Wir betrachten in dieser Morgenstunde die lieblichen und tröstlichen Worte des Apostels Petrus, welche in wundervoller Kürze das Alles aussagen, was namentlich im Römer- und Galaterbriefe den Gemeinen durch den Geist des Herrn vorgehalten wird. Der Apostel Petrus schreibt an die auserwählten Fremdlinge von Christo: „Der zwar zuvor versehen, ehe der Welt Grund geleget ward, aber geoffenbaret zu den letzten Zeiten um euretwillen, die ihr durch ihn glaubet an Gott, der ihn auferwecket hat von den Todten und ihm die Herrlichkeit gegeben, auf daß ihr Glauben und Hoffnung zu Gott haben möchtet.“
Es hat seinen Grund, daß der Apostel schreibt: „der zwar zuvor versehen ist, aber geoffenbaret zu den letzten Zeiten um euretwillen“. Mit den Worten: der zwar zuvor versehen ist, gibt er uns zu verstehen, daß die Lehre Christi nicht etwa eine neue Lehre ist, sondern ein ewiges Evangelium; und mit den Worten: geoffenbaret zu den letzten Zeiten um euretwillen, daß es die letzten Zeiten sind, und daß sie beachten sollten die hohe Gnade, welche ihnen vor so vielen Tausenden der Vorzeit zu Theil geworden. Das durch Sünde und Schuld angefochtene und geblendete Gemüth sieht nicht so schnell, was sonst sonnenklar ist. Es ist sonnenklar, daß das levitische Priesterthum abgeschafft ist durch das Hohepriesterthum Christi, welches ist nach der Ordnung Melchisedeks; daß Mosis Opfer aufgegangen sind in das Opfer Christi, welches ein für allemal gebracht, ewiglich gilt, allein genug am ist und Gotte genugthuend, allein vollkommen ist nach dem Gesetze, und nach dem Gesetze vollkommen vor Gott gerechtfertigt darstellend den Glaubenden; auch ist es sonnenklar, daß das Gesetz in Satzungen aufgehoben ist durch Christum, in dem (als in dem Leibe aller Schatten) dieses Gesetz eine Erfüllung hat: dennoch wurden die auserwählten Fremdlinge theils mit dem levitischen Priesterthum, theils mit den Opfern und Befehlen nach dem Gesetze Mosis, theils mit den Vorschriften der altväterlichen Synagoge, also mit dem Altherkömmlichen angefochten. Denn das ist des Teufels Kunstgriff: Er setzt ein Fragezeichen dahin, wo Gott einen Punkt gesetzt. So wirft er denn Argwohn, Mißtrauen, Zweifel, Unglauben in das Herz des Menschen. Und nachdem er hinter Gottes Wahrheit ein Fragezeichen gesetzt, lehrt er mit Bestimmtheit seine Lüge, wobei er ein großes Licht verspricht, auf daß die Gläubigen die ihnen aufgegangene Sonne der Gerechtigkeit vergessen und dem Irrlichte folgen. Was ewig und also in Wahrheit altherkömmlich ist, verschreit er als eine Neuerung, als ketzerisch und sektirisch; und was er im Paradiese bereits erdacht, da er sagte: „Ihr werdet sein wie Gott, und wissen, was gut und böse ist“ - stellt er auf als göttlich, altherkömmlich. Oder er verunstaltet das ewig göttlich Wahre und schminkt damit eine Lüge, weil ihm sonst seine Verführung nicht gelingt. Und wie er seit Jahrhunderten mit dem päpstlich Altherkömmlichen die Gewissen in Aufruhr gebracht, so versuchte er es zur apostolischen Zeit mit dem durch die Synagoge obendrein verunstalteten mosaisch Altherkömmlichen. Um solche teuflische Versuchung und solch ungläubiges Bedenken derer welche er hier lehret, niederzuschlagen, schrieb der Apostel von Christo: „daß er zuvor versehen gewesen, bevor der Welt Grund gelegt ward, und daß er um ihretwillen geoffenbaret ward in den letzten Zeiten“. Und damit stimmen die Worte unseres Herrn selbst, und aller Apostel und Propheten Reden. Denn so spricht unser Herr in einem hohepriesterlichen Gebete: „Verkläre mich, du Vater, bei dir selbst mit der Klarheit, die ich bei dir