Inhaltsverzeichnis

Jacoby, Carl Johann Hermann - Der erste Brief des Apostels Johannes in Predigten ausgelegt - X. Die unvergängliche Herrlichkeit des christlichen Lebens.

1. Joh. 3,1-3.

**Seht, welch eine Liebe hat uns der Vater erzeigt, dass wir Gottes Kinder sollen heißen! Darum kennt euch die Welt nicht, denn sie kennt ihn nicht. Meine Lieben, wir sind nun Gottes Kinder, uns ist noch nicht erschienen, was wir sein werden. Wir wissen aber, wenn es erscheinen wird, dass wir ihm gleich sein werden; denn wir werden ihn sehen, wie er ist. Und ein jeglicher, der solche Hoffnung hat zu ihm, der reinigt sich, gleichwie er auch rein ist.

Das Leben in der Gemeinschaft mit Jesu Christo schließt viele Opfer in sich. Es fordert Selbstverleugnung und Weltverleugnung. Viele Genüsse, die sich die Kinder der Welt gestatten, sind den Kindern Gottes verboten. Lautet jener Losung: Folge deinen Neigungen, lass dir keine Freude entgehen, ergreife alle Gaben, die das Gastmahl des Lebens darbietet, so vernehmen diese die ernste Mahnung: Kreuzigt euer Fleisch samt den Lüsten und Begierden (Gal. 5,24), trachtet am ersten nach dem Reiche Gottes und seiner Gerechtigkeit (Matth. 6,33), und erquickt euch nur an den zeitlichen Gütern, die euer Gott euch darreicht, die ihr, weil er sie euch gibt, mit reinem Gewissen euer nennen dürft. So scheint das Leben der Kinder Gottes arm, das Leben der Kinder der Welt reich zu sein. Aber, blicken wir in das Innere und Verborgene, welch andres Bild zeigt sich uns! Dort bei äußerem Reichtum innere Armut, hier bei äußerer Armut innerer Reichtum, dort eine vergängliche Herrlichkeit, die sich in Elend verwandelt, hier eine vergängliche Niedrigkeit, die von einer unvergänglichen Herrlichkeit verklärt wird, dort ein Genießen, aber im Genießen ein Verschmachten vor Begierde, hier ein Entsagen, aber im Entsagen ein seliges Genießen ewiger Güter. Auf diese unvergängliche Herrlichkeit des christlichen Lebens, lenkt heute der Apostel unseren Blick. Denn es zeigt uns dasselbe als ein Leben im Glauben, als ein Leben in der Hoffnung, als ein Leben in der Heiligung.

1.

Es ist ein Leben im Glauben. Denn es ruht auf einem unsichtbaren Gut. Wir heißen und wir sind Kinder Gottes, in dieser Glaubensgewissheit wurzelt unser inneres und höheres Leben. Blicken wir auf den sichtbaren Verlauf unsers irdischen Daseins, so zeigt er uns nur unsere Zugehörigkeit zu dieser sichtbaren Welt. Unser Ursprung weist uns auf sterbliche Menschen, unser Ziel ist das Grab. Wir sind den Gesehen der Natur unterworfen, wir wachsen und nehmen zu an Alter, an leiblicher und geistiger Kraft, wir erreichen die Mittagshöhe, dann spüren wir allmählich ein Sinken der Kräfte, wir altern, endlich werden wir zu Staub und Asche. Dazwischen liegt die Arbeit des Lebens, bald durch unsere natürliche Ausstattung und die Verkettung der Umstände gefördert oder gehemmt; dazwischen liegen Kämpfe, schwere und viele bei den einen, leichtere und wenige bei den andern, Kämpfe mit den Mächten, die unsere Gesundheit hier, unsere Erfolge dort bedrohen. Eine Kette unberechenbarer Zufälle, unentrinnbarer Notwendigkeit umgibt unseren Weg, wir können sie nicht überschreiten, ein unentfliehbares Gesetz gebietet uns. So erscheint die Gestalt unsres Lebens, wenn wir sie nur mit dem sinnlichen Auge betrachten. Daher klagt der alttestamentliche Dichter: „Der Mensch, vom Weibe geboren, lebt kurze Zeit und ist voll Unruhe, geht auf wie eine Blume und fällt ab, fleucht wie ein Schatten und bleibt nicht“ (Hiob 14,1.2). Und der Psalmist stimmt in die Klage ein und ruft: „Unser Leben währt siebzig Jahre und wenn's hoch kommt, so sind's achtzig Jahre, und, wenn's köstlich gewesen ist, so ist's Mühe und Arbeit gewesen, denn es fährt schnell dahin, als flögen wir davon“ (Ps. 90,10).

