Luther, Martin - Bedenken an Brenz wegen der Todesstrafe der Ketzer.

(Fragment, 1529)

Ich bin schwer zum Urtheil des Bluts, wenn gleich genugsam Verschuldung vorhanden ist; dazu erschreckt mich die Nachfolge des Exempels, so wir bei den Papisten und vor Christus Zeiten bei den Juden sahen, bei welchen geseztt war, die verführerischen Lehrer zu tödten, ists mit der Zeit dahin kommen, daß man nicht, denn nur die heiligen Propheten und unschuldige Leute getödtet hat in Kraft solchen Statuts, damit sich die gottlosen Obrigkeiten haben beholfen und zu falschen Lehrern und Ketzern gemacht haben, als viel und welche sie gelüst hat. Dergleichen möchte auch bei den Unsern erfolgen, wo man einmal mit einem Exempel bewähren könnte, daß ziemlich wäre, falsche Lehrer zu tödten, wie bei den Papisten unschuldig Blut für schuldig vergossen wird. Darum soll man keine falschen Lehrer tödten; es ist genug, daß man sie verweise; wenn auch gleich die Nachkommen solche Strafe wollten mißbrauchen, so würden sie doch wieder sündigen und allein ihnen selbst schaden.

Quelle:
Dr. Martin Luthers sämmtliche Werke.
Briefwechsel
Bearbeitet und mit Erläuterungen versehen von Dr. th. Ernst Ludwig Enders
Siebenter Band.
Briefe vom Oktober 1528 - Juni 1530
Calw & Stuttgart
Verlag der Vereinsbuchhandlung
1897