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Luther, Martin - Die X gebot gotes mit ainer kurtzen Außlegung jrer erfüllung und übertrettung/ von Doctor Martino Luther Augustiner gemachet

Die Zehen gebot gottes.

Das erst gebot.

Du solt nit ande göter habe / Ain got habe/ dz ist ainehan vo de er sich versicht/ jn alle gutem gefüdt / jn alle böße geholffen werde/ dz wil d ainige warer got sebs sein un auch ist.

Das ander gebot.

Du solt den namen gottes deins herren nit unutz anziehn dan gottes namen seind auch dise / warhait/ weyßhait/ gütigkait/ krafft un alles guten namen ist/ sein namen den sol im selbs nyemant zu schreiben.

Das drit gebot.

Du solt den feyrtag hailigen. Die böste feyr ist/ daz die seel mit allem thun des selben tages/ des gewarte/ der da erfület die hungerigen unnd ledigen mit gütern. Luce. 1. Dan feyre dz hayßt ledyg sein.

Das vierde gebot.

Du solt eren dein vater und muter. Die eere stat nit alein in grüssen oder naygen/ Sunder in thun und lassen / als wz jr wille oder noturfft ist.

Das fünfft gebot.

Du solt nit töten. Nit allkain tötet/ der den tod un schadn thut. sund auch d jn nit weret un für komet als Augu. sagt.

Das sechste gebot.

Du solt nit eebrechen. Die erste frucht der lüst des flaysch nennet er allain / zu beweyßen wie böß der gantz lust sey/ auß der sollich untugent kommet.

Das sibent gebot.

Du solt nit stelen. Frembde gütter zu jm zyehen/ Ist ain frucht des geitz un begird / daru so wirt hie d'baum mit den früchten verboten geytz und was auß geytz volgen mag.

Das achtet gebot.

Du solt nit falsch zeugknuß reden wider deinen nechsten.

Das neunde gebot.

Du solt nit begeren deines nechstn weib dochter od' magt

Das zehent gebot.

Du solt nit begeren deines nechsten hauß oder gut, etc.

Die übertretung des ersten gebots.

Wer jnn seiner widerwertigkait / zauberey/ Schwartze kunst / Teuffels bundgenossen sucht. Wer bryeff/ Zaychen Kreuter/ wörtersegen/ un d'gleichen gebraucht. Wer wünsch ruten / schatzbeschwerungen/ cristallen sehen mantelfarn/ milch stelen übet. Wer sein werck unnd leben/ nach erweltten tagen/ himels zaychen/ und der weyß sagern duncke richtet. Wer sich selbs/ seyn vybe/ Hauß Kinder und allerlay gut/ vor wolffen/ eysen/ feiier/ wasser/ schaden/ mit erdichtten gebetten segent unnd beschweret. Wer sein unglück und wirwereigkayt dem Teuffel oder bößen menschen zu schreybt/ und nit mit lyeb unnd lob. Alles böß unnd gut von Gott allain auff nymbt/ und jm widerhaim tregt mit dacksage / un wylliger gelassenhayt. Wer gott versuchet / und jn unnötyge gferligkayt leyvbes od sel sich gibt. Wer in seiner frükaytt verstand oder andern gaistlychen gaben hoffertig ist. Wer got unnd die hayligen mit vergessen der seel not/ Nur umb zeytlichs nutz willen eeret.

Ubertrettung des andern gebots.

Wer on not oder auß gewonhayt leychtlych schweredt. Wer valwschen ayd schweret/ oder sein auch gelübdt brycht. Wer übel thun gelobedt oder schweredt. Wer mitt gottes namen fluchedt. Wer nerrylch fabellen von got schwetzett. Unnd die wort der gschryfft leychtuertyg verkeredt. Wer gottes namen nitt anruffet jnn seyner wyderwertigkaytt/ und nit benedeyet/ jn lieb un laid/ in glück und unglück. Wer rum un eer/ un name sucht/ vo seiner frükait/ weißhait. Wer gotes name anruft falschlich als die ketzer/ und alle hochuertigen hailygen.

Ubertrettung des dritten gebots.

Wer fressen/ sauffen/ spylen/ tantzen/ müssyggan/ unkeuschait treibet. Wer faulhait/ ampt gottes verschlaffen/ versaumen/ spacieren/ unnutz schwetzen übet. Wer on sundere/ not arbait un handelt. Wer nit betet/ nit Christi leyden bedenckt/ nit seyne sünd berüwet/ unnd genad begert. Also nur mit klayderen/ essen gebet den eüsserlych feyret.

Ubertretung des vierden gebots.

Wer sich armuts/ gebrechens/ verachtung seiner eltteren schämet. Wer jn nit jre noturfft mit speyß und klaydere versorgt. Vil mer wer in flucht/ schlecht/ nachredet/ hasset/ un ungehorßa ist/ wer nit vo hertzen groß vo jn halt um gotes gebot wille/ wer die gebot d' christliche Kirche nit halt/ mit faste iren. etc. Wer priesterschafft uneret/ nachredet/ und belaidige/ wer seine herren und oberkait nit eret/ trew und gehorsam ist/ sy seind gut oder böß/ Hierinne seind alle ketzer/ abrtrinnygen/ apostaten/ verbanten/ verstockten etc.

Ubertretung des fünftten gebots.

