Kohlbrügge, Hermann Friedrich - Neun Predigten - Ueber das Gebet - Zweite Predigt.

Frage: Was gehört zu einem solchen Gebet, das Gott gefalle und von ihm erhört werde?
Antwort: Erstlich, daß wir allein den einigen wahren Gott, der sich uns in seinem Worte hat offenbaret, um Alles, das er uns zu bitten befohlen hat, von Herzen anrufen. Zum Andern, daß wir unsere Noth und Elend recht gründlich erkennen, uns vor dem Angesicht seiner Majestät zu demüthigen. Zum Dritten, daß wir diesen festen Grund haben, daß Er unser Gebet, unangesehen daß wir unwürdig sind, doch um des Herrn Christi willen gewißlich wolle erhören, wie Er uns in seinem Wort verheißen hat.
Heid. Kat. Fr. u. Antw. 117.

Meine Geliebten! Wir handelten vorigen Sonntag Abend von dem Gebete. Da hatten wir erst die Frage: „Warum ist dem Christen das Gebet nöthig?“ Da habe ich gesagt: ein Christ sei ein Prophet, denn er sei gesalbt, um zu bekennen den Namen Gottes; er sei ein Priester, denn er sei gesalbt, um sich Gott zu einem lebendigen Dankopfer darzustellen; und endlich sei er ein König, um mit freiem Gewissen in diesem Leben wider Sünde und Teufel zu streiten und hernach in Ewigkeit mit Christo über alle Kreaturen zu herrschen. Ich habe ferner gesagt, daß des Christen abgesagten Feinde, der Teufel, die Welt und unser eigen Fleisch und Blut nicht aufhören, einen solchen Propheten, Priester und König des Herrn Jesu tagtäglich, ich möchte fast sagen: stündlich anzufechten, und daß solch ein Prophet, Priester und König keine andere Waffe dagegen habe als das Gebet; weiter, daß uns wider unsere Feinde Gnade und Heiliger Geist Noth thut, und daß Gott seine Gnade und Heiligen Geist allein Denen will geben und gibt, welche ohne Unterlaß wider das „ohne Unterlaß“ der Anfechtungen, von Herzen darum bitten und ihm dafür danken. Darauf läßt unser Katechismus die Frage folgen: „Was gehört zu einem solchen Gebet, das Gott gefalle und von ihm erhört werde?“ Es ist von jeher allen Gläubigen daran gelegen gewesen, also zu beten, daß es Gott gefalle, und es ging ihnen ferner darum, daß ihr Gebet, denn sie können nicht Luftstreiche machen, von Gott auch erhört werde. Da sieht aber der Beter auf den Herrn Jesum Christum, als auf seinen Fürsprecher, Propheten und König, und es ist das Gebet der Gemeine zu diesem unserm Fürsprecher, dem Herrn Jesu: Gott wolle sein Gebet erhören, sein Gebet möge Gott gefallen! Wir lesen das im 20. Psalm. Da spricht die Gemeine also zu Christo, dem Messias, auf den sie im Glauben schaut: „Der Herr erhöre dich in der Noth.“ Es weiß die Gemeine, daß die Noth Christi auch ihre Noth ist, wird er nicht erhört, dann wird sie auch nicht erhört, wird er aber in der Noth erhört, in der Noth, die er um der Gemeine willen litt, dann werden sie alle erhört. Darum: „Der Herr erhöre dich in der Noth, der Name des Gottes Jacobs schütze dich“, als unsern Propheten, Priester und König; denn wir wissen an unsern Anfechtungen, was du für uns zu bestehen hast. Wir würden alle umkommen in den Anfechtungen, aber du bist uns gegeben, auf daß wir stehen bleiben, daß wir nicht verschlungen werden, sondern aus der Anfechtung herauskommen! „Er sende dir Hülfe vom Heiligthum und stärke dich aus Zion. Er gedenke alles deines Speisopfers und dein Brandopfer müsse fett sein. Sela. Er gebe dir, was dein Herz begehret und erfülle alle deine Anschläge. „Was dein Herz begehret,“ nämlich zum Guten der Gemeine, wie wir davon lesen im LI. Psalm. „Herr, der König freuet sich in Deiner Kraft, und wie sehr fröhlich ist er über Deine Hülfe. Du gibst ihm seines Herzens Wunsch und weigerst nicht, was sein Mund bittet.“ „Er bittet Dich um Leben, so gibst Du ihm langes Leben immer und ewiglich.“ Es sagt nun die Gemeine im 6. Vers (Ps. 20) zu Christo: Da Du bittest, was Gott gefällt, und Dein Gebet erhört wird, so wissen wir, daß nun auch wir durch Dich, in Dir und mit Dir unsere Gebete bekommen. Darum heißt es da: „Wir rühmen, daß Du uns hilfst, und im Namen unseres Gottes, das ist, in Deinem Namen, Herr Jesu, werfen wir Panier auf, das ist: das Zeugniß: der Herr hilft.

