Evang. Luc. 1, 37 - 80.
Johannes Geburt.
Der Mann, von dem der Größte sagte (Matth. 11, 12.): Es ist kein Größerer vom Weibe geboren als er, ist wohl unserer Betrachtung werth, besonders, da wir nicht so fast auf ihn, als auf den, um deßwillen er war, und auf die wunderbare Gnade Gottes sehen, die ihn führte und groß machte, und also nicht ihm, sondern Gott die Ehre geben, von dem und durch den und zu dem alle Dinge sind. Wir wollen ihn zuerst in seiner Geburt, dann in seinem Amt am Jordan, und endlich in seinem Tode betrachten.
Erstens: Wunder geschahen bei seiner Empfängniß und Geburt. Eine unfruchtbare Mutter hatte ihn offenbar, wie die Hanna ihren Samuel von Gott erbeten. Beide, Vater und Mutter wohl betagt, konnten kein Kind mehr erwarten, aber sie hatten oft darum geseufzet, und Gott, der Gebete erhört, und thut, was die Gottesfürchtigen begehren, machte auch ihnen noch die Freude, daß sie in ihrem hohen Alter ein Kind - ein so außerordentliches Kind erhielten, was sie gewiß nicht erwarteten. Ein Engel erschien dem frommen Vater im Tempel, da er Priesteramts pflegte, und kündigte ihm an, daß sein Gebet erhört sey - also hat er darum gebetet - daß ihm sein Weib Elisabeth einen Sohn gebären würde, dessen Namen er Johannes heißen sollte. Auch von ihm hieß es: er wird groß seyn vor dem Herrn - nicht der große Herr der sollte nach ihm kommen, obwohl Er vor ihm und größer als er war. - Auch das wurde vorausgesagt, daß Er schon im Mutterleibe mit heiligem Geiste erfüllt werde, was unsers Wissens nach Keinem vor ihm und nach ihm widerfahren ist. Aber da er dem Heiligen und Geliebtesten Gottes vorlaufen und Bahn machen sollte, so mußte wohl so was geschehen. Denn er sollte die Kinder Israel zu dem Herrn, ihrem Gott bekehren, und das war ein schweres Stück Arbeit, dazu wurde ein schon im Mutterleib mit heiligem Geist erfüllter Mann erfordert. Nun laufen sie in's Predigtamt, ohne weder vor noch nach ihrer Geburt, weder vor noch in ihrem Amte nach dem heiligen Geist zu fragen - sondern verlassen sich auf ihre Vernunft und Kraft, auf ihr bißchen Wissen und Studieren, und wollen so dem Herrn zurichten ein bereit Volk!
Der Vater Zacharias konnte nicht glauben, darum wurde er mit Stummheit gestraft bis zur Geburt des Sohnes. Den Glauben hat Gott nie gestraft, aber allezeit den Unglauben, der seine Strafe schon in sich tragt, weil er alle Redner heute noch stumm macht, daß sie nicht reden können, wie sie sollen, so daß es besser wäre, sie schwiegen gar, und ihre Zungen wären ihnen gelähmt. Glaube oder schweige.
Da nun die Zeit kam, daß Elisabeth das mit heiligem Geist erfüllte Kind gebären sollte - rühmte sie die Barmherzigkeit des Herrn, der sie angesehn und ihre Schmach (der „Unfruchtbarkeit“) unter den Menschen (wohlgemerkt!) von ihr genommen hätte. Bei dem Streit, ob der Knabe Zacharias, wie sein Vater, oder Johannes heißen sollte, und der Vater noch nicht reden konnte, wollte er auf ein Täfelchen schreiben und indem er schrieb, löste sich seine Zunge, und er schrieb und sprach zugleich: Johannes ist sein Name! daß sich Alle verwunderten und daraus schlössen, daß aus diesem Kinde etwas Besonders werden müsse, denn die Hand des Herrn wäre mit ihm. Sein Vater aber, wenn er gleich wegen seines Unglaubens gezüchtigt wurde, war deßwegen nicht verworfen - denn, wen der Herr lieb hat, den züchtigt Er - aber nicht, um ihn zu verderben, sondern desto mehr zu begnadigen - darum wurde er auch gleich wieder mit heiligem Geiste erfüllt, weissagte und lobte Gott im rechten Geiste, indem er große Freude bezeugte, daß Gott Sein Volk - nicht nur ihn und sein Haus - heimgesucht und erlöset hätte. Er sah schon das Hörn des Heils aufgerichtet im Hause Davids, sah erfüllt die Verheißungen der Propheten, die Errettung von den Feinden und der Hand Aller, die Gottes Volk hasseten; sah, daß Gott an Seinen Bund, mit den Vätern gemacht, gedenke, und den Eid, den Er Abraham geschworen hat, treulich halte, daß sie ohne Furcht Ihm dienen könnten in Heiligkeit und Gerechtigkeit vor Seinem Angesicht, ihr Lebenlang.
