Goßner, Johannes - Evangelische Hauskanzel - Am 1. Weihnachtstage.

Evang. Luk. 2, 1 - 14.

Von der Geburt Christi.

Das ist der Tag, den der Herr gemacht, der Tag, an welchem das Licht der Welt erschien, und der Aufgang aus der Höhe uns besucht hat, zu leuchten denen, die da sitzen in Finsternis und Schatten des Todes, und zu richten unsre Füße auf den Weg des Friedens. Luk. l, 78. 79. Das ist der Tag, an welchem erfüllt wurde die Weissagung des Propheten Jesaias, 9, 6. da man sagen konnte: Uns ist ein Kind geboren, uns ist ein Sohn gegeben, welches Herrschaft ist auf Seiner Schulter, und Er heißt: Wunderbar, Rath, Kraft, Held, ewig Vater, Friedefürst rc. Wir haben Ihn nun, Er ist uns einverleibt, unser Verwandter und Blutsfreund, unser Bruder, und ob Er wohl in göttlicher Gestalt war, hielt Er es nicht für einen Raub, Gott gleich zu seyn, sondern entäußerte sich selbst, und nahm Knechtsgestalt an, ward gleich wie ein anderer Mensch, und an Geberden als ein Mensch erfunden; Er erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz. Phil. 2, 6. Bei Seiner Geburt fällt uns gleich, wie dem Apostel, Sein Kreuz und Tod ein -

Bethlehem und Golgatha!
Nach euch blick' ich gern, denn da
Seh' ich Gott, mein Heil und Leben,
Mensch gebor'n, in Tod gegeben -
Ach für mich! welch Wunder kann
Größer seyn? ich bete an.

Sein Eintritt in diese Welt müßte uns erschrecken, wenn wir nicht Seinen Austritt, Sein Sterben zugleich in's Auge faßten. Wie könnte uns Sein Geborenwerden trösten, wenn wir nicht Sein Sterben für uns wüßten? Das Auftreten eines so Heiligen, Reinen und Gerechten unter den Sündern und Unreinen, Verdammungswürdigen und Ohnmächtigen, müßte uns niederschlagen und verzagt machen, wenn wir nicht wüßten: Er kam nicht, uns zu richten, sondern selig zu machen, und Sein Leben zu geben zur Erlösung für Viele. Wer dürfte sich diesem heiligen, göttlichen Kindlein nahen? wer es anfassen und an seine Brust drücken, wenn wir das nicht wüßten: Er ist in die Welt gekommen, die Sünder selig zu machen? Nun singen wir:

Bist willkommen, Du edler Gast,
Den Sünder nicht verschmähet hast,
Du kommst in's Elend her zu mir!
Wie soll ich immer danken Dir!

Laßt uns daher - im Hinblick auf Seinen Versöhnungstod und Sein bittres Leiden und Sterben am Kreuze - Seinen gnadenreichen, schönen, wunderbaren Eintritt in diese Welt, in unsre Natur bettachten nach dem Evangelio - denn an was sollen wir uns sonst halten? Was könnte uns heute mehr freuen und besser trösten, als die evangelische Geschichte Seiner Geburt? Wo sollte ich euch heute sonst hinführen, als gerade nach Bethlehem, um da zu besehen die Geschichten, die da geschehen sind im Stalle, der uns schöner ist, und heller leuchtet und glänzet, als alle Paläste der Welt? Seht nur! da kommen sie, die zwei Auserwähltesten unter allen Menschen, Joseph und Maria, auf Befehl des römischen Kaisers, zur Schätzung nach Bethlehem, klopfen an alle Thüren an, um eine Aufnahme und Herberge zu suchen, und finden keine. In der Stadt überall abgewiesen, suchen sie einen Winkel, eine Höhle; und finden einen leeren Stall, wo sonst nur Thiere wohnten; ziehen da ein, und die Stunde kam, wo das Heil aller Welt geboren werden sollte - Maria gebar, und mußte ihren Erstgebornen, Gottes- und Menschensohn, in eine Krippe legen, weil sonst kein Raum in der Herberge war.

Da lag Er nun auf Heu und Stroh;
Wir sehen Ihn, sind himmlisch froh;
Denn warum ward Er denn ein Kind?
Damit Er Blut vergießen künnt'.
Und Gott sey Dank, Er hat's vollbracht,
Sein Blut hat Leben uns gebracht.

