Ges. 652. Nach dir verlangt, o Mittler, meine Seele.
Im vorigen Sonntage stand im Texte: Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme Schaden an seiner Seele; oder was kann der Mensch geben, daß er seine Seele wieder löse? Die wir allesammt den einen oder andern Schaden genommen haben, wir haben doch einen Trost:
Wir sollen nicht verloren werden,
Gott will, uns soll geholfen sein.
Denn dazu kam sein Sohn auf Erden
Und nahm den Himmel siegreich ein,
Und spricht durch seinen Geist uns zu:
Kommt her zu mir, bei mir ist Ruh'!
Das thut sein ewiges Erbarmen,
Das allen unsern Schaden heilt,
Wodurch er uns mit offnen Armen,
Uns zu befrei'n, entgegen eilt,
Weil ihm sein Herz vor Mitleid bricht,
Wir kommen oder kommen nicht.
Unser Gesang vorher und dieser genommene Predigtanfang, sie beide lassen wieder eine Predigt erwarten, die recht auf das Christenthum, auf das schriftmäßige, kirchliche und erfahrungsmäßige Christenthum zugehet. Mag's so auch nicht Allen recht sein, giebt es auch unter euch deren, die lieber aus der allgemeinen Religion, wie man ein gewisses Ding nennt, einen Vortrag höreten: nein, ich will kein Verschweiger der Wahrheit sein und will nicht als ein Fälscher des göttlichen Wortes mit diesem Worte vor euch stehn. Flachs lässet sich in die Heede hecheln, das soll dem Text nicht widerfahren durch meine Ungeschicklichkeit oder durch meinen Muthwillen. Behüte mich Gott davor! Wahrlich, um so viel willkommener sind mir diejenigen Texte, darin so viel Christenthum ist und wohl noch mehr, als in unsern altüblichen Sonntagsevangelien, je mehr es gegenwärtig eine Zeit in der Christenheit ist, bestimmter, in der evangelischen Kirche, die ganz vornehmlich Lehre, Zeugniß, Bekenntniß, Vertheidigung des Christenthums dringend fordert. Was von Anfang an, so lange ein christliches Glaubensbekenntniß in der Welt gewesen ist, so lange Kinder und Erwachsene getauft worden sind, wie viele Spalten und Risse und getrennte Kirchen auch entstanden sind, doch als Christenthum gegolten und sich behauptet hat, sammt der Quelle, daraus die Lehre nach der Apostel Zeiten geschöpft ist, aus der die Lehre stets gereinigt ist, mit der sie sich allezeit wider Angriffe gestärkt hat, die heilige Schrift: das wird verworfen in unsrer Zeit von einer namhaften Predigerzahl und von mehreren tausend Laien. Das Feld wird weiß zur Erndte; allein es wird, noch ehe die Erndte anfängt auf dem Felde des kirchlichen Lebens, auch bei uns ein Aufruf ergehn und ein Zusammentreten geschehn: „Wir haben das alte Glaubensbekenntniß abgethan, kommt ihr Brüder, und werdet frei, gleichwie wir's sind.“ Das komme oder das bleibe aus, wir lassen uns nicht im Schlafe finden. Männiglich soll man wissen, was verworfen wird, wenn das Christenthum verworfen wird; alle Schwachen sollen gestärkt, alle Schwankenden befestigt und alle Festen noch mehr befestigt werden; wie denn damit in Zeiten auch, da solche Gefahr eben nicht ist d. h. zu jeder Zeit, etwas Heilsames gethan wird. Unser theures Christenthum kann nimmer zu wohl gekannt werden, nimmer zu viel gepredigt werden. Der Text stehet:
Luc. 19, 1-10. Und er zog hinein und ging durch Jericho. Und stehe, da war ein Mann, genannt Zachäus, der war ein Oberster der Zöllner und war reich, und begehrete Jesum zu sehen, wer er wäre, und konnte nicht vor dem Volk; denn er war klein von Person. Und er lief vorhin, und stieg auf einen Maulbeerbaum, auf daß er ihn sähe; denn allda sollte er durchkommen. Und als Jesus kam an dieselbige Stätte, sahe er auf, und ward seiner gewahr, und sprach zu ihm: Zachäe, steig' eilend hernieder; denn ich muß heute zu deinem Hause einkehren. Und er stieg eilend hernieder, und nahm ihn auf mit Freuden. Da sie das sahen, murreten sie Alle, daß er bei einem Sünder einkehrete. Zachäus aber trat dar, und sprach zu dem Herrn: Siehe, Herr, die Hälfte meiner Güter gebe ich den Armen, und so ich Jemanden betrogen habe, das gebe ich vierfältig wieder. Jesus aber sprach zu ihm: Heute ist diesem Hause Heil widerfahren, sintemal er auch Abrahams Sohn ist. Denn des Menschen Sohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, das verloren ist.