Nun, nachdem er seine Freude über die Erlösung Aller, ausgesprochen, wandte er sich auch zu seinem Kinde und weissagte über dasselbe, daß es ein Prophet des Höchsten heißen, vor dem Herrn hergehen und Ihm den Weg bereiten würde, Erkenntniß des Heils Seinem Volke zu geben, welche (wie wohl zu merken) in Vergebung der Sünden bestehe - denn wer Vergebung der Sünden hat, erkennt das Heil, das Christus uns erworben. Das ist unser Heil und unsere Seligkeit, die Ihn Sein Blut und Leben gekostet hat. Er schreibt dieses alles nur der herzlichen Barmherzigkeit Gottes zu, durch die uns besuchet hat der Aufgang aus der Höhe, das Licht vom Himmel, die Sonne der Gerechtigkeit, die Quelle des Lichts, - um zu erscheinen denen, die in Finsterniß und Todesschatten sitzen, und zu richten ihre Füße auf den Weg des Friedens. - Alles voll Geist und Wahrheit, voll Licht und Leben. So geistreich spricht der neun Monate lang stumme Mann. Wäre es nicht besser. Mancher wäre erst einige Jahre stumm, und schwiege gar, bis ihm der heilige Geist die Zunge lösete und eingäbe, wie er reden sollte; nur wer schweigen gelernt hat, darf reden. Wer durch stille seyn und harren Glauben gelernt hat und voll heiligen Geistes geworden ist, der darf zeugen von der erfahrenen oder ihm geoffenbarten Wahrheit. Unselige Schwätzer, die ohne Weiteres laufen und predigen, ehe sie geglaubt und erfahren haben, was sie plaudern.
Das Kindlein, das so wunderbar empfangen, im Mutterleib mit Geist erfüllt war, und bei seiner Beschneidung so gesegnet war, wuchs und ward stark im Geist und war in der Wüste, in der Einsamkeit erzogen, bis daß er sollte hervortreten vor das Volk Israel - bis er gewachsen und berufen und seine Zeit zu predigen erfüllt war. Seine außerordentlichen Werkzeuge hat Gott gewöhnlich in der Wüste oder Einsamkeit erzogen und tüchtig gemacht, Moses, Elias, Johannes, Christus. Wie ganz anders bereiten sie sich jetzt zum Predigtamte vor! Möchten sie auch mehr hinein, statt hinausschauen und laufen, mehr einkehren, als sich hinauskehren, die Fülle des Geistes im Kämmerlein suchen, statt der Vielwisserei und Neugierde Nahrung zu verschaffen. Möchten sie, wie Johannes als Kind schon im Geiste wachsen und erstarken, ehe sie hervortreten und die Welt bekehren oder aufklären wollen! Es ist uns nichts nöthiger als stille seyn und harren, wenn wir im Geist erstarken wollen. Jes. 30, 15. Ps. 62, 2. 37, 7. Exod. 14, 14. Es ist aber der Natur nichts schwerer, besonders der jugendlichen, feurigen und neugierigen Natur, als daß sie auf Gott warten und sich von Ihm regieren lassen soll. Aber eben darum muß sie sterben und sich vom Herrn und Seinem Geiste erneuern lassen.
