Evang. Luc. 18, 31-43
Von Jesu Leiden und dem Blinden zu Jericho.
Der Herr Jesus nahm einmal wieder die zwölf Jünger besonders vor; denn Er hatte ihnen ein Geheimniß von der größten Wichtigkeit zu sagen. Sie sollten wissen, daß Er alle Dinge weiß, was in der Zukunft geschehen wird; daß Ihm besonders nichts von ungefähr begegnen könne, das Er nicht voraussehe; daß nichts wider Sein Wissen und Seinen Willen über Ihn komme; daß Alles von Ewigkeit bedacht und von Ihm und Seinem Vater in Ihrem unerforschlichen Rache ausgemacht und bestimmt war. Und da war nun gerade Sein Leiden und Sterben so wie Seine Auferstehung das Allerwichtigste für die ganze Welt. Wie Er einmal gesagt hat: Niemand nimmt mein Leben von mir, ich lasse es freiwillig, so wollte Er Seinen Jüngern beweisen, daß es also sey, darum sprach Er zu ihnen: Sehet wir gehen gen Jerusalem, und es wird Alles vollendet werden, das geschrieben ist durch die Propheten von des Menschen Sohn. Also im vollen Bewußtseyn und klarem Voraussehen aller der Leiden die in Jerusalem Seiner warteten, ging Er dahin. Alles was in der Bibel geschrieben steht von dem, was der Messias leiden sollte, stand vor Seinem Blicke lebendig da; und mit gänzlicher Ergebung und inniger Bereitwilligkeit, alle diese Leiden auf sich zu nehmen, über sich ergehen zu lassen, ging Er ihnen entgegen; nicht weil er mußte oder ihnen nicht ausweichen konnte, sondern weil er wollte, weil es des Vaters Wille, und in der Schrift so vorausverkündigt war, um die Schrift zu erfüllen. Er ist nicht blindlings und unvorhergesehen in Seine Leiden und in Seinen Tod hineingelaufen; nein, er wußte und wollte es so; es war vorbedachter Rath und volle Uebereinstimmung mit Seinem Vater. Das sagte Er den Jüngern, daß sie es wüßten und uns bezeugen könnten, daß sie hernach daran denken und glauben sollten: Er hat sich selbst dahingegeben, und Sein Leben freiwillig gelassen für uns - hat sich selbst geopfert und mit Einem Opfer auf ewig vollendet, alle, die da selig werden.
Dasselbe gilt auch vom Vater: Also hat Gott die Welt geliebt, daß Er Seinen Eingebornen dahingab - man hat Ihn Ihm nicht genommen und abgezwungen - nein, Er hat gewußt, wohin Er Ihn sendet, als Er Ihn in die Welt sandte; hat gewußt, was Ihm da begegnen würde; es war vorher bedacht und beschlossen, so sollt' es Ihm gehen; darum heißt Christus das Lamm, das von Anbeginn geschlachtet, von Ewigkeit dazu bestimmt war, daß es sterben, und durch Leiden und Sterben die Menschen erlösen sollte. So hat uns der Vater, so der Sohn uns geliebt, daß Keiner, der an Ihn glaubt, sollte verloren gehen, sondern das ewige Leben haben. Darum sagt Er, da Ihn Gott in die Welt einführt: Siehe ich komme, Deinen Willen, mein Gott, thue ich gern - und in diesem sich opfernden Willen sind wir geheiligt.
So sollen aber auch wir - nachdem wir durch diesen Willen, durch dieses willige Leiden Jesu, erlöset und geheiliget sind, dem Leiden, der Schmach und aller Trübsal oder Verfolgung, die um Christi willen oder nach Gottes heiligem Willen über uns kommt, entgegen gehen; denn es steht auch für uns geschrieben, daß wir nur durch Trübsal und Leiden in das Reich Gottes eingehen können; daß wir in der Nachfolge Jesu unser Kreuz auf uns nehmen, und uns selbst verläugnen sollen; daß wir um des Namens Jesu willen gehaßt, verfolgt und geschmäht werden sollen. - Seht, muß es bei allen Gläubigen, sobald sie Christo sich ergeben haben, heißen: Seht, wir gehen Christo nach, und es muß Alles erfüllt werden, was Er und Seine Apostel gesprochen und geschrieben haben von den Leiden und Verfolgungen, die Seine Jünger treffen sollen.
