(1) Ein Psalm Davids für Jedutun, vorzusingen. (2) Meine Seele ist stille zu Gott, der mir hilft. (3) Denn er ist mein Hort, meine Hilfe, mein Schutz, dass mich kein Fall stürzen wird, wie groß er ist. (4) Wie lange stellt ihr alle einem nach, dass ihr ihn erwürgt, als eine hangende Wand und zerrissene Mauer? (5) Sie denken nur, wie sie ihn dämpfen, fleißigen sich der Lügen, geben gute Worte, aber im Herzen fluchen sie, Sela. (6) Aber meine Seele harrt nur auf Gott; denn er ist meine Hoffnung. (7) Er ist mein Hort, meine Hilfe und mein Schutz, dass ich nicht fallen werde. (8) Bei Gott ist mein Heil, meine Ehre, der Fels meiner Stärke, meine Zuversicht ist auf Gott. (9) Hofft auf ihn allezeit, lieben Leute, schüttet euer Herz vor ihm aus; Gott ist unsere Zuversicht, Sela. (10) Aber Menschen sind doch ja nichts, große Leute fehlen auch; sie wägen weniger, denn nichts, soviel ihrer ist. (11) Verlasst euch nicht auf Unrecht und Frevel, haltet euch nicht zu solchem, das nichts ist; fällt euch Reichtum zu, so hängt das Herz nicht daran. (12) Gott hat ein Wort geredet, das habe ich etlichemal gehört, dass Gott allein mächtig ist. (13) Und du, Herr, bist gnädig, und bezahlst einem Jeglichen, wie er's verdient.
Wenn ihr stille bliebet, so würde euch geholfen; durch Stillesein und Hoffen würdet ihr stark sein. So ruft der Prophet Jesaias in schwerer Zeit der Not seinem Volke zu. (Jes. 30,15.) Und im selben Sinn schreibt Paulus an seine Thessalonicher: Ringt danach, dass ihr stille seid. (1. Thess. 4,11.)
Ja, es ist etwas Köstliches um die rechte Herzensstille, aber eben darum auch etwas Seltenes und Schweres. Wer es einmal so weit gebracht hat, dass er in Wahrheit singen und sagen kann: Meine Seele ist stille vor Gott; wer einmal im verborgenen Herzensgrund gewonnen hat den sanften und stillen Geist, der köstlich ist vor Gott, der ist ein geprüfter, geläuterter, gediegener Christ. Wenn das Gold, das der Schmelzer im Schmelztiegel läutert, endlich aufhört zu sprudeln und zu brausen und ganz stille wird, also dass der Schmelzer in der Oberfläche des flüssigen Goldes sein Antlitz wie in einem glatten Spiegel abgebildet schaut, dann ist's ein Zeichen, dass der Läuterungsprozess vollendet, dass das Gold lauteres, gediegenes Gold ist. Und wenn eine Seele, die der große Schmelzer, der heilige Gott, in seinem Schmelztiegel hat und im Feuer der Trübsal läutert, endlich aufhört zu sprudeln und zu brausen, zu murren und zu klagen und stille wird, ganz stille vor Gott, also dass sein Antlitz sich in ihr spiegeln, sein Bild sich in ihr verklären kann, dann hat das Feuer seine Schuldigkeit getan, dann ist die Seele lauter und gediegen erfunden und viel köstlicher denn das vergängliche Gold, das durchs Feuer bewährt wird.
Liebe Seelen, haben wir's wohl, oder hat's mit uns der himmlische Vater schon so weit gebracht, dass wir sagen können in Leid und Freud, in Sorg und Unruh unserer Tage: Meine Seele ist stille zu Gott. Um mich mag's stürmen und brausen, aber in mir ist's still, ganz still, so still wie im Schmelztiegel, wenn alle Schlacken ausgekocht sind, - oder so still wie dort auf dem See Tiberias, als der Heiland sich im Schiff aufgerichtet und Sturm und Wellen Ruhe geboten hatte und es ganz stille ward, die Lüfte schwiegen, die Wellen sich legten, seine Jünger anbetend zu seinen Füßen lagen und nur er aufrecht im Schiffe stand in stiller Majestät, und sanften Zuges dahinfuhr über den spiegelglatten See? Ist unsere Seele so ein stiller See Tiberias? Oder ist sie oft wie ein stürmisches Meer, in Unruh schwankend, in Leidenschaft wallend, in Zorn aufbrausend? Kommt, wir wollen wieder von unserem David lernen, wir wollen unsere Seele in dieses schöne Lied von der Herzensstille eintauchen als in einen stillen klaren See, wir wollen's lernen, ihm nachdenken und nachfühlen und nachsprechen: Meine Seele ist stille zu Gott.