Zweitens: Nun da Johannes dreißig Jahre alt und so lange in der Wüste gewohnt und sich vorbereitet hatte, geschah der Befehl des Herrn zu ihm und forderte ihn auf, hervorzutreten, und in allen Gegenden um den Jordan die Taufe der Buße zur Vergebung der Sünden zu predigen, wie es Jesaias schon vorhergesagt hatte: Siehe, eine Stimme eines Predigers in der Wüste, bereitet den Weg des Herrn, und machet Seine Steige richtig, alle Thale rc. Und alles Fleisch wird den Heiland, das Heil Gottes sehen. Da sing sein Amt an, welches er mit aller Treue - ohne Ansehn der Person - verwaltete. Man fühlte ihm wohl ab, daß er die Redekunst nicht auf hohen Schulen nach menschlicher Weise gelernt hatte, denn er suchte nicht sich selbst zu predigen und die Zuhörer an sich zu ziehen, Bewunderung und Lob zu erobern, sondern sich selbst vergessend sah er nur auf das, was Allen Noth that, und was Gottes Wille war. Schon sein Aeußeres predigte Buße, er hatte ein Kleid von Kamelhaaren. und einen ledernen Gürtel um seine Lenden, aß Heuschrecken und wilden Honig - was er in der Wüste fand, ohne sich von der Hauptstadt niedliche Speisen kommen zu lassen. Darum lief zu ihm hinaus alles Volk von Jerusalem und dem ganzen jüdischen Lande, um den merkwürdigen Mann zu sehen und zu hören. Aber sie hörten von ihm, was sie nicht erwarteten und an ihren Predigern nicht gewohnt waren. Er schmeichelte ihnen wahrlich nicht, wenn er zu ihnen sprach: Ihr Otterngezüchte! Schlangenbrut! wer hat euch gewiesen (den Ausweg gezeigt) dem zukünftigen Zorn zu entrinnen? Kinder des Zorns sind Alle von Natur, Juden und Heiden, wie auch Paulus sagte, Eph. 2, 3. todt in Sünden und Uebertretungen. Wie kann man also einen gemischten Haufen der Zuhörer mit den schmeichelnden Worten anreden: Kinder Gottes! auserwählte, geliebte Gemeine des Herrn und dergleichen? Damit wird schon der ganzen Predigt die Kraft genommen, daß sie nicht treffen, nicht erwecken kann. Und welchen Weg zeigt denn Johannes, um dem künftigen Zorn zu entfliehen? Keinen andern als: Bringet würdige Früchte der Buße, und nehmet euch nicht vor zu sagen: wir haben Abraham zum Vater. Denn ich sage euch, Gott kann dem Abraham aus Steinen Kinder erwecken. Er braucht euch nicht. Es hilft euch nichts fleischlich von Abraham abzustammen, und sein Fleisch und Gebein zu haben, wenn ihr nicht seinen Geist, seinen Glauben und Glaubens-Gehorsam habt. Eben so wenig hilft es von frommen, christlichen Eltern abstammen, in der christlichen Kirche geboren und erzogen zu seyn, wenn man nicht den Sinn und Geist, das Leben und den Wandel, den Glauben und die Liebe Christi und der rechten Kirche hat, oder sich nicht vom Tode zum Leben erwecken läßt - so wird Gott Heiden rufen und erwecken, die Ihn nicht kennen, und so aus Steinen Kinder Gottes machen, da die Kinder des Reichs Steine sind und bleiben.
Er schärft seine Predigt noch mit den Drohungen des Gerichts: es ist schon die Art dem Baum an die Wurzel gelegt, welcher Baum nicht gute Früchte bringt, wird abgehauen und in's Feuer geworfen. Und noch schärfer: Er, der nun schon mitten unter euch getreten ist, der Messias - hat Seine Wurfschaufel in Seiner Hand - wird Seine Tenne (die Kirche) fegen und den Weizen in Seine Scheuer sammeln, aber die Spreu wird Er verbrennen mit unauslöschlichem Feuer. Weizen oder Spreu sind die Zuhörer; der Himmel oder der Gluthofen ist ihnen bereitet, wie sie wollen, je nachdem sie die Predigt annehmen oder verwerfen. Einige bekannten ihre Sünden und ließen sich von ihm taufen - fragten: Was müssen wir thun? Und er sagte Jedem, was er zu thun habe, um der Wurfschaufel, der Art, und dem zukünftigen Zorne zu entgehen. Geizige und Selbstsüchtige, Betrüger und Zöllner, Soldaten und alle Sünder mußten hören, was ihnen zum Heile dienen und sie retten konnte. Er schonte Keinen, um Alle zu verschonen - er strafte Alle, um Alle zum Heiland zu weisen oder selig zu machen. Wer die Zuhörer verschont mit der Wahrheit, prediget sie in die Hölle; wer ihnen die Art, die Wurfschaufel und den zukünftigen Zorn des Richters nicht zeigt, liefert sie ihm in die Hände, daß sie ohne Rettung verloren gehen. Wer sie nicht schont, sondern ihnen ihre Sünde aufdeckt und vorhält, rettet sie und weist sie zum Heiland, zu den Wunden und zum Kreuze, wo sie statt der Axt, der Wurfschaufel und des Zorns, Gnade, Vergebung und Seligkeit finden. Denn Johannes zeigte seinen Zuhörern nicht nur diese fürchterlichen Instrumente des Richters, sondern auch das Lamm, das die Sünde der Welt hinwegnimmt. Joh. 1, 29. 36. Er wollte sie nicht bloß schrecken und verzweifelt machen, sondern aufschrecken, aufwecken vom Sündenschlafe durch die schreckliche Axt und Wurfschaufel, und dann zum Heiland, zum Lamme fuhren, als den rechten Wegbereiter und Führer zum Leben. Die Erschrockenen tröstete er wieder, den Fragenden nach Heil zeigte er den Weg zum Heil - den Heiland.