Der Herr sprach weiter zu Seinen Jüngern: Er wird überantwortet werden den Heiden, und wird verspottet und geschmähet und verspeiet werden, und sie werden ihn geißeln und tödten, und am dritten Tage wird er wieder auferstehen. Da Er ein wahrer Mensch war, und menschliche Natur, also Gefühl wie wir hatte, wie muß Ihm gewesen seyn, da Er dieses Alles so voraussah und haarklein voraussah, wie es Ihm dabei gehen und seyn würde - im blutigen Oelgarten, die Angst des Todes, die Betrübniß Seiner Seele bis zum Tode, das Zittern und Zagen, der Blutschweiß, das Hinsinken zur Erde, den bittern Kelch - die Schwachheit und Schläfrigkeit Seiner Jünger, den Verrath und falschen Kuß des Judas, das Fangen und Binden der Priesterknechte und Schaar - das Davonlaufen Seiner Jünger, das Synedrium und Sein Todesurtheil aus dem Munde der Hohenpriester und Aeltesten des Volkes, welches zu erlösen Er gekommen war, die Verläugnung Petri - das Ueberliefern in die Hände des Heiden, des schwachen Pilatus, die Anklagen Seiner Feinde, das Geschrei des Volkes: an's Kreuz mit Ihm! den Barrabas an Seiner Seite und Ihm vorgezogen, den Mörder losgebeten und losgegeben, und sich selbst dahingegeben zum schmählichsten Tode, die grausame Geißelung und Krönung mit Dornen, die blutigen Wunden und das Zerreißen Seines Leibes, die Verhöhnung und Verspottung der Kriegsknechte - All dieses unbeschreibliche Leiden - und erst hernach am Kreuze - die Lästerungen aller Vorübergehenden und besonders der Häupter des Volkes, die Verlassung vom Vater und den schmerzlichsten Tod am Kreuze zwischen zwei Mördern! das Alles im Auge habend und vorausfühlend, ging Er gen Jerusalem hinauf. Welch ein Gang! welch eine Last auf dem Wege! Wem fällt da nicht ein:
Ein Lämmlein geht und trägt die Schuld
Der Welt und ihrer Kinder,
Es trägt und büßet in Geduld
Die Sünden aller Sünder;
Es geht dahin, wird matt und krank,
Ergiebt sich auf die Würgebank,
Beraubt sich aller Freuden.
Es nimmt auf sich Schmach, Hohn und Spott,
Angst, Wunden, Schlage, Kreuz und Tod,
Und spricht: - Ich will's gern leiden.“
Ich will's vor Augen setzen,
Mich stets daran ergötzen,
Ich sey auch wo ich sey.
Es soll mir seyn ein Spiegel
Der Unschuld, und ein Siegel
Der Lieb' und unverfälschten Treu'.
Hat Er so daran gedacht auf allen Seinen Wegen an die tiefen Leiden, womit Er uns erlösete, wie sollen wir auf allen unsern Wegen daran denken und nirgend und nie vergessen, wie viel es Ihn gekostet, daß wir erlöset sind.
Doch sah Er im Blick auf Seine Leiden auch zugleich auf Seine Auferstehung und Verherrlichung - das Ende und die Frucht Seiner Leiden. hinaus, welches wir bei Seinem und unserm Leiden auch nie aus dem Auge lassen sollen - daß Er durch Sein Leiden auch uns die Auferstehung und Herrlichkeit erworben, so daß wir, wenn wir mit Ihm leiden, auch mit Ihm herrschen werden; daß Er um unsrer Sünde willen gestorben, aber um unsrer Gerechtigkeit willen auferstanden ist.
