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Gerok, Karl von - Andachten zum Psalter - Psalm 28.

Ein Psalm Davids. Wenn ich rufe zu dir, Herr, mein Hort, so schweige mir nicht, auf dass nicht, wo du schweigst, ich gleich werde denen, die in die Hölle fahren. (2) Höre die Stimme meines Flehens, wenn ich zu dir schreie, wenn ich meine Hände aufhebe zu deinem heiligen Chor. (3) Ziehe mich nicht hin unter den Gottlosen und unter den Übeltätern, die freundlich reden mit ihren Nächsten, und haben Böses im Herzen. (4) Gib ihnen nach ihrer Tat, und nach ihrem bösen Wesen; gib ihnen nach den Werken ihrer Hände; vergilt ihnen, was sie verdient haben. (5) Denn sie wollen nicht achten auf das Tun des Herrn, noch auf die Werke seiner Hände; darum wird er sie zerbrechen, und nicht bauen. (6) Gelobt sei der Herr, denn er hat erhört die Stimme meines Flehens. (7) Der Herr ist meine Stärke und mein Schild, auf ihn hofft mein Herz, und mir ist geholfen; und mein Herz ist fröhlich, und ich will ihm danken mit meinem Liede. (8) Der Herr ist ihre Stärke; er ist die Stärke, die seinem Gesalbten hilft. (9) Hilf deinem Volk, und segne dein Erbe, und weide sie, und erhöhe sie ewig.

„Im Kreuze wächset uns der Mut,
Wie Perlen in gesalzner Flut!“

So haben wir vorhin im Liede gesungen. Ja wie im tiefen, schaurigen Meeresgrund die köstliche Perle erzeugt wird in geheimnisvoller Werkstatt: so reifen in der Tiefe der Trübsal die köstlichen Perlen des Glaubens, der Ergebung, der Hoffnung, der Selbsterkenntnis, der Selbstverleugnung, der Demut und des Heldenmuts. Und wie der Taucher in die Tiefen des Meeres hinabsteigt, um Perlen zu fischen, so muss der Mensch oft tief hinabtauchen in die Fluten der Trübsal, bis er die Perle findet und heraufbringt, die Gott für ihn auf dem Grunde verborgen hat. Aber ist dann die Perle gefunden, dann lässt man sich's auch nicht reuen, dass man so tief hat hinab müssen, sondern spricht mit David: Es ist mir lieb, dass du mich gedemütigt hast, und mit dem Apostel: Alle Züchtigung, wenn sie da ist, dünkt sie uns nicht Freude, sondern Traurigkeit zu sein; aber danach wird sie geben eine friedsame Frucht der Gerechtigkeit denen, die dadurch geübt sind. Habt ihr nicht auch schon solche Perlen gefunden im Meer der Trübsal? - Eine Erfahrung, die du in der Trübsal gewonnen und die dir zu gut kommt für dein ganzes Leben, eine Erkenntnis, die dir aufgegangen in der Leidensschule und die dir sonst vielleicht Jahre lang nicht geworden wäre, eine liebe Seele, mit der du zusammengeführt wurdest auf dem Leidensweg und die du sonst vielleicht nie gefunden hättest - deine Wiedergeburt und Bekehrung zum Herrn, die durch die Not herbeigeführt ward, - dein Heil und dein Heiland, den du gefunden in Trübsalszeiten, siehe da die Perlen, die da wachsen in der bitteren Flut der Trübsal.

Unser Psalter ist so eine ganze Schnur von Perlen, heraufgeholt meistens aus den Tiefen der Trübsal. Auch unser heutiger Psalm ist eine Perle an dieser Schnur. David hat tief hinabsteigen müssen in die Leidensflut, als er diese Perle fand. Der Psalm scheint aus den trübsten Zeiten des vielgeprüften Königs zu stammen, wahrscheinlich aus den Zeiten der Flucht vor Absalom, als er von seinem eigenen Sohn verraten, von seinem Volke verlassen, von frechen Feinden verhöhnt, von wenig Getreuen begleitet übers Gebirge floh, aber nicht mehr mit Jugendkraft und Jugendmut wie einst, da er wie ein flüchtiger und doch kecker Hirsch von Saul gejagt ward im Gebirge, sondern vom Alter gebeugt, mit grauem Haar und fast gebrochenem Herzen. Da sehen wir denn

Eine Seele im tiefen Meere der Trübsal, und betrachten mit ihr

1) die Einsamkeit in der Tiefe, V. 1-2.
2) die Ungeheuer in der Tiefe, V. 3-5.
3) die Perle in der Tiefe, V. 6-9.