Ist er nicht groß gewesen dieser Zeuge der Wahrheit, dieser ächte Wegbereiter und Vorläufer des Messias, wie schon der Engel sagte: Er wird groß seyn vor dem Herrn? Und in seinen Augen war er so klein, so gar nichts, wie wir im Evangelio am vierten Advent über Joh. 1, 19. f. betrachtet haben, was wir hier nicht wiederholen wollen.
Drittens: Seine Größe zeigt sich aber noch mehr in seinem Tode und bis in den Tod. Er predigte nemlich nicht nur in der Wüste, den Zöllnern, dem Pöbel, und den gemeinen Sündern ernste Buße und Besserung, er predigte auch am Hofe, den vornehmen Sündern und selbst dem Könige Herodes und der Herodias dieselbe Predigt in demselben Styl. - Es ist dir nicht erlaubt, deines Bruders Weib zu haben;„ sagte er dem großen Sünder, wie dem gemeinen Ehebrecher - ohne Ausnahme, ohne seinen Ton, und seine Sprache zu ändern oder zu verschönern. Für diese Hofpredigt wurde er aber nicht besoldet, sondern er mußte sie bezahlen - mit seinem Kopfe und Leben. Das war der Orden, den er für die Wahrheits- und Bußpredigt erhielt - der Kreuzorden. Denn Herodes, da er von ihm gestraft ward um Herodias willen, und um alles Nebels willen, das Herodes that, legte noch über Alles Johannen gefangen. Luc. 3, 19. Es giebt wenige Große, die man ungestraft strafen darf um ihrer Sünden willen. Darum strafen die Prediger nicht, weil sie die Strafe furchten, sie wollen lieber in die Strafe und in das Gericht Gottes fallen. Hesek. 33. Johannes fürchtete Gott und Gottes Zorn mehr, als den Zorn des Herodes und der Herodias. - Aber er mußte gefangen sitzen - und konnte also nicht mehr predigen - und hat sich seines Wirkungskreises beraubt, durch seine unkluge Predigt, die doch nichts geholfen hat?“ So spricht die kluge Vernunft, die Gott nicht unterthan ist, sie vermag es auch nicht. Aber Johannes ließ sich nicht von seiner Vernunft, sondern vom heiligen Geiste und von dem leiten, der ihn gesandt hat; und seine Predigt, so wie sein Gefängniß und Martertod hat mehr gewirkt und wirkt noch mehr, als alle klugen Redner, die dem Laster, besonders der Vornehmen lieber eine Lobrede, als eine Strafpredigt halten, und sorgfältig einlenken oder um den heißen Brei herumgehen, um sich den Mund nicht zu verbrennen, um ja nicht anzugreifen und nicht zu erbittern. Johannes ist groß, denn er wollte lieber im Gefängniß sitzen, als auf der Hofkanzel stehen, lieber in Banden, als an der königlichen Tafel sitzen, lieber seinen Kopf hergeben, als zur Sünde stillschweigen, und dem Laster schmeicheln.
Bei Hof kam bald eine schickliche Gelegenheit, den Bußprediger wegzuschaffen, sich seiner Zunge zu entledigen, - denn auch im Gefängnisse konnte ihn das böse Gewissen der Hofdame nicht dulden - er sollte von der Erde vertilgt werden - so lästig war ihr sogar der gefangene Wahrheits-Zeuge und derbe Hofprediger. Die Tochter tanzte - wer sollte es glauben? um das Haupt des Johannes - sie tanzte ihm den Kopf ab, und ihn in's Grab hin ein. Schrecklicher Tanz! - So tanzt die Welt die Wahrheits-Zeugen nieder - o wenn nur mehrere wären, die ihre Rache und Feindschaft so sich zuzögen, und Wenige, die sie mit Ehrenzeichen für ihre charmanten. Predigten belohnen zu müssen glaubt! Zwar das Mägdlein wußte nicht, was sie that, aber die gottlose Mutter, das rachgierige Weib benutzte die eitle Kunst ihrer Tochter, um den größten vom Weibe Gebornen aus der Welt zu schaffen, der sie doch auch nur retten wollte mit seinem Zeugnisse der Wahrheit. Er ward enthauptet im Kerker, und sein Haupt auf einer Schüssel der blutdürstigen Ehebrecherin gebracht, daß sie sich daran weiden konnte. Das war ihr die liebste Speise bei der königlichen Tafel.