hatte ehe die Welt war“, und wiederum: „Vater, ich will, daß wo ich bin, auch die bei mir seien, die du mir gegeben hat, daß sie meine Herrlichkeit sehen, die du mir gegeben hat; denn du hast mich geliebet, ehe denn die Welt gegründet ward“. Und so schreibt Paulus an die Galater Cap. 3: „Aber die Schrift hat es Alles unter die Sünde beschlossen, auf daß die Verheißung käme durch den Glauben an Jesum Christum, gegeben denen, die da glauben. Ehe denn aber der Glaube kam, wurden wir unter dem Gesetz verwahret und beschlossen auf den Glauben, der da sollte geoffenbaret werden“, und an die Ebräer: „Gott, der von den Todten ausgeführet durch das Blut des ewigen Testamentes den großen Hirten der Schafe, unseren Herrn Jesum“, und an die Epheser: „Er hat uns erwählet durch denselbigen Christum (in demselbigen Christo), ehe der Welt Grund geleget war“. - „Er hat uns wissen lassen das Geheimniß seines Willens nach seinem Wohlgefallen, und hat dasselbige hervorgebracht durch ihn (Christum), daß es geprediget würde da die Zeit erfüllet war“. Auch schreibt Johannes: „Wir verkündigen euch das Leben das ewig ist, welches war bei dem Vater und ist uns erschienen“. - Und es bezeugt David: „Du bist Priester ewiglich, nach der Ordnung Melchisedeks“; auch redet Christus selbst: „Der Herr hat mich gehabt im Anfange seiner Wege; ehe er etwas machte, war ich da. Ich bin eingesetzt von Ewigkeit, von Anfang vor der Erde“. Darum heißt es bei Jesaias: „Wenn er sein Leben zum Schuldopfer gegeben hat, so wird er Samen haben und in die Länge leben, und des Herrn Vornehmen wird durch eine Hand fortgehen“. In diesem Vornehmen, in dem Rathe des ewigen Friedens hat Gott Christum versehen, prädestiniert, erkannt, geliebet als das Lamm, das ohne Fehl und Flecken die Sünde der Welt auf sich nehmen und an sich selbst auf den Altar eines Kreuzes hinauftragen würde, sich für die Sünde als eines Volkes Bürge, als aller Völker Stellvertreter und Mittler, als Sünde für uns würde schlachten lassen, und also durch freiwillige Darbringung seiner selbst, durch seine Unschuld und einen vollkommenen Gehorsam Gotte eine ewig gültige Genugthuung bringen würde. Da mochten nun Jüdischgesinnte und falsche Brüder den auserwählten Fremdlingen das Altherkömmliche der mosaischen Opfer und Befehle vorhalten und allerlei Werke der Selbstreinigung nach väterlicher Weise: - sie waren nunmehr von dem Apostel in ihrem Glauben bestärkt, daß es etwas gab, daß noch altherkömmlicher, das ewig war, nämlich daß Gott, bevor der Welt Grund gelegt ward (also auch bevor der Werkbund aufkam und das Gesetz auf Sinai gegeben wurde) die Gläubigen in Christo prädestiniert hatte zum Glauben, auf daß sie am Glauben, und nicht aus Gesetzes Werken die Gerechtigkeit und das Erbe der Seligkeit hätten im Opfer Christi, als in dem Lamme, welches von Anfang an durch die Opfer vorgebildet war. - Auch mußte es den Angefochtenen einen hohen Muth einflößen, zu vernehmen, welch hoher Gnade sie gewürdiget waren, indem Gott die Offenbarung dieses ewigen Vornehmens für sie aufbewahret hatte. Von der Begnadigung dieser Offenbarung war Paulus so erfüllt, daß er an die Ebräer von den Gläubigen vor Christi Ankunft im Fleische schrieb: „Diese Alle haben durch den Glauben Zeugniß überkommen und nicht empfangen die Verheißung, darum daß Gott etwas Besseres für uns zuvor versehen hat, daß sie nicht ohne uns vollendet würden“; und an die Colosser: - „daß ich das Wort Gottes reichlich predigen soll, nämlich das Geheimniß, das verborgen gewesen ist von der Welt her und von den Zeiten her, nun aber geoffenbaret ist seinen