Am sechsten Sonntage nach Trinitatis
Dem, welcher nicht ferne ist von einem Jeglichen unter uns, dessen Wege in allen Fällen Güte und Treue sind, und der alles Denen zum Besten dienen läßt, die ihn lieben; der uns kann behüten ohne Fehl, und stellen vor das Angesicht seiner Herrlichkeit unsträflich mit Freuden; dem Gott, der allein weise ist, unserm Heilande, sey Ehre und Majestät, Gewalt und Macht nun und zu ewigen Zeiten. Amen. Vater unser rc.
Apostelg. 12,1-17.
„Um dieselbige Zeit legte der König Herodes - und zog an einen andern Ort.“
Nichts, meine Zuhörer, ist auf den ersten Anblick befremdender, als das traurige Schicksal, welches die Zeugen und Freunde der christlichen Wahrheit von jeher erfahren, als die Gefahren und Verfolgungen, die sie besonders in den ersten Zeiten der Kirche bestehen mußten. Den Herrn selbst, den König der Wahrheit, wie feindeten ihn die Hasser des Lichtes an, und ruhten nicht eher, bis sie ihn an das Kreuz gebracht hatten! Seine Apostel - wie standen sie alle Stunden in der Gefahr, und waren täglich geachtet wie Schlachtschafe! Welche Menge seiner ersten Bekenner theilte dasselbe Schicksal mit ihnen! Und was sollen wir hierzu sagen, Geliebte? Nicht bloß die Frage drängt sich uns bei dieser Erscheinung auf: wie war es möglich, daß die evangelische Wahrheit, daß eine Lehre, die man nur zu kennen braucht, um sie zu lieben, daß die auserwählte Schaar ihrer Herolde und Vertheidiger, welche man als die größten Wohlthäter des menschlichen Geschlechts hätte verehren und segnen sollen, auf solche Weise behandelt wurde? Nein, fragen müssen wir auch: wie konnte der Regierer der Welt dieß gestatten? Warum ließ es der erhöhete Herr der Gemeine den Feinden zu, dergestalt gegen Seine eigene Sache zu wüthen? Warum hat er so Viele seiner besten Streiter als Opfer dieser Wuth umkommen lassen? Und wenn er sie auch zuweilen rettete und erhielt, hätte nicht die Gefahr, die wenigstens eine Zeit lang wie der Wind über ihrem Haupte schwebte, lieber ganz verhütet und abgewandt werden sollen, also das es der Hülfe und Rettung von Oben gar nicht bedurft hätte?. Schon oft mußten uns diese Fragen bei den Betrachtungen in den Sinn kommen, welche wir früher über die Apostelgeschichte angestellt sehr nahe liegen sie über auch unserm Nachdenken hei der Erzählung in dem heute vorliegenden Textesabschnitt. Nicht allein etliche Gläubigen aus der Gemeine zu Jerusalem, auch zwei Apostel, zwei Hauptzeugen der evangelischen Wahrheit sehet ihr hier in Gefahr und von einem furchtbaren Sturme der Verfolgung betroffen: aber ihr sehet zugleich das Verhalten des Herrn zur Zeit der Gefahr und bei der Hitze der Anfechtung, die seinen verfolgten Zeugen begegnet. Verschieden ist dieses Verhalten hinsichtlich der beiden Apostel; daß Jakobus mit dem Schwerdte getödtet wird, läßt er geschehen; geschehen läßt er auch, daß Petrus ergriffen, ins Gefängniß gelegt, den Kriegsknechten zur Bewahrung übergeben wird: doch wunderbar entreißt er diesen Gefangenen der Hand des Verfolgers, aber freilich erst nach längerem Harren, erst in der Nacht vor dem Tage, welcher zu der Hinrichtung des Apostels bestimmt ist. Wie befremdlich seine Maßregeln bei diesem Verhalten auf den ersten Anblick erscheinen, brauche ich nicht erst bemerklich zu machen. Aber betrachtet nur alles genauer, so wird es sich rechtfertigen; was wir zum Theil schon gefunden haben bei dem Hinblick auf den ersten Kampf der Apostel, als der hohe Rath zu Jerusalem sie einkerkerte und vor Gericht stellte, was uns schon klar geworden ist bey der Märtyrergeschichte des heiligen Stephanus, das wird sich uns hier von Neuem bestätigen: Aufschlüsse werden sich ergeben, die zugleich über das Verhalten des Herrn in ähnlichen Fällen ein beruhigendes Licht verbreiten zu unserer Glaubensstärkung und zu Seiner Verherrlichung. Wohlan, sammlet euch, meine Brüder!
Das Verhalten des Herrn bei den Gefahren und Verfolgungen seiner ersten Zeugen sey der erhabene Gegenstand unserer Betrachtung. Sehet, wie es sich gleich preiswürdig darstellt, wenn er den Einen seiner Zeugen und Knechte in der Gefahr fallen und in der Verfolgung umkommen läßt; wenn er dagegen den Andern-in der Gefahr erhält und aus der Verfolgung errettet.