1) Die Einsamkeit in der Tiefe.

Schauerlich, Geliebte, muss die Stille sein in der Tiefe des Meeres. Denkt euch kein Laut in der stillen Wohnung der stummen Kreaturen da unten, keines Menschen Antlitz weit umher, keines Menschen Stimme weit umher, ausgeschlossen von Licht und Lust, ausgeschlossen aus dem Lande der Lebendigen, nichts um sich, über sich, unter sich als die tiefen, stillen, grünen, unergründlichen Fluten schauerlich muss die Einsamkeit sein in der Tiefe des Meeres. Ähnlich ist's oft einer Seele zu Mut in den Tiefen der Trübsal, dass sie sich so öde, so einsam, so verlassen fühlt von Gott und Welt. Ähnlich ist's auch unserem David zu Mut, wenn er gleichsam aus dem tiefen Trübsalsmeere herauf, das ihm übers Haupt geht, klagt:

V. 1 und 2: “Wenn ich rufe zu dir, Herr, mein Hort, so schweige mir nicht, auf dass nicht, wo du schweigst, ich gleich werde denen, die in die Hölle fahren. Höre die Stimme meines Flehens, wenn ich zu dir schreie, wenn ich meine Hände aufhebe zu deinem heiligen Chor.“ Schweige mir nicht, schweige mir nicht, das ist's, um was der bedrängte Dulder seinen Gott ganz besonders ängstlich anfleht. Es gibt ein schreckliches Schweigen Gottes. Wohl ist oft das Schweigen Gottes ein Zeichen der Gnade, der Geduld, der Langmut, wenn er seine Donner zurückhält, seine Blitze aufspart, mit der Strafe wartet, ob nicht der Sünder in sich gehe und sich bekehre. So hat er vierzig Jahre lang geschwiegen vor der Sündflut, so hat er Jahrhunderte lang geschwiegen über seinem Volk Israel, ehe die Donner des Gerichts ausbrachen über Jerusalem. So hat er auch über uns, über den Sünden unseres Geschlechts und über unseren eigenen Sünden oft geschwiegen, wo er hätte reden, strafen, donnern und zermalmen können. Dank sei ihm für seine Langmut und Geduld!

Aber es gibt auch ein schreckliches Schweigen Gottes; ein Schweigen wie vor dem Gewitter oder ein Schweigen wie nach dem Gewitter, wenn das Wetter eingeschlagen hat und das Haus abgebrannt ist und nichts mehr da als die einsamen rauchenden Trümmer. So ist auch das Schweigen. Gottes oft ein Vorbote oder ein Begleiter seiner Gerichte. Ein solches Schweigen ist's, das seit Jahrtausenden jetzt brütet über der Stätte, wo einst Sodom und Gomorrha gestanden und wo nun das Tote Meer liegt in öder Stille, so tot, dass keine Pflanze umher gedeiht, kein Wild umher lagert, kein Mensch umher wohnt, kein Vogel drüber hinfliegen kann, ohne tot in die Fluten zu fallen. Gott hatte gesprochen durch Abraham und Lot, sie wollten nicht hören - nun schweigt er. Ein solches Schweigen ist's, das über den Trümmern Jerusalems sich lagerte, als die Römer die Stadt zerstört hatten. Gott hatte gesprochen, Jahrhunderte lang gesprochen durch seine Propheten, zuletzt durch seinen eingebornen Sohn - sie wollten nicht hören, nun schwieg er. Ein solches Schweigen ist's, das über den einst so blühenden christlichen Städten Kleinasiens sich gelagert hat, über Ephesus und Pergamus, über Sardes und Laodicäa. Gott hatte gesprochen; durch seinen treuen Knecht Paulus hatte er diesen gesegneten Gemeinden das Evangelium verkünden lassen zu ihrer Seelen Seligkeit; durch seinen Seher Johannes noch in der Offenbarung hatte er sie mahnen und warnen lassen: Wer Ohren hat zu hören, der höre, was der Geist Gottes den Gemeinen sagt. Sie hatten nicht gehört und das Gericht Gottes kam, das Erdbeben kam, der Türke kam und seit mehr als einem Jahrtausend liegen diese Städte in Trümmern, keines Predigers Stimme, kaum eines Menschen Stimme ertönt über den Trümmern, nur das Heulen des Schakals in der Wüste und das Gekreisch des Geiers in den Lüften. Gott schweigt.

