Goßner, Johannes - Evangelische Hauskanzel - Am 4. Fasten-Sonntage, Laetare.

Evang. Joh. 6, 1 - 15.

Christus speiset fünf tausend Mann.

Jesus war sehr oft von einer Menge Menschen, von Tausenden umgeben. Deß freuen wir uns, und wünschten, daß es noch, daß es immer so wäre. O wenn doch alle Menschen Ihn umgäben, zu Ihm kämen, und Ihm anhingen und nachfolgten. Da fuhr Er einmal über das galiläische Meer, und viel Volks zog Ihm nach, weil sie die Zeichen sahen, die Er an den Kranken that. Zeichen und Wunder sehen die Leute gern, als etwas Neues, Ungewöhnliches; läuft ja doch, wenn ein fremdes Thier in die Stadt oder in das Dorf kommt, Alles zusammen. Aber wenn sie glauben, und Jesu ernstlich nachfolgen sollen, finden sich nur Wenige. Darüber klagte Er selbst öfter: Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder sehet, so glaubet ihr nicht. Wenn Er ihnen recht in's Gewissen redete, und ihr ganzes Herz haben wollte; wenn Er sagte, wie in diesem Kapitel Joh. 0: Wenn ihr nicht esset das Fleisch des Menschensohnes, und nicht trinket Sein Blut - euch nicht so mit mir vereinigt, daß ich in Euch, und ihr in mir bleibet - so habt ihr kein Leben in euch; so gehen sie Alle hinter sich; und Er behält mit Noth noch die Zwölfe, und unter diesen einen Teufel. Und wenn Er von Leiden und Sterben, vom Kreuzigen redet, verlassen Ihn auch diese, und verläugnen Ihn. Aber Er machte doch fort, und stieß sie nicht von sich. Er ging hinauf auf einen Berg, und setzte sich daselbst mit Seinen Jüngern. Es waren aber nahe die Ostern, der Juden Fest. Sollte Er da nicht - beim Hinaufsteigen auf den Berg -. an den Berg Golgatha - und an das Osterfest, an welchem Er geopfert, und als Lamm Gottes geschlachtet sollte werden, wenn dieses auch nicht dasselbe war, gedacht haben? Aber Er redet nun nicht davon, so nahe es Ihm lag. Er hob Seine Augen aus und stehet, daß viel Volks zu Ihm kommt, und spricht zu Philippus: Wo kaufen wir Brod, daß diese essen? Wie hat Er doch die Leute so lieb! obwohl Er sah, daß sie, wie Er nachher ihnen deutlich sagte, nicht aus reiner Absicht zu Ihm kamen. Er hat doch lieb - um zu gewinnen und zu retten, und Er bekommt doch immer Einige, wenngleich nicht Alle. Und sie müssen doch am Ende Alle bekennen: Er hat uns geliebet; aber wir erkannten und erwiderten Seine Liebe nicht. Er sorgt sogar für Brod - obwohl Er nicht gekommen ist in die Welt, Brod zu bringen, die Leiber zu sättigen, sondern die Seelen selig zu machen. Aber es soll Alles dahin führen. - Warum fragt denn aber der, der Alles weiß, und der selbst Brod schaffen kann: Wo kaufen wir Brod? Nicht darum, weil Er es nicht wußte, und erst vom Philippus es hören wollte, sondern, um ihn zu versuchen, ob er es wisse, wie er sich aus der Verlegenheit helfen wolle; denn Er selbst wußte wohl, was Er thun wollte. Er ist nie verlegen, wenn wir keinen Rath wissen. Aber Er läßt uns manchmal in Verlegenheit kommen, daß wir erkennen, wer wir sind, und wie wenig wir wissen, und uns helfen können. Philippus antwortete Ihm: Zwei hundert Groschen werth Brods ist nicht genug für sie, daß ein Jeglicher unter ihnen ein wenig nehme. Weiter sieht Philippus nicht, wie alle kurzsichtige Menschen. Daß auf eine andere Art, als mit Groschen geholfen werden könnte, daß der Glaube auch was schaffen könnte, das weiß er nicht, und denkt er nicht. Darum sieht er Unmöglichkeiten, und weiß nicht zu rathen. Ein anderer Jünger, Andreas, Petri Bruder, weiß etwas mehr, aber auch nicht viel; der spricht: Es ist ein Knabe hier, der hat fünf Gerstenbrode und zwei Fische; aber was ist das für so Viele? Es geht ihm auch der Glaube bald zu Ende, weil er nicht genug Brode und Fische sieht. Es reicht überall nicht, wenn kein Glaube da ist; das Brod ist immer zu wenig, und die Fische, und was da ist, wenn man nicht mit Glaubens-Augen zum Herrn aufblickt. So geht es vielen Eltern, die viel Kinder und wenig Brode haben; vielen Andern, die viel zu besorgen, und wenig Mittel haben. Was ist das für so Viele? wird tausendmal gefragt. Darum steht das eben hier in der Bibel, und wird uns von dem Heiland und Seinen Jüngern erzählt, wie Er half, wenn sie so verlegen waren, daß wir nicht mehr und nie so verlegen thun und fragen, sondern glauben und getrost seyn sollen. Denn sieh, Ihm ist's nicht zu wenig; denn Jesus spricht - ,und es geschieht - Er spricht: Schaffet - damit ihr doch auch was thut - schaffet, daß sich das Volk lagere - ordentlich sitze oder lege, als wenn der Tisch für Alle schon gedeckt, und reichlich mit Speisen versehen wäre. Es war aber viel Gras an dem Ort; worauf sie sich setzen oder legen konnten. Da lagerten sich bei fünf tausend Mann. Eine schöne Tafel! So viele tausend, und so wenig Brod - fünf tausend Menschen und fünf Brode - auf tausend Ein Brod und nicht ein halbes Fischlein. Da muß allen Menschen-Augen grauen. Was wird das werden? werden die Jünger gedacht haben, wenn sie ein Hundert nach dem andern so lagerten, in Ordnung brachten und zählten bis auf fünf tausend. Welch ein Schreck für den Unglauben! welche Freude für Jesus, wenn Er so Viele zu speisen hat! Je mehr, je lieber, heißt es bei Ihm - desto größer Seine Herrlichkeit. O wenn Ihm doch unser Kleinglaube diese gönnte! - Seht Ihm doch zu, wie Er es macht, was Er nun thut vor den verlegnen Jüngern.

