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Gerok, Karl von - Andachten zum Psalter - Psalm 148.

**(1) Halleluja. Lobt, ihr Himmel, den Herrn, lobt ihn in der Höhe. (2) Lobt ihn, alle seine Engel; lobt ihn, alles sein Heer. (3) Lobt ihn, Sonne und Mond; lobt ihn alle leuchtende Sterne. (4) Lobt ihn, ihr Himmel allenthalben, und die Wasser, die oben am Himmel sind. (5) Die sollen loben den Namen des Herrn; denn er gebietet, so wird es geschaffen. (6) Er hält sie immer und ewiglich; er ordnet sie, dass sie nicht anders gehen müssen. (7) Lobt den Herrn auf Erden, ihr Walfische und alle Tiefen; (8) Feuer, Hagel, Schnee und Dampf, Sturmwinde, die sein Wort ausrichten; (9) Berge und alle Hügel, fruchtbare Bäume und alle Zedern; (10) Tiere und alles Vieh, Gewürm und Vögel; (11) Ihr Könige auf Erden, und alle Leute, Fürsten und alle Richter auf Erden; (12) Jünglinge und Jungfrauen, Alte mit den Jungen, (13) Sollen loben den Namen des Herrn, denn sein Name allein ist hoch; sein Lob geht, so weit Himmel und Erde ist. (14) Und er erhöhet das Horn seines Volks. Alle seine Heiligen sollen loben; die Kinder Israels, das Volk, das ihm dient, Halleluja.

Wenn ein schönes Musikstück, zumal ein geistliches, wie wir in diesen Kirchenhallen schon manches gehört haben, seinem Ende zugeht, so fallen gewöhnlich zum Schluss noch einmal alle Instrumente in mächtigen Akkorden und vollstimmigen Harmonien ein, um mit einem gewaltigen Halleluja oder majestätischen Amen den Lobgesang zu schließen und noch einen recht tiefen Eindruck zu hinterlassen in Ohr und Herz der Zuhörer. Nicht anders geht es jetzt am Schluss unseres Psalters, dieses großen Kirchenkonzerts, dieser heiligen Seelenmusik, daran wir uns schon so manches Jahr miteinander erbauen. Allerlei Sänger haben sich da nacheinander hören lassen: der liederreiche David, der weise Salomo, der erhabene Assaph, der fromme Heman, die Kinder Korah, selbst der alte Moses hat aus grauer Vorzeit herauf seine majestätische Stimme eingemischt im 90. Psalm. Mannigfache Töne sind da erklungen: bald hörten wir die Posaune eines kräftigen Lobgesangs, bald die Flöte eines rührenden Klagelieds, bald die Harfe eines freudigen Dankpsalms; das einemal glich die Seele des Sängers einer fröhlichen Lerche, die jubilierend in die blauen Lüfte steigt; bald einer sanften Turteltaube, die im dunkeln Laube girrt; bald einer klagenden Nachtigall, welche die dunkle schwüle Gewitternacht mit ihren schmelzenden Liedern erfüllt. Und jede Stimme war schön in ihrer Art und jeder Ton drang uns zum Herzen und fand einen Widerhall in unserer eigenen Seele.

Nun aber zum Schluss in den sieben letzten und namentlich in den drei letzten Psalmen und ganz besonders in diesem 148. und nachher im 150. Psalm klingen alle Stimmen, alle Töne noch festlich zusammen in ein paar gewaltige herrliche Schlussakkorde. Nicht David und nicht Assaph nur, nicht Mose oder Salomo allein sondern alle Welt, alle Kreaturen im Himmel und auf Erden müssen da miteinstimmen zum Lobe des Herrn. Alte Ausleger haben daher unsern Psalm eine heilige Naturlehre genannt, weil alle Reiche der Natur, alle Gattungen der Geschöpfe drin vorkommen. Oder auch eine geistliche Musikschule, darein die Engel im Himmel und die Geschöpfe auf Erden, darein himmlische und irdische Kreaturen eingeladen werden. Ich möchte unsern Psalm nennen:

Das große Welthalleluja.