Soll der ganze Text die Predigt werden, wie wir zu thun pflegen? oder nur ein Wort aus demselben, was ja auch geschieht? Es findet sich in demselben ein Wort, um das sich ziemlich alles Andre stellt; nehmen wir das, bewegen wir das und heißen das Thema so:
Die Bewegung des Worts Jesu: Steig' eilend hernieder; denn ich muß heute zu deinem Hause einkehren. Die mehrfältige Bewegung dieses Worts sei diese:
Welches Falles nach dem Texte Zachäus war - er hatte Jesum noch nicht gesehen - des Falles sind auch Viele in unsern Tagen, sie haben ihn noch nicht gesehen, haben lange und viel von ihm gehört, doch ihn noch nicht gehört und gesehen. Zachäus bekam ihn zu sehen, hörte sich gerufen, angerufen von ihm; - wir bewegen unser Textwort mit der Frage, ob Jesus überall noch spricht, Anderes und auch wohl dieses noch spricht? Was Glaube, was Christenthum sei, läßt sich auf viele Weisen sagen, hier sagen wir auf diese Veranlassung so: Rechter Glaube an Christum, wahres Christenthum spricht: Christus spricht noch, Anderes, auch Dieses; - und Unglaube, falscher Glaube, falsches Christenthum scheidet sich ab, stellt sich besonders dar in diesem Punkte und spricht: Christus spricht nicht dieses, noch Anderes; er spricht gar nicht mehr. Sie nennen es noch Christenthum, die das Letzte denken, und haben also nur von Christo Hinterlassenes, welches ist seine Lehre, wie viel sie eben von der gelten lassen, seine Geschichte, so weit sie ihnen nicht zu Fabeln und Mythen gemacht wird, und in seiner Geschichte sein Beispiel, wohin dasselbige auch paßt, und nicht zu unsern ganz andern Lebensverhältnissen. Das giebt denn ein Christenthum, wenn wir es mit ihnen so nennen wollen, das unser Herr Jesus Christus im ersten rohen, mangelhaften Entwurf in die Welt gebracht hätte, daran die Menschen denn fortarbeiten, fortbilden, formen und wieder umformen könnten, daß vielleicht von dem Ursprünglichen kaum noch etwas bleibet, am wenigsten Christus, die Person darin bleibet, noch gegenwärtig bleibet. Christen, das ist unser Christenthum nicht. Wir haben einen allzeit und überall gegenwärtigen Christum, der in eben dem Werke begriffen ist, das unser Text an seinem Ende nennt: suchen und selig machen, das verloren ist; der, wie er einst durch Jericho gegangen ist, immer noch durch jede Stadt, durch jeden Ort gehet, wo er eine Verkündigung hat, und thut noch allezeit innerlich und geistlich, was er in den Tagen, als er sichtbar auf Erden ging, äußerlich und leiblich gethan hat: ruft, heilt, hilft, tröstet, weckt, bewahrt, holt Irrende her, richtet Gefallene wieder auf, erfreut und segnet die Seinen. Und was er sagt, wird erfahren, er kommt, angerufen und auch unangerufen, wie er es kann, denn er ist Gott von Ewigkeit, und wie er es will, abermals, denn er ist Gott, nicht der Gott, nicht ein Gott auch, sondern wie er sich genannt und erwiesen hat: Sohn Gottes! Gleichwie Gott sein Thun in der Schöpfung hat und im Worte, so wirkt er im Christenthum ebenso, das Christi Schöpfung ist, darin er Thun und Reden hat. Auch ein Wort wie dieses hat er für dich: Steig' eilend hernieder.
Hier spricht er zu einem Aufgestiegenen dieses Wort; suchen auch wir eine Höhe, um Jesum zu sehen! Die weitere Bewegung dieses Worts folge: Das ist die Ursache, weshalb Viele Jesum nicht zu sehen und zu hören bekommen, in ihrem ganzen Leben nicht, weil sie immer auf ebner Erde bleiben, und steigen um Jesu willen, wenn er durch gehet, nicht auf einen Baum. Zachäus hatte das Begehren; und klein von Person, wie er war, stieg er deshalb auf einen Baum, wo ihm noch mehr, als er begehrt hatte, geschah: er hatte nur sehen wollen, aber er wurde gesehen und angeredet. Sei's uns gegebene Lehre, daß wir auch so thun.