Das ist das Thema unseres Psalms, das nun der fromme Sänger hindurchführt durch allerlei Töne und Teile. Zuerst spricht er das Thema aus:
V. 2: „Meine Seele ist stille zu Gott, der mir hilft.“ Ein lieblicher Anfang und Eingang. Sonst haben wir oft gefunden, dass ein Psalm anfängt mit stürmischen Klagen und erst am Ende stille wird und sich beruhigt, wie gleich der vorangegangene 61., wo es anfängt: „Höre, Gott, mein Geschrei!“ und aufhört: „Ich will deinem Namen lobsingen ewig.“ Schön ist's und gut, aus Jammer und Klage sich nach und nach hineinzubeten in Frieden und Ruhe; aber noch schöner und besser ist's, wenn zum voraus das Herz schon gefasst ist im Glauben und stille ist zu Gott, wenn man gleich anfangen kann, wie David diesmal anfängt: „Meine Seele ist stille zu Gott, der mir hilft.“
Merke wohl: „meine Seele ist stille“ nicht bloß mein Mund. Es kann oft sein, dass der Mund stille ist, nicht aber die Seele. Man schämt sich, vor den Leuten zu murren und zu klagen; man verbeißt seinen Schmerz und schluckt seinen Jammer ins Herz hinunter, aber nur um so heftiger tobt es im Herzen, nur um so unruhiger wogt da Zorn und Grimm oder Angst und Furcht. Das ist nicht die rechte Ruhe, das ist nicht der himmlische Frieden; nein da nur ist der rechte Frieden, wo man sagen kann: Meine Seele ist stille zu Gott.
Das also ist das liebliche Thema unseres Psalmes, und dieses Thema führt David weiter aus:
„Meine Seele ist stille zu Gott“
1) in kindlichem Vertrauen auf Gottes Allmacht und Treue.
V. 2. 3: „Meine Seele ist stille zu Gott, der mir hilft. Denn er ist mein Hort, meine Hilfe, mein Schutz, dass mich kein Fall stürzen wird, wie groß er ist.“ Ein schwerer Fall vielleicht hat damals unserem David gedroht, ein schwerer Fall vielleicht hat ihn schon getroffen, wie dort in seiner Jugend, als er aus einem Liebling des Königs und Abgott des Volkes ein Geächteter und Verfolgter geworden war; oder wie damals in seinem Alter, als er von Thron und Reich flüchtig werden musste vor dem eigenen Sohn. Aber seine Seele ist stille zu Gott, denn er weiß: Gott ist mein Hort, meine Hilfe, mein Schutz; darum kann mich ein Unglücksfall wohl beugen, aber nicht stürzen, wohl erschüttern, aber nicht zerschmettern. Und so unterwirft er sich in Demut dem Willen des Allmächtigen, gegen den keine Einsprache möglich, gegen den aber auch keine Einsprache nötig ist, weil es der Wille eines allweisen und ewigtreuen Vaters ist, von dem er weiß: Er ist mein Hort, meine Hilfe und mein Schutz.