1) Himmel und Erde lobe den Herrn!
2) Ihr Menschen besonders lobt den Herrn!
3) Du Israel vor allen lobe den Herrn!

Das sind die drei Teile dieses großen Halleluja.

1) Himmel und Erde lobe den Herrn!

Das ist des Psalms erster Teil, V. 1-10. Den Himmel zuerst ruft der begeisterte Sänger auf zum Lobe des Herrn:

V. 1: „Halleluja. Lobt ihr Himmel den Herrn, lobt ihn in der Höhe.“ Sonst sind wir Menschen gewohnt, dass wir vom Himmel herab aufgefordert werden zum Lobe des Herrn, dass von oben nach unten die Mahnung an uns ergeht: Alles, was Odem hat, lobe den Herrn. Hier aber ist der fromme Sänger zum voraus so voll vom Lobe Gottes, fühlt sich so erhoben auf den Flügeln feuriger Begeisterung, dass er sich's herausnimmt, dem Himmel gleichsam vorzuspielen auf seiner Harfe, die Engel an ihre Pflicht zu erinnern und die Sterne zum Lobe Gottes zu ermuntern. Denn das ist der hohe und herrliche Standpunkt einer vom Geiste Gottes erfüllten, mit Gott versöhnten und in Gott seligen Menschenseele, dass sie sich der ganzen Welt verwandt, dass sie sich selbst den Engeln ebenbürtig fühlt. Und so wendet sich denn auch unser Psalmist geradezu an die Engel:

V. 2: „Lobt ihn, alle seine Engel; lobt ihn, alles sein Heer.“ Dass, wie über diesem kleinen Erdball noch höhere Weltkörper kreisen, so auch über uns erdgebornen Menschen noch höhere, himmlische Wesen wohnen, noch schönere Geschöpfe des allmächtigen, allweisen und allgütigen Gottes, noch kräftigere Zeugen und Herolde seiner Herrlichkeit, das ahnt von selber der nachdenkende Menschengeist und das kann man auch in der heiligen Schrift finden. Aber auch diese erhabenen Himmelsgeister sie haben keinen höheren Beruf als das Lob Gottes; auch diese leuchtenden Engel sie sind allzumal dienstbare Geister des großen Geisterkönigs. Auch ihre hellen Augen, sie können nichts Höheres schauen als Gottes Herrlichkeit; auch ihre holdseligen Lippen, sie können nichts Höheres verkünden als Gottes Lob; auch ihre reinen Hände, sie können nichts Höheres verrichten als Gottes Dienst, den sie verrichten willig, hurtig und mit Freuden. Darum wenn wir Menschen uns oft so schwach fühlen, Gott würdig zu preisen, so tut es uns wohl, denken zu dürfen: Droben seine himmlischen Heerscharen, die singen ihm ein besseres Lied. Und wenn auf Erden statt Lob und Preis des Herrn soviel Klagen und Murren, ja soviel Fluch und Lästerung erschallt gegen den großen anbetungswürdigen Gott: o so möchten wir oft recht flehentlich gen Himmel rufen: „Lobt ihn, alle seine Engel; lobt ihn, alles sein Heer!“ Tut ihr wenigstens eure Schuldigkeit, ihr reinen Geister, wenn Menschen sie nicht tun, dass eure himmlischen Lobgesänge das Mordgeschrei der Erde übertönen und es dem Herrn der Herrlichkeit nicht fehle an dem Lob, das ihm gebührt.