Den Einen seiner Zeugen und Knechte läßt der Herr freilich in der Gefahr fallen und in der Verfolgung umkommen. Eine Zeitlang hatte die Christengemeine im jüdischen Lande und zu Jerusalem, wo die älteren Apostel bis jetzt noch sich für gewöhnlich aufhielten, Ruhe und Frieden gehabt, nachdem Saulus, der nachherige Paulus aufgehört hatte, wider sie zu schnauben, und selbst ein Bekenner, ein Verkündiger des Evangelii von Christo geworden war. Aber jetzt entstand plötzlich ein neuer Sturm, und ein neuer Feind trat hervor; nicht mehr der hohe Rath der Juden, dessen rüstigstes Werkzeug der Pharisäer Saulus gewesen war, nicht die vorzüglich mächtige, aber auch vorzüglich gegen die Christen erbitterte Secte der Sadducäer, welche früher die Apostel verfolgt hatte, nicht die Priesterschaft und der jüdische Pöbel, die Volksmenge, die Anfangs den Christen gewogen, bald andern Sinnes geworden war; sondern der König Herodes legte die Hände an, Etliche von der Gemeine zu peinigen. Dieser Herodes, mit dem Beinamen: Agrippa der Ältere, ein Enkel jenes Herodes des Großen, unter dessen Regierung der Weltheiland geboren worden, besaß wieder die ihm von dem römischen Kaiser ertheilte jüdische Königswürde, die sein Großvater einst bekleidet, die aber seit dessen Tode aufgehört hatte, nebst den sämtlichen Landen desselben, die bisher unter mehrere kleine Fürsten aus dem Herodischen Hause vertheilt gewesen. Aber dieses ganze Haus war dem Volke verhaßt, und Agrippa selbst zum unwillkommenen Herrscher ihm aufgedrungen: um nun gleich bei seinem Regierungsantritte das Vertrauen und die Liebe des Volkes zu gewinnen, stellte er sich als einen eifrigen Freund und Beschützer der jüdischen Religion an, und wollte seine Anhänglichkeit an dieselbe durch Verfolgung der bei den Juden verhaßten Jünger Jesu betätigen. Schon hatten mehrere Bekenner des Evangelii schwere Drangsal von ihm erduldet; doch erst der Beginn der Verfolgung war dieß gewesen, und noch zu keiner Hinrichtung war es gekommen. Jetzt beschließt der König weiter zu gehen, und der Gemeine einen noch viel empfindlicheren Streich zu versetzen, als die Beeinträchtigung ihrer einzelnen Glieder gewesen seyn würde: berauben will er sie ihrer Führer und gerade der Vorzüglichsten unter den Aposteln in der Hoffnung, wenn die Hirten geschlagen seyen, so werde die Heerde sich bald zerstreuen.
Vorerst soll Jacobus bluten; dann aber, wenn dieser erste Schritt die bezweckte Wirkung bei dem Volke hervorbringt und beifällig aufgenommen wird, soll auch an Petrum, den eigentlichen Apostelfürsten, den Felsen der Kirche, die Reihe kommen. Und sehet, Jacobus blutet wirklich unter dem Schwerdte; er unterliegt der Gefahr, er wird das Opfer der verfolgenden Bosheit, ohne daß der Herr es verhindert.
Warum aber verhindert es der Herr nicht? Fehlt es ihm etwa an Macht zu seines Dieners Erhaltung und Rettung? O nein, meine Brüder! Seine Macht zu retten und zu erhalten bewies er ja nachher an Petro; was in Hinsicht auf Petrum ihm möglich war, das war ihm gewiß bei Jacobus eben so möglich. Ja, und dieß bemerket zuvörderst: - auch die er fallen und umkommen laßt, er könnte sie wohl beschützen, sie herausreißen aus der Noth, alle Anschläge ihrer Feinde zu Schanden machen. Wollte er dieß, keine menschliche Gewalt könnte ihm widerstehen; kein Hinderniß wäre ihm unüberwindlich; an Mitteln gebräch' es ihm nicht; kann doch Er, welcher thronet zur Rechten Gottes, alle Dinge ihm unterthan machen; ist doch Sein Arm nie verkürzt, Sein Auge stets offen, Seine Liebe gegen Alle, die Ihn lieben, dieselbe, Seine Fürsorge für ihr Bestes zu allen Zeiten sich selber gleich; darf Er doch nur sprechen, und es geschieht, nur