Heiligen; welchen Gott gewollt hat kund thun, welcher da sei der herrliche Reichthum seines Geheimnisses unter den Heiden, welcher ist Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit“. Die ersten Zeiten aber sind die Zeiten, da der Gnadenstuhl hinter einem Vorhang stand; die letzten Zeiten aber die Zeiten, da der Vorhang zerrissen und der Zugang zu dem Gnadenstuhl jedem armen Sünder frei und offen steht, die Zeiten in welchen Christus geprediget wird ohne Decke„ als der im Fleische Gekommene. Und diese Zeiten währen, bis das er kommt auf den Wolken mit großer Kraft und Herrlichkeit, wie ein Dieb in der Nacht. Dies aber, was Petrus schreibt, sollen wir nicht so verstehen, meine Geliebten, als hätten die gläubigen Väter, die vor Christi Kommen im Fleische gelebt haben, Christum nicht gekannt; Petrus sagt an einem andern Orte: „Was versuchet ihr denn nun Gott mit Auflegen des Joches auf der Jünger Hälse, welches weder unsere Väter noch wir haben mögen tragen; sondern wir glauben durch die Gnade Jesu Christi selig zu werden gleicherweise wie auch sie (wie unsere Väter) Er schreibt dieses also, auf daß man sich kein Joch auf den Hals sollte legen lassen von Geboten, die nur als Schatten und Bilder von Christo, dem wahren Lamme Gottes, der mit Wasser und Blut gekommen ist, für die Zeit waren, bis daß Gott im Fleische würde geoffenbaret sein. Uebrigens sollten wir doch aus den apostolischen Worten für uns selbst allen Trost hinnehmen und unsere Seelen nicht zurückhalten lassen durch menschliche Autorität, welchen Schein und Anstrich sie auch habe als wäre sie nach dem Evangelio; wie denn Etliche in menschlicher Ueberlieferung, in Schriften der apostolischen oder Kirchen-Väter oder Anderer, die alle mehr oder weniger das päbstliche Altherkömmliche an der Stirn tragen, die Lehre der Gerechtigkeit des Lebens suchen, um darnach zu glauben und ihren Wandel einzurichten; denn das ist allemal ein Wandel in Unwissenheit nach väterlicher Weise, nach dem Fleische und nicht nach Christo. Vielmehr sollten und sollen wir die Gnade hoch rühmen, daß wir auch zu denen gehören, denen in diesen letzten Zeiten Christus als der in Fleische Gekommene geoffenbaret ist und kund gethan durch das prophetische Wort und apostolische Zeugniß, und unsere Herzen und Sinnen erheben über das Gesetz des „Thue das“ und über alle menschliche Autorität und Wandel nach Fleisch hinweg in den ewigen Friedensrath hinein, in welchem Christus prädestiniert, geliebet und erkannt wurde als der Gemeine Haupt, Bürge, Stellvertreter, Mittler, König, Gesetzgeber, Gerechtigkeit und Stärke, als Ausrichter des ewigen Gnadenbundes Oder, durch wen glauben wir an Gott, wenn wir an Gott glauben? Durch diesen oder jenen Heiligen? durch diesen oder jenen Pabst? durch die Kirche? durch die Synagoge?… Durch Christum! „Die ihr durch ihn glaubet an Gott“, schreibt der Apostel. Wird ein beladenes Gewissen Zuflucht nehmen zu Gott durch menschliche Autorität? Wird ein Mensch, ein Sünder, Staub Erde und Asche wie er ist, sich auf Gott verlassen, sich auf ihn stützen, ihn für wahrhaftig halten in seinen Aussagen, auf ihn vertrauen in Noth und Tod als auf einen gnädigen Gott und getreuen Vater, ohne Christum? Wer wird ein zerschlagenes Gemüth aufrichten, wer hinleiten zu dem Throne der Gnade denjenigen, der mit Sünde und Schuld beladen ist, die Verdammniß in sich trägt und vor dem offenen Schlund der Hölle steht, wenn nicht Christus selbst? Denn „an Gott glauben“ ist: an ihn glauben als an seinen gnädigen Gott und seinen versöhnten Vater; ist: sich auf ihn als auf einen Solchen