Und was sagten die Jünger dazu, als Er ihnen dieses eröffnete? Sie aber vernahmen der Keines, und die Rede war ihnen verborgen, und wußten nicht, was das gesagt war. Arme Jünger! wie waret ihr noch so unverständig, so sinnlich und irdisch! es war doch so deutlich, so klar, daß es ein Kind hätte verstehen können; aber gerade dieser Kindessinn, der klüger ist, als die Alten, fehlte euch noch - und ihr hattet noch keine Lust zum Leiden, sondern Furcht und Angst vor Leiden und Sterben - und wozu man keine Lust und Freude hat, das will man nicht verstehen. Ihr hattet andre Gedanken und Wünsche, Hoffnungen und Erwartungen im Kopfe, wie ihr es oft verrathen habt; ihr dachtet vielmehr, durch euren Meister herrlich, groß, angesehn in der Welt, im Reiche des Messias zu werden, zu Seiner Rechten und zu Seiner Linken; ihr hofftet, es würde euch recht wohl gehen bei Ihm, wenn Er sich nun bald offenbaren und groß und herrlich auftreten würde - und nun redet Er von Leiden und Sterben, von Krönen und Geißeln, von Verspotten und Verspeien - das ging euch ja nicht ein - das war zu sehr gegen euren Sinn und eure Erwartung - darum war euch die Kreuzrede verborgen, und ihr wußtet nicht, was das gesagt war. So geht es aber noch heut zu Tage allen Mode-Christen, die auch sich ein herrliches, schönes, angenehmes, ehrenvolles Leben in Christo denken; die Christi Kreuz und Tod bloß zum Sündendeckel brauchen, um desto ruhiger und sicherer nach dem Fleische leben zu können. Die verstehen ebenso wenig, wenn Paulus sagt: - Ich bin mit Christo gekreuziget; ich bin der Welt ein Kreuz, und sie ist mir ein Kreuz; ich bezähme meinen Leib, und bringe ihn unter die Dienstbarkeit „Ich sterbe täglich“ rc. - und: - Die Christo angehören, die kreuzigen ihr Fleisch sammt seinen Lüsten und Begierden.“ Das Wort ist ihnen ganz verborgen und sie wollen davon nicht wissen - wollen sich nur auf Christi Verdienst verlassen, und dabei das Kreuz Christi hassen; wie Paulus mit Thränen sagte: Viele wandeln als Feinde des Kreuzes Christi, die irdisch gesinnt sind, deren Gott der Bauch ist.
Darum ist es eine große Sache, das Geheimniß des Kreuzes Christi erkennen. Es ist ein Geheimniß; es muß geoffenbart werden. Die Jünger wandelten drei Jahre mit Jesu, hörten, sahen Ihn Tag und Nacht, und verstanden das Geheimniß nicht, es war ihnen verborgen. Es muß erbeten seyn; es muß der heilige Geist erst kommen und es ausschließen, daß man an Christi Kreuz recht glaubt, und es auch liebt - glaubt, zur Gerechtigkeit und Vergebung der Sünden, und liebt, zur Heiligung und Nachfolge, auf daß man wie Paulus Alles für Schaden achtet und Dreck, um der erhabenen Erkenntniß Christi willen; um Ihn zu gewinnen; in Ihm erfunden zu werden, nicht die eigne, sondern Christi Gerechtigkeit zu haben; zu erkennen Ihn und die Kraft Seiner Auferstehung und die Gemeinschaft Seiner Leiden, daß ich Seinem Tode ähnlich werde. Phil. 3. Diese Gemeinschaft Seiner Leiden ist doppelt; wir nehmen Theil daran, als wären sie die unsrigen, oder als am Opfer für unsere Sünden, als an unserer Versöhnung und Rechtfertigung, und zweitens sollen wir auch Theil nehmen an Seiner Schmach und Seinem Kreuze, mit Ihm und für Ihn und Seines Reiches Sache leiden und sterben, und so Seinem Tode ähnlich werden, und die Kraft Seiner Auferstehung erkennen.
Es ist also nichts nöthiger für Alle, als daß wir Christum, wenn Er vom Leiden redet - oder das Geheimniß des Kreuzes recht verstehen lernen, im doppelten, im ganzen Sinne des Worts d. i. in Seinem Kreuz und Tod unser ganzes Heil, Gerechtigkeit und Heiligung und vollkommne Erlösung finden.