Jesus nahm die Brode, dankte, und gab sie den Jüngern, die Jünger aber denen, die sich gelagert hatten; desgleichen auch von den Fischen, so viel sie wollten. Ja, seht noch einmal, wie Er es machte: Er nahm die Brode und dankte - das war Alles, was Er that, und es war geholfen. Nimm, was da ist, und danke, und es wird reichen, wird sättigen, deine fünf Kinder oder fünf tausend Menschen, gleichviel; Ihm ist nichts zu viel und nichts zu wenig. Der Mensch lebt nicht vom Brod allein, sondern vom Worte Gottes - das kann auch sättigen, segnen, und aus der Noth helfen, denn es verheißt uns Alles, was wir brauchen und bitten im Namen Jesu. Es läßt uns nimmermehr verhungern. So wie der Heiland dankte, segnete, kam ein Segen, eine Sättigung in die fünf Brode und zwei Fische, und dazu eine sich vermehrende Kraft, daß sie unter den Händen der Jünger wuchsen, und so wie sie sie theilten und abbrachen, immer größer, oder nie kleines wurden; daß sie aus fünf Broden fünftausend Stücke abbrechen konnten, und noch übrig blieb.

Warum dankt denn Jesus? Weil Er schon sah mit Seinen Augen, was erst geschehen würde; weil Er schon hatte in Seinem Gemüthe: die Erhörung, den Segen der Vermehrung; weil Er schon gewiß war der Erhörung und der Sättigung der Tausende. Er hat es ja oft so gemacht - Beim Grabe des Freundes Lazarus dankte Er ja auch, als wäre er schon lebendig, da er noch von Fäulniß übel roch. So will Er's haben, so soll s der Glaube machen; er soll nicht zweifeln, sondern gewiß seyn, was er bittet, das sey schon da, dafür ist nur zu danken, und sich fest daran zu halten, als sähe man es schon. O wie viel Noth und Kummer, Sorge und Jammerklagen könnten sich die Menschen ersparen, wenn sie auf den Heiland sahen, und es Ihm nachmachten! wenn sie dem Worte Gottes glaubten, und dankten für das, was Gott so gewiß versprochen hat; daß Himmel und Erde eher vergehen wird, als daß Er nicht halten sollte, was Er verspricht. Der Unglaube macht alle Noth und theure Zeit. Der Glaube dankt und preiset Gott, wo der Unglaube weint und heult, und fast vergeht vor Noth und Jammer.