verlassen für Zeit und Ewigkeit. Kann uns ein sterblicher Mensch dazu verhelfen? Können wir es durch unsere Tugend und Kraft? O, es steckt in dem Menschen selbst eine zu tiefe Feindschaft gegen Gott; und wollte er auch, Gottes Zorn muß ihn zurückhalten. Ein Eiferer ist Gott für sein Gesetz; er kann einen Sünder nicht unversöhnt erhören, ihn nicht, ohne Genugthuung empfangen zu haben für eine beleidigte Ehre, zu sich lassen. Er kann keinen Sünder zu sich lassen mit Hintansetzung Seiner Ehre, Seiner Tugenden, Seines Gesetzes; vor Seinem Stuhl wird Niemand gerechtfertiget, bekommt Niemand Vergebung von Sünden, wird keines Vertrauen oder Glauben etwas zu Wege bringen: wenn nicht zuvor Gott Genugthuung hat, wenn Er nicht versöhnet ist. Genugthuung aber von den Händen. Eines der todt in Sünden und Missethat ist, nimmt er nicht an; nicht gültig ist vor ihm zur Versöhnung was auch immer der Mensch von Werk und Heiligkeit zu Hauf bringt. Die Sünde gegen ein ewiges Gesetz erfordert eine ewige Strafe, den ewigen Tod. Mit dem ewigen Tode behaftet, geziemet es uns nicht, vor Gott zu erscheinen ohne den von ihm verordneten Mittler, Hohepriester und allerhöchsten Propheten, von dem er gesagt: Höret ihn! Ohne diesen sind wir Gott ein Greuel, wenn wir zu ihm nahen. Gott will.“ als Gott gekannt und erkannt sein; und wir werden ihn nicht als Gott kennen und erkennen, es sei denn, daß Er ihn uns als Gott und Vater offenbaret, den Gott in die Welt gesandt, Jesus Christus; wie er gesagt: „Ich habe deinen Namen geoffenbaret den Menschen, die du mir von der Welt gegeben hat.“ Alle aber, die je darniederlagen unter dem Donner des Gesetzes, unter dem Fluch und Zorne Gottes, waren und sind von dem Vater gezogen zu Christo hin und haben durch Christi Geist und Wort sich selbst mit allen ihren Sünden auf Christum geworfen, mit ihm sich verbunden gefühlt als mit ihrem Mittler, Bürgen und Stellvertreter; in seinem Blute sahen sie sich zu Gott bringen, in seinem Leben hörten sie sich vor Gott rechtfertigen, so bekamen sie von Gott selbst, um seines Sohnes willen die Vergebung ihrer Sünden; sie hatten die Gewißheit und haben sie: für mich, für mich ist Gotte Genugthuung gebracht, durch Christi dargebrachte Gerechtigkeit ist er auch mein versöhnter Gott und Vater - und so glauben sie durch Christum an Gott, nehmen zu Gott die Zuflucht immerdar, stützen und verlassen sich auf Gott. In diesen Weg hinein, o, ihr Alle, die ihr den Weg noch nicht betreten! sonst ist euer Glaube, Vertrauen und Zufluchtnehmen eitel. Hier gilt es vollkommen, was Juda von Joseph sagte: „der Mann hat gesagt zu uns: Ihr sollt mein Angesicht nicht sehen, euer Bruder (Benjamin) sei denn mit euch.“ Ihr aber, die ihr in Wahrheit durch Christum an Gott glaubet, ihr könnet euch mit vollem Vertrauen des Herzens auf Gott verlassen und mit aller Zuversicht dessen gewiß sein, daß eure Hoffnung auf ihn nicht wird beschämet werden. Wir können durch Christum nicht an Gott glauben, ohne daß wir in diesen Glauben gewiß sind, daß wir durch Christi Tod mit Gott versöhnet sind und in ihm das ewige Leben haben. Diese Gewißheit haben wir in seiner Auferstehung und in seinem Sitzen zur Rechten Gottes. „Gott hat ihn von den Todten auferwecket und hat ihm Herrlichkeit gegeben“; so haben wir denn nicht einen todten Jesum, sondern einen lebendigen Heiland, der uns vertritt; nicht einen machtlosen, sondern einen der Alles ererbet hat, auf daß er uns des Erbes des Lebens theilhaftig mache; dem alle Macht im Himmel und auf Erden gegeben ist, auf daß er vermögend sei uns bei der erworbenen Erlösung zu