gebieten, so steht es da. Mangelt es aber dem Herrn gleich nicht an Macht und Vermögen zur Erhaltung und Rettung auch Derer, welche fallen und umkommen; daß er sich dieser Macht wirklich bediene, können sie und wir doch nicht von ihm fordern. Auf ein anderes Schicksal, als er hier erfahren mußte, hatte Jacobus nicht rechnen dürfen; keine andere Ausficht war Ihm gleich bei seinem Eintritt in die Nachfolge Jesu eröffnet worden, als die den sämtlichen Jüngern von dem göttlichen Meister eröffnete: die Menschen werden euch schmähen und verfolgen um Meinetwillen, wie sie die Propheten, die vor euch gewesen, verfolgt haben. Eben das Wort, welches der Herr zu den Zwölfen geredet, galt Ihm: so Jemand zu mir kommt, und verläugnet nicht Alles, was ihm lieb ist, dazu sein eigen Leben, der kann mein Jünger nicht seyn; der Jünger ist nicht über seinen Meister, noch der Knecht über den Herrn; so Euch die Welt hasset, so wisset, daß sie Mich vor euch gehaßt hat; es kommt die Zeit, daß wer euch tödtet, wird meinen, er thue Gott einen Dienst daran. Noch mehr, gerade diesem Jacobus insonderheit hatte der Meister sein Loos namentlich bestimmt und ausdrücklich vorherverkündigt, wie ihr euch aus meinem Vortrage beim Anfange der dießjährigen Passionszeit erinnern werdet1). Als dieser Jünger nebst seinem Bruder Johannes zu ihm getreten war mit der Bitte: gib uns, daß wir sitzen Einer zu deiner Rechten und Einer zu deiner Linken in deiner Herrlichkeit, hatte der Herr gesprochen: ihr wisset nicht, was ihr bittet; könnet ihr den bitteren Kelch trinken, den Ich trinke, und euch taufen lassen mit der Blut- und Leidenstaufe, da Ich mit getauft werde? und auf die Antwort der Brüder: ja wir können's, war ihnen der weitere Bescheid geworden: nun Meinen Kelch werdet ihr auch trinken; getauft sollt ihr auch werden mit der Taufe, da ich mit getauft werde. In Erfüllung gehen mußte nothwendig dieses weissagende Wort des Herren; durch diese Erfüllung bewährte sich Seine Wahrhaftigkeit und Treue, wie in der Weissagung selbst Seine genaue Vorherkenntniß der Zukunft und die offene Redlichkeit sich bewährt hatte, welche die Jünger nicht durch trügende Versprechungen eines glücklichen Looses in Seiner Nachfolge täuschte, die ihnen auch das Traurige nicht verschwieg: die Art aber, wie die Zeit, wann sein Wort erfüllt werden sollte, hatte Er allein zu bestimmen; und daß es sich an Jacobo schon jetzt, und gerade durch die Hinrichtung mit dem Schwerdte erfüllte, wie wäre der Jünger hierüber zu klagen, wie es anders zu verlangen berechtigt gewesen? Dieß bedenkt, meine Brüder! Unser Keiner lebt ihm selber, und unser Keiner stirbt ihm selber; leben wir, so leben wir dem Herrn, und sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Er, Er hat zu gebieten über seine Zeugen und Knechte, und kann es mit ihnen machen, wie's Ihm gefällt; daß sie in seinem Dienste nicht frei bleiben können von Gefahren und Anfechtungen, das wissen sie, das hat er ihnen deutlich erklärt, dieß mußten sie zum Voraus gewärtig seyn; daß aber in jeder Anfechtung ihnen Rettung erscheinen, daß er sie in keiner Gefahr untergehen lassen werde, ist ihnen nirgends verheißen. Daß er sie aus Jeder erretten könne; daß er, so oft es Seiner Weisheit gemäß ist, sie unfehlbar erretten, und so lange es nöthig ist, sie erhalten werde, daran dürfen sie freilich nicht zweifeln; aber daß er es immer, daß er es eben hier thun solle, darüber haben wir ihm keine Vorschrift zu machen, und wenn er es nicht thut, ihn nicht zu fragen: was machst Du? Zutrauen müssen wir Ihm, in keinem Fall könne er anders als weise und preiswürdig handeln, wenn wir auch die Gründe, warum er so handle, nicht völlig einsehen.