Aber, meine Lieben, in einem andern Lichte erscheint unser Erdenleben, wenn wir es nach der Wegweisung des Evangeliums betrachten. Denn dann erkennen wir uns als Bürger einer unsichtbaren Welt, die dem Geschick der Vergänglichkeit entnommen ist, einer Welt, in der nicht die Gesetze der sichtbaren Natur, sondern die Gebote des Geistes, der Gerechtigkeit und der Freiheit walten, einer Welt, deren Herrscher unser Vater im Himmel ist, in der wir nicht bloß Bürger, sondern zugleich seine Kinder sind. Es ist der Glaube, der uns diese Herrlichkeit der unsichtbaren Welt enthüllt. Was kein leibliches Auge zu sehen, was kein leibliches Ohr zu hören vermag, das sieht das Auge, das vernimmt das Ohr des Geistes. Dem Glauben ist die Wirklichkeit der unsichtbaren Welt so gewiss, ja gewisser als die Wirklichkeit dieser sichtbaren Welt. Der Christ lebt mehr in jener als in dieser, jene ist ihm seine Heimat, diese nur ein vorübergehender Aufenthalt. Aber, weil nur die Augen des Glaubens die unsichtbare Welt schauen und den König, der in ihr herrscht, deshalb bleibt sie den Kindern der Welt verborgen.

Doch dürfen wir nicht meinen, dass unsere Zugehörigkeit zu diesem unsichtbaren Reich zu der geistigen Naturausstattung gehört, mit der wir in diese irdische Welt eintreten, und dass es nur der Öffnung unserer Glaubensaugen bedürfe, um in Gott unseren Vater und in uns seine Kinder zu erkennen. Wohl ist es wahr, dass wir nach dem Ebenbilde Gottes geschaffen, auch die Anlage in uns tragen, uns zu Kindern Gottes zu entfalten, aber das Ebenbild Gottes in uns ist durch die Sünde getrübt und gestört, der Dienst des Vergänglichen hat die Herrschaft über die Seele gewonnen. Und deshalb ist die Aufnahme in das unsichtbare Gottesreich, in welchem der zuvorkommenden Vaterliebe Gottes die dankbare Gegenliebe seiner Kinder antwortet, eine Gabe, ein freies Geschenk der Barmherzigkeit Gottes. „Seht, sagt der Apostel, welch eine Liebe hat uns der Vater erzeigt, dass wir Gottes Kinder sollen heißen.“ Nicht von Natur sind wir Kinder Gottes, sondern wir werden es aus Gnaden. Durch seinen eingebornen Sohn, unseren Herrn Jesus Christus, versetzt uns der himmlische Vater in sein unsichtbares Liebesreich, versöhnt uns, die ihm feindlich und fremd waren, mit sich, zerreißt die Ketten, mit denen gefesselt wir im Diensthause der Vergänglichkeit ein unseliges Leben führten, befreit uns von der Herrschaft der Sünde und erhebt uns zu der Herrlichkeit der Kinder Gottes. Und dies große Werk der Umschaffung wirkt die Gnade Gottes in uns, indem sie uns zur Tat des Glaubens ruft und Kraft verleiht. Es ist der Glaube und nur der Glaube, der in Jesus den Christ, den eingebornen Sohn Gottes voll Gnade und Wahrheit erkennt; es ist der Glaube, der über ihm den Himmel offen sieht und die Engel Gottes hinauf- und herabfahren auf des Menschen Sohn (Ev. Joh. 1, 51); es ist der Glaube, der in seinem Tode die Sühne für unsere Schuld, in seiner Auferstehung den Grund unserer Hoffnung erkennt und zu dem zur Rechten Gottes Erhöhten als zu unserm König und Hohepriester aufschaut. In diesem Glauben nahen wir uns Jesu, in der gewissen Zuversicht, dass er und er allein uns helfen, er allein uns retten kann, in diesem Glauben bleiben wir bei Jesu, in dem festen Vertrauen, dass er uns in der Gemeinschaft mit dem himmlischen Vater und in der Zugehörigkeit zur himmlischen Bürgerschaft erhalten werde. So wird unser Leben zu einem Leben im Glauben.

