Goßner, Johannes - Evangelische Hauskanzel - Am 5. Sonntage nach Ostern, Rogate

Evang. Joh. 10, 23-30.

Vom Gebet.

Viel Gutes hat der Heiland Seinen Jüngern und uns, die wir durch ihr Wort an Ihn glauben in der Abschiedsrede vor Seinem Leiden verheißen; und unter diesen vielen Gnadengütern ist uns das vorzüglichste das Gebet. Was wären wir ohne dieses, wenn wir nicht beten könnten und dürften; wenn es keine Gebets-Erhörung gäbe, und keine Verheißung, daß Gott unsere Gebete höre und darauf merke. Das erleichtert uns unsere Abwesenheit von Ihm und ersetzt uns einigermaßen was wir durch Seinen Heimgang zum Vater verloren. Damit hat Er Seinen Jüngern und uns einen großen Trost hinterlassen. Darum können wir nichts Schöneres und Erfreulicheres lesen und hören als:

Wahrlich, wahrlich ich sage euch, so ihr den Vater etwas bitten werdet in meinem Namen, so wird Er es euch geben.

So feierlich, gleichsam mit einem Eidschwur bei der Wahrhaftigkeit Gottes versichert Er uns dieses unaussprechlich schätzbaren Vorrechtes. Wer sind wir, daß uns Gott durch Seinen Sohn eine solche Verheißung giebt?! Wieviel, unbeschreiblich und unermeßlich viel ist uns damit verheißen! Hat Er uns mit Ihm und durch Ihn nicht Alles geschenket? Was wir immer bitten in Jesu Namen, das sollen wir haben, so wahr Gott lebt. Diese Verheißung soll die ganze Welt glücklich machen - und würde es, wenn sie es nur glaubte. Aber Kinder Gottes, Gläubige sollen nun doch nicht mehr unglücklich und unzufrieden seyn können, da sie wissen, was ihnen fehlt, das können sie erhalten durch's Gebet. Da mag ja nun kommen über uns, was da will, so wissen wir ja einen Herrn zu finden, wissen, wohin wir uns wenden dürfen, um große Hülfe zu finden. Da mag ja alle Welt mit der ganzen Hölle und allen ihren Teufeln gegen uns aufstehen und uns verschlingen wollen, wie lauter brüllende Löwen und reißende Wölfe; so haben wir uns ja gar nicht zu fürchten; wir dürfen's ja nur dem Vater sagen im Namen Jesu; es kostet nur einen Schrei, einen Seufzer, so fallen sie alle darnieder - Ein Wörtlein kann sie fällen. Da mögen ja alle Leiden und Schmerzen uns plagen und martern, so haben wir ja den freien Zugang zum Vater im Namen Jesu, und dürfen's und können's Ihm Alles klagen und sagen, und Er hat sich verbürgt, Er wolle helfen, aus der Noch reißen und, vom Leiden befreien, oder wenn's nicht seyn kann nach Seinem weisen Willen, uns doch starken, wie Jesum am Oelberg, oder wie Paulus in seiner Schwachheit, daß wir's ertragen können. Kurz, es kann nichts genannt werden, was uns betrifft, oder uns anliegt, wir dürfen in Allem bitten, und haben die ewig feste Zusage: es soll uns geholfen werden.

Was heißt aber im Namen Jesu bitten? Im Vertrauen aus Jesum, auf das, was Er für uns gethan und gelitten hat; im Vertrauen auf Seine Menschwerdung, Leben und Leiden für uns; in der Zuversicht, Jesus ist unser Fürsprecher beim Vater und vertritt uns; Seine Wunden reden für uns; Sein Blut schreit und bittet mit uns. Nicht im Vertrauen auf unsere Werke und Tugenden, nicht im Geringsten, sondern vielmehr vor jedem Gebet müssen erst die Sünden bekannt, bereut, und Jesu Blut und Gerechtigkeit ergriffen werden; die Ueberzeugung muß das Herz durchdringen, daß man durch sich selbst keiner Gnade, keiner Erhörung, keines Blicks von Gott werth sey, sondern vielmehr Zorn verdient habe; aber zu Gott kommen und bitten, weil Jesus der Sünderheiland, unser Bürge, Versöhner und Stellvertreter, und all Sein Verdienst, leben, Leiden und Sterben unser ist, und Er uns Gott angenehm gemacht, die Kindschaft und Kinderrecht, also Erhörung verdient und geschenket, ja durch Seinen Geist verpfändet und bezeuget hat, der in uns das Abba! anstimmt und selbst für uns bittet mit unaussprechlichem Seufzen: - das heißt im Namen Jesu bitten, heißt erhörlich bitten; das kann nie leer abgehen, kann nie eine Fehlbitte seyn; das muß in's Vaterherz eingehn und Erhörung, Gnaden und Gaben zurückbringen. Der Beter im Namen Jesu ist voll Demuth und Zuversicht, und darum wird er erhört.