Bedient sich indessen der Herr hier und da seiner Helfermacht und seines Rettungsvermögens nicht, so läßt er doch seine Diener und Zeugen erst dann fallen und umkommen, wenn er ihr er Dienste nicht weiter bedarf; dann nur liegen sie unter, wenn die Endzwecke, die Er durch sie erreichen wollte, er, reicht sind, wenn Seine ferneren Absichten auch ohne sie erreicht werden können, und Seine Sache ohne sie bestehen und fortgehen kann. Jacobus erliegt, aber das ihm beschiedene Tagewerk ist vollbracht: in dem kleinen Wirkungskreise, der ihm bei der neugepflanzten Gemeine in Jerusalem angewiesen war, hat er nach Kräften gewirkt und gethan, was das Haupt der Gemeine durch ihn ausrichten wollte; in weiteren Kreisen thätig zu seyn, auch im Auslande das Evangelium zu verbreiten und neue Gemeinen zu stiften, etwas vorzüglich Ausgezeichnetes und Großes zu leisten, dazu hatte ihm wohl der Herr, der seine Gaben verschiedentlich austheilt, das erforderliche größere Maaß von Kraft nicht verliehen. Aber mit seinem Blute kann er die christliche Wahrheit besiegeln; mit seinem Tode kann er Gott preisen, den Heiland verherrlichen, die Brüder erbauen und stärken; durch seine Treue bis in den Tod kann er der Sache, für die er gelebt hat, der Kirche, den ihm nahe stehenden Gläubigen nützlich werden: und was er kann, soll er auch; ein Anderes, ein Mehreres wird von ihm nicht gefordert. Dagegen sind andere Knechte Gottes da, die seinen Platz ausfüllen, die das, was Er nicht vermocht hätte, was Ihm nicht vergönnt war, leisten, die mehr thun können, als Ihm bei längerem Leben gelungen seyn würde. Noch leben elf Apostel, und an ihrer Spitze Petrus, der Mann voller Glaubenskraft, voll Heldenmuths, voll feurigen Eifers; schon hat sich der Herr in Paulo ein ganz neues und überaus taugliches Rüstzeug zur Förderung seines Werks erwählt und bereitet, Er selbst ist noch da und bleibt bei den Seinen und hilft seinem Werk fort, der Erste und Letzte und der Lebendige, welcher todt war und lebet von Ewigkeit zu Ewigkeit: nicht in Trümmern zerfallen wird dieses Werk, wenn Jacobus fällt; untergehen wird es nicht, wenn dieser treue Knecht seines Dienstes entlassen wird. Fraget ihr also: warum läßt Er seine Zeugen und Diener zuweilen in der Gefahr fallen und in der Verfolgung umkommen? Hier ist die Antwort: weil ihr längeres Wirken hienieden nicht mehr von Nöthen, weil die ihnen gestellte Aufgabe nun gelöst, ihre Bestimmung im Reiche Gottes und Christi auf Erden erfüllt ist, und gerade durch ihren Untergang vollends erfüllt werden kann und soll; weil aus ihrer Niederlage diesem Reiche kein unvergütbarer Schaden erwächst; weil anderweitig erstattet werden kann, was etwa an ihnen verloren geht, die ja auch nur in seiner Kraft vollbracht haben, was sie etwa Gutes zu thun vermochten, und weil von Ihm für die wirkliche Ersatzleistung schon gesorgt ist.
Aber daß sie fallen und umkommen, läßt er auch ihnen selbst keinen Schaden bringen; ihnen ist ihr Untergang nicht Schmach, sondern Ehre, nicht ein trauriges Uebel, sondern eine herrliche Wohlthat und Gnade. Wird Jacobus dadurch entehrt, daß ihn Herodes, der König, mit dem Schwerdte tödtet? Nein, nur sein Verfolger und Mörder entehrt sich; nur auf Den fällt die Schmach, der den Apostel aus keinem anderen Grunde hinrichten läßt, als weil er hofft, was auch eintrifft, es werde dem Volk Wohlgefallen. Die Religion Israels, für welche er bei der Ermordung des Zeugen Jesu zu eifern vorgibt, gilt diesem Heuchler ja gar Nichts; wie wenig ihm an dieser Religion liegt, beweiset er deutlich genug durch so manches Andere, was dem mosaischen Gesetz und den Grundlehren des israelitischen Glaubens offenbar zuwider ist, was er aber gleichwohl thut, um sich bei den Römern beliebt zu machen: in unserm Textkapitel selbst sehet ihr ihn aus eben so elender Menschengefälligkeit gegen die Heiden heidnische Schauspiele geben, wie er hier aus nichtswürdiger Gefälligkeit gegen die Juden durch die Enthauptung eines Unschuldigen und Gerechten, diesen ein blutiges Schauspiel gibt, das ihn selber empfehlen soll. Aber wie ehrt und verherrlicht den Apostel die Freudigkeit, mit welcher er leidet, die Willigkeit, mit der er für Jesum sein Leben läßt, die Standhaftigkeit, mit der er den letzten Kampf kämpft, Glauben hält, und den Lauf vollendet! Und was verliert er durch den Märtyrertod? Nichts als das zeitliche Leben, das ja doch ein tägliches Sterben war; nicht das geistige Leben, welches kein Tod vernichtet und das Menschen nicht tödten können; nicht sein höheres Heil, das er vielmehr durch die Hingabe des irdischen Lebens rettet: ob er gleich vor den Menschen des Leidens viel hat, ist er doch gewisser Hoffnung, daß er nimmermehr sterbe; denn Gott versucht ihn und findet ihn, daß er Sein werth ist; er prüfet ihn, wie Gold im Ofen, und nimmt ihn, nimmt sein Märtyrerthum und seinen Heldentod an als ein ihm wohlgefälliges Opfer. Der Herr nimmt ihn zu sich auf, weil Er ihn lieb hat, und Den, der Ihm treu ist in der Liebe, läßt Er sich nicht nehmen; zu einer höheren Bestimmung in seinem himmlischen Reiche ruft er ihn hinüber, und legt ihm bei die Krone der Gerechtigkeit. So ist es mit Allen, die um Seinetwillen Drangsal leiden, ohne gerettet, die als ein Opfer für die gute Sache fallen, ohne durch Seine Dazwischenkunft gehalten zu werden. Ihr Leiden ist für sie Ruhm und Ehre, ihr Tod ist Gewinn und Wohlthat für sie, ihre Himmelskrone ist schon gewunden, und sie gehen hin, dieselbe aus Seiner Hand zu empfangen, wenn sie abscheiden von der Erde.