Aber noch andere leuchtende Legionen als die Heerscharen der Engeln wandeln da droben zu des Schöpfers Preis, das sind die funkelnden Gestirne, die der Psalmist anruft:

V. 3: „Lobt ihn, Sonne und Mond; lobt ihn, alle leuchtende Sterne.“ Der alte griechische Weltweise Plato sprach von einer Harmonie der Sphären, von einer wunderbaren Musik, welche dem sterblichen Ohr unvernehmbar durch alle Himmel töne, hervorgebracht durch den harmonischen Lauf der Gestirne, wie sie in ihren Bahnen rollen. Wenn wir auch von einer solchen Harmonie nichts vernehmen mit unserem irdischen Ohr, das ist wenigstens gewiss: auch ohne Stimme loben diese leuchtenden Himmelskörper den Herrn, ihren und unsern allmächtigen, allweisen, allgütigen Schöpfer und Regierer. Oder ist es nicht so: Die strahlende Sonne, wenn sie am Morgen hervorgeht wie ein Bräutigam aus seiner Kammer; wenn sie am Tage über die Erde hinwandelt, allen leuchtend, alle wärmend, alle segnend und beglückend wie eine liebevolle Mutter; wenn sie am Abend hinter die Berge sinkt wie ein sterbender Held predigt sie uns nicht von der Größe und Güte des Schöpfers? Und der sanfte Mond, wenn er in seinem milden Silberlicht aufgeht und die dämmernde Nacht erhellt, weht er uns nicht etwas zu vom Frieden Gottes und zeugt uns von dem treuen Menschenhüter, der nicht schlummert noch schläft, dessen leuchtendes Auge Tag und Nacht offen steht über den Seinen. Und das funkelnde Heer der Sterne, wenn es am nächtlichen Himmel brennt und lodert, lobt es nicht den Schöpfer? Steht es nicht wie mit goldener Sternenschrift geschrieben am dunkelblauen Himmelsgewölbe: „Unser Herr ist groß und von großer Kraft und ist unbegreiflich, wie er regieret?“ Und darum, wenn auf Erden oft so wenig zu sehen ist und zu hören vom Lobe des Herrn, wenn uns diese untere Welt mit ihrem irdischen Treiben oft wie ein lärmender Marktplatz, mit ihrem tausendfachen Elend oft wie ein düsteres Jammertal, mit ihrem Streit und Krieg oft wie ein blutiges Schlachtfeld vorkommt - dann möchten wir gen Himmel rufen: Nun so preist ihr wenigstens den Herrn, ihr friedlichen Heerscharen der Gestirne: ,Lobt ihn, Sonne und Mond; lobt ihn, alle leuchtende Sterne!“ Ja:

V. 4: „Lobt ihn, ihr Himmel allenthalben und die Wasser, die oben am Himmel sind.“ Auch aus wässerigen Dünsten, auch aus luftigen Wolkengebilden weiß der Allmächtige sich ein Lob zu bereiten. Ob sie am Tage still und friedlich wie eine weiße Lämmerherde an der Himmelsflur dahinziehen, oder ob sie am Abend wie glühende Alpengebirge goldig und purpurn am Horizonte sich lagern; ob sie in einem gnädigen Regen befruchtend sich ergießen über das schmachtende Feld, oder ob sie zum Gewitter sich sammeln und die furchtbare Stimme des Donners dahinrollen lassen am Himmelsgewölbe: immer preisen sie den Schöpfer, immer loben sie den Weltregenten. Ja, diese himmlischen Gestalten und überirdischen Wesen alle:

V. 5: „Die sollen loben den Namen des Herrn, denn er gebietet, so wird es geschaffen.“ V. 6: „Er hält sie immer und ewiglich; er ordnet sie, dass sie nicht, anders gehen müssen.“ Das heißt: sie sollen ihn loben als ihren Schöpfer, Erhalter und Regierer. Als ihren Schöpfer sollen sie ihn loben, denn er gebietet, so wird es geschaffen. Sein allmächtiges Werde hat auch sie aus dem Nichts gerufen, hat den Engeln ihr Dasein gegeben, hat die Gestirne wie goldene Saatkörner durch den Weltenraum verstreut. Als ihren Erhalter sollen sie ihn loben, denn er hält sie immer und ewiglich. Dass das alte Himmelsgewölbe noch nicht eingestürzt ist, dass die Sonne noch nichts verloren hat von ihrem Glanz im Lauf der Jahrtausende, dass der Chor der Sterne friedlich und vollzählig jeden Abend wieder heraufzieht siehe, das ist das Werk des treuen Gottes, von dem es heißt:

Was unser Gott erschaffen hat, das will er auch erhalten,
Darüber will er früh und spat mit seiner Gnade walten.