Bisher habt ihr nichts gebeten in meinem Namen. Bittet, so werdet ihr nehmen, daß eure Freude vollkommen sey. Das thut und kann kein Mensch - im Namen Jesu bitten - ehe es einem nicht Jesus selber offenbart und erlaubt. Der Name Jesus muß uns erst verklärt werden im Herzen; wir müssen erst wissen, was wir an Ihm haben, was Er uns seyn will und ist, wenn wir Ihn was gelten lassen. Es müssen uns erst die Sünden vergeben seyn in Seinem Namen, und das Herz durch Sein Blut mit Gott versöhnt seyn. Wir müssen erst unsern Namen in Jesu Hände und Füße und Seite eingezeichnet gelesen haben, und aus Erfahrung wissen, daß wir Sein sind und Er unser, ganz unser ist; dann können wir recht im Namen Jesu bitten. Man kann also Jahre lang mit Jesu bekannt seyn wie die Jünger, und doch Seinen Namen und die Kraft desselben nicht kennen, und nicht verstehen, was es heißt: im Namen Jesu bitten. Das will Er aber; darum klagt Er und hält's den Jüngern vor bisher habt ihr nichts in meinem Namen gebeten - jetzt aber fanget an, bittet, so werdet ihr nehmen. Da haben wir also Befehl und Verheißung - Befehl zu bitten, und Verheißung zu erhalten, was wir bitten, und warum? auf daß unsere Freude vollkommen sey. Der Herr will uns Freude, vollkommne, wahre, ewige Freude machen. Das ist Seine Absicht. Wer kann Ihn genug lieben? wer genug danken? Er hat keine größere Freude, als wenn Er uns Freude machen kann. Dazu steht uns Alles zu Gebote, alle Schätze Gottes sind uns aufgethan, durch dieses Kinderrecht, um Alles bitten zu dürfen, ja zu sollen, mit der ausdrücklichen, göttlichen Versicherung, Alles zu erhalten und volle Freude zu haben. Da muß man ja niedersinken und anbeten. Wie hat Er uns so lieb! laßt uns Ihn wieder lieben und Alles von Ihm bitten und nehmen, was Er so gern geben will. Geben, selig machen, oder vollkommne Freude uns verschaffen ist ja Seine Lust, Seine königliche Freude.

Ist der Name Jesu nicht über alle Namen, da er uns so viel austragt, Alles gewährt, und wir in Ihm Alles finden und erhalten können! O süßer, herrlicher Name Jesu, schreibe dich in unsere Herzen auf ewig ein, und verkläre dich uns in deiner ganzen Fülle Gottes!

Solches habe ich zu euch durch Sprüchwort geredet; es kommt aber die Zeit, daß ich nicht mehr durch Sprüchwort mit euch reden werde, sondern euch frei heraus verkündigen von dem Vater. In Sprüchwörtern, d. h. in Gleichnissen, Räthseln, dunkeln, ihnen schwer verständlichen Redensarten hat der Heiland bis dahin mit den Jüngern gesprochen; es war wohl klar, aber ihnen nicht, weil sie den Geist und Sinn noch nicht hatten. Aber nach der Auferstehung und Geistessendung, da Er Alles vollendet hatte und selbst verklärt war, da hat der heilige Geist auch Jesum und Jesu Namen in ihnen verklärt; da war die Zeit und Stunde gekommen, wo Er verständlich mit ihnen reden, ihnen Alles offenbaren und klar machen konnte durch den heiligen Geist. Die Jünger konnten sich unmöglich in Sein Leiden und Seine Erniedrigung finden, wie Er ihnen sagte: Ihr werdet euch Alle an mir ärgern. Aber nach der Auferstehung, da sie sahen, wo Seine Leiden hinführten, und wie Ihn der Vater durch Leiden und Sterben verherrlicht hatte, da konnte Er frei heraussagen: Mußte nicht Christus also leiden und in Seine Herrlichkeit eingehen - da konnte Er ihnen die Schrift öffnen; da verstanden sie Ihn, und wurden froh, daß sie Ihn wiedersahen neulebendig und verklärt. Und da Er endlich vor ihren Augen gen Himmel ging, und Engel Seine Wiederkunft bezeugten; als der heilige Geist kam und Er so Wort hielt, da war Alles klar und herrlich. Darum sagt Er:

An demselbigen Tage werdet ihr bitten in meinem Namen. Da werdet ihr meinen Namen erkennen, und wissen, was ich gethan, erworben und gewonnen habe. Da werdet ihr Vertrauen und Zuversicht haben, euch kindlich durch mich zum Vater hinzu nahen und zu Ihm erheben. Nach Ostern und vollends nach Pfingsten waren sie ganz andre Menschen. Da konnten sie beten im Namen Jesu, daß das Haus bebte und zitterte; Apg. 4, 31. daß Wunder und Zeichen geschahen durch ihre Hände, daß Jedermann Ehrfurcht vor ihnen hatte; und wenn sie auch Schläge bekamen, so freuten sie sich, um des Namens Jesu willen solches zu leiden. So lieb war ihnen jetzt dieser Name, und so mächtig in ihnen. Nun hatten sie Alles, was sie baten, nun war ihre Freude vollkommen.

Es muß also doch Vieles vorausgehen, ehe man im Namen Jesu beten kann und vollkommne Freude erlangt. Man muß den Namen erst recht kennen gelernt und erfahren haben; man muß erst Sein Leiden und Sterben, Sein Verdienst recht verstehen, und die Kraft Seines Blutes am Herzen, Seine Liebe und Nähe durch den heiligen Geist recht genossen haben. Man muß wissen, was man an Ihm hat, und was Er für uns beim Vater ist. Man muß auf Ihm wie auf einem Felsen stehen, dann kann man zuversichtlich und erhörlich in Seinem Namen bitten. Sein Name muß uns nahe seyn, daß wir ausrufen können wie der Psalmist: Herr, wie ist Dein Name so nahe! Ps. 75, 2. Er muß sich uns selbst geoffenbart haben und im Herzen wohnen. Joh. 14, 21. 23.

Und ich sage euch nicht, daß ich den Vater für euch bitten will. Warum denn nicht? Du bist ja unser Fürsprecher beim Vater, für uns in's Heilige, in den Himmel eingegangen, uns dort zu vertreten, und für uns zu bitten - Du hast uns doch so lieb! Der Heiland antwortet: Denn Er selbst, der Vater, hat euch lieb, darum, daß ihr mich liebet, und glaubet, daß ich von Gott ausgegangen bin. Es ist nicht nöthig, will Er sagen, daß ich den Vater erst dazu geneigt mache und bewege, euch zu erhören; Er hat euch selbst schon so lieb, daß es meiner Fürsprache nicht bedarf. - Aber der Heiland thut es doch, wie uns andere Stellen deutlich sagen - z. B. ich will den Vater bitten, und Er wird euch einen andern Tröster geben rc. Ich bitte nicht für die Welt, sondern für die, die Du mir gegeben hast. Ich. 14, 16. und 17, 9. 20. So wie 1 Ich. 2,1. Hebr. 7, 25. und 9, 24. Wenn man Jesum lieb hat, und glaubt, daß Er vom Vater in die Welt gesandt worden, daß Er an's Kreuz geschlagen ist, uns Sünder selig zu machen, so hat einen der Vater gleich auch so lieb, daß Er uns Alles giebt, was Er ist und hat, was wir bitten, ohne daß Jesus für uns bittet - obwohl Er es auch noch thut. In eine solche selige Gemeinschaft mit Gott kommen wir durch den Glauben an Jesum und die Liebe zu Ihm. Was könnte größer und herrlicher seyn!

O wüßten das doch alle Leute,
Die Er mit Seinem Blut erkauft,
Wie Schad es ist, daß nicht noch heute
Ihm Alles in die Arme lauft,
Und wie so gut es Jedermann
Bei Dir, mein Heiland, haben kann!