Er aber, der große Mann, starb so stille im Kerker, so unerwartet, - und Gott thut, als wenn Er es nicht sähe und nichts von diesem Manne wüßte. Im Mutterleib hat Er ihn schon mit heiligem Geiste erfüllt - im Gefängniß und Tode scheint Er ihn verlassen und vergessen zu haben. Selbst Christus, der nun schon im Lande umherging und Wunder wirkte, allen Leidenden half, geht nicht hin, und rettet Seinen Vetter aus dem Gefängnisse und vom Tode - wie leicht hätte Er das bei Herodes auswirken können, wenn Er ihm eine Strafpredigt gehalten, oder ein Wunder gewirkt hätte. So führt Gott die Seinen - wunderlich - aber doch seliglich - Johannes hatte sein Amt ausgerichtet, das Seinige gethan, nun soll er die Wahrheit, die er im Leben gepredigt, auch mit dem Tode versiegeln und als ein treuer Zeuge Jesu sterben; womit er die Wahrheit und Gott mehr verherrlichte, als wenn er durch Wunder und Zeichen von Gefängniß und Tod errettet worden wäre. Sein Tod war herrlicher als sein längeres Leben gewesen wäre, da es nun einmal Zeit war, daß er abnehme, und der nach ihm kam, obwohl Er vor ihm gewesen war, wachsen mußte.
Wenn wir nun Alles zusammen fassen, was mit Johannes in seiner Geburt, in seinem Amt und Tode geschah, so müssen wir ausrufen: Wunderbar und herrlich ist Gott in Seinen Heiligen. Gelobt sey Er, der solche Gnade den Menschen gegeben und uns solche Beispiele Seiner Güte und Liebe, Seiner Kraft und herrlichen Macht in den Schwachen vor Augen stellt, so daß wir keine Entschuldigung haben, wenn wir nicht Alles auf Ihn wagen, und uns Ihm ganz und unbedingt, ohne Vorbehalt und Ausnahme hingeben zu Seinem Dienst und zu Seiner Ehre.
Ihr Zeugen alle vom Kreuzesreich!
Um Jesu Wunden willen flehn wir euch:
Laßt die erste Liebe nicht aus dem Herzen,
Denn man vermißt sie mit tausend Schmerzen
Und Todesangst.
Jesum verlor'n am Kreuzesholz,
Wo Er aus Liebe für uns zerschmolz;
Jesum aus den Augen und aus dem Herzen.
Macht die Seele voll Höllenschmerzen;
Ja das weiß Gott!
Wollt ihr Posaunen der Gnade seyn,
Räumt euch der Gnade erst selber ein;
Werdet durch die Wunden, die ihr verkündigt.
Selbst mit Gott ausgesöhnt und entsündigt.
Darnach bekennt!
Lebt man, so zeugt man mit aller Kraft,
Die mit Widerhaken im Herzen haft;
Geht man aus der Hütte das Lamm zu küssen,
So wird noch der letzte Blick zeugen müssen,
Daß man geglaubt.
Kommt, werft euch zu'n Füßen des Heilands darnieder,
Der Aeltester ist aller Schwestern und Brüder,
Und nehmet umsonst aus der Fülle der Gnade;
Dann dient Ihm und gehet getrost eure Pfade!
Hier hast Du uns Alle zu Deinen Befehlen;
Je mehr Du befiehlst, je mehr Siege wir zählen.
Denn Deine Befehle sind so viel Versprechen,
Durch alle verhauenen Bahnen zu brechen.
Geschwister, wir geben uns Herzen und Hände
Zum Treuseyn bei Jesu durch alle Gewände,
Wo Er uns und unsre verbundnen Gesellen
Zum Säen und Erbten hat wollen bestellen,
Du aber, o heilige Gottes Gemeine!
Gedenke der Zeugen und brenne und scheine!