Bleiben wir nicht unter dem Volk, trennen wir uns von dem Haufen, der uns nichts sehen läßt, sind wir auch nicht gerade klein, sind Andre doch größer; laufen wir voraus wie Zachäus, und thun wir wie der. Ach, immer beim und im und unterm Volk bleiben, da es dick stehet, das führt zu nichts. Was wollen wir aber die Höhe nennen, zu der hinan wir steigen sollen, den Maulbeerbaum? Ich nenne zwei für einen. Der eine Baum ist das Gebet. Was ist uns geläufiger zu sagen von diesen beiden: Wir werfen uns zum Gebet nieder? oder, wir erheben uns im Gebet? Ich denke, Eins ist uns so geläufig in unsern Gedanken, wie das Andre. Nun, dann kennen wir das Gebet ja als eine Höhe, als einen Baum, in den wir steigen. Werd' es denn gethan. Beten wir: O Jesu Christ, du bist der allzeit Gegenwärtige und Vorübergehende, meine Seele begehret dich zu sehen und, so du wolltest, auch von dir gesehen zu werden, bin ich auch nicht Abrahams Sohn, wie Zachäus es war, so trag' ich deinen Namen doch und bin ein Christ genannt, komm' und mache mich zu einem Christen; ich meine, ich muß dich sehen, brauche nur dich einmal zu sehen, siehe darum, du Wandelnder, auf zu mir. Eine andre Höhe, ein andrer Baum, wohin werd' ich weisen? Es ist ganz nahe. Dies hier, unsre Versammlung, unser Werk hier. Ja, sag' ich, nicht allein ist Jericho hier in dieser Stunde, sondern wer seine Seel' in die Andacht giebt, als wenn ihm allein gepredigt würde, hat an dem Worte Lust oder möchte Lust daran haben, der ist weggegangen aus dem Volk seiner anderweitigen Gedanken und sitzt allein auf dem Zweig eines frommen, christlichen Begehrens, derselbige thut, was Zachäus, und erfährt, was Zachäus.
Weil er klein war, stieg er auf einen Baum. Ach, wenn die Menschen sich nicht so groß von Person wüßten, als die alles übersehen, in alles hineinsehen, über allen Parteien stehen, können sich selbst alles schaffen, auch den Glauben, die Religion und bedürfen Christi nicht, der vor dem Volk gepredigt; denn Jeder selbst dünkt sich ein Christus, ein Gottmensch. Freilich, bei denen trägt sich nichts zu von demjenigen, was wir predigen. Sie wissen sich in einer Höhe, auf einem Baum, wir lassen sie und sagen: Sie sind im Traum. Dagegen, meine lieben Zuhörer, vor denen ich mit meinem Zeugnisse von Christo steh', ich weiß unter euch Einige, möchten es Mehrere sein, als von denen ich es weiß, die ein Verlangen haben, Jesum zu sehen, nur daß sie doch nicht darum auf einen Baum steigen. Klein finden sie sich, zuweilen sehr Nein, aber dann ist's Alter, dann ihr Stand, dann ist's ihr Reichthum, der sie abhält vom Aufsteigen. Zachäus ließ sich durch nichts abhalten. Knaben, junge Leute klettern auf die Bäume, er war ein Mann; Leute vom Pöbel thun es, er war ein Oberster der Zöllner, und angesehn wie er durch Alter und Stand war, so war er's auch durch sein Vermögen, er war reich. Das alles aber hielt ihn nicht ab. Lasse sich Keiner abhalten, was auch es bei ihm ist, das ihm abhält.
Allwenn es in seiner Seele aufkommt, wie es denn zugeht mit einem solchen Aufkommen in seiner Seele: Du hörest doch so viel von Jesu, was er thue bei dem und dem wissen, die nicht genug von seiner Gnadenmacht, an ihnen gezeigt, zu reden, zu rühmen. Gehe denn auch einmal nach ihm aus, steig' auf den Baum, daß du ihn siehest. Laß die Leute sprechen: Der Alte will sich noch bekehren, der vornehme Mann will noch vornehmer werden und seinen Standesgenoffen ein Exempel geben oder, ihn muß etwas drücken, eine geistliche Armuth bei seinem leiblichen Reichthum oder ein Körperliches bei seinem äußerlichen Wohlsein, - was es denn auch ist, das sie sagen, dies oder Andres; Zachäus ließ sich auch nicht abhalten, eurer Keiner lasse sich abhalten!