2.

Aber unser Leben ist auch ein Leben in der Hoffnung. In der Hoffnung vollendet sich der Glaube. Im Glauben ist uns eine selige Gegenwart bereitet, der Hoffnung ist eine selige Zukunft verbürgt. Auch hier wieder ein großer Unterschied zwischen den Kindern Gottes und den Kindern der Welt. Hier ist der Zukunftsblick eng begrenzt, er reicht nicht über das Grab hinaus.

Den einen erlischt das Leben, wenn im Tode die Augen sich schließen, den andern fehlt die Gewissheit, ob im Tode der Faden des Lebens zerreißt oder nur für unsere Sinne sich verbirgt, deshalb schauen sie bei fortschreitendem Alter nicht über die Gegenwart hinaus, nur wehmütig auf die schönen entschwundenen Stunden der Vergangenheit zurück. Sie haben keine ewige Zukunft, nur eine Vergangenheit, die nicht wiederkehrt, nur eine Gegenwart, die, kaum gekommen, wieder von uns geht. Und die Kinder Gottes? Sie haben keine ewige Zukunft hier, aber selige, ewige Zukunft dort. Nicht eine Zukunft, von der wir Güter erwarten, die uns bis dahin fern und fremd gewesen. Was unserer wartet, besitzen wir schon, aber es ist noch verhüllt und verborgen, es ist noch nicht offenbar. „Es ist noch nicht erschienen, was wir sein werden, wir wissen aber, wenn es erscheinen wird, dass wir ihm gleich sein werden,“ sagt der Apostel. Als Kinder Gottes sind wir schon jetzt unserm himmlischen Vater verwandt, sind gleichen Wesens mit ihm. Das durch die Sünde gestörte Ebenbild Gottes hat Jesus Christus durch seinen heiligen Geist wieder hergestellt, das verdunkelte wieder erhellt. Der heilige Geist Gottes wirkt in unserm Geiste und wandelt ihn um, dass er ihm ähnlich werde. Seine Liebe, Barmherzigkeit, Gerechtigkeit und Lauterkeit spiegeln sich in uns. Aber wie weit sind wir doch davon entfernt, dass nur Gottes Bild in uns sich offenbart! Das Bild der Sünde, des Weltsinnes, der Selbstsucht, der Ungerechtigkeit, der Unlauterkeit, wie deutlich tritt es in uns hervor, wie scharf ausgeprägt sind in unserm Wesen die Züge ungöttlichen Geistes! Wir erschrecken oft vor uns selbst, wir möchten zweifeln, ob Gottes Geist in uns lebt; wir seufzen mit dem Apostel Paulus: „Ich elender Mensch, wer wird mich erlösen von dem Leibe dieses Todes?