Er lag nun in der Krippe, in arme Winden gewickelt, und kein Mensch in der ganzen Welt wußte davon, außer Joseph und Maria. Und wenn es diese auch ausgerufen und gesagt hätten: Unser Kind ist der Messias; kein Mansch hätte es diesen armen Leuten geglaubt. Da machte Gott selbst seinen Sohn offenbar, und wem zuerst? den ärmsten Menschen, den frommen Hirten auf den Feldern von Bethlehem, die in derselben Gegend in der Nacht bei ihren Heerden wachten. Ein Engel Gottes trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn, in himmlischem Glanze, wie er nie gesehen ward auf Erden, umleuchtete sie, - umleuchtete sie zum Zeugniß, das Gott seinen Boten, den Engeln mitgab, daß sie als himmlische, göttliche Gesandte anerkannt würden. Die Hirten fürchteten sich sehr bei dieser unerwarteten, nie gesehenen Erscheinung. Wie sollte auch nicht ein Adams-Kind und Sünder sich fürchten, ehe er weiß, was eine solche Erscheinung, ein solch glänzender Bote des Himmels zu bedeuten hat. Nach unserm Verdienst können wir nichts Gutes vom Himmel erwarten - keine Gnade, sondern nur Zorn und Gericht. Aber im Himmel denkt man anders. Der Himmel ist voll Gnade, voll Erbarmen für den Menschen auf Erden. Gott hat uns nicht berufen zum Zorn, sondern daß wir die Seligkeit ererben sollen. Darum säumte der Engel nicht lange, die zitternden Hirten aus der Verlegenheit und Furcht zu erlösen, er sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht; siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volke (nicht nur euch) widerfahren wird. Denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus der Herr, in der Stadt David's. Und das habt zum Zeichen: ihr werdet finden das Kindlein in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegend. Nun mußte wohl alle Furcht verschwinden, und Freude an ihre Stelle treten - bei den Hirten, und nicht auch bei uns? Sind wir doch alle auch dabei nicht vergessen, sondern miteingeschlossen und genannt- da die Freude, nach dem Ausspruche des Engels allem Volke widerfahren soll. Gehören wir nicht auch zu allem Volke? Gehörst du arme zitternde, bange Seele, die du glaubst, Gott habe dich vergessen und verlassen, nehme sich deiner nicht an, du seyest gar zu schlecht, und habest zu viele Sünden - gehörest du nicht auch zu allem Volke? zum Sündenvolke auf der ganzen Erde? O gewiß, Gott schließt keinen aus, schließt alle - das ganze Sündergeschlecht - ein in seine Arme der Barmherzigkeit. Er hat die Welt, die ganze Welt, also lieb, daß er ihr, d. i. allen, allen Menschen und Sündern, seinen Sohn giebt; damit Alle, die an Ihn glauben, nicht verloren gehen, sondern das ewige Leben haben. Joh. 3, 16. Das hat der Sohn selbst bezeugt, und zwar, wie er beifügt - sey Er gesendet, nicht zu richten, sondern selig zu machen.

Nun laß dir seyn, laßt uns allen so seyn, als stände der Himmelsbote in seinem Glanze, in seiner uns umleuchtenden Herrlichkeit heute vor unsern Augen und sagte uns dasselbe, was er den Hirten damals sagte - mit der ausdrücklichen Absicht sagte, daß es alles Volk, also auch uns angehe, auch uns gesagt werde und widerfahren solle. Ja wirklich, wie der Engel vor den Hirten, so steht nun an seiner Statt das heilige Evangelium vor unsern Ohren und Herzen, und ruft uns zu: Weg mit aller Furcht; freuet euch vielmehr, denn ich verkündige euch große, keine kleine, gewöhnliche Freude; verkündige sie euch, den jetzt Lebenden, und zwar allen, allen ohne Unterschied: Jesus Christus, Gottes Sohn, der Welt Heiland, ist euch geboren, euch geschenket und gegeben, zu eurem Heil und zu eurer Seligkeit, daß ihr durch gläubige An- und Aufnahme dieses Heilandes in euer Herz, Vergebung der Sünden, Leben und Seligkeit erlanget. Habt zum Zeichen die Windeln des Evangeliums, in denen Er eingewickelt liegt - da greift zu, und hebt das Kindlein heraus, und nehmt es in euer Herz, so ist es euer, ewig euer; es wird Ihn euch Niemand nehmen, wenn ihr Ihn haltet im Glauben, bis ihr Ihn schauen werdet in Seiner Herrlichkeit. Es verdrießt den lieben Vater im Himmel gewaltig, ja es erzürnt Ihn, wenn man seinen Sohn nicht annimmt, nicht freudig und lebendig an Ihn glaubt, wie Er über jene Knechte, die nicht wollten, daß Er über sie herrsche, zürnte, und sie würgen ließ vor Seinem Angesichte. Luk. 19, 27.

