Nicht selten ist die Behauptung aufgestellt worden, dass der Gewerbefleiß, die Staatswirtschaft, oder unschuldige Vergnügungen und andere irdische Hantierungen mit der Gottseligkeit gar Nichts zu tun hätten. Es wird ihr nur ein gewisses Gebiet der Wirksamkeit angewiesen, während man Alles, was darüber hinausgeht, als außerhalb ihres Wirkungskreises gelegen, ansieht. Christus fordert dagegen von uns, dass wir Ihm allenthalben folgen sollen: nicht bloß in der Kirche, nein, auch im Büro, im Laden, in der Fabrik, im Besuchszimmer und in der Küche; nicht allein im Kreise von Glaubens- und Gesinnungsgenossen, sondern auch in öffentlichen Gesellschaften und unter denen, welche Ihn nicht kennen oder verachten. Überall sollen wir unsern Charakter treu darlegen und uns erweisen, wie wir in Wahrheit sind. Ist die Gottseligkeit wirklich ein Teil unserer selbst und ist dieselbe mit unserm eigensten Wesen verwebt und verwachsen, so kann's nicht fehlen wir müssen sie allenthalben mitnehmen, wohin wir auch gehen mögen. Ist sie indessen nur etwas Äußerliches bei uns, eine Glaubensformel, ein leeres. Bekenntnis, ein zeitweiliges Heiligtum ja, dann wird man sie gerade so ablegen, wie man einen Rock abzulegen pflegt, wenn man fühlt, dass er nicht mehr bequem sitzt. Und ach! es gibt deren gar Viele, die ihre Sonntagsfrömmigkeit in der Woche so ausziehen, wie einige Leute ihr Sonntagskleid! Nicht so der wahre Nachfolger Jesu. Die Liebe zum Heilande ist die Grundregel seines Herzens, und so wird sie denn auch ihren Einfluss an jedem Orte auf ihn geltend und ihn tüchtig machen, dieser Welt brauchen, dass er derselbigen nicht missbrauche (1 Kor. 7,31.), in ihr und doch nicht von ihr zu sein und durch sie hindurch zu wandeln nicht nur sich selber unbefleckt erhaltend, sondern dazu auch Andere reinigend, mit denen er umgeht.
Gesetzt aber den Fall, wir befänden uns auf einem Pfade, auf dem unsere Versuche, Jesu zu folgen, vergeblich wären gesetzt, unsere Verhältnisse hätten uns auf einen Weg gebracht, auf dem wir von den Fußstapfen unseres göttlichen Führers durchaus nichts erspüren könnten wie sollen wir uns dann in einem solchen Falle verhalten? Nun, einen solchen Pfad verlasse im Augenblick! Es kann sicherlich nicht der rechte, es kann nicht der Pfad sein, welcher zum Leben führt! Verlass ihn um jeden Preis! Stets sollte der Christ sich bei jeder Beschäftigung und bei jedem geselligen Vergnügen die Frage vorlegen: Kann ich Jesu folgen? Kann ich hier seinen Segen gewärtigen? Kann ich hier seine Ehre fördern? Wir sollten diese Frage tun um unserer selbst willen und nicht um Andere zu richten. Es ist meine Sache nicht darüber zu urteilen, ob mein Nächster auf einem gewissen Pfade Jesu folgen kann, sondern darum geht es nur, ob ich es kann? Es kann, so viel ich weiß, für ihn ein Weg ersprießlich sein, welcher für mich gefährlich ist. Das Exempel eines andern Christen kann mir aber niemals zur Entschuldigung dienen, dass ich auch nur einen einzigen Tag einen Weg wandele, auf welchem ich meinem Heilande nicht zu folgen vermag! Sind wir aber je in Zweifel darüber, dann sollen wir stehen bleiben. Dann nicht weiter zu gehen, wenn wir nicht mehr versichert sind, dass der Herr Jesus vor uns ist, kann keine Sünde sein. Vor wie vielen Versuchungen werden wir künftighin bewahrt bleiben, wenn wir, statt zu fragen: ist das unbedingt böse?“ redlich forschen: Kann ich Jesu hier folgen und mich seiner Gnadengegenwart erfreuen? Wenn nicht, so darf ich keinen Schritt weiter gehen.“ Wie nun aber weder eine irdische Freude, noch ein zeitlicher Gewinn uns auf einen Weg locken sollte, den Christus nicht selbst betreten, so darf uns auch keine Gefahr und keine Mühseligkeit zurückhalten, wenn Er uns voran winkt. Möchten wir unter denen erfunden werden, die erkauft sind aus den Menschen und sich nicht befleckt haben durch fleischliche Lüste, und von denen geschrieben steht: sie folgen dem Lamme nach, wo es hingeht.
1 Mos. 12,8.; 13,18. Ps. 119,46. Matth. 8,19-22. Röm. 14,21-23. 1 Kor. 10;31-33. Offenb, Joh. 14,4.