Es geschah aber, da Er nahe zu Jericho kam, saß ein Blinder am Wege und bettelte. Sollte denn aber der Heiland bei so traurigen Gedanken, die Sein Herz beschwerten, auf dem Wege gen Jerusalem, sich doch eines so armen, blinden Mannes annehmen? Wird Er nicht genug mit sich selbst zu thun haben, da Er die Sündenlast der ganzen Welt auf dem Herzen trägt? Wir wollen sehen, wie Er, der Gedrückteste und Leidendste auf Seinem Kreuz- und Todeswege sich der Leidenden annimmt. Da der Blinde hörte das Volk, das durchhin ging, forschte er, was das wäre. Da verkündigten sie ihm, Jesus von Nazareth ginge vorüber, und er rief und sprach: Jesu, Du Sohn Davids, erbarme Dich meiner! So hat denn auch der Blinde, wenn er Ihn gleich nicht sehen konnte, doch von Ihm gehört, und an Ihn geglaubt - Selig sind, die nicht sehen, und doch glauben! Sage nicht: Wenn ich Ihn sehen könnte, wollte ich an Ihn glauben. Tausende haben Ihn gesehen zu Seiner Zeit, und haben nicht geglaubt; und die Blinden, die Ihn nicht sahen, sondern nur von Ihm hörten, fragten nach Ihm, und glaubten an Ihn. Wer so nach Ihm fragt, so nach Ihm verlangt, wie dieser Blinde, und in seinem Herzen denkt: Ach wo krieg ich Jesum her? Wenn Er doch auch mein Heiland wär'! der wird Ihn bald erfragen, bald hören, daß Er auch ihm nahe kommt. Augenblicklich steht der Fürste mit der offnen Seite da, und man fühlt es, wie Er dürste, daß Er unsre Seel' umfah'. Man muß aufmerksam und wachsam seyn bei jeder Gelegenheit; man muß fragen nach Ihm, und hört man von Ihm und von Seinem Worte, in dem Er immer nahe ist, und an unser Herz kommt, so muß man wie der Blinde beten und schreien: erbarme Dich mein! - Das hat noch nie seinen Zweck verfehlt. Zwar: Die vorangingen, bedroheten ihn, er sollte schweigen, und kein solches Geschrei erheben, und den betrübten Meister nicht stören. Er aber schrie viel mehr: Du Sohn Davids, erbarme Dich meiner! Wem ernstlich um sein Heil und seine Seligkeit zu thun ist, wie dem Blinden, daß er sehend werde, wer so seine Herzensblindheit, Armuth, Noth und Sündenelend fühlt, wie der arme Blinde den Mangel des Augenlichtes fühlte, der wird sich von Niemand, von keinem Widerspruch und Hinderniß, das ihm die Welt legt, abhalten oder abschrecken lassen. Hätte der Blinde nachgegeben, und stillgeschwiegen, hätte er nicht viel mehr gebeten und geschrieen sein: erbarme Dich mein! er wäre nimmermehr sehend geworden. Der Heiland hat es uns selbst so gelehrt in demselben 18. Kap. Lucä im Gleichniß vom ungerechten Richter, der die arme Wittwe um ihres anhaltenden Geschreies willen erhörte, ob er gleich weder Gott noch Menschen fürchtete. Sollte Gott nicht auch hören Seine Auserwählten, die Tag und Nacht zu Ihm schreien? ich sage euch; Er wird sie erretten in Kürze.
Das Gebet des Gerechten vermag viel, wenn es anhaltend und ernstlich ist. Darum, wer selig werden, wer Hülfe in seiner Noth vom Heiland haben will, der höre nicht auf zu beten und zu flehen, die Welt sage, was sie wolle; nur um so mehr mußt du anhalten mit Beten und Flehen im Geist, je mehr man dich abschrecken und hindern will. Denn sieh! da der Blinde so eifrig und anhaltend schrie, da stand Jesus still, und hieß ihn zu sich führen. Er hört das Schreien der Elenden und Armen gern - hörte Er es doch auf diesem schweren Wege gen Jerusalem, auf diesem Todeswege, wo Sein Herz selbst so betrübt war, sollte Er jetzt nicht hören, da Er Alles vollbracht hat, und in Seiner Herrlichkeit sitzt, und dort für uns bittet, und uns vertritt? O wie gern hält Er und steht Er stille, und hört den Rufenden und Flehenden an! o wie freundlich läßt Er die Elenden zu sich führen, und heißt sie nahe kommen - alle die Mühseligen und Beladenen, um sie zu erquicken! Wie wird dem armen Blinden zu Muthe gewesen seyn, da Er hörte, Jesus steht still und heißt ihn kommen! wie wuchs sein Glaube! nun war ihm schon ausgemacht: Mir ist geholfen!