Wir bewegen aber das Wort des Herrn, und bringen es hiernach, viertens, zu denen hin, welche schon vor längerer Zeit auf den Baum gestiegen sind und sitzen da, harren aber vergeblich auf einen Blick und auf ein Wort von Jesu. Ja, Zachäus hat nicht lange geharrt, das ist wahr. Aber den Harrenden ist zu sagen: Seid ihr denn auch auf dem Baum des rechten Begehrens? Da haben wir auch ein biblisches Exempel von einem nicht rechten. Herodes hatte längst begehrt, Jesum zu sehen, denn er hatte viel von ihm gehört, hoffte, er würde ein Zeichen von ihm sehen; er bekam aber weder Zeichen, noch ihn zu sehen, denn, - es ist allgemein richtig - wer kein Zeichen von Jesu sieht, der sieht auch ihn nicht und bekommt ihn nicht zu hören. Herodes fragte ihn mancherlei, Jesus aber antwortete ihm nichts, sah ihn vielleicht nicht einmal an. Hiernach prüfe Jedermann sein Verlangen, ob es auch rechter Art sei, reiner Art. Indessen, wir sind nicht hart: es kann das Verlangen rechter, reiner Art sein, und wird doch nicht alsbald befriedigt; es kann so stark sein, wie es immer bei Zachäus gewesen sein mag und in seiner Art noch reiner, nämlich, Christum wirklich als den Heilbringer, Lebengeber, Sündenvergeber, Haderstiller, Friedebringer - du Stiller unsere Haders wird in „Allein Gott in der Höh' sei Ehr'“ oftmalen hier gesungen - zu sehn, und auf wem ein leibliches Kreuz lieget, daß seine mächtige Hand es leicht mache, - seht, Lieben, das kann bei unser Einem sich wirklich finden, wie das bei ihm sich ja nicht fand, wir sitzen auf dem Baum und harren, daß er komme, aber er kommt nicht und sieht nicht auf. Was ist das?
Nun, seine Zeit hat er, doch kommt er, sieht auf, spricht hinauf, wie er hier that. Dessen können wir gewärtig sein mit aller Gewißheit. Wie er nicht alle Tage durch Jericho ging, so dürfen wir nicht erwarten, daß er eben zu uns komme, wenn uns verlangt, ihn zu sehen. Trauen wir ihm zu, er weiß die rechte Zeit. Wer hat ihm gesagt, da säße eine redliche, ihn begehrende Seele auf dem Baum? Er weiß wohl, was im Menschen ist, Joh. 2 im letzten. Aber aus bleibet er nicht, denn bei ihm findet sich ein Muß. Ich muß, spricht er, ich muß heute. O, das ist der gar köstlichen Worte Christi eins, das er hier spricht: Ich muß, heute. Also auch eine Nöthigung seinerseits, wie es liegt in dem zu Anfang gesprochenen Gesangvers: Weil ihm sein Herz vor Mitleid bricht, wie kommen oder kommen nicht. Hat er ein mitleidiges Herz für die Nichtkommenden, wird es ja nimmer für die Kommenden fehlen. Die um seinetwillen auf den Baum steigen, sind ja die Kommenden, Gekommenen. Brüder, welch' ein Trost! Da sind ja Etliche hier, denen heute das Heute, das Jesus spricht mit dem Muß dabei, recht erwünscht wäre, doch kann ich nur sagen, aus bleibet er nicht, er sieht hinauf und spricht hinauf. Ich muß, denn sein Verlangen ist gar stark. Ich muß, denn seine Noth um mich ist gar groß. Ich muß, denn ich habe jetzt seinen Glauben bewährt gefunden. Ich muß, denn länger ihn warten lassen, das würde ihn zur Verzweiflung bringen, ich muß zu ihm: Steig' eilends hernieder, ich muß heute zu deinem Hause einkehren.