Nehmet hinzu, daß er durch ihren Fall seiner Gemeine Heil widerfahren läßt, und selbst auf ihren Untergang noch einen Segen für Andere legt. Wie viel enger schließen sich nach dem Untergange ihres geliebten und hochangesehenen Lehrers die Christen zu Jerusalem an einander an; zu welcher Inbrunst im Beten treibt sie sein trauriges Schicksal; wie einmüthig stehen sie um die Erhaltung ihres andern Lehrers, als Petro, dem sogleich nach dem Tode seines Mitapostels in den Kerker Geworfenen, ein ähnliches Schicksal droht; wie angelegentlich, wie demüthig, wie vertrauensvoll nehmen sie ihre Zuflucht zu dem Herrn der Gemeine, in dessen Hand Alles steht, und der allein schaffen kann, daß seine Kirche nicht überwältigt werde, obgleich Eine Säule derselben bereits gesunken, und nach der Andern die Menschenhand, die auch diesen Pfeiler zerbrechen will, schon ausgestreckt ist! Und wie wohlthätig mußte das Beispiel des Getödteten und seines im Märtyrerthume bewiesenen Glaubensmuths auf sie wirken! Ist nicht eben dieser Jacobus mit unter Denen, in Beziehung auf welche der Verfasser des Briefs an die Ebräer den palästinischen Christen zuruft: gedenket an eure Lehrer, die euch das Wort Gottes gesagt haben, welcher Ende schauet an, und folget ihrem Glauben nach.„ Gewiß, Keinen seiner Zeugen läßt der Herr fallen, ohne daß sein Fall Vielen zum Aufstehen würde, und zu ihrer Erweckung, zu ihrer Aufrichtung und Erhebung gereichte. Haben sie ihn nicht mehr, den hinweggenommenen Knecht, umso eifriger suchen sie nun den Herrn, und halten sich fester an Ihn; des treuen Knechtes widrig scheinendes Schicksal bewirkt, daß seiner Mitknechte Glaube wächst, ihre Liebe gegen einander zunimmt, ihre Hoffnung sich über die Erde himmelan aufschwingt: selbst sein vergossenes Blut ist ein Saamenkorn, aus welchem viele und herrliche und bleibende Früchte erwachsen. Er ist nicht mehr, aber er redet noch, wiewohl er gestorben ist, und ruft den Gläubigen nach der spätesten Folgezeit zu: seyd auch Ihr stark durch die Gnade in Christo Jesu, als Mitgenossen an der Trübsal, an der Geduld, aber auch an dem Reiche Jesu Christi; haltet auch Ihr, was ihr habt, daß Eure Krone Euch Niemand raube.“
Und meinet ihr denn endlich, den Verfolgern seiner Freunde und Zeugen lasse der Herr ihren Frevel ungestraft hingehen? Leset den Schluß unseres Textkapitels: nicht lange nach des Jacobus Ermordung schlug seinen Mörder Herodes der Engel des Herrn, und ward gefressen von den Würmern, und gab den Geist auf. Plötzlich wird sein Odem hinweggenommen, als er sich eben bei einem öffentlichen Schauspiel in allem Pomp seiner Herrlichkeit zeigt und brüstet; während seine Schmeichler, indem er von einem prachtvollen Throne herab zu dem Volke redet, ihm zurufen: das ist Gottes Stimme und nicht eines Menschen, legt ihn der Allmächtige in den Staub. Wie ist's so gar aus mit ihm; wie hat seine Macht, zu wüthen und zu verfolgen, ein Ende; wie ist die Zeit seines Gerichtes gekommen, wo das unschuldig vergossene Blut von seinen Händen gefordert wird, wo er seinen Lohn empfängt mit den Ungläubigen und den Heuchlern! O ihrem verdienten Lohn entgehen die nicht, die sich an dem Herrn selbst in seinen Nachfolgern und Dienern vergreifen. Bei Ihm ist es recht, zu vergelten Trübsal denen, die Jenen Trübsal angelegt haben; zu brechen weiß Er im Augenblick ihren Trotz auf immer; über ein Kleines beißt es: sie sind nicht mehr, und schwere Rechenschaft müssen sie Dem geben, der bereit ist, zu richten die Lebendigen und die Todten.
Zuweilen jedoch erhält der Herr seine Zeugen und Diener in der Gefahr, und errettet sie aus der Verfolgung; und wie preiswürdig er bei dieser Erhaltung und Rettung erscheint, zeigt euch die weitere Erzählung unseres Textes von Petro: hierauf achtet bei der Fortsetzung unserer Andacht.