Fürwahr, Geliebte, das ist eine selige Herzensstellung, wenn man so stille ist zu Gott in kindlichem Vertrauen auf seine väterliche Allmacht und Treue. Schon damit hab ich etwas gewonnen, wenn ich mich still beuge vor Gottes Allmacht, der ich ja doch nicht trotzen kann, wenn ich stille bin im Unglück, weil ich mir sage: Du kannst's ja doch nicht ändern, du kannst ja dem Allmächtigen im Himmel doch nicht dreinreden in sein Regiment. Eine solche Herzensstellung möchte ich nennen: Stillesein vor Gott; man beugt da gleichsam seine Knie und neigt sein Antlitz schweigend in den Staub vor dem Majestätischen und Alleingewaltigen. Aber noch schöner und seliger, als stille sein vor Gott, ist stille sein zu Gott; da neigt man sein Antlitz nicht in den Staub wie ein Sklave, sondern man legt's in Gottes Schoß hinein wie ein Kind; man flüchtet sich zu Gott hin; man wirft sich mit all seinen Schmerzen dem treuen Vater in die Arme, weil man weiß: Er ist mein Hort, meine Hilfe, mein Schutz; wie wir im Liede gesungen haben: Meine Seel ist stille zu Gott, dessen Wille mir zu helfen steht. Zu solcher Herzensstellung verhelfe Gott uns allen durch seinen heiligen Geist; er lehre uns nicht nur stille sein vor ihm, sondern stille sein zu ihm in kindlichem Vertrauen auf seine Allmacht und Treue. Und
2) in sanftmütigem Erdulden menschlicher Bosheit. Dieses Stillesein gegenüber menschlicher Bosheit spricht sich aus:
V. 4. 5: „Wie lange stellt ihr alle einem nach, dass ihr ihn erwürgt, als eine hangende Wand und zerrissene Mauer?“ Einer gegen viele, wie ein Lamm unter den Wölfen sieht sich David in der Mitte seiner boshaften Verfolger, die drauf ausgehen, ihn zu erwürgen. Schon lange muss er ihren Hass erdulden, schon so lange, dass es ihm oft ist, als sei sein Glück nun untergraben, als sei er seinem gänzlichen Ruin nahe, wie eine hängende Wand, die sich schon zum Einsturz neigt, wie eine zerrissene Mauer, die endlich von vielen Steinwürfen böser Buben schwere Risse bekommen hat. - Und was ihm am wehsten tut und am tiefsten zu Herzen geht, das sind ihre Lügen und Lästerungen.
V. 5: „Sie denken nur, wie sie ihn dämpfen, fleißigen sich der Lügen, geben gute Worte, aber im Herzen fluchen sie.“ Auch da, wo nicht der heilige Gott uns wehe tut, sondern unheilige Menschen, auch da aus der innern Herzensstille und Seelenruhe sich nicht herauswerfen lassen; auch da schweigen und dulden und nicht Scheltwort mit Scheltwort heimgeben, nicht Böses mit Bösem vergelten, wo man boshaft verlästert wird, das ist die rechte Feuerprobe einer Christenseele. Lern es, liebe Seele, lern es von unserem David, der nicht mit seinen Feinden haderte, wenn sie ihm Übles getan, sondern nur seinem Gott es geklagt hat; lern es von dem, dessen Seele noch göttlich stiller war wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt seinen Mund nicht auftut gegen seine Peiniger, der nicht wieder schalt, da er gescholten ward, stellte es aber dem anheim, der da recht richtet, ja bat für seine Feinde.
Du sanfter Jesu warst unschuldig
Und littest alle Schmach geduldig
Und ließt nicht Hass noch Rachgier aus;
Kein Mensch kann deine Sanftmut messen,
Dabei kein Eifer dich gefressen,
Als der um deines Vaters Haus;
Mein Jesu, ach verleih‘
Mir Sanftmut und dabei
Guten Eifer; Jesu, Jesu, hilf mir dazu,
Dass ich sanftmütig sei wie du.
Eine fromme Seele hat ja leicht stille sein
3) in seligem Genuss der göttlichen Gnade. Solch stiller seliger Gnadengenuss spricht sich aus V. 6-9.