Ich weiß kein schöneres, lieblicheres Wort in der Bibel als dieses köstliche aus Jesu Munde: Der Vater selbst hat euch lieb. - Was wollen wir mehr? Und daß Er uns wirklich liebt, sehen wir am Kreuze, wo Er Seinen Sohn für uns hingegeben hat - also hat Er uns geliebt. Was liebst Du großer Seelenmann? möchte man fragen. - Ich liebe, heißt es, Sünder dich, so schlecht du bist, vergnügst du mich.„ - O wie erstaunet unser Geist, wenn's so in unserm Herzen heißt. - Wir wissen Alle, wer wir sind, o daß sich Niemand bei uns find , der etwas vorzubringen wüßt‘, warum ihn Jesus (und der Vater) lieben müßt. Es ist bloß Gnade und weiter nichts - wie der Heiland sagt: weil ihr mich liebet und glaubet - das freuet den Vater; das entzündet Seine Liebe gegen uns. So könnte ja doch alle Welt die Liebe des Vaters gewinnen und selig seyn - sie dürfte ja nur den lieben, der sie zuvor geliebet, und sich selbst für sie hingegeben hat. O ihr Alle, die ihr oft zweifelt und kämpfet, ob euch Gott liebe und annehme - höret doch den Sohn, was Er sagt: Mein Vater hat euch lieb, weil ihr mich liebet und an mich glaubet. So glaubet doch dem Sohne - denn gerade das sollt ihr Ihm glauben, daß Er aus Liebe vom Vater euch geschenket ist, aus Liebe eure Sünden getragen, und euch Gott versöhnet hat. - Glaubt ihr das, so gedenkt Er all eurer Sünden nicht mehr, sondern hat euch lieb, ganz allein nur, weil ihr Jesum und Sein Blut als das Lösegeld für eure Sünden annehmet und glaubet, und deswegen Ihn viel liebet, weil Er euch viel vergeben hat.

Ich bin vom Vater ausgegangen und gekommen in die Welt; wiederum verlasse ich die Welt und gehe zum Vater. Das muß feststehen, will der Heiland sagen; ich bin nicht von mir selbst gekommen; der Vater hat mich aus Liebe zu euch gesandt, weil Er nicht will, daß ein Mensch verloren gehe, sondern daß ich für Alle sterben und büßen, für Alle genugthun, Allen Gnade und Vergebung ja ewiges Leben erwerben soll - Und wenn das vollbracht ist, dann gehe ich wieder zum Vater, dann nimmt Er mich erst wieder an, wenn ich ausgerichtet habe, wozu Er mich gesandt hat, wenn Alle erlöset, Allen die Thüre zum Leben aufgethan ist. Seht, so lieb hat euch der Vater, das bezeugt euch mein Kommen in die Welt und mein Gehen aus der Welt. Wie hätte uns Gott Seine Liebe mehr beweisen können, als daß Er Seinen allerliebsten einzigen Sohn drei und dreißig Jahre auf Erden wandeln läßt unter den Sündern, arm geboren, verachtet gelebt, und am Kreuz unter Dieben und Mördern - und das mitten inne, als wäre Er der größte Dieb und Mörder - gestorben - gehaßt, gelästert, verfolgt - und doch so liebevoll, freundlich, sanft und süß gegen Kinder und Sünder, gegen Feinde und Freunde - als die menschgewordene Liebe, Freundlichkeit und Leutseligkeit Gottes - Wem das nicht in die Augen fällt; wer darin die Liebe Gottes des Vaters nicht erkennt und glaubt, dem bleibt kein anderer Beweis mehr übrig; der will nicht selig werden, der liebt den Tod mehr, als das Leben, der hat die Hölle lieber als den Himmel - der hat den Teufel, möchte ich sagen, denn der Gott dieser Welt hat seine Augen verblendet, daß er das helle Licht Gottes in Christo Jesu nicht sieht; dem ist nicht zu helfen, weil er sich nicht helfen lassen will, und Gottes Gnadenrath an ihm selbst vereitelt.