Liebe Mutter, lieber Vater! hast du wenige Brosamen oder gar keine für deine hungernden Kinderchen, und nicht den Glaubensmuth, von Gott zu nehmen und gleich zum voraus zu danken, als wäre schon geholfen, so gieb deine Brosamen oder deine Noth dem Herrn Jesu in die Hand, und bitte Ihn, daß Er sie segne, und dem Vater danke - Er lebet noch, Er vertritt uns noch beim Vater, Er sieht deine Noth, deine Armuth, Er ist noch unser Fürsprecher, Er nimmt sich ewig unserer Noth und Armuth an, als wäre sie die Seine - Er liebt uns und sorgt noch eben so für uns, wie für die fünf tausend, die Ihm in die Wüste folgten und Ihn hörten. Ihn jammert noch heut zu Tage des Armen, der ohne Brod verschmachten müßte, wenn Er nicht segnete. Das glaube gewiß, und zweifle nicht; geh in deine Kammer, oder fall mit den Deinigen nieder, bitte Ihn, gieb Ihm all das Deinige in Seine segnenden Hände, und laß Ihn walten, Er wird sich so verhalten, daß du dich wundern wirst.

Ist es aber in Hinsicht des leiblichen Brodes und aller zeitlichen Noth so, warum nicht vielmehr mit der geistlichen Noth, wenn es dir an Brod des Lebens, an Nahrung des Geistes, fehlt? Er ist ja selbst das Brod des Lebens, das vom Himmel gekommen ist, und der Welt das Leben giebt. Wenn du hungerst und dürstest nach Gerechtigkeit und Heil, selig bist du, denn Er wird dich sättigen. Er ist deine Gerechtigkeit und dein Heil. Sollte Er Seine Kinder, Seine Erlösten, Seine Schäflein verhungern lassen, verschmachten lassen auf dem Wege des Heils? Könnte auch eine Mutter ihres Kindleins vergessen, und es verschmachten lassen - so kann doch Er es nicht, denn in Seine Hände hat Er dich gezeichnet; in Seinem Herzen und in Seinen Wunden liegst du Ihm - Er hat dich theuer erkauft - du bist Sein, und Er dein - glaube, und zweifle nicht.

Da sie aber satt waren sprach Er zu Seinen Jüngern: Sammelt die übrigen Brocken, daß nichts umkomme. Wie haushälterisch, wie sparsam geht der Heiland mit dem gesegneten Brode um - wie will Er keine Brosame umkommen lassen! Ein Beispiel hat Er uns gegeben, daß wir es Ihm nachmachen sollen, daß wir weder im Leiblichen noch Geistlichen ein Brosamlein, daß Er uns bescheret und erbeten hat, verderben oder unbenutzt liegen lassen; keinen zeitlichen Segen, keine Gabe, kein Wort aus Seinem Munde gering achten oder vergessen sollen. Wenn auch der Segen groß, der Gaben viele sind, die Er darreicht, so sollen wir dennoch haushälterisch damit umgehen; denn es kommt wieder eine Zeit der Noth und Armuth; die muß sich bei uns immer wieder einstellen; wir können im Geistlichen und Leiblichen den Reichthum, den Ueberfluß, große Segnungen nicht ertragen - wir müssen bald wieder Noth und Mangel haben. Da sind denn die übergebliebenen und sorgfältig aufgesparten Brosamen gut. Wer aber die übrigen Brosamen nicht achtet, weil er nun eben gar so reich ist an Segen und Gaben, und sie deswegen wegwirft und umkommen läßt, der wird bald größern Mangel leiden, als zuvor, und in heiße Noth versetzt werden. Es ist nicht alle Tage Festtag, Hochzeitstag - es kommen auch Fasttage, wenn der Bräutigam von uns genommen wird; da müssen wir fasten, hungern, schmachten - und da sind übergebliebene, sorgsam aufgehobene Brosamen sehr gut und erquicklich. Wenn du also einen guten Tag, ein geistliches Fest, einen Hochzeitstag hast, wo der Bräutigam dir vom besten Wein zu trinken und Himmelsbrod reichlich zu essen giebt, daß noch übrig bleibt, so sammle die Brosamen, die Tröpflein fleißig, und verwahre sie sorgfältig, denn morgen oder übermorgen fällt gewöhnlich ein Fasttag, eine magre Zeit ein; es kommen Prüfungen, Versuchungen - Dürre, Trockenheit, Geisteszucht - da bist du froh um die Brosamen und Wein-Tröpflein, die dir am guten Tage übrig blieben. Bist du aber verschwenderisch und achtest der Gaben nicht, wenn du gerade satt und trunken bist, so wird dich der darauffolgende Mangel schrecklich drücken, und dich zum Verschmachten quälen.