V. 6: „Aber meine Seele harrt nur auf Gott, denn er ist meine Hoffnung.“ Mit diesem Aber wendet David seine Gedanken ab von seinen Feinden und hin zu seinem Gott, und nun wird ihm wieder wohl. Nun spricht er noch einmal, noch getroster und ruhiger als vorhin die Zuversicht aus:
V. 7: „Er ist mein Hort, meine Hilfe und mein Schutz, dass ich nicht fallen werde.“ Vorher hat's geheißen, dass mich kein Fall stürzen wird, wie groß er ist; aber nun ist er noch getroster. Nein, sagt er, ich werde gar nicht einmal fallen, mein Missgeschick ist nicht einmal ein Fall zu nennen, denn mein Gott hält mich ja an seiner starken Hand. Ja noch viel seliger lautet's nun:
V. 8: „Bei Gott ist mein Heil, meine Ehre, der Fels meiner Stärke, meine Zuversicht ist auf Gott.“ O da hat man gut stille sein, wenn man so seinen Gott im Glauben hat und hält und genießt, und sagen darf: Gott ist mein Heil und meine Ehre. Da mögen von außen die Stürme brausen und die Feinde wüten, innen im Herzen ist ein stilles Paradies, ein verschlossener Garten, ein verborgenes Heiligtum, wo selige Freudenstunden und stille Herzensfeste gefeiert werden, von denen die Feinde nichts ahnen, die alles darauf anlegen, uns das Leben zu verbittern. Von einer solchen Seele, die so im Stillen ihres Gottes sich freut, möchte ich sagen nicht nur: sie ist stille zu Gott, sondern: sie ist stille in Gott. Stille sein vor Gott ist gut, stille sein zu Gott ist besser, stille sein in Gott ist am besten. Wer stille ist vor Gott, der beugt sich vor ihm, wie ein Knecht vor dem Herrn. Wer stille ist zu Gott, der flüchtet sich zu ihm, wie ein Kind zum Vater. Wer stille ist in Gott, der hält ihn umschlungen, wie ein Freund den Freund. Mein Freund ist mein und ich bin sein. Ich bin Gottes, Gott ist mein, wer ist, der uns scheide? - Möchtest du nicht auch so stille werden und froh in deinem Gott, liebe Seele? so ein stilles Paradies im Herzen tragen, das kein Feind dir verwüsten, kein Sturm dir zerstören kann, ein Paradies des Glaubens und der Liebe und der Gnade und des Friedens? Höre, was David dir anrät dazu:
V. 9: „Hofft auf ihn allezeit, lieben Leute, schüttet euer Herz vor ihm aus; Gott ist unsere Zuversicht, Sela.“ Seht, wie wird da unser König David so ein lieblicher Prediger. Wes das Herz voll ist, des geht der Mund über. Wie er still und selig ist in seinem Gott, so möchte er auch uns solche selige Herzensstille gönnen. Darum redet er uns freundlich zu: Hofft auf ihn allezeit, lieben Leute. Schüttet euer Herz vor ihm aus im Gebet. Ja das Gebet ist ein Ausschütten des Herzens vor Gott. Wie man einen Sack ausleert, den man keuchend hergetragen, vollgeladen, zentnerschwer, und den man nun heimträgt leer und leicht so ist einem rechten Beter zu Mut, wenn er sein Herz ausgeschüttet hat vor Gott. Alles muss da heraus aus dem Herzen und hin vor Gottes Angesicht: heraus müssen die Sorgen und Schmerzen, die musst du Gott klagen und vor Augen legen und darfst auch das kleinste nicht verhehlen. Heraus müssen die Sünden und eitlen Gedanken: Eigenwille, Trotz, Hochmut, böse Lüste - alles das muss im Gebet heraus aus dem Herzen und hingelegt werden vor Gottes Angesicht. Heraus muss auch alles Gute, das du im Herzen hast: deinen Glauben, deine Hoffnung, deine Unschuld, dein gutes Gewissen, auch das musst du im Gebet hervorkehren und ans Licht bringen und Gott vor Augen legen, dass er es prüfe, ob es vor ihm gelten und bestehen könne. Das heißt beten, das heißt sein Herz ausschütten vor Gott. Und wenn ein Herz so offen und ausgeleert vor ihm daliegt: was tut dann der grundgütige Gott? Dann sagt er: So, Herz, nun will ich dich versorgen. Deine Sünden und bösen Lüste, die bleiben draußen, die sollen versenkt sein ins Meer meiner Erbarmung. Deine Sorgen und Schmerzen, die brauchst du auch nicht mehr mitzunehmen, die kannst du mir dalassen, ich will sie auf meine Schultern nehmen und für dich heben und tragen. Deinen Glauben aber und dein gutes Gewissen und was du sonst Gutes in dir hast, das nimm nur wieder mit, ich hab es in Gnaden angesehen, und dazu will ich dir noch was hinzutun und mitgeben, nämlich meine Kraft, die in den Schwachen mächtig ist, meine Gnade und meinen Segen. Damit gehe hin in Frieden. Ja, Geliebte, wenn man so das Herz vor Gott ausgeschüttet hat, dann füllt er's mit seiner Gnade und o wie selig, wie stille wird dann das Herz durch Gott. Darum wollt ihr stille werden in Gott, so redet zu ihm, betet zu ihm, schüttet euer Herz ihm aus:
Liebe Seelen, traut beständig eurem ewigtreuen Hort;
Er ist Gott und ist lebendig, bleibt euch nah an jedem Ort.