Da Herodes sah, daß die Hinrichtung des Jacobus den Juden gefiel, fuhr er fort und fing Petrum auch.- In der großen Gefahr, in welcher sich dieser Zeuge Christi befindet, läßt ihn freilich der Herr eine Zeitlang schweben, und es gewinnt den Anschein, als ob derselbe verloren sey. Denn weil die Tage der süßen Brode, der jüdischen Osterfeiertage, so eben eingetreten sind, legt ihn Herodes in das Gefängniß, und läßt ihn durch seine Kriegsknechte die Festzeit über bewahren; erst nach Ostern gedenkt er ihn dem Volke vorzustellen und öffentlich hinzurichten. Sehet da wieder den schändlichen Heuchler! Das Blut der Unschuld zu vergießen, ist ihm eine Kleinigkeit, aber es am Feste zu vergießen, scheint ihm bedenklich; er, der Gewissenlose, nimmt gleißnerisch die Miene an, als sey er zu solch' einer Entheiligung der festlichen Tage viel zu gewissenhaft. Seht da zugleich die Aengstlichkeit des Lasters! Obgleich der König die Hinrichtung des Apostels verschiebt, mit der Gefangennehmung desselben hat er doch dringende Eile; mit dieser kann er nicht warten bis nach dem Feste, aus Furcht, ihm möge sein Opfer, geschreckt durch des Jacobus Beispiel, entrinnen, während doch Petro kein Gedanke an eine Flucht kommt. - Welche Tage der Prüfung waren aber diese im Kerker hingebrachten Tage für Petrum; oder vielmehr, was für eine herrliche Gelegenheit, seine Geduld und Ergebung, sein Vertrauen auf den Herrn, seinen festen Sinn und seine Unerschrockenheit zu erproben; was für eine ehrenvolle und heilsame Uebung in jenen Heldentugenden, welche die schönste Zierde des Christen sind! Denn eben dieß ist die Absicht des Herrn, wenn er eine Zeitlang mit der Rettung der Seinen verzeucht, und es mit ihnen bis aufs Aeußerste kommen läßt. Er nimmt sie da auf die Probe, er übt sie; er gibt ihnen Anlaß, sich in ihrer hohen Christenwürde zu zeigen: und thun sie das, werden sie als Bewährte erfunden in der Hitze der Anfechtung und im Tiegel der Trübsal; mit welchem Wohlgefallen ruht auf ihnen das Auge des Herrn; mit welchen Gnaden belohnt er sie; mit welcher Treue erbarmt er sich ihrer!
So bewährt erfunden wird Petrus. Er liegt in Banden, aber er verleugnet den Namen des Herrn nicht; er selber thut Nichts zu seiner Rettung, sondern überläßt sie ruhig Dem, dessen Diener er ist, falls Der sie beschlossen habe; und auch wenn es anders beschlossen seyn sollte, ist er darauf gefaßt und bereit in den Tod zu gehen. Er kennt keine Angst; da ihn Herodes wollte vorstellen, in derselbigen Nacht schläft er zwischen zwei Kriegsknechten; mit zwei Ketten gebunden, schlummert er so ruhig und süß, wie im Genusse der vollesten Freiheit, wie auf dem bequemsten und sanftesten Lager, als hätte er nicht das Mindeste zu befürchten. Es ist der Friede des guten Gewissens, der ihn so ruhig, es ist die Liebe zu Christo, die ihn auch zur Vergießung seines Blutes so muthig, es ist die Hoffnung des ewigen Lebens, die ihm den Tod, den König des Schreckens, zum willkommenen Friedensengel, es ist der Glaube, die Zuversicht zu dem Allmächtigen, zu dem erhöheten Meister, die ihn so unverzagt, es ist der Herr selbst, der ihn stark macht und ihm gibt nicht den Geist der Furcht, sondern den Geist der Freudigkeit und des Trostes. Und selbst den leiblichen Schlaf, in welchen: er der Gefahr, der Bande der Trübsal vergessen kann, sendet ihm der Freundliche, von welchem den Müden Erquickung kommt; Der vergönnt ihm diese wohlthätige Unterbrechung des Leidensgefühles, dieses Labsal der erschöpften Natur, diese Stärkung des äußeren Menschen nach derselben Gnade, mit der er ihm nach dem Reichthume seiner Herrlichkeit Kraft gibt, stark zu seyn durch Seinen Geist an dem inwendigen Menschen. -
Rettet er also seine Diener und Zeugen nicht sogleich; er verläßt sie doch nicht, so lange noch die Prüfungszeit wahret, und die Stunde der Rettung nicht da ist. Ueber alle Aengstlichkeit, über alles bange Erwarten der Dinge, die da kommen sollen, erhebet, mit seinen Tröstungen erquickt mit dem Geiste seines Friedens begnadigt, mit Kraft aus der Höhe rüstet er sie, daß sie sich nicht bewegen lassen von ihrem Sinn, noch erschrecken, daß, ob ihnen auch bange würde, ihr Herz doch nicht verzage: Seine Gabe und sein Werk ist die Stille des Geistes, mit der sie Seinem Willen sich überlassen, in Seiner Fügung ruhen, Ihm ihre Wege befehlen; Sem Werk ist das gläubige Vertrauen, das sie erfröhlicht, die alles überwindende Liebe, die ausgegossen ist in ihr Herz, die lebendige Hoffnung, in der sie getrost sind; neben dem bitteren Kelche reicht ihnen seine Hand manchen Labetrunk dar, und erleichtert und mildert die Last, die sie ihnen aufgelegt hat.
