Hall, Christopher Newman - 4. Aus Liebe folge Jesu nach.

Bei den Jüngern, welche die Weltweisen, wie Plato, Aristoteles oder Baco, in alten Zeiten hatten, war es keine persönliche Anhänglichkeit, die sie an ihre Meister fesselte. Die Jünger Jesu sind dagegen nicht bloße Bewunderer seiner Lehre, nein, sie hängen auch mit Liebe an seiner Person. Das Christentum besteht nicht nur in einem Glauben, sondern einer Hingebung; nicht nur in einer Zustimmung, die man einer gewissen gelehrten Auffassung und Darstellung des göttlichen Wortes schenkt, sondern in einer starken, herzlichen Liebe zu Christo. Sich für die Annahme eines Lehrgebäudes erklären, mag immerhin von dem Verstande oder der geistigen Fassungskraft eines Menschen abhängen, aber ungleich mehr und Größeres gehört dazu, ein Leben zu gewinnen, das sich im Dulden nicht müde und zu jedem Opfer willig finden lässt. Hier muss Beides sein: klare Überzeugung und lebendiger Herzensdrang. Man kann große Kenntnis von dem Evangelio besitzen, kann es verteidigen und ihm Beifall schenken, allein mit der Ablegung des alten Menschen kann es dabei dennoch schlimm stehen. Wir können es einsehen, dass der Weg, welchen uns der Herr Jesus führt, der Weg der Weisheit ist; haben wir aber in unserm Herzen keine Liebe zu dem Führer, so werden wir dennoch nicht gewillt sein, uns den Mühseligkeiten zu unterziehen, welche auf diesem Wege unvermeidlich sind. Um sich diese Liebe zu sichern, ist der Sohn Gottes ins Fleisch gekommen. Sein Leben unter den Menschen, seine Mühsale, sein Leiden und Sterben sind darauf berechnet, Ihm diese Liebe bei uns zu sichern: sie ist die einzige Gegenwirkung, welche der Macht der Sünde gewachsen ist. Und noch jetzt ist Er gegenwärtig, noch ist Er seinem Geiste nach unter uns. Er ist noch, was Er war, und verdient in stets gleichem Grade unsere innigste Zuneigung und unsere wärmste Liebe. Können wir Ihm auf jene Lebensfrage: Hast du mich lieb? nicht die Antwort geben: Du weißt alle Dinge, Du weißt dass ich Dich lieb habe: so werden wir uns wohl damit begnügen, die Straße, die sein Volk pilgert, durch das Glas des Verstandes zu sehen; allein wir werden uns weigern, sie selber weiter zu wandeln, als wir's ohne Unbequemlichkeit können. Nur allein die Liebe macht uns willig, die rauen und steilen Höhen dieses Weges zu ersteigen und seine tiefen Ströme zu durchwaten, seine Mühseligkeiten zu überwinden, seine Entbehrungen auszuhalten und die vielen Feinde, von denen man darauf vom Anfange bis zum Ende angefallen wird, zu besiegen. Ganze Scharen wenden sich von dieser Straße ab, weil trotz ihrer Bewunderung des Christentums sie Christum doch nicht lieben, und daher haben sie denn auch keinen hinreichenden Grund, Ihm auf rauen und gefahrvollen Stellen nachzufolgen. Die Aufschrift auf der Fahne jener Pilger aber, welche vorwärts eilen, lautet: Die Liebe Christi dringt uns. Der Grund alles wahren Gehorsams wird aus den Worten erkannt: Liebt ihr mich, so haltet meine Gebote. Als einmal englische Truppen sich nach Asien einschifften, entdeckte man ein Weib in Soldatenkleidung unter ihnen. Die Liebe hatte sie gedrungen, ihren Mann in allen Gefahren und Mühseligkeiten des Krieges zu begleiten: also ist auch die Seele, welche sich mit Christo in heiliger Liebe verlobt hat, bereit, Ihm nachzufolgen, wohin Er auch gehen möge. Wie aber diese Liebe gehegt werden könne das will ich in den beiden folgenden Kapiteln zeigen.