Krummacher, Friedrich Adolph - Der Hauptmann Cornelius - Vorwort

Diese fünfzehn Betrachtungen über die Bekehrungsgeschichte des heidnischen Hauptmanns und seines Hauses sind ursprünglich Predigten, während der Trinitatiszeit bis zu Ende des Kirchenjahrs 1825 in Bremen gehalten, jedoch ihrer eigentlichen Predigtform entkleidet, theils auch verkürzt oder erweitert. Die Weise dieser Betrachtungen ist vorherrschend historisch, und somit sowohl dem Gegenstande, als auch meinem Gemüthe angemessen. Mir erscheint nämlich die gesamte Offenbarung des A. und N. T. als eine Geschichte Gottes unter den Menschen, und so nenne ich den kurzen Inbegriff dieser Geschichte, das apostolische Symbolum, mit Luther eine Historie aller Historien, d. i. „die allerhöchste Historie, nämlich der unermeßlichen Wunderwerke göttlicher Majestät und Gnade von Anfang bis zu Ewigkeit.“ Ist doch auch die Predigt des Apostels Petrus nichts anders, als die allereinfachste Geschichtserzählung. Darum konnte auch der Herr Jesus die Geschichte seines Himmelreichs in der Entwickelungsgeschichte eines Weizenkorns oder einer Senfpflanze darstellen. Denn Gottes Wirksamkeit ist überall dieselbe, im Reiche der Natur, wie in dem Reiche der Gnade, also auch gewiß in dem Reiche der Herrlichkeit, wohin ja der Herr selbst das Gewächs des Weinstocks versetzt.

Die Geschichte des Hauptmanns Cornelius ist ein Blatt, oder lieber eine Blüthe dieses Jehovahbaums, und ich wünsche sie mit der Ruhe und Einfalt angesehen zu haben, wie sie der Historie, als einem Spiegel des Geschehenen, gebührt, und will dabei keinem die eigene und andere Ansicht, nach Beschaffenheit seines Standpuncts, verwehren.

Die poetische Zugabe, welche ich, wie sie, schon vor mehreren Jahren, auf dem Herzen meines geliebten Schwiegersohns, Wilhelm von Kügelgen, geflossen, am Schlusse beigefügt habe, wird dem sinnigen Leser in ihrer alterthümlichen Weise hoffentlich zusagen.

F. A. K.