Die Freude ist wahrlich groß. Die Gnad' ist unaussprechlich groß, das Recht ist unermeßlich für Würmlein, die so arm und bloß, für Sünder, die so häßlich, doch durch die Kraft des Gottes-Bluts von Schuld und Schmach gereinigt, und zum Genuß des ew'gen Guts mit ihrem Herrn vereinigt. Wer denkt es sich so, wer kann's glauben, wenn er in seinen Sünden, und im Schatten des Todes sitzt, und seufzet, vor Tod, Gericht und Hölle zittert, und nichts als Verdammung und Zorn fühlt in seinem Gewissen; wenn Moses schon den Stab gebrochen und ihn der Hölle zugesprochen? aber nun auf einmal erscheint ihm ein großes, himmlisches Licht, führt ihn aus der Finsterniß, und zeigt ihm das Heil in Christo, die Freiheit von allen Sünden, Erlösung von Tod, Teufel. Gericht und Hölle, und giebt ihm die Hoffnung des ewigen Lebens - welch eine große Freude und Gnade! wer kann sie beschreiben? wer genug preisen? Man ist auf einmal wie aus der Hölle in den Himmel versetzt; und an die Stelle des Weinens und Heulens tritt Jauchzen und Frohlocken. Die Freude ist wahrhaftig groß, denn wer konnte in den Himmel hinaufsteigen und Christum herabholen? wer anderswo einen Versöhner und Bürgen für seine Sünden, einen Helfer in aller Roth, einen Arzt der Seele, einen Erretter vom Tode und Grabe, wer den Weg der Wahrheit und das Leben finden? Kein Bruder konnte den andern erlösen, keiner sich selbst versöhnen, sie mußten es anstehen lassen ewiglich. Ich elender Mensch! rief Einer, der sich fühlte in seinen Banden und in seiner Ohnmacht; ich elender Mensch! wer wird mich erlösen von dem Leibe dieses Todes? Da kommt Er selbst herunter vom Himmel. Siehe, da ist Er - in der Krippe, siehe, dieses Kind ist dir geboren; dieser Sohn ist dir gegeben. Die Herrschaft, alle Gewalt im Himmel und auf Erden ist auf Seiner Schulter, nicht um zu richten und zu vergelten nach unsern Sünden, sondern selig zu machen, das Kreuz, unsere Sünden auf Seinen Schultern zu tragen - o was hat sich dieses Kindlein aufgelegt - eine Welt voll Sünden - auch deine Sünden! Da hast du deinen Versöhner, deinen Bürgen, deinen Arzt, deinen Helfer und Heiland, dein Leben und deine Auferstehung! Der Weg, auf dem du zu Gott kommen kannst, ist da - du darfst Ihn nicht suchen, Er sucht dich, Er kommt dir nahe, thue auf dein Herz, umfasse Ihn, halte Ihn, und laß Ihn nicht gehen.

Höret, was weiter geschieht bei der Krippe: „Und alsbald war bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerschaaren; die lobeten Gott und sprachen: Ehre sey Gott in der Höhe, und Friede auf Erden und an den Menschen ein Wohlgefallen.“ Ein Zeuge vom Himmel war nicht genug - zuerst wohl, damit die Hirten nicht zu sehr erschrecken möchten vor so vielen - es mußte nun eine ganze Wolke von himmlischen Zeugen erscheinen, und an der großen Freude, die den Menschen widerfuhr, ihre Theilnahme bezeugen, und dazu auffordern und einladen. Wenn im Himmel solche große Freude ist, wie sollen wir uns nicht hoch erfreuen, daß uns Gott seinen Sohn gesandt hat, daß wir durch Ihn leben sollen.

Aber höret doch mehr, was die Engelein singen:

Erstens loben sie Gott; und das ist auch wohl das Erste, das wir thun sollen. Ehre sey Gott in der Höhe! Alle Welt bete an und preise Gott! Alle Menschen sind verlorne Sünder, und mangeln des Ruhms, den sie an Gott haben sollen - sie sind alle abgewichen; da ist Keiner, der Gutes thut, auch nicht Einer - sie sind allzumal Sünder; haben keine Ehre, sondern müssen sich schämen: Gott ist's, der sie rettet; ohne all ihr Verdienst und Würdigkeit; aus lauter unverdienter Gnade und Barmherzigkeit sendet er ihnen seinen Sohn, versöhnet sie durch denselben mit ihm selbst, rechnet ihnen ihre Sünden nicht zu, sondern legt sie seinem Sohne auf, und macht Ihn zur Sünde, auf daß sie in Ihm würden die Gerechtigkeit Gottes. 2 Kor. 5.