Und nicht unbeachtet bleiben die Fürbitten der gläubigen Brüder, weiche für sie zu dem Herrn aufsteigen. Indeß Petrus im Gefängnissee gehalten wird, betete die Gemeine für ihn ohne Aufhören zu Gott. Sie zieht das Schwerdt nicht zu seiner Vertheidigung, sie stürmet den Kerker des Apostels nicht mit Gewalt; sie besticht den Hüter und die Aufseher des Gefängnisses nicht mit Geschenken, ihm zu einer heimlichen Flucht behülflich zu seyn; sie versucht nicht, seine Befreiung mit fußfälligen Bitten, die doch nichts gefruchtet hätten, von dem Könige zu erflehen. Nein, edler sind die Waffen, mit welchen die Christen kämpfen; auf würdigerem und sichererem Wege suchen sie Hülfe. An den wenden sie sich, der mächtiger und größer, denn Alles ist, an den König aller Könige, und den Herrn aller Herren; nicht fleischliche, sondern geistliche, die zwar geräuschlosen, aber vielvermögenden Waffen des Gebets sind es, mit welchen sie gute Ritterschaft üben und aus allen Kräften mit Gott ringen: wie drohend die Gefahren, wie unvermeidlich der Untergang, wie unmöglich die Rettung des Apostels scheinen mag; auf den Herrn steht ihre Hoffnung, und im Flehen zu Ihm ermüden sie nicht. Und Er neiget sein Ohr zu ihrer Stimme; Er vernimmt ihr Rufen und Schreien; Er sendet ihnen Erhörung von seiner heiligen Höhe, und thut überschwenglich über Alles, das sie bitten oder verstehen. Ja, des Gerechten Gehet vermag Viel, wenn es ernstlich ist; das Gebet des Glaubens, die Fürbitte der Liebe ist nicht vergebens: betet nur, nicht bloß, wenn ihr selber in Aengsten seyd, betet auch für die Brüder in ihrer Roth; bittet inbrünstig für die, die um der Wahrheit willen verfolgt werden, und für die Sache Christi in der Gefahr und im Kampfe stehen; der Herr höret, der Herr ist nahe, seine Augen merken auf die Gerechten, und seine Ohren auf ihr Gehet.
Dabei sind es hochwichtige Ursachen, um dererwillen Er Manche seiner Zeugen und Diener erhält und rettet, indeß doch Andere umkommen. Das dem Petrus aufgetragene Werk ist noch nicht ausgerichtet und ausgeführt; noch Vieles und Großes zu thun ist ihm vorbehalten: erst wenn er noch lange mündlich und schriftlich, in vielen Landen, selbst in der Hauptstadt der Welt, für die Ausbreitung und Befestigung der Kirche Jesu gearbeitet hat, am späten Abend des Lebens soll er für seinen Herrn sterben. Wäre er jetzt schon untergegangen, mit seinem Tode vernichtet worden, unterblieben wäre nicht zu berechnendes Gute, zu dessen Stiftung gerade Er das tauglichste Werkzeug war; wäre, schon jetzt die damalige Hauptsäule der Kirche gesunken, sie selbst, die Kirche wäre zu mächtig erschüttert und auf das Aeußerste gefährdet worden durch seinen Fall. So lasset die Diener Jesu die Beförderer des Werks Gottes auf Erden von den drohendsten Gefahren umringt seyn; sie kommen nicht um, wenn der Herr noch Absichten hat, die sie fördern sollen: als die Gezüchtigten werden sie nicht ertödtet, und als die Sterbenden leben sie, wenn ihre Erhaltung ersprießlich ist, wenn der Segen ihres längern Daseyns den Segen überwiegt, den ihr Tod bringen könnte, wenn ihr Verlust zu unersetzlich und von zu nachtheiligen Folgen begleitet seyn würde. In diesem Falle besorget Nichts für sie, meine Brüder, auch für Euch selbst besorget dann Nichts, die ihr im Dienste des Herrn stehet; so lange er euch brauchbar findet und die von ihm bestimmte Zeit eures Abschieds noch nicht vorhanden ist, wird er euch beschützen und aufhelfen, und nicht ein Haar von eurem Haupte wird umkommen.
