Luther, Martin - 1. Joh. C. 4 V. 16.

GOTT ist die Liebe/ und wer in der Liebe bleibet/ der bleibet in GOTT/ und GOTT in ihm.

Lutherus Tom.I. Witteb. über die 1. Epist. Joh.

Das heisset wahrlich hoch angefangen, die Liebe trefflich gepreiset und erhoben, und starck vermahnet und gereitzet mit dem allerhöchsten und vollkommensten Exempel. Wenn man lange sagt, die Liebe sey die köstlichste und vollkommenste Tugend, so ist es noch nichts gegen das, wenn er saget: GOtt ist selbst die Liebe, daß wenn jemand wolte GOtt mählen und treffen, so müßte er ein solch Bild treffen, das eitel Liebe wäre, als sey die göttliche Natur nichts, denn ein Feur-Ofen und Brunst solcher Liebe, die Himmel und Erde füllet, und wiederum/ wenn man könte die Liebe mahlen und bilden, müste man ein solch Bild machen, das nicht wercklich, noch menschlich, ja nicht Englisch noch Himmlisch, sondern GOtt selbst wäre.

Quelle: Schinmeier, Joh. Christoph - Biblisches Spruch- und Schatz-Kästlein