Ehre sei Gott in der Höhe, und Friede auf Erden, und den Menschen ein Wohlgefallen.
So sangen Gottes Engel in den Wolken am Tage der Geburt des Erlösers der Welt. So singt nun ewig die erlöste Menschheit; alle Kinder des Friedens, denen wirklich Gnade, Vergebung der Sünden und Friede durch seine Menschwerdung und durch seinen Tod zu Teil geworden ist. So können aber die noch nicht singen, in welchen Christus, unser Friede, (Epheser 2,14.) noch nicht geboren ist. Wo die Sünde und Welt noch lebt und herrscht, kann kein Gesang von Friede und Ehre Gottes Statt haben. Denn so lange der Mensch den nicht in sein Herz aufnimmt, den ihm Gott gesandt hat zu seinem Heile, gibt er Gott die Ehre nicht, und so lange gibt ihm Gott den Frieden nicht. Menschenkind! gib Gott die Ehre, so gibt er dir den Frieden, gibt dir seinen Sohn. Gib Gott die Ehre, bekenne vor ihm, dass du ein verdammter, verfluchter Sünder bist, für welchen Gottes Sohn vom Himmel hat kommen müssen, um seine Schuld und Sünden zu büßen, ihn zu retten und selig zu machen. Erkenne und bekenne dies mit gebeugtem, zerknirschtem Sinne, und bitte Gott um seinen Sohn, dass du seiner aus Gnaden teilhaftig wirst - so gibst du Gott die Ehre, und die Engel Gottes singen dann auch über dir diesen Lobgesang. - Nun hat Gott seine Ehre: darum Friede diesem Menschen! Gottes Wohlgefallen ruht auf ihm. Was hilft dir sonst der Engelgesang, wenn in dir noch der Welt- und Sünde-Klang erschallt, wenn immer kein Friede in dir ist?
Simeon nahm das Kind auf seine Arme, und lobte Gott und sprach: Nun lässt du deinen Diener in Frieden fahren, nach deinem Wort. - Meine Augen haben dein Heil gesehen, das du bereitet hast im Angesichte aller Völker, das Licht, das die Heiden erleuchten soll, die Zierde des Hauses Israel.
Beneide den frommen Simeon nicht - denn du kannst Jesum so nahe, ja noch näher haben, als er. Er hatte ihn in den Armen; Jesus will zu dir in dein Herz kommen und Ein Geist mit dir werden, in dir leben, wohnen und wandeln. Strecke die Arme deiner Seele, Glaube und Liebe, so nach ihm aus, öffne dein Herz dem neugebornen Heiland, so wie Simeon sich nach ihm sein ganzes Leben hindurch sehnte, auf ihn, als den Trost Israels, wartete und keine andre Freude kannte, als ihn zu sehen, und da er ihn sah, nun gern starb. Solche Herzen müssen ihn haben und haben ihn gewiss. Ist nichts in deinem Innern, als die heißeste Begierde, der brennendste Durst nach ihm: so ist er gewiss in diesem Durste, so offenbart er sich gewiss deinem sehnenden, durstenden Herzen so, dass dir die Freude, ihn zu besitzen, über alle Freuden des Lebens geht, und du nun nicht mehr der Welt, nicht mehr dir, nicht mehr der Sünde, sondern nur dem lebst, der sich dir geschenkt hat. Ist uns doch Allen dieses Kind geboren. (Jesaja 9,6.) Liegt es doch Allen vor Augen in seinem Worte; wird es uns doch durch die Verkündigung des Evangeliums dargeboten und uns ins Herz eingepflanzt. (Jakobus 1,21.) Ei! so nimm es doch auf deine Arme, so hebe es doch mit Glauben und Liebe aus dem Worte heraus und schließ es in dein Herz ein; denn es kann und wird deine Seele selig machen.