Nun also: was gehört zu einem solchen Gebet, das Gott gefalle und von ihm erhöret werde? Die Antwort ist: daß wir allein den einigen wahren Gott anrufen, d. i. den Gott, welcher Himmel und Erde gemacht hat, der Treue halt ewiglich, und nie fahren läßt die Werke seiner Hände, der allein unsere Noth kennt, der allein helfen kann und allein helfen will, der das Ohr neigt zu unserm tiefsten Seufzen und sich eben darin als wahren Gott erweist, daß er uns stets hilft, auch wo wir uns dessen am wenigsten versehen, so daß wir es mit Händen tasten können: hier ist der Herr Gott, der hat geholfen, das haben Menschen nicht gewußt, das haben Menschen nicht gethan. Gott kennen wir aus seinem Worte. Daselbst offenbart er sich als allwissend, als den, der Alles weiß, als den Allgegenwärtigen, dass er also nahe ist mit seiner Hülfe; ja er offenbart sich als allmächtig, als geduldig, langmüthig, wahrhaftig, treu, als ewig derselbe, der nie müde noch matt wird, dessen Verstand unergründlich ist, dessen Weisheit über Alles geht, dessen Wahrheit sich nicht läßt kränken, dessen Wort nicht zur Erde fällt, sondern ausrichtet, was es verheißt. Diesen einigen wahren Gott, welcher sich in seinem Worte geoffenbart hat, dürfen wir anrufen. Es ist sein Wille, daß wir ihn anrufen, sein heiliger, gnädiger, königlicher Wille. Also nicht auf einen fleischlichen Arm sollen wir vertrauen, nicht auf die Götzen, die nicht helfen können, sondern wir dürfen ihn herbeirufen, das will er. Dieser große Gott, den die Himmel der Himmel nicht umfassen können, will sich mit uns kleinen Menschlein abgeben, mit unsern Nöthen, die uns zwar wie Berge erscheinen, vor ihm aber wie Stäublein sind, und er will, daß wir ihn darum anrufen. Da sind wir ihm nicht zu gering, da ist unsere Angst, unsere Noth ihm nicht zu gering. Wo ein Mensch uns verlachen würde und sagen: was bildest du dir ein, solltest du mir mit all deinen Klagen so lästig fallen? Das wäre doch zu arg! Da will Gott gerade, daß wir mit Allem zu ihm kommen, ein Jeder mit seiner Noth, worin er in seinem Stand, in seinem Berufe sich befindet. Wir dürfen ihn anrufen um Alles, was er uns zu bitten befohlen hat. Befohlen hat? Ja, da geht in Gottes Wort hinein, da werdet ihr finden, wie Gott uns in der Noth festhält bei seinem Wort, wie er uns gleichsam daran bindet, um auf solchen Verheißungen Gottes zu bestehen. Da ist es also ein Geschenk von ihm und zugleich ein Befehl. Es ist doch wunderbar, daß der König Himmels und der Erde uns befiehlt: „Rufe mich an am Tage der Noth, so will ich dich erhören, und du sollst mich preisen.“ (Ps. 50, 15.) Und daß er dabei uns nicht Maß noch Ziel setzt, sondern uns erlaubt, wie Kinder auf unserer Bitte zu bestehen, bis wir sie haben.

