Hall, Christopher Newman - 10. Im Widerstand gegen die Versuchung folge Jesu nach!

Es ist darauf angelegt, dass dieses Leben ein Leben der Prüfung sei. Die Versuchungen des Satans, die Beleidigungen von Menschen und die Trübsale, welche der Herr sendet, sind Prüfungen des Glaubens, die jene Welt nicht kennt, wo die Anfechtungen sich umgewandelt haben in Sieg. In der Erduldung jeglicher Trübsal hat uns Christus aber ein Vorbild gegeben.

Beim Antritt seines Mittleramtes ward Er vom Teufel versucht, um uns zu zeigen, wie unser Widersacher umhergeht wie ein brüllender Löwe und sucht, welchen er verschlinge, und besonders dann auf die Seele losspringt, wenn sie in der Nachfolge Christi ihren Anfang macht. Die erste Versuchung, in welche der Heiland geriet, war eine Versuchung zum Unglauben, die zweite zum falschen Vertrauen und die dritte zur Ehrsucht. Diese drei Stufen der Versuchung finden sich wieder in unserm eigenen Leben. Zuvörderst wird ein junger Christ gelockt, seine Pflicht daran zu geben, weil die Erfüllung derselben mit Mühen und Gefahren verknüpft ist; dann stolz zu sein auf die eigene Kraft und sich in Gefahr zu begeben und endlich seinen Himmlischen Beruf zu vergessen und zu trachten nach den Dingen dieser Welt. Als der Herr Jesus in der Wüste, wie es schien, verlassen und den Qualen des Hungers Preis gegeben war, wurde Er versucht, das Vertrauen auf seinen himmlischen Vater fahren zu lassen und sich dem über Ihn verhängten Leiden dadurch zu entziehen, dass Er die Steine in Brot verwandeln sollte. Diese Zumutung wies Er jedoch zurück, indem Er sprach: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeglichen Wort, das durch den Mund Gottes geht. Ähnlicherweise widerfährt es uns auch, wenn wir einsam dastehen und uns in leiblicher Not oder in geistlicher Kümmernis befinden: oft versucht uns der Satan alsdann, dass wir zweifeln sollen an der Liebe Gottes und dass wir durch irgend ein Mittel, welches sich uns beut, für uns selber sorgen, um den Beschwerden eines gottseligen Lebens zu entrinnen und durch gesetzwidrige Handlungen allen Unbequemlichkeiten auszuweichen: so dass wir suchen in Brot zu verwandeln, was nach Gottes Ratschluss Steine sein sollen. Dann aber soll ein Nachfolger Jesu sagen: „Ich bedarf keines Trostes; Ruhm vor den Menschen, ihre Freundschaft, ja selbst das Leben kann ich entbehren. Aber unentbehrlich ist mir das Wohlgefallen Gottes! Sein Wort oder sein Wille sind's einzig und allein, die dem Brote die Kraft geben, dass es nähret, und wenn ich Den, dessen Wort also mächtig ist, zum Freunde habe, kann ich mich in keiner Gefahr befinden. Ich kann selig sein, wenn ich mich auch nicht in ruhigen und angenehmen Verhältnissen befinde, allein nimmermehr kann ich es sein, wenn ich dem Willen Gottes widerstrebe. Ich kann wohl zurechtkommen ohne Brot, aber ich kann nicht zurecht kommen ohne Christus. Wenn ich Ihm nachfolge, dann sorgt Er für mich und bringt mich bald aus der Wüste heraus nach Kanaan. Gelange ich aber noch nicht so bald dorthin, dann bin ich glücklicher und besser daran, wenn ich mit Ihm in der Wüste faste, als wenn ich, umgeben von Pracht und Herrlichkeit, mit Satan an voller und köstlicher Tafel sitze.