Da er aber nahe herbei kam, fragte Er ihn und sprach: Was willst du, daß ich dir thun soll? Er sprach: Herr, daß ich sehend werde! Und Jesus sprach zu ihm: Sey sehend, dein Glaube hat dir geholfen. Je näher dem Herrn Jesu, desto näher der Hülfe, der Seligkeit. Laß dich doch gern zu Jesu führen durch's Wort, durch die Predigt, durch die Triebe des Geistes, durch die Züge des Vaters; denn so wie du dich Ihm nahest, frägt Er dich: Was willst du, daß ich dir thun soll? Er ist zu Allem bereit - ist reich genug für Alle, die Ihn anrufen, kann selig machen immerdar, Alle, die zu Ihm kommen. O du beschwertes Herz, das in dunkeln Wegen wandelt, dem das Licht nicht scheinet, das keinen Trost kann finden, nahe dich zu Jesu, in deinem Kämmerlein, in deinem Herzen. Er heißt Alle, also auch dich kommen. Sage Ihm und klage Ihm deine Noth; schütte dein Herz vor Ihm aus; bitte Ihn, was du willst, was dir mangelt; Er kann, Er will Alles geben. Glaube nur, wie der Blinde, so wird auch dein Glaube dir helfen, und dich selig machen. Es kostet nicht viele Worte, keine Beredsamkeit - nur Glaube ist noth, nur die Zuversicht. Er kann's und Er will es; Er ist dazu da, und in die Welt gekommen, Mensch geworden und am Kreuz gestorben, um Sünder selig zu machen - Er wird, Er muß mir helfen. Wer so zu Ihm kommt, so zu Ihm betet, der wird erhört, zu dem spricht Er: Ich will, sey sehend, sey rein, sey selig - dein Glaube hat dir geholfen. Da es so leicht ist, bei Jesu Gnade und Heil und Alles zu erhalten, was uns noth thut, so sollte ja kein Blinder, kein Aussätziger, kein Elender, kein verzweifelter Sünder mehr auf Erden seyn; sie dürften ja Alle nach Ihm schreien, zu Ihm kommen, und Heil und Leben, Seligkeit und Alles, was ihnen fehlt, von Ihm nehmen, im Glauben und kindlichem Vertrauen.
Ach! möchte ich rufen, daß sie Alle, die zu sehen glauben, so blind waren wie dieser Blinde, Alle so nach Jesu fragten, so zu Ihm schrieen, so zu Ihm kämen, so an Ihn glaubten, es würde bald alle Blindheit und Sünde von der Erde verschwinden, und Alle würden voll Licht und Leben seyn! Der Heiland ist dazu da, und Licht und Leben strömt von Ihm aus auf Alle, die sich Ihm nahen im Glauben. Es ist wahrlich nicht schwer, Alles von Ihm zu erhalten. Nur der Unglaube erhält die Welt im Elend und in der Noth, - der Glaube tilgt alle Sünde und alles Elend durch Jesum. Denn alsobald wurde der Blinde sehend und folgte Ihm nach und pries Gott. Und alles Volk, das solches sah, lobete Gott. Glaube, und du wirst sehend, erleuchtet, und bekennst Jesum als den Weg, die Wahrheit und das Leben. Denn wer durch Jesum Licht, Leben und Seligkeit, Hülfe und Heil erlangt hat, der muß Ihm auch nachfolgen, Gott preisen, alle Ehre geben, und Ihn verherrlichen durch Wort und That. Wer aber Jesu nicht folgt, der vergißt der Reinigung von seinen vorigen Sünden, und wird bald wieder zurückfallen in ein laues, sündiges Leben. Wem der Herr Jesus die Augen des Herzens aufgethan hat, der muß auf Jesum sehen, als auf den Weg, den er wandeln soll; der muß bei Jesu bleiben, Ihm glauben und folgen, und nimmermehr vergessen, was der Herr an seiner Seele gethan hat. Das heißt dann recht Gott preisen. Das Volk, welches das Wunder mit angesehen, und den geheilten Blinden in seiner Freude und Lobpreisung des Gottes Israels betrachtet hat, glaubte auch, freute sich, und lobte Gott - gab Gott die Ehre. So sollen wir die Gnade, die Gott Andern erweiset, mit Freuden. betrachten, und den Herrn dafür preisen; sollen uns freuen, wenn der Herr sich verherrlichet, sich gnädig und mächtig erweiset - an uns oder an Andern.
O wohl uns des lieben Heilandes! Er kann's ja nicht lassen, auch auf dem Wege gen Jerusalem, da er dem bittersten Leiden und schmählichsten Tode entgegen eilt, und schon voraus fühlt, was er dulden würde - Er kann's doch nicht lassen, zu heilen, zu helfen, zu retten, Gottes, des Vaters Ehre und Lob zu verbreiten. Ja wahrlich, Heiland heißt Er, Heiland ist Er - gelobt sey Er! Laßt uns an Ihn glauben, Ihn lieben, Ihm vertrauen und folgen. Amen.
Drum heißt Er denn nicht Jesus nur,
Er ist auch, was Er heißet;
Indem Er unsere Natur
Aus allem Jammer reißet.
Deß wollen wir uns ewig freu'n;
Denn Nam' und That stimmt überein;
Er heißt und ist auch Jesus.