bewahren und in derselben zu Ehren zu bringen. Daran wissen wir, daß Gott ein Gefallen hat an Christo, durch welchen wir zu Gott nahen, und daß er auch an uns die da glauben, in ihm ein Gefallen hat: daß er Christum von den Todten auferwecket hat. Denn wenn unsere Sünde nicht durch Christum aus dem Mittel gethan wäre, wenn Christus den, der die Macht des Todes hatte, nicht vernichtet hätte, wenn er das Gesetz nicht vollkommen erfüllt, nicht vollkommene Genugthuung Gotte dargebracht (die Gerechtigkeit nämlich, die von dem Gesetze erfordert wurde): so hätte ihn Gott nicht von den Todten auferwecket. Und wenn Gott uns ihn nicht zu einem höchsten Propheten, uns durch ein Wort und seinen Geist zu lehren; zu unterm einzigen Hohepriester, immerdar für uns einzutreten; und zu unserm ewigen Könige, uns durch die Gabe eines Geistes und des Glaubens bei der erworbenen Seligkeit zu erhalten und uns das ewige Erbe zu ertheilen, - gegeben hätte: so würde Gott ihm nicht die Herrlichkeit gegeben haben, daß in seinem Namen sich beugen sollen alle Kniee, und die Gemeine in ihm habe Gerechtigkeiten und Stärke. Weil Gott ihn aber von den Todten erwecket hat, so haben wir einen Christum der nicht mehr stirbt, über den der Tod nicht mehr herrschen kann; so ist denn Sünde, Schuld und Strafe von uns weggenommen, und haben wir Frieden mit Gott durch ihn und einen freien Zutritt immerdar zu der Gnade, in welcher wir wissen, daß wir in ihm stehen bei Gott. Und weil „Gott ihm Herrlichkeit gegeben“, so wissen wir daß wir bei Gott in ihm Herrlichkeit haben und Herrlichkeit ererben. Wenn wir durch Christum an Gott glauben, so lernen wir Gott als einen solchen gnädigen und barmherzigen Gott kennen, als einen solchen Gott, aus dem der ganze Rath unserer Seligkeit hervorgeht; als einen solchen Gott, der aus lauter Gewogenheit zu uns Verlornen seinen Sohn für uns in den Tod gab, und ihn die äußerste Schmach und Schande des Kreuzes an unserer Statt tragen ließ, auf daß er unsern Tod weggenommen hätte, und wir die Herrlichkeit vor Gott (welcher wir mit Adam verlustig geworden sind) in einem Sohne wieder hätten. Er erweckte seinen Sohn aus den Todten und uns mit ihm, „auf daß unser Glaube und unsere Hoffnung zu Gott hin sei“ - daß wir ihn halten für einen ehrlichen Mann, da er uns geschworen bei sich selbst: „Wahrlich, segnend will ich dich segnen“, - wenn wir, als der verlorene Sohn, durch Christum zu ihm nahen. Er gab seinem Sohne, nachdem er ihn aus den Todten erwecket, die Herrlichkeit, und uns mit ihm, da er zu ihm sprach: „Weiche von mir“ und: „Sitze zu meiner Rechten“ -: auf daß unsere Hoffnung zu Gott hin sei auf ein Durchhelfen durch diese Welt, auf Erlösung von allem Uebel, Bewahrung vor dem Bösen, Errettung ans aller Versuchung, Bedeckung unserer Schuld, tagtägliche Vergebung unserer Sünden, immerdar neue Gnade, Beharrung bei dieser Gnade, Hülfe vom Tode, Auferweckung unseres Fleisches, eine gnädige Aufnahme in die ewige Herrlichkeit, das ewige Schauen seines Antlitzes in Gerechtigkeit. Der Apostel Paulus ruft in die Gemeine der Corinther hinein: „Ist Christus nicht auferstanden so ist euer Glaube eitel, so seid ihr noch in euern Sünden.“ Es folgt daraus daß, weil Gott Christum von den Todten auferwecket hat, unser Glaube auf Gott nicht eitel ist, und daß wir nicht mehr in unsern Sünden sind, falls wir glauben. An die Römer schreibt er: „Christus ist um unserer Sünden willen dahingegeben, und um unserer Gerechtigkeit willen auferwecket.