Auch über den einzelnen Menschen kommt oft solch ein Gericht des Schweigens. Wenn über einem leichtfertigen Sünderherzen Gott lange genug gelockt und gerufen, gemahnt und gewarnt und immer vergebens, dann gibt er's oft am Ende hin in seines Herzens Härtigkeit und schweigt, redet nicht mehr durch die Stimme des Gewissens, nicht mehr durch die Stimme seiner Boten, bis er wieder reden wird in der Ewigkeit am Tage der Rechenschaft.

Aber auch einem redlichen Herzen, einer frommen Seele ist's oft, als ob Gott im Himmel schweige, dass sie angstvoll mit David ruft: Herr, mein Hort, schweige mir nicht, sonst geh ich zu Grunde. Wenn in Zeiten der Not Gott trotz all unserem Schreien kein Zeichen seiner Nähe, kein Zeichen der Erhörung gibt; wenn wir in unserem armen ausgestorbenen Herzen keine Regung der Gnade mehr vernehmen; wenn selbst das Wort Gottes für uns schweigt, die Predigt, die wir hören, die Bibel, die wir lesen, keine Kraft hat für unser Herz; wenn kein Mensch uns verstehen und sich freundlich zu uns nahen will; wenn auch das Gebet seine Erquickung für uns verloren hat und in leerer Lust verhallt; wenn alles still, öd, tot erscheint, der Himmel über uns, die Welt um uns, das Herz in uns, das, Geliebte, ist jenes schreckliche Schweigen, wo man gleichsam versunken und ertrunken ist im stillen tiefen Trübsalsmeer; wo man flehentlich mit David schreit: Herr, mein Hort, schweige mir nicht, lass nur ein Wörtlein des Trostes mich hören, nur ein Zeichen der Gnade mich schauen.

Lasst's uns schätzen, Geliebte, dankbar schätzen, so lang Gott mit uns redet, so lang er zu uns redet durch so viel Gnadengaben, die wir täglich von ihm empfangen, zu uns redet in seinem heiligen Wort, zu uns redet durch seinen heiligen Geist in unserem Herzen; lasst uns hören auf seine Stimme, damit er nicht auch über uns einst müde werde zu reden; damit nicht auch an uns in Erfüllung gehe die Klage des Heilands: Jerusalem, Jerusalem, wie oft habe ich deine Kinder um mich versammeln wollen wie eine Henne ihre Küchlein sammelt unter ihre Flügel und ihr habt nicht gewollt. Aber ich sage euch, euer Haus soll euch wüste gelassen werden. Und wenn in Stunden der Trübsal Gott über uns zu schweigen scheint, dann lasst uns zu ihm rufen und nicht müde werden, wie David rief: Höre die Stimme meines Flehens, wenn ich zur dir schreie, wenn ich meine Hände aufhebe zu deinem heiligen Chor.

Meine Seele voller Fehle
Sucht in dem Dunkeln Licht,
Jesu neige dich und zeige
Mir dein tröstlich Angesicht;
Auf mein Flehen lass dich sehen
Und verbirg dich länger nicht.

Aber ehe er seines Gottes tröstlich Antlitz sehen darf, muss David noch andere Gesichter erblicken, die verzerrten Gesichter seiner Feinde. Das sind

2) die Ungeheuer in der Tiefe.

