Es hat Menschen gegeben und es gibt deren bis in unsere Tage hinein, die meinen, wenn sie all ihre Zeit mit geistlichen Übungen in den Mauern eines Klosters hinbrächten, könnten sie Gott besser dienen, als wenn sie sich den Berufsarbeiten des gewöhnlichen Lebens unterzögen. Der Herr Jesus selbst hat uns aber das Vorbild eines Lebens aufgestellt, in welchem wir Gebet und Arbeit mit einander vereinigt finden. Der Dienst, welcher Er seinem Vater widmete, machte Ihn nur um so tüchtiger, den Menschen seine Dienste zu tun. Da Er schon als Kind seinen Eltern untertan war, so soll uns das treiben, dass wir in unsern Verhältnissen - welches dieselben auch sein mögen gleicherweise handeln. Als Kinder sollen wir unsern Vater und unsere Mutter ehren; als Eltern sollen wir unsere Kinder nicht reizen zum Zorn, sondern sie aufziehen in der Zucht und Vermahnung zum Herrn; als Herren sollen wir unsern Knechten geben was recht und gleich ist, und als Knechte sollen wir gehorsam sein unsern leiblichen Herren, nicht mit Dienst allein vor Augen, als den Menschen zu gefallen, sondern als die Knechte Christi. Das Christentum entbindet uns so wenig von einer Erfüllung der Pflichten des gewöhnlichen Lebens, dass es uns dieselben vielmehr einschärft und ihre Erfüllung als ein wesentliches Zeichen der wahren Nachfolge Christi aufstellt.
Bis zu seinem dreißigsten Jahre blieb Jesus in dem Hause seiner Mutter und ihres Gatten, der ein Zimmermann war und ihm zweifelsohne sein Teil an diesem Geschäft zuwies. Und so zeigte Er all jene Jahre hindurch, dass wir keine nützliche Beschäftigung gering achten sollen und gab uns durch sein eigenes Beispiel recht nachdrückliche Ermahnungen zum Fleiß, zu einem bescheidenen und demütigen Gehorsam und zur Verherrlichung Gottes in stiller Verborgenheit. Als seine Nachfolger sollten wir unser Christentum erweisen in der Erfüllung unserer täglichen Berufspflichten. Um dem Herrn unsere Liebe zu bewähren bedarf es nicht der Vollbringung besonders großer Dinge, nicht gewisser Kasteiungen und Büßungen und auch nicht, dass wir uns aus unsern Lebensverhältnissen losreißen, um das Evangelium zu predigen. Wir können Gott dienen und Ihn verherrlichen unter vergnügter, froher Arbeit, und wie niedrig und klein unser Los auch sein mag, so können wir dabei dennoch erfahren, dass wir mit unserer Arbeit Gott dienen, wenn wir sie mit dem aufrichtigen Verlangen tun, Ihm dadurch wohlgefällig zu werden. Darum sollten alle Christen, wie hoch oder niedrig auch der Stand, dem sie angehören, sein möge, täglich Jesu folgen in der Pünktlichkeit, dem Fleiß, der Redlichkeit, der Freudigkeit und der ganzen Sinnesart und Weise bei der Erfüllung der Pflichten ihres zeitlichen Berufes. Bilde sich doch Niemand ein, dass die Darbringung von Gebeten, unsern Fleiß und unsere Rechtschaffenheit zu ersehen im Stande sei, und dass wenn man nur die Äußerlichkeiten des Christentums beobachtet, es nicht darauf ankomme, ob man in den tagtäglichen Dingen. des Lebens sich träge oder betrügerisch, hart oder missvergnügt oder nachlässig beweise. Die wahre Gottseligkeit muss ihren Einfluss auf unser ganzes Benehmen äußern den ganzen Tag hindurch. Seid nicht träge was ihr tun sollt; seid brünstig im Geist und dient also dem Herrn.1)
Luk. 2,21.22. Eph. 6,1-9. Koloss. 4,1. Eph. 5,21-33. Röm. 12,11.