Dann aber sollen wir auch eilends herniedersteigen. Zachäus that es. Was will uns das sagen: Steig' hernieder? Wenn wir nicht auf dem Baum des rechten Verlangens säßen, so verstände sich das Wort leichter, aber wir nehmen an, jemand findet sich auf dem rechten Baum. Dann heißt, das Wort soviel als: Du sollst den ansehen, der dich ansieht, sollst antworten dem, der zu dir hinaufruft, sollst zu dem kommen glaubens- und vertrauensvoll, der mit solchem Blick und Worte bis so weit zu dir gekommen ist d.h. Du sollst glauben, bis du siehest. Und wie wir uns nicht sollten vom Aufliegen abhalten lassen, so soll uns auch am Hinabsteigen nichts hindern, kein Zweig oder eine Einklemmung zwischen den Zweigen. Wir sollen nicht zweifeln, ob's auch der rechte Jesus sei, nicht fragen, was er uns denn wolle, nicht Scheu haben, so wie wir da sitzen, vor ihn zu treten, als geziemete sich's nicht vor diesem Herrn und wir müßten uns zuvor noch zubereiten. Dies, Solches, wie sonderbar es auch ist, hat sein Vorkommen unter den Christen und gar nicht selten. Es ist der Glaube, der noch im Unglauben steckt, es ist der Unglaube, mit welchem der Glaube noch behaftet ist, der uns sprechen läßt: Ich muß Jesum noch deutlicher sehen, er muß mir dies noch einmal sagen. Zachäus ließ es sich nicht zweimal sagen. „Und er stieg eilend hernieder und nahm ihn auf mit Freuden.“ So wir auch. Er kam eher herunter als hinauf. Wir lesen nicht, daß er eilends hinaufgestiegen, aber eilend herunter, das steht da. Machen wir's auch so, und frisch! sei es auch mehr ein Hinabfallen als ein Hinabsteigen.
Was soll denn noch mehr geschehen? Ist's nicht genug, daß uns Jesus gesehen und zu uns gesprochen hat? Nein, nicht dahinauf ruft er das Heil, sondern er will es in unser Haus tragen. Das Haus bedeutet die größere Nahe, die nähere Erklärung im längern Verweilen und ein Vertheilen des Guten, was der Besuch bringet, an Mehrere. Zachäus im Baum, Christus an der Erde, nicht so, Christus will zu ihm in's Haus treten, so will er bei uns auch einkehren. Was wird geschehn, wenn er bei uns im Hanse ist? Da kommt Gespräch und Rede. Zachäus spricht von sich, wie er mit seinen Gütern es mache und wie in den Fällen, da er Jemand Unrecht gethan, betrogen habe. Christus tadelt es allerdings nicht, allein er spricht auch keine Silbe Lob. Es kommt diese Rechtschaffenheit, sowie diese Mildthätigkeit nicht in Betracht, er hört es, als hörte er's nicht, sondern spricht: Heute ist diesem Hause Heil widerfahren; - mit diesem seinen Erscheinen darin und weil er ihn aufgenommen mit Freuden. Merken wir es uns! Man sollte denken, ein solches Haus bedürfe keines Christus, da fände sich so viel Gutes, daß ein Mehreres daselbst überflüssig sei. Nein, nicht vorhin war in diesem Hause das Heil, sondern nun erst, heute. Glückliche Häuser, die ein solches Heute in ihrer Hauschronik haben, einen Tag, an welchem Jesus eingekehrt ist. Die sind gerettete, beseligte Häuser. Des Menschen Sohn ist kommen, zu suchen und selig zu machen, das verloren ist: Was ist das gesagt! Müssen wir davor nicht stehen! Also Zachäus, denn der ist es doch wohl und zu allernächst, dieser Mann ist verloren und sein Haus ist verloren, wenn nicht Christus dahinein kehrt: Ja, das ist es, das ist er, verloren; denn Christus ist allein das Heil, da er hinkommt und wenn er aufgenommen wird, wie von Zachäus, mit Freuden. Fahre zurück hiervor, wer nicht davor Stand halten kann, und wähle sich ein andres Christenthum, einen andern Christum, als diesen, der so spricht. Ich habe ja nicht gesprochen, sondern es ist sein Wort. Darum sollen wir zuerst aufsteigen, um Jesum zu sehen, und dann herabsteigen, um ihn in's Haus zu nehmen, auf daß wir nicht verloren gehn, sondern selig werden mit unsern Hausgenossen, wenn diese, was seinen Anfang hat bei einem, das weiter lassen ausgehn, ausstrahlen über sich und in ihre Seelen eingehen.
Der Text ist zu Ende und die Predigt auch. Nur werde ihr Ende noch an ihren Anfang geschlossen so: Das ist das Christenthum heutiger und allzeitiger Verkündigung. Lassen wir sie kommen mit ihrem andern, wie sie uns drohen. Da Christus eingekehrt ist, werden sie ihn nicht austreiben, und möge Satan es anfangen, wie immer er's wolle. - Amen.