Nun sprachen Seine Jünger zu Ihm: Siehe, nun redest Du frei heraus, und sagest kein Sprüchwort, kein Räthsel oder verblümte Worte. Nun verstehen sie Ihn; nun wurde es ihnen klarer und anschaulicher: es ging ihnen auf einmal ein Licht auf; aber es war nicht beständig, und hielt nicht lange an; ist also noch nicht das volle Licht gewesen. Man hat im Anfang so Augenblicke, wo die Wahrheit klar dasteht, aber es ist nur wie ein Wetterleuchten, oder wie Sonnenblicke, wo die Sonne ein wenig durch die Wolken bricht und den Nebel verscheucht, aber der Nebel fällt bald wieder an, die Wolken bedecken den Himmel, und man wandelt wieder im Dunkeln. Sie trauten sich nun schon Alles zu, und meinten ganz im Lichte zu seyn, und Alles zu verstehen. So geht es Vielen, die so einen Schimmer der Wahrheit empfangen haben, und es für die ganze volle Erkenntniß der Wahrheit halten. Sie sprechen weiter in ihrer Zuversicht: Nun wissen wir, daß Du alle Dinge weißt, und bedarfst nicht, daß Dich Jemand frage. Darum glauben wir, daß Du von Gott ausgegangen bist. Sie merkten, daß Er ihnen in's Herz gesehen und ihre Gedanken errathen, und ihren Fragen und Zweifeln zuvorgekommen ist, daß also Sein Auge Herzen und Nieren prüft. Da glaubten sie, mußten glauben, daß Er Gott, allwissend, Herzenskundiger - oder von Gott gekommen und ausgegangen sey. Aber der Glaube hielt nicht lange - wie das Licht, so der Glaube. Darum sagte der Heiland darauf: Jetzt glaubet ihr - aber es kommt die Stunde und ist schon gekommen - sehr nahe, - die Versuchungsstunde, daß ihr zerstreuet werdet. Da wird der Glaube nicht Stich halten, am Oelberg, bei der Gefangennehmung und überhaupt bei Seinem Leiden. Da warfen sie den Glauben weg und liefen davon, und verläugneten den, den sie hier bekannt haben. Da konnten sie nicht mehr glauben und bekennen, was sie vorher erkannt und laut bekannt hatten. Der Glaube vor der gänzlichen Wiedergeburt und Erneuerung des inner‘n Menschen durch den heiligen Geist, steht auf schwachen Füßen, und fällt, sobald er nicht mehr klar sieht, oder Prüfung und Versuchung kommt. Darum ist ein ungeprüfter Glaube noch kein Glaube; er muß erst, wie das Gold, durch's Feuer der Trübsal und Versuchung geläutert werden. Wie oft haben die Jünger bekannt: Jetzt glauben wir - Matth. 16, 16. Joh. 6, 69. Aber in der Versuchung bestand dieser Glaube nicht. Doch hat Christus ja für Petrus gebeten, daß sein Glaube nicht gar aufhöre, und daß er, einst bekehrt, seine Brüder stärke.

Da nun an diesem Glauben und an dieser Liebe zu Jesus so viel gelegen ist, ja Alles davon abhängt, so haben wir vor Allem darum zu bitten, um recht im Namen Jesu bitten zu können, und vom Vater geliebt und erhört zu werden. Durch Jesu Namen, durch Glauben und Liebe zu Ihm allein erlangen wir dieses Kinderrecht - diesen freien, zuversichtlichen Zugang zum Vater, so wie Seine Liebe und die gewisse Erhörung. Bedenket, meine Lieben, der Heiland hat dieses Recht, in Seinem Namen zu bitten, und die Versicherung, daß der Vater selbst sie lieb habe, Seinen Jüngern gegeben, da sie noch schwach und ihr Glaube und ihre Liebe zu Ihm noch nicht so fest und stark waren, daß sie nicht mehr fallen konnten, sondern Er sagte es ihnen vielmehr voraus, daß sie fallen, und ihn verläugnen würden - und doch hat Er ihnen dieses alles gegeben, und sie dazu aufgemuntert, zu bitten in Seinem Namen, und an des Vaters Liebe zu glauben. O darum, meine Lieben, lasset uns glauben und lieben, hoffen und nicht zweifeln, wenn wir gleich schwach sind - Nur durch diesen Glauben und Liebe können wir stark werden, wie die Jünger es nachher geworden sind.

Der Geist kann mich bei Dir vertreten
Mit Seufzern, die ganz unaussprechlich sind;
Der lehret mich recht gläubig beten,
Giebt Zeugniß meinem Geist, daß ich Dein Kind
Und ein Miterbe Jesu Christi sey,
Daher ich Abba, lieber Vater schrei.

Wenn dies aus meinem Herzen schallet
Durch Deines heilgen Geistes Kraft und Trieb,
So bricht Dein Vaterherz und wallet
Ganz brünstig gegen mich in heißer Lieb ,
Daß mir's die Bitte nicht versagen kann,
Die ich nach Deinem Willen hab gethan.

Wohl mir, ich bitt in Jesu Namen,
Der mich zu Deiner Rechten selbst vertritt;
In Ihm ist Alles Ja und Amen,
Was ich im Geist und Glauben bitt !
Wohl mir, Lob Dir, jetzt und in Ewigkeit
Daß Du mir schenkest solche Seligkeit.