(V. 3-5.) Denkt euch wieder einen Taucher in der Tiefe des Meeres. Das holde Antlitz der Sonne sieht er nicht; von menschlicher Gesellschaft ist er weit, weit verbannt. Aber dennoch hat er Gesellschaft, schreckliche Gesellschaft; das sind die Ungeheuer der Tiefe; das sind die Schlangen, die da durcheinander wimmeln; das sind die Fische, die ihn da anstieren mit ihren großen Augen; das sind die Meerwunder, die da nach ihm schnappen: der Haifisch und das Krokodil und wie sie alle heißen. So wie es dem Taucher zu Mut sein mag in Gesellschaft dieser Ungeheuer, so ungefähr war es David zu Mut in der Umgebung seiner boshaften, arglistigen, blutdürftigen Feinde. Da schaudert ihn vor solchen Gesellen und schaudernd bittet er:

V. 3: “Ziehe mich nicht hin unter den Gottlosen und unter den Übeltätern, die freundlich reden mit ihrem Nächsten und haben Böses im Herzen.“ Bewahre mich vor solcher Gesellschaft, erlöse mich aus solcher Umgebung. Und weil er wohl weiß, solange sie leben, ist vor ihnen keine Ruhe, so geht er in seines Herzens Angst noch weiter und fleht, der Herr wolle sie richten:

V. 4: “Gib ihnen nach ihrer Tat und nach ihrem bösen Wesen; gib ihnen nach den Werken ihrer Hände; vergilt ihnen, was sie verdient haben.“ Wie? da flucht also David seinen Feinden? Wir wollen nicht vergessen: wir sind im alten Bunde, David ist noch nicht Christus. Der hatte seine Stimme noch nicht ertönen lassen, der da spricht: Liebt eure Feinde, segnet, die euch fluchen, tut wohl denen, die euch hassen, bittet für die, so euch beleidigen und verfolgen. Und wohl mag auch im Opferfeuer eines Davids hin und wieder ein Flämmlein menschlicher Leidenschaft mit aufgelodert sein; aber wir wollen auch nicht vergessen, was diese Worte mildern kann; wir wollen denken an Davids königliche Großmut, die er an einem Saul, einem Simei, einem Absalom bewiesen; solche Taten müssen uns seine Worte auslegen helfen; wir wollen denken an die tiefe Angst und Herzensnot, die ihm diesen Hilferuf hier ausgepresst; wir wollen denken, dass er nicht darum über die Feinde Gottes Gericht herabfleht, weil sie seine, sondern weil sie Gottes Feinde sind, wie er dies deutlich ausspricht:

V. 5: “Denn sie wollen nicht achten auf das Tun des Herrn, noch auf die Werke seiner Hände; darum wird er sie zerbrechen und nicht bauen.“ Wer wider Gott streitet, der muss zu Schanden werden. Das sei auch unser Trost, Geliebte, wenn uns oft auch in den Tiefen der Trübsal zu Mut ist, als wären wir von Ungeheuern umgeben; wenn wir rings um uns her statt menschlicher Angesichter und Freundesaugen nichts zu erblicken meinen als die verzerrten Mienen des Neids, der Bosheit, der Falschheit, des Hasses, der Schadenfreude, oder wenn in unserem eigenen Herzen Kleinglaube und Unglaube, Zweifel und Verzweiflung wie Gespenster ihr Haupt erheben, dann wider solche innerliche und äußerliche Feinde wollen wir aus der Tiefe schreien zu unserem Gott; der Gott, der Jonas aus dem Rachen des Meeres gezogen, Daniel in der Löwengrube erhalten, David wieder aus den Wassern der Trübsal gerettet, der wird auch uns nicht dem Feind zur Beute lassen. Wann die Not am höchsten, dann ist Gott am nächsten. Das hat auch David erfahren. Nun findet er

3) die Perle in der Tiefe.

(V. 6-9.)