Da steht nun aber dabei, daß wir ihn von Herzen anrufen sollen. Das ist das Hauptstück, meine Geliebten; denn nicht was Verstand und Gefühl uns eingibt, sondern was Gort uns auf das Herz gebunden hat, was also Herzenssache ist, das dürfen wir Gott vorhalten. Wenn wir von Herzen zu ihm bitten, dann ist es uns Ernst, dann ist unser Gebet nicht lahm, nicht ungläubig, nicht voller Zweifel, dann ist es nicht „Ja und Nein“, „wir wollen's mal abwarten, wie es kommt“, sondern Gott gibt es in's Herz, legt es auf's Herz, und das Herz bittet. Darum heißt es „von Herzen“. Dabei lasset uns aber Geduld haben. Hat Jemand dreimal zu Gott geschrieen, daß der Satansengel von ihm weichen möchte, und der Herr hat ihm geantwortet: „Laß dir an meiner Gnade genügen,“ so sollen auch wir Geduld lernen. Aber nun gibt es doch so Manches, so Manches in diesem Leben, worunter das Herz wahrhaftig wie zermalmt und zerbrochen ist, wo man sehnlich von Herzen um Etwas bittet, denn wir sind Menschen, nicht Engel, auch nicht halbe Engel, sondern Menschen, und was nun von Gott so von Herzen begehrt wird, das gibt er. Deshalb rufen wir an den einigen wahren Gott, der da Ohren hat und hört, der Augen Hat und sieht, der Hände hat, um zu helfen, und Füße, um herbei zu sein, wo die Noth am größten ist. Er hat ein wahrhaft väterliches Herz und eine unbegrenzte Macht. Da soll ein Kind, das einen weisen und gütigen Vater hat, doch nicht daran zweifeln, daß, was in den Augen Anderer vielleicht nur ein Püppchen ist, um zu spielen, ihm von diesem Vater wird gegeben werden. Wo du nun aber von Gott Etwas von Herzen bittest, da kann das nicht Gewohnheitssache sein. Wenn wir auch die Gewohnheit haben, des Morgens und des Abends mit der Familie ein Gebet auszusprechen, was sehr anzurathen ist, so ist doch das eigentliche Gebet etwas Anderes. Wir bitten da gewöhnlich in unserm Gebet, daß der Hausfriede, daß die Eintracht bleibe, daß die Kinder in Gottesfurcht erzogen werden, daß also das Leben der Familie in Gott sei. Aber wenn ich nun so frage: Was gehört zu einem solchen Gebet, das Gott gefalle und von ihm erhöret werde? Dann denke ich so: ach, mein Gebet wird Gott nicht gefallen, ich bin zu fündig! oder: die Noth ist zu groß! es ist Alles zu verdorben, zu verwickelt! Nun, da denke doch an Gottes Befehl: „Rufe mich an zur Zeit der Noth,“ und laß dich nicht abhalten, auch durch die allertiefste Noth, das größte Elend nicht.

Seht, das gehört gerade auch zu einem Gebet, das Gott wohlgefällig ist, und von ihm erhört werde: daß wir unsere Noth und unser Elend gründlich erkennen. Erkennen, heißt es, nicht blos „kennen“, sondern erkennen. Wenn nun also deine Noth, leibliche, häusliche oder innere Noth, gründlich tief ist, das will sagen, daß du damit in der Tiefe liegst, gehst einher in Verlegenheit und Trauer, fühlst und empfindest: deine Noth und dein Elend sei bodenlos; fühlst und empfindest: hier ist kein Rath und keine Hülfe, hier kann alle Macht des Sichtbaren nicht helfen, so will Gott, daß du eben mit solcher Rath- und Hülflosigkeit zu Gott gehest. Meine Theuersten, wer seine Sünde recht gründlich erkennt, der kann sich selbst nicht helfen; wer sein Elend recht gründlich erkennt, der weiß nicht wohin, er kann sich nicht berathen. Was will ein Mensch nun machen? So ist er nach seinem Gefühle fromm und nach fünf Minuten gottlos; so hat er Frieden, und so wirft er seinen eigenen Frieden wieder um; so ist er heilig und so wieder versunken in den Koth; so jubelt er und so ist er am Weinen; so steht er hoch und so ist er wieder niedergeschlagen; so freut er sich des Herrn und so heißt es wieder: Die Philister über dir, Simson! Da erkennen wir denn unsere Noth und unser Elend wohl, aber wir erkennen es so, daß wir den Trauergeistern in unsern Herzen Raum geben, daß wir die Hoffnung aufgeben und rathlos werden. Nun will aber Gott, daß, wo du deine Noth und dein Elend recht gründlich erkennst, also daß du erkennst: Gott allein kann hier helfen; du dann auch zu dem Herrn kommst, und dann kommst du gerade so wie der Herr es haben will; denn so lange du noch ein Hinterthürchen hast wider deine Leidenschaft, ein Hinterthürchen bei dem Wege, wie du geführt worden bist, oder bei Menschen, dann wirst du Gott wohl anrufen, aber nicht von Herzen, ja dann kommt ein Mensch leicht dazu zu Gott zu sagen: du brauchst mir nicht zu helfen. Das aber habe ich erfahren von meiner Jugend an: ich bin durch alle Rathlosigkeit hindurchgekommen, aber nicht Menschen, sondern Gott der Herr allein, der hat gehört, der hat geholfen, als ich am Rande des Abgrundes lag! Darum also geht es, daß du dein lebenlang deine tagtägliche Noch und Elend recht gründlich erkennest, also daß du es wohl weißt: mir kann kein Mensch helfen, allein der allmächtige Gott kann mich berathen. Da gehst du denn immerdar zu Gott, und eben die gründliche Erkenntniß deiner Noch und deines Elendes treibt dich dazu.

