Gossner, Johannes Evangelista - Andachten über das 1. Buch Mose

1. Mose 32,22.24-26.

Jakob stand auf in der Nacht - und blieb allein. Da rang ein Mann mit ihm bis die Morgenröte anbrach; und da er (der Mann) sah, dass er ihn nicht übermochte, rührte er das Gelenke seiner Hüfte an, und das Gelenke ward über dem Ringen mit ihm verrenkt, und er sprach: Lass mich gehen, den die Morgenröte bricht an. Aber Jakob antwortete: Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn….

Der Mann, mit dem Jakob rang, war der Sohn Gottes, wie Jakob nachher erkannte, da er ihn segnete. (Vers 29. und 30.) Sie rangen mit einander, dass der Staub sich erhob. Es war ein heftiger Kampf, den du nicht verstehen kannst, wenn du es nicht erfährst. Gott setzt sich manchmal seinen Glaubens-Helden gewaltig entgegen, und will durch Gewalt und ernsten Kampf überwunden werden; gewiss aus keiner andern Ursache, als dass wir im Glauben geübt werden, und das schwer Errungene desto höher schätzen und besser bewahren. Ohne solches Ringen wird man nicht viel von Gott erhalten. Du sollst auch nicht übersehen, wie sich Jakob dazu anschickte; er stand des Nachts auf, wo man am ungestörtesten beten und mit Gott umgehen kann; er schickte seine Weiber und Kinder über den Bach, um allein bei Gott sein zu können. Es ist ein großes Werk, mit dem Allmächtigen ringen, wobei wir alles auf die Seite schaffen sollen. Er ließ nicht nach mit Ringen, bis Gott ihn bat: Lass mich gehen, der Tag bricht an - bis ihm Gott die Hüfte verrenkte, bis er ihn segnete, bis Jakob hatte, was er wollte. Da lerne beten, und ringen im Gebete, wenn es dir mit deiner Seligkeit Ernst ist. Der Heiland ließ öfters mit sich ringen, z. B. Matthäus 15,22. rc. Er rang selbst mit dem Tode. Luk. 22,44. Paulus rang auch unter vielen Leiden im Gebete nach der Wirkung deß, der da in ihm kräftig wirkte. 2. Timotheus 4,7. Er erzählt von Epaphras, dass er für die Kolosser ringe. Kolosser 4,12. Er beschwört und bittet die Brüder beim Herrn JEsus Christus, rc. dass sie gemeinschaftlich im Gebete mit ihm zu Gott für ihn ringen sollten. Römer 15,30. Das Gebet ist daher nicht ein bloßes Murmeln des Mundes, ist nicht eine Gabe des rednerischen Talentes, sondern ein mächtiger Kampf mit Gott im Geiste. Herr, lehre uns also beten und ringen, wie deine Freunde mit dir rangen. Stärke mich, dass ich dich nie lasse, du segnest mich denn.