Da sammelten sie, und fülleten zwölf Körbe mit Brocken von den fünf Gerstenbroden, die überblieben denen, die gespeiset worden. Das wäre Alles verloren gegangen, wenn sie nicht gesammelt hatten; und sie hätten es kaum gethan, wenn's der Heiland nicht befohlen hatte; denn sie waren satt, und dachten: Er kann morgen wieder ein Wunder wirken, bei Ihm hat es keine Noth, was sollen wir die Brosamen achten. Er macht wieder neues, frisches Brod, das schmeckt besser. Wäre es nicht Schade, wenn zwölf Körbe voll Brosamen so liegen geblieben und umgekommen wären? Und wer hätte geglaubt, daß es, da sie so einzeln herumlagen, so viele wären? sammle, sammle nur fleißig jede Brosame, du wirst es sehen, wie viel Segen der Herr mehr giebt, als man nöthig hat, und daß Er heute gleich auch für morgen giebt. Sie sollten nämlich durch das Sammeln der Brode sehen, daß der Heiland nicht sparsam, nicht nur zur Noth, sondern überschwänglich giebt, mehr, als man bittet und versteht; daß das Wunder groß war, und nicht kärglich; daß mehr überblieb, als vorher da war. Denn die fünf Gerstenbrode waren doch gewiß nicht so groß, daß sie zwölf Körbe gefüllt hätten. Und diese gesegneten Brocken haben gewiß mehr gesättiget, als die fünf ungesegneten Brode es gethan haben würden. Die größte Noth und Armuth entsteht gewöhnlich dadurch, daß die leiblich- und geistlich Armen den Segen und Ueberfluß, wenn er da ist, nicht zu schätzen und zu bewahren wissen, nicht sammeln, was überbleibt, sondern in ihrer Sattheit umkommen lassen.

Da nun die Menschen, die Tausende, das Zeichen sahen, das Jesus that, sprachen sie: Das ist wahrlich der Prophet, der in die Welt kommen soll. Wenn man satt ist, glaubt und bekennt man - aber hernach, wenn Noth und Mangel eintritt, oder gar Verfolgung, Kreuz und Schmach erfolgt, da schreit man: An's Kreuz mit ihm! oder doch: Ich kenne den Menschen nicht! oder es erfüllt Kleinglaube, Verzagtheit und Schwachheit das Herz. Der Heiland nahm das so an; aber Er tadelte sie nachher, und sagte ihnen, als sie Ihm über's Meer nachliefen, geradezu: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, ihr suchet mich nicht darum, daß ihr Zeichen gesehen habt, sondern daß ihr von dem Brod gegessen habt, und seyd satt geworden. Das hat so gut geschmeckt, daß sie es alle Tage so hätten haben mögen. Deswegen hielten sie Ihn für den erwarteten Propheten, so lange sie Brod von Ihm erhielten; aber nachher, da Er ihnen vom geistlichen Brode, und von unvergänglicher Speise, die Er ihnen geben wolle, sagte; daß sie Ihn selbst, Sein Fleisch und Blut essen müßten, da hieß es, das sind harte Reden, wer kann sie tragen, und verließen Ihn Alle, und gingen hinter sich - da war Er nicht mehr der geliebte Prophet, der kommen sollte; da schien Er ein unerträglicher, ungenießbarer Mann, bei dem man es nicht länger aushalten könne. Sie haben es auch deutlich genug ausgesprochen, daß sie einen Brod-Messias möchten, der alle Tage Brod regnen, und ihnen in den Mund fallen lassen sollte, wie Moses das Manna ihren Vätern in der Wüste gab. Wie viele Christen glauben und bekennen Christum, so lange es ihnen geistlich und leiblich wohl geht; aber wenn es schlecht geht, verläugnen sie Ihn, oder werden doch kalt oder gar lau gegen Ihn! - So eifrig sie jetzt scheinen und schreien: „Dieser ist der Prophet, der Messias“! so zwar, daß sie Ihn gleich als König ausrufen wollten, so traute ihnen Jesus doch nicht, sondern:

