Was soll ich dir sagen, du lieber, freundlicher Leser! als: Nimm und lies, erbaue dich auf deinen allerheiligsten Glauben; lerne immer mehr mit deinem Glauben verbinden die Liebe, die Hoffnung, den Wandel in Christo - die Gottseligkeit. Denn diese Betrachtungen sind nicht geschrieben zum Predigen und für Prediger, sondern zum Lesen und Leben, zur Erbauung für heilsbegierige Seelen, die nicht Kunst und Schönheit der Rede suchen, sondern sich mit der Wahrheit, „die zur Gottseligkeit führt“ nähren und stärken - sich in der Gottseligkeit üben - in Gott und Christo selig leben wollen. Denn die Gottseligkeit ist zu allen Dingen nütze und hat die Verheißung dieses und des zukünftigen Lebens - weil sie hier und dort selig in Gott ist - darum heißt sie Gottseligkeit. Wenn diese Hauskanzel dazu beiträgt, hat sie ihren Zweck erreicht. Der Herr möge Seinen Segen dazu geben! Das wird Er auch thun, der treue Heiland, wenn der fromme Leser zuvor, ehe er das Buch in die Hand nimmt, sein Knie beugt und den Herrn um Segen und Geist bittet, wie der Verfasser es unter Gebet und Flehen geschrieben hat; denn der Buchstabe tödtet, der Geist macht lebendig - salbet und stärkt, was der Buchstabe nicht vermag.
Die Veranlassung zu diesem Werke war eine ähnliche, wie die zum Schatzkästchen. Möge der Segen und die Wirkung auch eine ähnliche seyn! Ein heißer Kampf mit der großen und kleinen Welt trieb mich dazu. Um den Feind drei Schritt vom Leib - ganz vom Herzen abzuhalten und mein Gemüth zu bewahren, ergriff ich die Feder, das Schwert des Geistes, des Wortes, und schrieb in den langen Winternächten 1842 diese Auslegung und Erklärung der Evangelien, die längst vielfach von mir verlangt wurde - schrieb sie schnell nacheinander, also nicht für die Kirchenkanzel, sondern ganz allein für deine Hauskanzel, lieber Leser! - Ich kann sagen, es ist mir durch des Herrn Gnade gelungen, den Feind nieder zu schreiben und ferne zu halten. Der Leser sehe zu, daß er ihn auch weg lese und nieder bete; aber auch den Freund, der mir beim Schreiben gewöhnlich begegnete und nahe war, sich in's Herz hinein lese, und Ihm das Thürchen aufmache. Er steht ja zu Seinem Worte - und um Ihn ist es uns zu thun. Was fragen wir nach allem Andern, wenn wir nur Ihn haben!
Ein Nebenzweck ist die Unterhaltung und Unterstützung wohlthätiger Anstalten - die mir sehr auf dem Herzen liegen - ein barmherziges Krankenhaus, eine Diakonissen- und Missions-Anstalt, wozu aller Gewinn verwendet werden wird. Dazu würde sehr viel beitragen, wenn die Abnehmer unmittelbar „an den evangelischen Missions- oder Frauen-Kranken-Verein zu Händen des Herausgebers“ sich wendeten, wodurch sie das Buch billiger erhalten und zugleich den vollen Gewinn den wohlthätigen Anstalten zukommen lassen würden.
Die Auslegung der Evangelien an gewissen Gedächtnißtagen, als: am Buß- und Bettag, Reformationsfest, Kirchweihe, Pauli Bekehrung, Mariä Verkündigung, Petri und Pauli, Johannis des Täufers, Maria Magdalena, Michaelis werden wohl Manche auch gern in diesem Erbauungsbuche finden, wenigstens haben es Einige verlangt.
Ist auch dieses Werk, das ich in die Welt ausgehen lasse, mein letztes, da ich in das siebzigste Lebensjahr getreten bin - so nehme ich doch nicht Abschied damit von meinen lieben Lesern und Zuhörern, denn wir sehen einander doch nie zum letzten Mal, sondern hoffentlich gewiß wieder beim Herrn; aber das Eine bitte ich, daß sie, wie ich täglich aller meiner Leser und Zuhörer, deren ich seit bald fünfzig Jahren an so vielen Orten mich zu erfreuen hatte, in allen meinen Gebeten gedenke, auch meiner nicht vergessen in ihren täglichen Andachten, sondern für mich flehen, daß ich in dem Glauben an die Wahrheit, die ich verkündigt habe, lebe und sterbe, damit wir alle einander wieder finden vor dem Thron des Lamms und uns mit einander freuen mit unaussprechlicher, ewiger Freude. Amen.
Berlin, den 7. März 1843.
Der Verfasser.