Gott die Ehre. Er hat uns in Christo erwählet, ehe der Welt Grund gelegt war, daß wir sollten seyn heilig und unsträflich vor ihm in der Liebe. Er hat uns, die wir todt waren in Sünden, mit Christo lebendig gemacht, und uns in's Himmlische versetzt - und so tausend und abermal tausend Wohlthaten aus lauter Gnade und herzlicher Barmherzigkeit erwiesen; sollen wir Ihn nicht ehren und preisen mit den Engeln?

Zweitens: die Engel verkündigen Friede auf Erden. Sie wollen sagen: Von diesem Stalle, von dieser Krippe geht ein Strom des Friedens aus, der alle Welt überströmt; hier ist eine Quelle des Friedens gegraben und geöffnet, zu der alle Menschen kommen und trinken können. Alle Fehde hat nun ein Ende - alle Feinde sind geschlagen; es kann uns weder Tod noch Teufel schaden. Es ist Friede - Friede mit Gott; denn er ist versöhnt - und versöhnt sich selbst durch seinen Sohn - Friede im Gewissen des Sünders, der Unfriede und Unruhe in seinem Gewissen fühlt, und zur Krippe kommt, und glaubt, daß dieses Kind für ihn geboren und in die Welt gekommen ist, seine Sünden wegzunehmen. Es ist Friede auf Erden unter allen, die an dieses Friedenskindlein glauben, sich vor ihm beugen und Friede von ihm erhalten - die haben auch Friede unter einander. Es ist Friede in allen Kindern Gottes, und zwar ein Friede, der höher ist, als alle Vernunft, der Herzen und Sinnen bewahret in Christo Jesu. Es ist Friede, und zwar ein solcher Reichthum des Friedens Gottes, daß alle Knechte des Herrn und Boten des Friedens, jedes Haus, jede Stadt, jedes Land damit erfüllen können; daß jeder Christ dem andern, daß alle allen ein: Friede sey mit dir! zurufen können, und wer des Friedens empfänglich ist, der erhalt Frieden, wo nicht, so geht er wieder zurück zu dem, der ihn wünscht. Er kann nicht verloren gehen, er ist ein unverweslich Gut.

Und dieser reiche Friede geht von der Krippe und vom Kreuze aus; der in der Krippe geboren wurde und am Kreuze starb, hat ihn erworben, und schenkt ihn allen Friedenskindern, und armen Sündern, die Sein Evangelium, die Seine Menschwerdung und Versöhnung am Kreuze annehmen.

Drittens bezeugen die Engel: ein Wohlgefallen Gottes an den Menschen. Das ist das allerwunderbarste und unglaublichste, wie Gott ein Wohlgefallen an den armen, elenden, gefallnen, sündigen und überaus schlechten Menschen haben kann - an der Welt, die im Argen liegt, an den Menschen, deren Dichten und Trachten böse ist von Jugend an; da die Besten sagen: Unsre Gerechtigkeit ist ein beflecktes Tuch - von denen es heißt: Wer wird einen Reinen finden unter denen, da Keiner rein ist? - Er hat auch .kein Wohlgefallen an der Sünde und Ungerechtigkeit der Menschen; Er haßt das Böse, und es ist ein Greuel vor Ihm, aber Er hat Wohlgefallen, es ist seine Lust, die Menschen davon zu erlösen, sie frei von Sünde, Tod und Teufel zu machen; sie dem Ebenbilde seines Sohnes gleichförmig zu machen. Er hat Wohlgefallen an den Menschen, nicht wie sie in und von sich selbst sind, sondern wie sie durch Christum werden. Er hat uns sich angenehm gemacht in seinem lieben Sohne. Christi Blut und Gerechtigkeit, das ist unser Schmuck und Ehrenkleid, darin Gott Wohlgefallen an uns hat. Gott hatte schon alle im Auge, die durch Christi Menschwerdung und Sterben würden gerettet, gerechtfertiget, geheiliget und verherrlichet werden. Das sahen die Engel; darum sangen und bezeugten sie bei der Krippe, beim Eintritt Jesu in die Welt, bei der Einverleibung des Sohnes in die Menschheit: das Wohlgefallen Gottes an den Menschen. Wer sich selbst betrachtet, wie er ist, kann nicht glauben, daß Gott ein Wohlgefallen an ihm habe; er kann selbst keins haben an sich. Wer sich aber in Christo ansieht, Christi Gerechtigkeit und Heiligkeit ergreift, Christum anzieht, und durch Ihn zu Gott sich naht, der glaubt fest, daß er Gott gefalle; nicht um seiner Werke willen der Gerechtigkeit, die er gethan, sondern weil er durch Gottes Barmherzigkeit selig gemacht ist durch's Bad der Wiedergeburt und Erneuerung des heiligen Geistes. Tit. 2, 5. Darum kann der große Haufe der unbekehrten und rohen Sünder nicht schreien und singen: „Ein Wohlgefallen Gott an uns hat.“ Nein, einen Greuel hat Er an euch - aber das ist sein Wohlgefallen, wenn ihr euch bekehret, an Christum glaubet, Christum als eure Gerechtigkeit ergreifet, und in Ihm erfunden werdet. Es hat Ihm beliebt, gefallen, euch seinen Sohn zu senden; die Gnade Gottes ist euch, wie allen Menschen, in Christo erschienen, und züchtiget euch, daß ihr alles ungöttliche Wesen und Weltlust verläugnet, und züchtig, gerecht und gottselig lebet auf Erden.

