Hall, Christopher Newman - 22. Wenn der Weg dunkel ist.

Oft ist die Straße, welche der Christ wandeln muss, sehr dunkel. Vielleicht kommt Solches von der eigentümlichen Beschaffenheit unseres Temperaments oder von einer Verstimmung unserer Nerven her. Und da gibt es denn viele Christen, die, unter solchen Leiden, das von dem Missfallen Gottes oder ihrer eigenen Verkehrtheit ableiten, was ein Arzt durch Anwendung seiner Heilmittel würde zu vertreiben suchen. Aber, wie dem auch sein möge, ob das Übel auf die eine oder andere Weise entstanden in seinen Wirkungen ist es gleich, und verdunkelt wird die Pilgerstraße durch den Schatten des Todes. Mag dieses Dunkel auch herrühren von Mangel an Einsicht, von der Schwäche des Glaubens oder von Gottes väterlicher Züchtigung - wir werden zu unserm Besten durch das „Tal der Demut“ geleitet. Eben durch dasselbe hindurch ist der Herr Jesus uns vorangegangen, indem Er ausrief: Mein Gott! mein Gott! warum hast du mich verlassen? So lasst uns Ihm denn dahin folgen! Wohl ist die Dunkelheit trübselig, aber schaden kann sie uns nicht. Wir können ja durch sie zum Lichte wandeln. Lasst uns denn, wenn wir im Finstern wandeln und kein Licht sehen, uns auf Gott verlassen und Jesu nacheilen!

Manchmal ist es dunkel auf unserm Lebenswege, weil wir nicht wissen, was wir tun sollen und es uns an einem klaren Einblick in unsere Pflicht mangelt. Der Gebirgsweg zieht sich oft durch düstere Schluchten und hinter hervorragenden Felsen her. Häufig schweben auch Nebel darüber hin und lassen uns kaum einen Schritt vor uns her sehen. Da bleiben denn einige Pilger stehen, um zu ermitteln, wohin der Weg sie leite. Sie wollen nicht weiter gehen, bis sie gefunden, welche Richtung sie morgen einschlagen. Das ist indessen nicht die rechte Weise die Schwierigkeiten zu heben. Schreite vielmehr durch die Dunkelheit hindurch, und sie wird weichen. Niemals ist der Weg so finster, dass wir keinen einzigen Schritt mehr sehen könnten. So lasst uns diesen einen denn tun, so werden wir die folgenden erkennen. Auch die weiteste Reise kann ja immer nur Schritt vor Schritt geschehen. Wer hundert Meilen weit vor sich hin sehen kann, wird nicht eher zum Ziele kommen, als Einer, der nur ein Paar Fuß vor sich hinsieht, aber niemals stille steht. Lasst uns all' unser Wissen zusammennehmen, ehe wir stille stehen und über unsere Unwissenheit spekulieren. Wirken und Gehen bringt zum Können und Verstehen: Dann werden wir Acht darauf haben und fleißig sein, dass wir den Herrn erkennen. Darum spricht auch Christus: „So Jemand will den Willen Des tun, der mich gesandt hat, der wird inne werden, ob diese Lehre von Gott sei, oder ob ich von mir selbst rede.“ Und: „Ich bin das Licht der Welt, wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis.“

Matth. 27,46. Jes. 1,10. Hos. 6,3. Joh. 7,17.; 8,12.; 21,18-22. Apostgesch. 1,6-8.