“ (Röm. 7,24). Aber der Apostel Johannes tröstet uns und ruft uns zu: „Es ist noch nicht erschienen, was wir sein werden; wir wissen aber, wenn es erscheinen wird, dass wir ihm gleich sein werden. Wir werden herankommen zum Mannesalter Jesu Christi“ (Eph. 4,13); „der in uns angefangen hat das gute Werk, der wird es auch vollführen bis an den Tag Jesu Christi“ (Phil. 1,6). Dahin schwinden wird der alte Mensch, der durch Lüste in Irrtum sich verdirbt (Eph. 4,22), auferstehen wird der neue Mensch, der nach Gott geschaffen ist in rechtschaffener Gerechtigkeit und Heiligkeit (Eph. 4,24). Wir werden reines Herzens werden, und die Verheißung des Herrn wird sich an uns erfüllen: „Selig sind, die reines Herzens sind, denn sie werden Gott schauen“ (Matth. 5,8). Wir werden ihn sehen, wie er ist. Das Erbe vollkommener Erkenntnis soll uns zu teil werden. Wir erkennen und schauen ja freilich schon Gott hier auf Erden im Angesichte Jesu Christi, und diese Erkenntnis ist eine wahrhaftige; und im Lichte Jesu Christi erblicken wir Gott, wie er sich offenbart in den Werken der Natur, in der vorsehungsvollen Leitung der menschlichen Geschicke, in den Wegen, auf denen er die Seinen führt. Aber doch, wie viele Rätsel bleiben ungelöst, wieviel Dunkel bleibt unerhellt. „Denn unser Wissen ist Stückwerk“ und „wir sehen Jetzt durch einen Spiegel in einem dunkeln Wort“ (1. Kor. 13,9.12). Wie oft rufen wir, nicht lobpreisend, sondern klagend: „Wie gar unbegreiflich sind seine Gerichte und unerforschlich seine Wege!“ (Röm. 11, 33). Aber dann werden wir nur anbetend bekennen und preisen: „Halleluja! Heil und Preis, Ehre und Kraft sei Gott, unserm Herrn!“ (Offenb. 19,1). Alles Dunkle wird erhellt, alles Siegel gelöst sein. In allen Wegen Gottes werden wir seine unendliche Liebe und seine unendliche Weisheit erkennen. Und wie wir schon hier auf Erden, je mehr wir Gott erkennen, ihn auch desto inniger lieben und in der Liebe von neuem mit ihm vereinigt werden und ihm ähnlicher, so werden wir auch in der seligen Ewigkeit, weil wir Gott dann vollkommen erkennen werden, ihn auch vollkommen lieben und in der vollkommenen Liebe ihm gleich werden. Ist es doch schon so unter den Menschen, die durch Liebe miteinander verbunden sind! Weil sie sich lieben, geben sie sich einander zu erkennen, offenbaren sich, und aus dieser Selbstoffenbarung des einen für den andern quillt neue Kraft der Liebe, entspringt eine innigere Gemeinschaft, in der sie einander immer ähnlicher werden. So wird sich auch in der vollkommenen Liebe Gottes die vollkommene Erkenntnis Gottes erschließen, und aus der vollkommenen Erkenntnis die vollkommene Liebe Gottes hervorgehen.