Unsere Noth und unser Elend aber sollen wir erkennen als selbstverschuldet. Wir brauchen eigentlich nicht in solcher Noth zu stecken. Wir würden nicht in solcher Noth und solchem Elend uns befinden, wenn wir besser Acht gäben auf Gottes Wort, Gesetz und Gebot, z. B. auf das Wort: Gott widerstehet den Hoffärtigen, aber den Demüthigen gibt er Gnade. Wenn man das nun nicht hört, nicht auf sich anwendet, nicht begreift was für ein hochmüthiges Thier man ist, dann kann man Gottes Wort wohl hören und seine Gaben gebrauchen, aber wider Gott und Menschen an, und da geschieht es denn, daß Gott dir widersteht, und ist er dir gnädig, so wird er dir also widerstehen, daß du deine Absicht, deinen Willen nicht erreichst. Gott gibt es uns nicht ein, daß wir, wie wir es heute Vormittag bekannt haben, mit unserm Unglauben und bösen Lüsten zu streiten haben. Das ist nicht von Gott, sondern aus unserm Herzen ist es, und so holen wir unsere Noth und unser Elend selbst über uns herbei. Wärest du weise, so würdest du Gottes Wort hören, wie David der Knecht Gottes sagt: „Ach, daß ich Deine Gebote gehalten hätte!“ Da kommt denn aber eben die Noth und das Elend. Was nun thun? Ich weiß nichts besseres als was der Katechismus sagt: daß du dich vor dem Angesicht seiner Majestät demüthigest, daß du wohl begreifst, wider wen du sündigest. All das Gottlose, das aus dem Herzen hervorkommt und wovon das Letzte und Aergste ist „Unvernunft“, das ist ja gegen Gottes Heiligkeit, das ist ja eine Beleidigung seiner Majestät! So sollen wir uns also demüthigen über solche Verkehrtheit, womit wir uns stets neue Noch und neues Elend auf den Hals holen. Wo wir uns demüthigen vor seiner Majestät, hat er uns, wie er uns haben will, so daß Gott spricht: dieser bekennt von Herzen seine Sünde und demüthiget sich vor mir, schreit um Vergebung seiner Verkehrtheit wohlan, so will ich ihn erhören! Wunderbarer Gott! wunderbar in seiner Langmuth und Geduld, wunderbar darin, daß er sich mit solchen Geschöpfen, wie wir sind, abgibt, also abgibt, daß wir mit unserer Sünde und Schuld, mit unserer Noth und unserm Elend ihn anrufen dürfen. Wir sollen nicht denken, daß wir erst unsere Noth beseitigt haben müssen, sondern wir sollen gerade damit kommen: Herr, Gott, Du stehest meine Noth und mein Elend! bei mir ist die Schuld, ich habe es verdient, was haben diese Schafe gethan! So gerade will Gott uns haben. Ja, aber wenn ich das Alles tagtäglich so bedenke, wie ich der alte Knecht bleibe, es hört nicht auf damit; das Böse hängt uns immerdar an, das Gesetz in unsern Gliedern widerstreitet dem Gesetz in unserm Gemüth, da kommen oft mit Einem Mal Dinge in unserm Herzen auf, daß man erzittert vor Angst muß ich diese Verkehrtheit dann nicht selbst erst beseitigen, und alsdann erst zu Gott gehen? Nein, das lehrt der Katechismus nicht, das lehrt Gottes Wort uns nicht. Sieh' doch mal, ob du Licht haben wirst in deiner Wohnung, wenn du die Blenden zumachst, ob du durch's Leben, wie es jetzt ist, ohne Geld kommen kannst? sieh' mal, ob du Etwas schaffen kannst, da alle Umstände doch allein von Gott abhängen; siehe, ob du es vollhältst mit deinen Werken, und ob es auch vier Wochen gut gegangen habe, so wirft du doch sehen, daß du von Neuem wieder zu dem Bekenntniß kommen mußt: Ich