Und wie wunderbar weiß er zu erhalten und zu erretten. Im Augenblick der äußersten Bedrängniß erscheint die Rettung; eben als Herodes des andern Tags ihn vorstellen und hinrichten will, in der Nacht vor diesem entscheidenden Tage erscheint sie für Petrum: selbst das Außerordentlichste muß geschehen, damit sie bewirkt werde, und sie gelingt ohne Hinderniß. Mag der Apostel gebunden seyn mit zwei Ketten; mögen vier Viertheile Kriegsknechte, sechzehn Mann zur Bewachung dieses Einen befehligt; mögen Zwey derselben sogar mit ihm in den Kerker eingeschlossen, ja mit Ketten an ihn angeschlossen, und zwei Andere als Hüter draußen vor der Thür des Gefängnisses aufgestellt seyn: alle diese Vorsicht hilft dem verfolgenden Könige Nichts, und die Hüter wachen vergebens. Siehe, der Engel des Herrn kommt daher, und ein Licht scheint in das Gemach, und der Engel schlägt Petrum an die Seite, und weckt ihn auf und spricht: stehe behend auf; und die Ketten fallen ihm von seinen Händen, und der Gottesbote heißt ihn sich gürten, seine Schuhe anthun, seinen Mantel umwerfen und ihm folgen. Und Er geht hinaus und folgt ihm; und sie gehen durch die erste und andere Huth, und kommen zu der eisernen Thür, welche zur Stadt führt; die thut sich von selber vor ihnen auf: sie treten hinaus, gehen hin eine Gasse lang, und alsbald scheidet der Engel von Petro. Ein höheres Wesen wird zu seiner Rettung gesendet; ein wunderbarer Glanz muß den dunkeln Kerker erleuchten, damit Petrus bei den Vorbereitungen zu seinem Ausgange sehe: nicht zerbrochen werden seine Ketten, sondern von selbst fallen sie ab und liegen unverletzt am Boden, damit man erkenne, nicht gewaltsam sey er befreit und entführt worden; die eingeschlafenen Wächter erwachen nicht, indeß er sich zum Auszuge rüstet; auch die außenstehenden Hüter dürfen ihn nicht aufhalten; festverschlossene Thore erschließen sich ihm, und Riegel und Eisenpforten hemmen seinen Befreiungsgang nicht. O wenn der Herr die Seinen erhalten und retten will, so mag es Niemand ihm wehren; so muß Alles zu diesem Ende ihm dienen: für Ihn, dem Himmel und Erde gehorcht, ist Nichts zu groß und zu wunderbar, wenn es darauf ankommt, daß Sein Rathschluß zum Besten seiner Freunde hinausgeführt werde.
Kann es euch da befremden, wenn die von Ihm bewirkte Rettung auch einen ausserordentlichen Eindruck hervorbringt; gereicht nicht solcher Eindruck gleichfalls zu Seinem Preis? Mit der freudigesten Ueberraschung muß Petrus, der Gerettete, selbst über Das erstaunen, was der Herr an ihm gethan hat. Während der Engel ihn weckt, während er demselben aus dem Gefängnisse folgt, ist er zwar nicht mit voller Besonnenheit seiner selbst mächtig; er thut, was ihm geheißen wird, in einer Art von Betäubung, welche verhindern soll, daß er über den Anblick des himmlischen Boten nicht allzubestürzt werde, oder die Freude über seine Befreiung nicht zu früh und zum Nachtheil seiner Sicherheit laut werden lasse; er weiß nicht, daß ihm wahrhaftig Solches geschehe durch den Engel, sondern ihm deucht, er sehe ein Gesicht; als er aber auf die Straße gekommen und der Engel von ihm geschieden ist, kommt Petrus zu sich und spricht mit Dank und Entzücken: nun weiß ich wahrhaftig, daß der Herr seinen Engel gesandt hat und mich errettet! Freude und Dank veranlaßt aber auch seine Rettung bei den christlichen Brüdern. Er kommt an das Haus einer bekannten Christin in Jerusalem, Maria, wo Viele bei einander sind und für ihn beten; er klopft an die Thür des Thors, wiederholt dieses Anklopfen, als die Thürhüterin vor Freuden nicht sogleich aufthut, sondern erst mit der Freudenbotschaft zu den im Hause Versammelten eilt: endlich wird ihm geöffnet; die Christen sehen ihn, staunen, entsetzen sich Anfangs; Er aber erzählt ihnen, wie der Herr ihn hätte aus dem Gefängniß geführt, heißt sie dieß Jacobo verkündigen und den übrigen Brüdern, und eilt nun aus Jerusalem an einen andern Ort, an eine sichere Zufluchtsstätte, wo er völlig geborgen ist. Denket euch nun selber den Jubel in den ihm befreundeten Hause, im Kreise der Mitapostel, in der ganzen Gemeine! So vergütet der Herr seinen von Gefahren bedrängten Dienern und Freunden die ausgestandene Drangsal durch um so höhere Wonne über die herrliche Hülfe; diese Hülfe widerfährt ihnen, damit ihrethalben von vielen Personen viel Danks geschehe: Alle, welche dieselbe erfahren, werden durch sie erfröhlicht, ermuthigt, im Glauben gestärkt und befestigt. Mag der Herr seine Zeugen fallen und umkommen lassen, oder sie erhalten und retten, immer macht er es wohl; immer verherrlicht er seinen Namen; immer und in jedem Fall gebühret ihm Preis und Ehre. Ihm, der allein weise ist, unserm Heiland, sey denn Ehre und Majestät, Gewalt und Macht, nun und zu ewigen Zeiten! Amen.