3.

Es ist eine unendliche Herrlichkeit, auf welche der Apostel unseren Blick richtet, eine unendliche Seligkeit, die er unser hoffendes Herz ahnen lässt. Wir möchten uns von diesem Bilde nicht trennen, wir möchten unsere Seele ganz in das Gefühl versenken, einer so beseligenden Zukunft entgegenzugehen. Aber der Apostel führt uns wieder in die Gegenwart mit ihren Aufgaben, Arbeiten und Kämpfen zurück. Er, der in die inneren Tiefen des Gemüts, in die verborgene Herrlichkeit des christlichen Lebens uns hineinschauen lässt, fordert doch zugleich von uns die Bewährung in der Tat. Was verborgen ist, soll sichtbar hervortreten, unsere Hoffnung soll nicht bloß ein Genuss sein, an dem wir uns erquicken, sondern zugleich eine Quelle der Kraft, des Wirkens, der Tat. Und welche Aufgabe ist uns hier gestellt? „Ein jeglicher, sagt der Apostel, der solche Hoffnung hat zu ihm, der reinigt sich.“ Der Israelit, der im Tempel vor dem Angesicht Gottes erscheinen wollte, musste sich zuvor durch leibliche Waschungen reinigen. So wurde abgebildet, dass nur Gott schauen kann, wer reines Herzens ist. Und wir, die wir im Glauben allezeit vor Gottes Augen wandeln wollen und uns der Hoffnung getrösten, dass wir Gott sehen werden, wie er ist, wir sollten es unterlassen, unsere Reinigung als unsere stete und unerlässliche Aufgabe zu erkennen! Der Apostel ermahnt uns nicht dazu, er vergegenwärtigt uns, was wir tun müssen. Wir können nicht anders. Die Hoffnung, die in uns ist, treibt uns dazu. Wir vermögen ja nicht, im Glauben und in der Hoffnung zu Gott als unserm Vater aufzuschauen, welcher der Heilige Israels ist, wenn wir uns nicht heiligen. Ohne Heiligung entfernen wir uns von Gott und errichten eine Scheidewand, die uns sein Angesicht verbirgt. Daher bleibt Heiligung des Christen Beruf. Sein Leben ist ein Leben in der Heiligung. Eine große und schwere Aufgabe, die sich durch unseren ganzen Erdenwandel hindurchzieht! Denn von Natur sind wir unheilig, unser Wesen muss umgeschaffen werden, damit es heilig und Gott wohlgefällig werde. Unser Dichten und Trachten, unser Wollen und Begehren muss eine völlige Umwandlung erfahren. Wir suchen von Natur das Irdische, es ist uns das höchste Gut; wir suchen von Natur uns selbst, sind unwahrhaftig und unlauter, und nun sollen wir lernen, am ersten nach dem Reiche Gottes zu trachten, in der Liebe uns selbst zu verleugnen, wahrhaftig und lauter zu werden, nach dem Ewigen zu begehren. Eine große Aufgabe! Gewiss, der heilige Geist will sie in uns vollbringen, aber durch uns, nicht ohne uns. Es bedarf unserer vollen Kraft, der hingebendsten Gewissenhaftigkeit und Treue, damit das Werk der Heiligung vollendet werde. Wir dürfen nicht rasten, jeder Tag soll ein Tag der Heiligung werden. Wollen wir ermüden, dann stehe uns immer vor Augen die Hoffnung, die uns erfüllt, der Siegespreis, der unserer wartet. Und dass wir uns nicht das Ziel zu niedrig stecken, uns nicht damit beruhigen, dass wir diese oder jene Sünde abgelegt haben, richtet der Apostel unseren Blick auf Jesum Christum. Wir sollen uns reinigen, gleichwie er rein ist. An Jesu Christo sollen wir uns messen und beurteilen.

Und, wenn diese Selbstbeurteilung zur Selbstverurteilung wird, so dass wir klagend rufen: „Herr, gehe von mir hinaus, ich bin ein sündiger Mensch“ (Ev. Luk. 5,8), so sollen wir dennoch, in der Buße gedemütigt, aber im Glauben aus Gnaden erhöht, immer von neuem dem Heilande nahen. Er stößt uns nicht zurück, er ruft uns in seine Nachfolge. Mir nach, spricht Christus, unser Held.

Er hat uns ein Vorbild gelassen, dass wir sollen nachfolgen seinen Fußtapfen (1. Pet. 2,21). Und in der Nachfolge in der Gemeinschaft mit ihm, gewinnen wir auch die Kraft der Heiligung. „Wer mir nachfolgt, spricht der Herr, der wird nicht wandeln in Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben“ (Ev. Joh. 8, 12).

Meine Lieben! Die menschlichen Gemeinschaften, in deren Mitte wir stehen, ziehen uns in die Höhe oder in die Tiefe, sie reinigen oder beflecken uns. Jeden Menschen umgibt gleichsam eine geistige Luft, die alle, welche in seine Nähe kommen, spüren, hier eine Luft, die stärkt und erquickt, dort eine Luft, die vergiftet und tötet. Der Geist, der den Heiland umgibt, die Geistesluft, die von ihm ausgeht, ist heilig, in seiner Nähe atmen wir die Luft des heiligen Geistes, in seiner Nähe fühlen wir die reinigende, heiligende Kraft, die `er uns mitteilt. Hier allein in der Menschheit weht heiliger Geist! Darum lasst uns bei dem Herrn, in seiner Nähe, bleiben, lasst uns auf ihn schauen! Unsre starke Glaubenshand wird‘ in ihn gelegt gefunden! Dann wird unser Leben ein Leben in der Heiligung werden. Darum beten wir:

Ordne unseren Gang,
Jesu, lebenslang.

Führst du uns durch raue Wege,
Gib uns auch die nöt'ge Pflege;
Tu' uns nach dem Lauf
Deine Türe auf. Amen.