes leiten ist, da ist es sehe schnell geschehen, daß man die Wahrheit nicht trifft und vom Wort abweicht; wie wir sehen, wie schnell sich der Irrtum in dieser Welt ausbreitet.
Die Wiedertäufer richten darum die Wiedertaufe an, weil der Herr sagt: «Gehet hin, lehret und taufet alle Völker.» Weil nun die Lehre bei den Alten vorgehen soll, ehe man tauft, daraus schließen sie: Man soll die Kinder auch nicht taufen, bevor man sie nicht lehren kann. Also ist es mit dem Sakrament des Abendmahls auch gegangen: da hat man die klaren Worte Christi liegen lassen, und ist mit etlichen finsteren und ungewissen Sprüchen der Väter und alten Lehrer umgegangen. Darum ist es sehr bald geschehen, daß man in einen Irrtum falle, wo der Heilige Geist nicht hält und uns leitet.
Danach, spricht er, wird der Heilige Geist auch weissagen, und, was zukünftig ist, euch verkündigen. Denn solches ist auch seiner Werke eines; wie wir denn etliche Beispiele haben in den Geschichten der Apostel. Zum dritten, spricht er, wird er mich verklären, das ist, eure Herzen voll Erkenntnis Gottes machen, daß ihr um meinetwillen alles wagen und leiden, und alle eure Freude und Trost an mir haben werdet. Solches und anderes wird des Heiligen Geist des Werks sein. Aber wenn ich euch gleich lange davon sage, so versteht ihr es doch nicht, ehe denn ihr es erfahrt. Darum will ich es also bei dem jetzt bleiben lassen, daß ihr nicht erschrecken, sondern euch meines Abscheidens freuen sollt, besonders ich euch alsdann den Heiligen Geist senden werde, der solch ein Strafamt in der Welt führen soll, dadurch ihr von Sünden frei und gerecht werden, und einen ewigen Trost haben sollt.
Das ist die Lehre aus dem heutigen Evangelium, Gott, der Vater, wolle durch Christus seinen Heiligen Geist in unsere Herzen senden, und dieses Werk in uns gnädiglich anrichten und vollenden, Amen.