Wer mit seinem nechsten zürnet. Wer zu jm sagett Rache (Das seynd allerlay zorens und hasses zaichen). Wer zu jm sage fame / Du narr/ Das seynd allerlay Schandtwort/ fluch/ lesterung/ Nach reden/ tychttem/ veraylen/ Honsprüch etc. Wer seynes nechsten sünd oder gebrechen rüret. Und nit bedecket oder enttschuldyget. Wer seynnen feynden nitt vergybt/ nitt für sy byttet/ Nit frayntlich ist/ Nit wol thue. Unnd hyerinne seynd alle sünd des zorens unnd hass/ Alle todtschleg/ krieg/ rauben/ brennen/ zancken/ Haderen/ trauren des nechsten glücks/ frewen seins unglücks. Wer nit übet die werck der barmhertzigkayt.

Ubertretung des sechsten gebots.

Wer jungckfrawen schwecht/ Eebruch/ Plüttschanden/ unnd der gleych unkeuschayt wyrcket. Wer unnatürlychen weyße oder personen (Das seynd die stummende sünde) gebraucht. Wer mit schampern wortten/ Lyedlin/ Historyen/ bylden/ die böße lust übet oder zayget. Wer mit sehen/ greyffen/ Willygen gedancken sich raybet unnd beflecket. Wer die ursach nit meydet/ Als fressen/ Sauffen/ Müssygkaytt Faulhayt/ schlaffen/ Unnd weybs oder mans personen gemaynschafft. Wer mit überygem gschmuck berden etc. Andere zu der unkeuschait raytzet/ wer ains andern keuschaytt nit hilffe bewaren mit rat oder that.

Ubertrettung des sibenden gebots.

Uber die dieberey und rauberey ist auch der wucher grobe sünd. Wer valsche gewicht unnd maß bracht/ oder böße war für gut außgibt. Wer unrecht erbgütter unnd zynßein nimbt. wer verdienet lon vorhelt und schuld verleugnet/ wer seym nechsten dürfftygen nit borget od leyhet on allen auffsatz die geytzig seynd und eylen reich zu werden. un wie sunst fremd gut behalten oder zu im bracht wirt.

Ubertrettung des achten gebots.

Wer vor gerycht die warhayt verschweyget unnd under druckt. Wer schädlich leugt und betreugt. Item alle schedliche schmaichler und oren blaßer/ zway züngyger/ die unaykait machen und unfryd. Wer des nechsten gut leben/ werck und wort übel außleget und schmächt. Wer den selbigen bößen zungen stat gibt/ hylfft/ und nit widerstet.

Ubertrettung des neunden unnd zehenden gebotts.

Diße zway letsten gebot gehören nit jn die beycht/ Sunder sein zyl und mal geßetzt/ da wir hyn kommen sollen/ und täglich durch buß da arbayten/ mit hylff und gnaden gottes/ dan die böße naygung stirbt nit ee grüntlich/ das fleisch werd dan zu pulver und new geschaffen.

Die erfüllung der zehen gebot gottes.

Die erfüllung des ersten gebots.

Gottes vorcht und lieb jn rechtem glauben und vest vertrawen/ Gantz bloß lauter in allen dingen lassen steen/ Sy seynd böß oder gut.

Die erfüllung des andern gebots.

Lob/ eere/ gebenedeyung/ unnd anruffen gottes namen/ und seinen aygen namen und eere gantz vernichtten/ daz allain got gebreyßet sey/ d' allain alle ding ist und wirckt.

Die erfüllung des dritten gebots.

Sich zu got bereytten/ unnd gnad suchen/ das geschycht mitt beeten/ Meß unnd Ewanngely hören/ Unnd Chrysti leyden bedencken/ un alßo gaystliche zum Sacrament geen dann dyß gebott fordert ain gayst/ Arme seel/ Die da jres nychtsseyn vor got opffert/ das er got sey/ unnd jn jr seyns wercks unnd namen bekommen/ Nach den zwayen ersten gebotten.

Die erfüllung des vierden gebots.

Willige gehorsam und underthenigkayt allerlay gwalt umb gottes wolgefallen wellen. Als der Apostel Sant Peter sagt/ on alles widerbellen/ klagen und murmelen.

Die erfüllung des fünfften gebots.

Gedult/ Senffmütigkait/ gütigkayt/ fridligkayt/ Barmhertzigkayt/ und aller ding ain süsses/ frayntlychs hertz/ On allen haß/ zorn/ bitterkait gegen ainem yegklichen menschen auch den feynden.

Die erfüllung des sechsten gebots.

Keuschayt/ zucht/ schamhafftikayt jn wercken/ wortten begirden/ und gedancken. Auch messigkait jn essen/ trincken schlaffen/ und alles was der keuschait fürderlich ist.

Die erfüllung des sibenden gebots.

Armut des gaysts/ miltykait/ willigkayt seyner gütter zu leyhen und geben/ on allen geytz und begyrde leben.

Die erfüllung des achten gebots.

Ain frydsame/ haylsame zung die niemant schadet unnd yederman frummet/ die die unaynigen sünet/ die verlesterten entschuldiget unnd verficht/ das ist warhayt unnd ain feltygkayt in worten.

Die neunde und zehende erfüllung.

Das ist/ volkommene keuschayt/ unnd verachttung zeytlicher lust unnd guter grüntlich/ das allain jn yenem lebenn volbracht wirt.

Amen.