Hab' den fest beschworen Bund
So oft gerissen in den Grund!

Nun habe ich aber noch was obendrein. Demüthigest du dich vor Gottes Majestät, anerkennst du es: es ist meine eigene Sünde und Verkehrtheit, daß ich fortwährend in solche Noch und Elend gerathe! Dann will Gott, nun was denn? Daß du mit dem Lamme kommest, mit dem Opfer, das er dir gegeben hat, daß du allein darauf dein Vertrauen setzest, das Vertrauen, daß Gott um des Herrn Jesu Christi willen dein Gebet erhören werde. Da bekenne es nur: ich habe Nichts, falsche Münze kann ich nicht bringen, mit meinen guten Vorsätzen bin ich längst zu Schanden geworden, meine Noch und mein Elend ist so gräßlich, daß ich es erkenne: hier hilft nichts als ein „Entweder oder“; entweder muß ich zur Hölle, oder es muß Gnade für mich dasein! mit ungewaschenen Händen darf ich nicht kommen! Reinigung ist da in dem Blute Jesu Christi, sonst nirgends. Also sollen wir doch vertrauen, daß Gott um seines lieben Sohnes willen unser Gebet, unangesehen daß wir es unwürdig sind, gewißlich wolle erhören. Hat er das verheißen? Ja, das hat er verheißen in seinem ganzen Wort, und so lernen wir es denn auch in unserm Katechismus: daß wir diesen festen Grund haben, daß er unser Gebet, unangesehen daß wir unwürdig sind, doch um des Herrn Christi willen gewißlich wolle erhören, wie er uns in seinem Wort verheißen hat. „Gewißlich“! Gott will nicht deinen Tod, Gott will nicht deine Verdammniß, Gott will, daß du deine Noth und dein Elend recht gründlich erkennest, und wo du dich deshalb vor seiner Majestät demüthigest, da will er, daß du dennoch und eben deshalb vertrauest bei dem Bekenntniß, daß du unwürdig bist, dennoch vertrauest: um Christi willen will er gewißlich mein Gebet erhören. Gewißlich! Christus ist nicht Ja und Nein, sondern Christus ist, er lebt, er sitzt zur Rechten Gottes, er ist unser Fürsprecher, dessen Speisopfer und Brandopfer nimmt Gott an, das lernen wir ja aus dem 20. Psalm, und also um seinetwillen will Gott auch unser Gebet annehmen. Das ist gewiß: Christus ist oder er ist nicht; ist er nicht, dann ist Alles eitel und umsonst; ist er aber, wie er denn ist und lebt er, wie er denn lebt, dann ist dein Gebet nicht vergeblich, sondern eben in der Noch, eben in der Demüthigung will er das Vertrauen haben, daß er um Christi willen das Gebet gewißlich erhören werde, wie er es in seinem Wort verheißen hat, und da haben wir denn so köstliche Aussagen in den Psalmen, j. B. Ps. 6, Vers 10: „Der Herr höret mein Flehen, mein Gebet nimmt der Herr an“; und Ps. 10, Vers 14: „Du stehest ja, denn Du schauen das Elend und Jammer, es stehet in Deinen Händen; die Armen befehlen es Dir, Du bist den Waisen Vater!“

Amen.