Da Jesus merkte, daß sie kommen würden, und Ihn haschen, und greifen, daß sie Ihn zum Könige machten, entwich Er abermal auf den Berg, Er selbst alleine. Er suchte nicht Seine Ehre, nicht ein irdisches Königreich - alle Reiche der Welt sind ja ohnehin Sein. Er suchte Seines Vaters Ehre, das Kreuz-Reich, die Dornen-Krone, den beschabten Purpurmantel, die Geißeln, die Nägel durch Hände und Füße suchte Er; der verspottete Juden-König, am Kreuze unter Mördern sterbend, wollte Er werden. Er suchte die Schmach, die Schande, den Spott und die Verachtung; ja der Allerverachtetste und Unwertheste wollte Er werden, den sie für nichts achteten, sondern für einen hielten, der von Gott geschlagen und verlassen sey. Solche Gedanken trug Er in sich herum, auch wenn Er Wunder und Zeichen that und davon konnten Ihn die fünftausend, die Ihm die Ehre anboten, Ihn zum irdischen König zu machen, nicht abbringen. Er wollte nicht durch Wunder, sondern durch Leiden und Sterben, durch Kreuz und Tod in Seine Herrlichkeit, in die himmlische, nicht in die irdische eingehen, um uns da selber einzuführen. So floh der Anbetungswürdigste, der aller Ehre wertheste die Ehre, und entwich allein auf einen Berg, um da zu beten. Wenn dich die Menschen ehren und loben, erheben und rühmen, so flieh sie wie die Pest, entweich allein in dein Kämmerlein, oder in den Busch, und beuge dich um so tiefer vor Gott, bekenne deine Sünden und bitte um Gnade, die Ehre der Menschen zu verachten, und die Ehre bei Gott zu suchen. Nichts vergiftet mehr, als die Ehre der Welt, sie bläht und stürzet in's Verderben. O Herr! gieb Demuth, Herzens - Zerknirschung und Glauben - den Blick auf deine Schmach und dein Kreuz, daß wir dich mehr lieben, als alle Ehre der Welt. Amen.

Jesu, wahres Lebensbrod,
Labsal in der größten Noth,
Der Du Leib und Seel' ernährest,
Und mir Speis' und Trank bescherest,
Speise mich mit Himmelsbrod,
Sey mir Leben auch im Tod.
Hier in dieser Wüsteney
Find ich nichts als leere Spreu,
Bittres Wasser, herbe Speise
Ist die Kost auf meiner Reise,
Drum bereite mir den Tisch,
Daß sich Herz und Geist erfrisch'.

Theil in meinem Herzenshaus
Dein verborgnes Manna aus,
Laß Dein reichlich Brünnlein stießen
Und sich in mein Herz ergießen,
Daß das Lebenswasser mich
Stärk und labe süßiglich.
Denn ein Brosam Deiner Kraft
Und ein Tröpflein von dem Saft,
Der aus Deinem Herzen quillet,
Und des Geistes Hunger stillet,
Ist mir lieber als ein Meer
Dessen, was die Welt giebt her.