Ist euch irgend Hilfe nötig, klopft nur an, er ist zu Haus
Und zu jeder Hilf erbötig; schüttet euer Herz ihm aus!
Wer so Gottes und seines Heiles sich freuen darf, der wird nicht mehr viel halten auf die eitle Herrlichkeit der Welt. Er ist stille zu Gott auch:
4) In demütiger Erkenntnis menschlicher Schwachheit und Eitelkeit. Wie David mahnt:
V. 10: „Aber Menschen sind doch ja nichts. Große Leute fehlen auch (trügen den, der auf sie traut), sie wägen weniger denn nichts, wieviel ihrer ist.“ Wie jener Belsazar dort mit all seinen geraubten, silbernen und goldenen Gefäßen, mit all seinem Tross von Knechten und Soldaten, dennoch zu leicht erfunden ward in der Waagschale des gerechten Richters, so muss Menschenmacht und Menschentrotz still und stumm werden vor dem Heiligen und Allmächtigen. Darum
V. 11: „Verlasst euch nicht auf Unrecht und Frevel, haltet euch nicht zu solchem, das nichts ist; nein, seid stille vor dem Herrn in heiliger Furcht.“ Ja selbst von rechtmäßigem Gut macht keinen großen Lärm: „Fällt euch Reichtum zu, so hängt das Herz nicht dran.“ Was Gott davon gibt, das nehmt stille hin und denkt: Ich muss es einst lassen. Was Gott davon nimmt, das gebt stille hin und tröstet euch: Es gibt bessere Schätze.
Lass es nur, o Seele, gehen, wie es geht und sorge nicht;
Endlich wirst du dennoch sehen, dass Gott übt ein recht Gericht.
Hier schon ist er deine Stärke, dass dir gar nichts schaden kann;
Dort vergilt er alle Werke, die du hier in ihm getan.
Darum sei stille dem Herrn auch:
5) In getroster Erwartung seiner zukünftigen Gerichte. So David
V. 12. 13: „Gott hat ein Wort geredet, das habe ich etlichemal gehört, dass Gott allein mächtig ist. Und du, Herr, bist gnädig und bezahlst einem Jeglichen, wie er's verdient.“ In getroster Zuversicht auf den Tag des Herrn, der nicht ausbleiben wird, und auf die Offenbarung des gerechten Gerichts Gottes, das in seinem Worte mehr als einmal verheißen ist, schweigt David und lässt auch seinen Mund stille werden, wie seine Seele stille ist, und schließt den Psalm. Auch wir, Geliebte, die wir's noch öfter und noch deutlicher gehört haben als David, das Wort von einer Zukunft des Herrn zum Gericht und von einer vergeltenden Ewigkeit; auch wir wollen unsere Herzen stillen und unsern Mund schweigen im Hinausblick auf den Tag des Herrn. Und wenn wir Unrecht leiden: jener große Tag wird alles klar machen. Gott wird's klar machen, vielleicht schon hier, jedenfalls auf seinen großen Tag: warum jetzt zanken? Wenn sonst ein Kreuz uns drückt: der treue Gott wird's wenden hier oder drüben: warum jetzt murren? Nein, Geliebte, ringt danach, dass ihr stille seid. Und du,
O stiller Jesu, wie dein Wille dem Willen deines Vaters stille
Und bis zum Tod gehorsam war,
So mache du auch gleichermaßen mein Herz und Willen dir gelassen,
Ach stille meinen Willen gar!
Mach mich dir gleichgesinnt, wie ein gehorsam Kind,
Stille, stille; Jesu, hilf du,
Hilf mir dazu, dass ich sein stille sei wie du!
Amen.