V. 6: “Gelobt sei der Herr, denn er hat erhört die Stimme meines Flehens.“ Seht, wie lieblich, wie merkwürdig, wie wunderbar dieser plötzliche Übergang von der bangen Klage zum freudigen Lob; von der wilden Angst zur seligen Ruhe. Wie kommt das? David hat die Perle gefunden, die Perle, die Gott für ihn verborgen hat in den Tiefen der Trübsal, die Perle des Glaubens. Auf einmal leuchtet in seiner Seele die frohe Gewissheit auf: Nein - so schlimm es auch steht, du bist nicht verloren, du kannst nicht verloren sein, der alte Gott lebt noch, dein Gott lebt noch. Dein alter treuer Gott, der dich aus sechs Trübsalen errettet hat, der wird auch in der siebenten dich nicht lassen verderben. Diesen Glauben. fasst er, ergreift er, schließt er ins Herz und nun ist ihm geholfen, nun sieht er zum Voraus sich gerettet, nun fährt er triumphierend fort, seinen Glauben zu verkünden, sich selbst zum Trost, der Welt zum Zeugnis, dem Herrn zur Ehre:

V. 7: “Der Herr ist meine Stärke und mein Schild, auf ihn hofft mein Herz und mir ist geholfen und mein Herz ist fröhlich und ich will ihm danken mit meinem Liede.“ Hast du sie auch schon gefunden, o Seele, die Perle in den Tiefen der Trübsal? Ist dir nicht auch schon oft mitten in der Angst wie ein himmlischer Lichtpunkt der Gedanke aufgegangen: Nein, nein, ich werde nicht verderben, ich bin nicht verlassen; der alte Gott lebt noch, mein Gott lebt noch, also dass dein Herz überwallte von seligem Trost und eine helle, süße Freudenträne dir ins Auge stieg? Sieh dieser Lichtpunkt im Herzen, diese Freudenträne im Aug, das war die Perle, die Gott für dich verborgen in den Tiefen der Trübsal. Für uns alle hat er sie hineingelegt; o so lasst uns suchen, bis wir finden wie David und jauchzen können:

Nun weiß und glaub ich feste,
Und rühm's ohn alle Scheu,
Dass Gott, der Höchst und Beste,
Mir herzlich günstig sei
Und dass in allen Fällen
Er mir zur Seite steh,
Und dämpfe Sturm und Wellen
Und was mir bringt Weh.

Und nun noch ein schöner Schluss:

V. 8. 9. Nun ist David wieder König und königlich sind seine Gedanken, königlich seine Bitten. Nun denkt er nicht mehr an sich allein, sondern auch an seine Getreuen. (V. 8.) Auch für sie ist er voll Siegeszuversicht: “Der Herr ist ihre Stärke; er ist die Stärke, die seinem Gesalbten hilft.“ Ja sein ganzes Volk, sein undankbares, empörtes, aber eben darum unglückseliges Volk schließt er ein in die königliche Bitte: „Hilf deinem Volk“, deinem armen, gedrückten Volk; „segne dein Erbe“; dein Erb und Eigentum ist ja Israel; „und weide sie“ als der große gute Hirte und „erhöhe sie ewig“; sei auch dann ihr Hirt und Hort, wenn ich, dein Knecht David, sie nicht mehr hüten kann und mein altersmüdes Haupt zur Ruhe gelegt habe bei meinen Vätern. reicht David echt königlich die Perle, die er im tiefen Meer der Trübsal gefunden, seinem Volk; so reicht er sie in diesem Psalm auch uns dar. Mit seiner schönen Fürbitte wollen auch wir schließen; auch wir wollen bei unsern Nöten nie vergessen der allgemeinen Not, bei unsern Bitten nie vergessen die priesterliche Fürbitte; auch wir wollen beten in dieser ernsten Zeit zum großen Menschenhüter und Völkerhirten:

„Hilf deinem Volk und segne dein Erbe, und weide sie und erhöhe sie ewig.“

Du wirst dein herrlich Werk vollenden,
Der du der Welten Heil und Richter bist;
Du wirst der Menschheit Jammer wenden,
So dunkel jetzt dein Weg, o Heiliger, ist;
Drum hört der Glaub nie auf zu dir zu flehn,
Du tust doch über Bitten und Verstehn!

Amen.