Und es fiel eine Stimme aus den Wolken, die sprach: Dieser ist mein lieber Sohn, den sollt ihr hören. Und indem solche Stimme geschah, finden sie Jesum allein.
Auf diese Stimme, die aus den Wolken fiel, sollte billig alle Welt horchen. Aber die Menschen können ihren Kopf und ihre Ohren hart in die Höhe halten, geblendet und betäubt von den Stimmen, die sie von unten hören. Die Welt liegt ihnen zu sehr in den Ohren, als dass sie Gottes Stimme Gehör geben könnten. Gott hat hiermit Jesum, als seinen liebsten Sohn, und als den glaubwürdigsten, hörenswürdigsten Prediger erklärt, feierlich, öffentlich vor den Jüngern auf Thabor, so wie dort am Jordan, Matthäus 3,17. und Johannes 12,28. vor allem Volke. Aber der liebe Gott muss, wie alle seine Boten, selbst klagen: Wer glaubt unserer Predigt? Gott hat hier vom Himmel herab gepredigt, und seinem Sohne ein wunderbares Zeugnis gegeben, hat ihn der Welt angeboten, ihn als Prediger und Lehrer installiert und konfirmiert; und sieh! die Welt hat seiner gespottet, hat ihn am Ende als Gotteslästerer gekreuzigt; den, den Gott selbst als seinen Sohn erklärt hat? Ja, sie will ihn auch bis auf den heutigen Tag nicht hören. Aber wer soll denn der Welt predigen; wenn sie diesen Prediger nicht hört, der eine so hohe, erhabene Kanzel hat, der aus den Wolken prediget, der so lieblich und freundlich prediget? Willst denn du nicht, lieber Leser! des Vaters Predigt vom Sohne glauben? Willst du nicht dem Worte und Zuge des Vaters folgen und zum Sohne gehen? wie geschrieben steht Johannes 6,44: Wer es vom Vater hört und lernet, der kommt zu mir. Willst du nicht den über alles lieben, den der Vater über alles liebt? Willst du ihn nicht annehmen, da der Vater aus den Wolken ihn dir anbeut und schenket? - Als die Jünger die himmlische Predigt hörten, fanden sie niemand mehr als Jesum allein. Moses war weg, Elias war weg; damit sie gewiss wissen sollten, der Vater predigt vom Sohne, nicht von Moses und Elia, den Sohn sollten sie hören - allein; den Sohn sollten sie predigen, nicht den Moses. Wer da Zuhörer sein will, kann alle Tage die Predigt des Vaters hören; denn der Vater zeugt immer vom Sohne und zieht immer zum Sohne; wenn wir nur hören und folgen wollten!
Mich hat herzlich verlangt, dies Osterlamm mit euch zu essen, ehe ich leide.
Ihn verlangt herzlich nach dir, du lieber Abendmahlsgenosse! Ihn hungert mehr nach dir, als dich nach ihm, als wenn er der Speisende, und du die Speise wärest. Darum sagt er auch anderswo: ich habe eine Speise, die ihr nicht kennet - und was war es dort? Eine arme Sünderin. (Johannes 4.) So ist es wirklich eine Speise für ihn, nach der er hungert und sehnlich verlangt, wenn du zu seinem Tische kommst mit der brünstigen Begierde und dem heißesten Verlangen, ihm recht nahe zu werden, dich innigst mit ihm zu vereinigen, dich seiner so zu erinnern, ihn so vor dein Geistes-Auge im Glauben hinzustellen, als wäre er vor dir gekreuzigt, als reichte er sich selbst dir dar, als sähest du sein Blut fließen, ihn sein Haupt neigen und für dich sterben. Der Heiland hat Großes im Sinne bei diesem Mahle. Er gibt uns nicht leere Zeichen seines Todes, Er gibt sich selbst; darum will er auch keine kleinen, engen Herzen, sondern erweiterte, einen großen Glaubens-Mund, einen heißen Hunger, um viel, um Alles, um sich selbst geben zu können. Je mehr Raum in dir für ihn bereitet ist, desto mehr wirst du von ihm empfangen; je größer dein Verlangen, desto mehr wirst du Christi teilhaftig werden. (Hebräer 3,14.)