“ So ist denn eine Gerechtigkeit für uns bei Gott da - und dürfen wir an Gott glauben als an den, der, weil er Christum auferwecket, uns in dieser Auferweckung das Recht auf das ewige Leben schenkt, indem er uns solche Gerechtigkeit zurechnet; und dürfen wir durch Christum zu Gott nahen und als Gottlose an ihn glauben. Wiederum hat Gott verheißen, daß sie seine Kinder und Erben sein sollten, die an den Namen seines Sohnes glauben und ihm durch wahren Glauben einverleibet werden; und daß er dazu einen Geist geben wird, den Geist der Wiedergeburt, der Gnade, des Glaubens, des Gebets, des Friedens, der Gemeinschaft, der Kindschaft, in welchem wir schreien: Abba, Vater! Dazu gab Gott seinem Sohne Herrlichkeit, auf daß er diesen Geist, nachdem er ihn durch seinen vollkommenen Gehorsam erworben, auch von dem Vater aussendete; und so dürfen wir denn auf Gott hoffen und aufs Allergewisseste von ihm wissen in solcher Hoffnung, daß was er verheißet, das kann er auch thun und das wird er auch thun. O, daß wir des eingedenk bleiben, daß wir durch Christum an Gott glauben - so werden wir lediglich uns an Ihm halten und Ihn anerkennen als den Weg, die Wahrheit und das Leben, und keinen Grund für den Glauben an Gott suchen in menschlicher Autorität, in dem Gesetze das „Thue das“, in der Lehre des „Thue das“; - solcher Grund ist allemal nichtig und eitel. Wer zu Gott nahen will, bringe Christum mit, komme mit ihm zu Gott. Wer an Gott glauben will, stütze sich auf das Lamm das die Sünde der Welt wegträgt: sonst wird sein Glaube eitel erfunden werden. O, daß wir es nie vergessen, wie todt wir sind in uns selbst vor unserer Bekehrung; und wie todt, wie fleischlich, wie verkauft unter die Sünde wir sind in uns selbst, und wie völlig machtlos auch nach unserer Bekehrung; und wie todt alle Creatur und alle menschliche Autorität ist, um zu helfen in der Stunde der Anfechtung, in der Stunde, wenn es drum geht daß unser Glaube und unsere Hoffnung auf Gott sein muß! O, daß wir es nie vergessen was der Apostel bezeugt: „Es ist hier kein Unterschied, sie sind allzumal Sünder und mangeln des Ruhmes, den sie an Gott haben sollten, und werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade, durch die Erlösung die in Christo Jesu ist!“ Menschliche Autorität, Fleisches Heiligkeit, Kraft, Tugend und Gerechtigkeit - erweckt Glauben und Hoffnung auf solche Autorität, solche Heiligkeit und Gerechtigkeit und nicht auf Gott. Was ist aber aller Glaube, was alle Hoffnung, welche nicht auf Gott ist? Vor Gott lebt nur Christus, vor Gott hat nur Christus Ehre, Ruhm, Herrlichkeit. Wohl dem, der in dem Sohne den Vater sieht, und mit den Augen auf seinen leidenden Emanuel, seinen auferstandenen König, seinen erhöhten Mittler, seinen Gott und Herrn, auf Gott sieht! Sein Glaube und seine Hoffnung wird auf Gott sein und nicht auf Fleisches Werk, Autorität, Heiligkeit und Gerechtigkeit, Ruhm und Ehre; sein Glaube und seine Hoffnung wird auf Gott sein, denn er hat Gott als den kennen gelernt, der ihm den Heiland gegeben welcher den Tod überwunden- und allein das Leben hat, und allein die Würde, in welcher man vor Gott bleiben kann. Durch Christum zu Gott hin; durch Christum an Gott geglaubt, meine Lieben! nur darin den Grund des Glaubens und die Hoffnung aller Errettung, alles Heiles gesetzt: daß Gott diesen Christum von den Todten erwecket und zu einer Rechten gesetzt und erhöhet zu unserm Fürsten und einzigen Seligmacher. Alles Andere ist Sünde. Der Gott aller Barmherzigkeit verleihe dem Einen Augensalbe, dem Andern den erleuchteten Sinn gegen Tod, Sünde und Noth, gegen den Hunger und Kummer der Seelen, um einzusehen, daß wir nur in diesen Dingen das Leben haben! Amen.