Da der Herr Jesus nun fest und unbeweglich dastand wider den Unglauben, versuchte der Satan Ihn von anderer Seite her, ob er Ihn nämlich nicht zu falschem Selbstvertrauen bringen könne. „Ja, du kannst leben ohne Brot! Gott kann dich erhalten ohne die Mittel, die Andere nicht zu entbehren vermögen. Nun zeige denn auch weiterhin deinen Glauben: lass dich hinab von der Zinne dieses Tempels, in der Überzeugung, dass du, ohne dich zu beschädigen, auf die Erde kommst.“ Der Herr Jesus aber, welcher nicht im Geringsten daran zweifelte, dass Gott, welcher Ihn in die Wüste gerufen, ihn in derselben auch erhalten werde wollte sich nicht in eine Gefahr begeben, in die der Satan Ihn zu verlocken suchte. Zwar kann ich ohne irgend ein Bedenken darauf trauen, dass die Verheißung an mir erfüllt werde, so lange ich das Gebot meines Vaters erfülle, aber es steht geschrieben: Du sollst Gott, deinen Herrn, nicht versuchen; daher darf ich seine Sorge für mich dadurch nicht auf die Probe stellen, dass ich mich mutwillig in Gefahr begebe.“ Siehe, wenn es dem Teufel nicht gelingt, uns in den Sumpf des Zweifels zu versenken, dann sucht er uns auf den Gipfel eines falschen Selbstvertrauens hinaufzutreiben und gibt uns die Versicherung, dass wir durch Gottes Gnade so beschützt und geborgen seien, dass wir uns nur getrost allen Gefahren aussehen dürfen, die Andere ins Verderben stürzen würden. Dann aber lasst uns dem Herrn nachfolgen und erwidern: Gott wird mich zwar bewahren, so lange ich in seinen Geboten wandle, welche Gefahren und Beschwerden auch über mich kommen mögen, allein ich darf mich selbst keiner Gefahr aussehen, zu der ich nicht ausdrücklich berufen bin; ich darf mich nicht eigenwillig in Versuchung hineinbegeben; ich kann Nichts aus mir selbst tun; Gott aber hat nun verheißen, mir so lange beizustehen, als ich den Weg gehe, den Er mich leitet. Ich soll den Herrn, meinen Gott, nicht versuchen.“

Wie Satan aber darauf Christo alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit geben wollte, so Er vor ihm niederfallen und ihn anbeten würde so erscheint fast kein Tag, an welchem die Nachfolger Jesu nicht in Versuchung kommen, um äußerer Vorteile und weltlicher Ehre willen, ihr Gewissen zu beflecken und Gottes Wort zu übertreten, und dies ist ebenfalls nichts Anderes, als vor dem Satan niederfallen und denselben anbeten. Dann lasst uns aber immer als Nachfolger Jesu dem Versucher laut zurufen: Hebe dich weg von mir, Satan! Wenn ich mit der kleinsten Huldigung, welche ich dir darbrächte, auch die ganze Welt erwerben könnte, so würde der Kaufpreis doch noch zu hoch sein. Du bist mein schlimmster Feind und jede Gabe, welche von dir kommt, ist ein Fluch für ihren Besitzer! Allein vor Christo falle ich nieder; allein von Ihm will ich Gaben annehmen; ich bete an Gott, meinen Herrn, und ich will Ihm allein dienen!

Der Herr Jesus wandte die Versuchung mit Einem Schlage von sich ab, er schaute nicht nach der verbotenen Frucht. Die, welche damit beginnen, sie anzuschauen, kommen in der Regel nicht weg, ohne darnach zu verlangen, sondern nehmen von der verbotenen Frucht und essen. Wollen wir aber nicht davon essen und sterben, dann müssen wir unsere Augen zuschließen und uns hinwegwenden. So tat es der Herr Jesus. Das Schwert des Geistes, welches ist das Wort Gottes, war seine siegreiche Waffe und jenes: Es steht geschrieben! wehrt auch den heftigsten Angriff des Erzfeindes ab. Darum Lasst uns doch das Wort Gottes fest auf unser Herz legen, auf dass wir nicht dawider sündigen. Lasst uns festhalten dieses unvergleichliche Schwert, welches durch steten Gebrauch in seinem Gange erhalten wird. Ergreifet den Harnisch Gottes, auf dass ihr an dem bösen Tage Widerstand tun und Alles wohl ausrichten und das Feld behalten möget! Zeiget, wie wahr das Wort ist: Widersteht dem Teufel, so flieht er von euch. Dann werdet ihr euch auch des Trostes erfreuen, der unserm göttlichen Führer zu Teil wurde, als die Versuchung ein Ende genommen: Die Engel traten zu Ihm und dienten Ihm. Er selber, der Herr der Engel, will bedienen und trösten Alle, die Ihm nachfolgen und dem Bösen ernstlich Widerstand tun.

Lies: Matth. 4,1-11. 1 Petr. 5,8. Ephes. 6,10-18. Jak. 4,5.