Sollen wir nicht in den Lobgesang der Engel von Herzen mit einstimmen? wir, die viel mehr Ursache haben, uns zu freuen, zu loben und zu danken, als die Engel; denn uns geht es an; für uns, zu uns kommt der Heiland; uns ist Er geboren und gegeben, nicht den Engeln, die sich nur um unsertwillen freuen, nur uns aufwecken und aufmuntern wollen zum Lob und Dank. Darum, auf, ihr Kinder Gottes! singet, lobet, danket und preiset den Herrn, gebt Gott die Ehre; denn Ihm allein gebührt alle Ehre. Er hat seines eignen Sohnes nicht verschont, sondern Ihn für alle dahin gegeben. Wenn Gott für uns ist, wer mag wider uns seyn? Daß Er aber für uns ist, davon haben wir den offenbarsten, schlagendsten Beweis. Der Sohn, sein einzig Geliebter liegt da in der Krippe, vom Vater gesandt, uns Verlorne zu retten - So streckt Gott seine Arme nach uns aus - So ernstlich will Er, daß uns geholfen werde, daß Er das größte Opfer bringt; alle Schuld uns abnimmt und sie seinem Sohne auflegt, Ihn mit aller Schmach und Schande beladet, Ihn den bittersten Tod sterben läßt - um unsertwillen. Ja Ehre sey Gott in der Höhe! und uns Friede! Für diesen Frieden wollen wir gern alles hingeben - wollen keinen Frieden mit der Welt und in der Welt haben, sondern gern im Kriege mit Fleisch, Welt und Teufel leben, so lange wir auf Erden sind, um nur diesen Frieden, den Gottes Kind uns brachte, zu bewahren und das Wohlgefallen Gottes an uns in Christo und um Christi willen nicht zu verlieren. Gelobt sey Gott, daß es Ihm gefallen hat, so schlechte, arme, sündige, undankbare Kreaturen - um einen so theuern Preis, durch das Blut und Leben seines Sohnes - zu erretten und selig zu machen! Dies Wohlgefallen Gottes an uns, das wir durchaus nicht verdienen, ist unsere Seligkeit, ist lauter Gnade und Erbarmen. Dafür preise und lobe Ihn Alles, was in und an uns ist, von nun an bis in Ewigkeit. Amen.

Jauchzet, ihr Menschen, frohlocket mit englischen Chören!
Singet dem Heiland, dem Retter der Menschen zu Ehren!
Sehet doch da -
Gott will so freundlich und nah'
Zu den Verlornen sich kehren!

Jauchzet ihr Himmel, frohlocket, ihr Enden der Erden!
Gott und die Sünder, die sollen verbrüdert nun werden,
Friede und Freud'
Wird uns verkündiget heut';
Freuet euch, Hirten und Heerden!

Sehet dies Wunder, wie tief sich der Höchste hier beuget!
Sehet die Liebe, die so unvergleichbar sich zeiget!
Gott wird ein Kind,
Traget und tilget die Sünd';
Alles anbetet und schweiget.