Und es kam, dass er mit dem Tode rang, und er betete heftiger. Es ward aber sein Schweiß wie Blutstropfen, die auf die Erde fielen.
Wie wenig Worte! wie kurz beschrieben! und welch ein Inhalt! Jahrhunderte reichen nicht hin, alle Zungen und Federn sind zu wenig, um auszusprechen oder zu beschreiben, was der Heiland da gelitten hat. Der Totenerwecker, der das Leben wie der Vater in sich selber hat, der Allem Leben und Odem und Alles gegeben hat, ringt mit dem Tode, ist voll Todesangst; wie unbegreiflich, und doch wie erfreulich, wie glaubwürdig! Das Leben, der Urheber des Lebens ringt mit dem Tode, damit er allen todeswürdigen Sündern Leben und Seligkeit mit Recht geben könnte. Er ringt mit dem Tode, und die Angst, die Bangigkeit presst ihm Blutschweiß aus, und du willst dir keine Gewalt antun, der Sünde, die ihn so quälet, los zu werden. Er betet und betet immer heftiger, dringender, und du willst nicht anhalten im Gebete, sondern deine Hände so bald sinken lassen? Er schwitzt Blut wegen deiner Sünde; dir ist weder angst noch bange, du kümmerst dich nicht um deine Seligkeit; du überlässt das dem guten Gott und ergibst dich deinen Neigungen. Ach, ich fürchte, dass du den blutigen Schweiß deines Heilandes unbenutzt zur Erde fallen lässt und dass er für dich verloren gehe. Komm doch und eile an den Ölberg, suche seine Blutstropfen, bete, ringe mit deinem Heilande, bis du seines Blutes Kraft und Wirkung an deinem Herzen fühlst, bis du Frieden in ihm gefunden hast. Aber lass es dann nicht mehr fallen, sondern halte ewig fest, was du in ihm findest.
Er führte sie hinaus nach Bethanien. Da hob er seine Hände auf, und segnete sie. Und es geschah, indem er sie segnete, schied er von ihnen, und ward in den Himmel aufgenommen.
Zum letzten Male wandelte der Menschen-Sohn mit seinen Jüngern auf Erden - und zwar, nach seinem geliebten Bethanien. Da, war es bestimmt, da sollte er diese Erde sichtbar verlassen, um ihr unsichtbar recht nahe sein zu können. Zum letzten Male hob er seine heiligen Hände, ach! die durchbohrten, auf über seine Jünger, sie zu segnen. Glückliche Jünger, die ihr diese segnenden Hände über euch erblickt habt mit euren Augen! - Welch ein Segen muss das gewesen sein! Sollte er aber nur euch, nicht auch allen Gläubigen künftiger Jahrhunderte gegolten haben? wie dort seine heilige Fürbitte, Johannes 17,20. O gewiss! Ich stelle mich einmal gerade so hin unter deine Jünger, o Herr! als sähe ich dich, deine durchbohrten Hände über mich aufheben, als ständest du noch heute da vor meinen Augen, und ergössest deine himmlischen Segnungen über mich und uns alle, die wir deinen Namen lieben und auf dich und deine Gnade hoffen. Und ich weiß gewiss, du segnest jedesmal, jetzt noch, wenn man lebendig an dich glaubt, nicht weniger als dort, da man dich sah. Denn segnen ist deine Lust, und du bist uns dazu gesendet vom Vater, uns zu segnen. Apg. 3,26. Segnend gingst du von der Erde zum Himmel; segnend blickst du gewiss immer herab auf uns, so oft wir gläubig, flehend, sehnsuchtsvoll zu dir aufblicken.