Als ihren Regierer sollen sie ihn preisen, denn er ordnet sie, dass sie nicht anders gehen müssen. Er hat den Engeln seinen Willen kund getan und sie wandeln danach. Er hat der Sonne ihre Bahn vorgeschrieben und sie weicht nicht davon; er hat den Sternen ihre Geleise angewiesen und sie bleiben darin, dass keiner den andern stört und stößt. Er ist's, der Wolken, Luft und Winden gibt Wege, Lauf und Bahn, und kein Lüftlein weht wider seinen Willen. O diese schöne Ordnung, o dieser friedliche Einklang, o dieser unverrückte Gehorsam in der oberen Welt - muss nicht das alles uns Menschen recht beschämen? Er hat auch uns geschaffen und wir danken's ihm nicht. Er hat auch uns erhalten und wir bedenken's nicht. Er will auch uns führen und regieren und wir folgen ihm nicht, und statt in seinen heiligen Schranken zu bleiben und durch einen frommen Wandel ihn zu preisen, weichen wir so oft ab auf falsche Wege, durchbrechen die ewigen Ordnungen seiner heiligen Gebote und stören seine Heilsplane und Friedensgedanken. So lehret ihr uns wieder unsere Pflichten, ihr leuchtenden Heere des Himmels, damit der Wille Gottes geschehe wie im Himmel also auch auf Erden.

Lobt den Herrn herab vom Himmel, von den hehren Thronenhöhn,
Engel, die in seinem Glanze lichtverhüllt im Lichte stehn;
Sonne, Mond und alle Sterne, die ihr leuchtend brecht hervor,
Geisterreicher, sternenreicher, strahlenreicher Doppelchor,
Die ihr zeugt von Gottes Ordnung, rein von seinem Glanz erhellt,
Lobt ihn, Heere seiner Ehre, lob ihn, lichte Himmelswelt!

Himmel und Erde lobe den Herrn. Wie nichts zu hoch steht, so steht auch nichts zu tief zum Lob des Herrn. In die Tiefen wendet nun der Sänger sein Aug; die irdischen Kreaturen ruft er auf zum Lobe Gottes, V. 7-10.

V. 7: „Lobt den Herrn auf Erden, ihr Walfische und alle Tiefen.“ Da steigt nun der Psalmist von den himmlischen Höhen im Fluge herab in die Tiefen des Meeres, von den leuchtenden Engeln am Thron herab zu den schauerlichen Ungeheuern des Wassers. Aber ist's nicht wahr? Auch die unvernünftige Kreatur, die Gott nicht zu erkennen vermag; auch das schauerliche Seeungetüm, davor uns Menschen graust; auch der stumme Fisch, dem keine Stimme gegeben ist; auch diese Wesen alle, was sich da regt und bewegt, es zeugt von Gottes Ehre, von der Allmacht, Weisheit und Güte des Schöpfers. Und wie das leuchtende Himmelsgewölbe mit seinen Sternen, so auch die stillen Abgründe des Meers mit ihren Perlen und Korallen sind Schatzkammern göttlicher Herrlichkeit. Und nun steigt der Psalmist wieder herauf an die Oberfläche der Erde, auf diesen bunten wechselvollen Schauplatz, wo Sturm und Sonnenschein, Leben und Tod einander beständig ablösen. Aber auch darin erkennt der fromme Sänger die Boten des Herrn:

V. 8: „Feuer, Hagel, Schnee und Dampf, Sturmwinde, die sein Wort ausrichten.“ Auch Winde macht er zu seinen Dienern und Feuerflammen zu seinen Engeln; auch die vier Jahreszeiten sind vier große, auch die zwölf Monate sind zwölf kleine Propheten, die seine Herrlichkeit verkünden, ob sie im winterlichen Schneemantel kommen und daherfahren in Sturm und Nebel, oder ob sie geschmückt sind mit dem Blumenkranz des Frühlings und der milde Sommerwind ihnen voranweht. - Und nun breitet der Psalmist die schöne Erde vor uns aus:

V. 9: „Berge und alle Hügel, fruchtbare Bäume und alle Zedern“ auch sie sollen den Herrn loben. Die erhabenen Schneegebirge der Alpen sind Kanzeln Gottes und unsere milden Rebenhügel verkünden seine Güte und Allmacht, verkündigen sie besonders auch heuer wieder in diesem gesegneten Sommer und Herbst. Fruchtbare Obstbäume, die sich beugen unter der süßen Last ihrer Früchte, wie die Zedern, Eichen und Tannen und die übrigen wilden Bäume des Waldes sie alle rauschen zu des Schöpfers Ehre, und jedes Blatt an ihren Zweigen ist eine lispelnde Zunge, die da prediget: Herr, wie sind deine Werke so groß und viel, du hast sie alle weislich geordnet und die Erde ist voll deiner Güter. Und was sich reget und beweget, was da fleucht und kreucht auf Erden, stimmt mit ein in diesen großen Schöpfungspsalm, in dieses tausendstimmige Welthalleluja:

V. 10: „Tiere und alles Vieh, Gewürm und Vögel.“ Tiere, da meint der Psalmist die wilden Tiere, die freien Bewohner von Feld und Wald, vom königlichen Löwen bis zum scheuen Rehlein; und alles Vieh, da denken wir an die Haustiere, die treuen Hausgenossen, Mitarbeiter und Ernährer des Menschen, unsere Milch- und Wollenträger, wie Luther sie nennt; Gewürm, das im Staube kreucht, und der Vogel, der durch die Lüfte fliegt; alle die tausenderlei Kreaturen Gottes, jedes hat seine Farbe, darin es seinem Herrn zu Ehren sich zeigt; jedes hat seine Weise, darin es seinen Schöpfer lobt; jedes hat seine Stimme im großen Weltkonzert.

Ja alles, alles, was ein Leben und einen Odem in sich hat, Will sich mir zum Gehilfen geben, denn mein Vermögen ist zu matt, Die großen Wunder zu erhöhn, die allenthalben um mich stehn. Nun aber:

2) Ihr Menschen besonders lobt den Herrn.

Das ist des Psalmes zweiter Teil, V. 11-13. Ja wenn die Engel und himmlischen Geister nicht zu hoch sind, um demütig den Schöpfer zu loben, solltest dann du, o Mensch, du Kind des Staubes, zu stolz und trotzig sein, um deinen gnädigen Gott zu erhöhen? Und wiederum, wenn selbst die vernunftlose Kreatur nicht zu gering ist, um in ihrer Art den großen Gott zu loben, solltest dann du, o Mensch, du Kind und Ebenbild des himmlischen Vaters, schweigen zu seiner Ehre? Nein:

V. 11. 12. 13: „Ihr Könige auf Erden und alle Leute, Fürsten und alle Richter auf Erden, Jünglinge und Jungfrauen, Alte mit den Jungen sollen loben den Namen des Herrn, denn sein Name allein ist hoch; sein Lob geht, soweit Himmel und Erde ist.“ Alles, was Mensch heißt, wird da aufgerufen. Ihr Könige und Fürsten und Richter auf Erden - o schämet euch nicht, euch vor Gott zu beugen, ihm die Ehre zu geben, dem Herrn aller Herren; glaubet nicht, fromm zu sein und zu beten und den Herrn zu bekennen, das sei etwas für den armen Mann, darüber seiet ihr erhaben, nein fürwahr, ihr seid deswegen auf so einen hohen Posten gestellt, ihr habt deswegen ein so reichliches Pfund erhalten, um desto tüchtiger dem Herrn und seinem Reich zu dienen; und schwer, furchtbar ist eure Verantwortung vor Gott und Welt, wenn ihr eure Gaben brauchet zu seines Namens Schmach statt zu seiner Ehre. Und ihr Leute alle, ihr Armen und Geringen hinwiederum, saget nicht, das ist Sache der Großen, der Reichen, der Glücklichen und Gesegneten, dem Herrn zu danken und seinen Namen zu preisen; nein fürwahr, es ist keins unter uns und wär's das Niedrigste und Ärmste, das nicht dennoch Ursach hätte zu rühmen: Der Herr hat Großes an mir getan! Ihr Männer, saget nicht: das Beten und Singen ist für die Frauen, ich habe dazu nicht Zeit in meinem Amt und Geschäft, - war nicht David auch ein Mann, ein vielbeschäftigter, und hat doch seine Lieder gesungen? Und ihr Frauen, sagt nicht: ich muss meiner Haushaltung abwarten, hat nicht auch Maria ihren Lobgesang gesungen bei all ihrer jungfräulichen Demut? Ihr Jungen, saget nicht: ich will warten, bis ich älter bin, der Psalter ist fürs Alter; - auch David hat sich frühe zum Herrn gewendet. Und ihr Alten, schützt nicht euer Alter vor und den Nachlass eurer Kräfte, hat nicht auch der betagte Simeon und die bejahrte Hanna noch den Herrn gepriesen? Kurz kein Geschlecht, noch Alter, noch Stand darf sich entziehen dem Lobe des Herrn; uns allen ohne Unterschied gilt's: Ihr Menschenkinder lobt den Herrn! Jedes in seinem Teil soll seinen Gott loben mit Herzen, Mund und Händen; soll etwas werden zum Lobe seiner herrlichen Gnade. Ganz besonders aber:

3) Du Israel vor allen lobe den Herrn.

V. 14: „Und er erhöhet das Horn seines Volks. Alle seine Heiligen sollen loben; die Kinder Israels, das Volk, das ihm dient, Halleluja.“ In Israel vor allen Völkern hatte der Herr sich ein Lob bereitet. Das war das gesegnete Volk, dessen Horn er erhöhte, das er groß und stark machte vor andern. Das war das geheiligte Volk, das ihm dienen sollte; während man ringsumher vor falschen Göttern die Knie beugte, brannten auf Moria heilige Opfer, klang von Zion die Harfe des Dankes dem lebendigen Gott. Und nun, meine Lieben, wenn das des alten Bundesvolks heiliger Beruf war, den lebendigen Gott zu loben vor aller Welt, gilt's nicht doppelt und dreifach uns, dem Volk des neuen Bundes, dem geistlichen Israel: Alle seine Heiligen sollen ihn loben? Hat er uns nicht reichlich gesegnet mit allerlei geistlichem Segen in himmlischen Gütern durch Christum? Hat er nicht uns erwählt zu einem heiligen Volk, zu verkündigen die Tugenden des, der uns berufen hat zu seinem wunderbaren Licht? Wenn in der ganzen Welt das Lob Gottes verstummte: so soll doch in seiner Gemeinde das Halleluja fortklingen von Geschlecht zu Geschlecht. Und wenn einst die Sterne am Himmel erlöschen und die Berge ins Meer versinken, so soll doch das Gedächtnis seines Namens nicht vergehen unter seinem begnadigten Volk. Und wenn unsere Lippen einst im Tod verblichen sind, so sollen wir's in der Ewigkeit noch rühmen und in der oberen Gemeinde mit neuen Zungen bekennen: Der Herr hat Großes an uns getan!

So kommt vor sein Angesicht, mit Jauchzen Dank zu bringen,
Bezahlet die gelobte Pflicht, und lasst uns fröhlich singen:
Gott hat es alles wohl bedacht, und alles, alles recht gemacht!
Gebt unsrem Gott die Ehre!

Amen.