(1) Ein Psalm Davids. Der Herr ist mein Licht und mein Heil; vor wem sollte ich mich fürchten? Der Herr ist meines Lebens Kraft; vor wem sollte mir grauen? (2) Darum, so die Bösen, meine Widersacher und Feinde, an mich wollen, mein Fleisch zu fressen, müssen sie anlaufen und fallen. (3) Wenn sich schon ein Heer wider mich legt, so fürchtet sich dennoch mein Herz nicht. Wenn sich Krieg wider mich erhebt, so verlasse ich mich auf ihn. (4) Eins bitte ich vom Herrn, das hätte ich gerne, dass ich im Hause des Herrn bleiben möge mein Leben lang, zu schauen die schönen Gottesdienste des Herrn, und seinen Tempel zu besuchen. (5) Denn er deckt mich in seiner Hütte zur bösen Zeit, er verbirgt mich heimlich in seinem Gezelt, und erhöht mich auf einem Felsen; (6) Und wird nun erhöhen mein Haupt über meine Feinde, die um mich sind; so will ich in seiner Hütte Lob opfern, ich will singen und lobsagen dem Herrn. (7) Herr, höre meine Stimme, wenn ich rufe; sei mir gnädig und erhöre mich. (8) Mein Herz hält dir vor dein Wort: Ihr sollt mein Antlitz suchen. Darum suche ich auch, Herr, dein Antlitz. (9) Verbirg dein Antlitz nicht vor mir, und verstoße nicht im Zorn deinen Knecht; denn du bist meine Hilfe. Lass mich nicht, und tue nicht von mir die Hand ab, Gott, mein Heil. (10) Denn mein Vater und meine Mutter verlassen mich, aber der Herr nimmt mich auf. (11) Herr, weise mir deinen Weg, und leite mich auf richtiger Bahn, um meiner Feinde willen. (12) Gib mich nicht in den Willen meiner Feinde; denn es stehen falsche Zeugen wider mich, und tun mir Unrecht ohne Scheu. (13) Ich glaube aber doch, dass ich sehen werde das Gute des Herrn im Lande der Lebendigen. (14) Harre des Herrn, sei getrost und unverzagt, und harre des Herrn.
Liebe Freunde, ich kannte eine alte fromme Frau, die war blind, stockblind seit vielen Jahren, und doch war's eine zufriedene, eine glückliche Frau; kein Murren kam über ihre Lippen, ein stiller Friede war ausgegossen über ihr Antlitz heute wie gestern; eine kindliche Heiterkeit klang aus ihren Worten, so oft man zu ihr kam, ja in ihrem stillen Stüblein ward einem so wohl, als wäre da immer Sonnenschein, mochte draußen vorm Fenster die Sonne scheinen oder Sturm und Regen niederbrausen. Warum, meint ihr, war die arme, alte, blinde Frau so zufrieden in ihrer Blindheit, so glücklich in ihrer unaufhörlichen Nacht? Das machte, meine Lieben, ein Spruch, ein Wahlspruch, ein Trostspruch, ein Kraftspruch, ein Zauberspruch möchte man sagen, den sie oft im Munde führte; es ist derselbe, mit dem unser Psalm beginnt: „Der Herr ist mein Licht und mein Heil; vor wem sollte ich mich fürchten? Der Herr ist meines Lebens Kraft; vor wem sollte mir grauen?“ Der Herr ist mein Licht, sprach die Blinde, und ob auch auf ihrem leiblichen Auge eine schwere Decke lag, die keines Arztes Messer wegnehmen konnte, ob auch äußerlich dicke Finsternis sie umgab vom Morgen bis zum Abend und vom Abend bis wieder zum Morgen, dass sie weder Sonne noch Mond erschauen, weder eine Blume erblicken, noch in eines Menschen Antlitz sehen konnte, dennoch musste die Nacht auch Licht um sie sein, dennoch schwamm ihre Seele in einem hellen Licht- und Freudenmeer; der Herr war ihr Licht.
Wenn sie aus Gottes Wort sich vorlesen ließ oder aus dem Schatze ihres Gedächtnisses sich selbst erbaute mit Psalmen und Lobgesängen und geistlichen lieblichen Liedern, dann durfte sie selig rühmen: Der Herr ist mein Licht; denn Gottes Wort ist ein Licht auf allen unsern Wegen. Wenn sie in Gedanken ihres Lebens Führungen überdachte und bunte Bilder der Erinnerung an ihrer Seele vorüberzogen und durch alle diese Bilder die Treue Gottes wie ein goldener Faden sich hindurchzog, dann durfte sie's dankbar bekennen: Der Herr ist mein Licht. Wenn ihr Gott, was oft geschah, durch allerlei liebliche Träume ihre Nächte erheiterte, dass sie bald grüne lustige Gärten, bald himmlische Paradiesesauen, bald ihre längst verstorbenen Eltern, bald strahlende Engelsgestalten oder gar ihres Heilands Angesicht im Traume schauen durfte, dann rühmte sie's fröhlich am Morgen: Ich blinde Frau sehe schönere Dinge bei Nacht, als ihr sehenden Leute bei Tage sehen dürft, der Herr ist mein Licht. Wenn sie aus den Leiden dieser Zeit sich immer herzlicher hinaussehnte, sich immer lebhafter hinüberfreute in die himmlischen Lichtgefilde, wo es wie Schuppen von unsern Augen fallen soll und wir vom dunklen Glauben sollen eingehen zum hellen Schauen; da wurde sie ganz froh und selig und konnte mit preisenden Lippen bezeugen: Der Herr ist mein Licht.
Mein Herze geht in Sprüngen
Und kann nicht traurig sein,
Ist lauter Lust und Singen,
Sieht lauter Sonnenschein;
Die Sonne, die mir lacht,
Ist mein Herr Jesus Christ;
Das, was mich singen macht,
Ist, was im Himmel ist.
Der Herr ist mein Licht; auf diesen Glauben ist sie dann auch sanft und selig entschlafen, und ihr Leichentext am Grabe ist gewesen: „Der Herr ist mein Licht und mein Heil; vor wem sollte ich mich fürchten? Der Herr ist meines Lebens Kraft; vor wem sollte mir grauen?“
Warum ich euch erzähle von der alten blinden Frau, über deren Grabhügel nun schon lang das Gras gewachsen ist? Darum, Geliebte, weil diese Frau eine lebendige Auslegung ist für unser Psalmwort: Der Herr ist mein Licht.
Und wäre hier unter uns auch so eine arme blinde Frau der keine Sonne scheint und kein Mond, die würd ich bitten: Sieh einmal zu, ob du's nicht auch dir recht im Glauben zueignen, ob du's nicht auch zu deinem Wahlspruch und Trostspruch machen kannst und willst: Der Herr ist mein Licht und mein Heil! Wohl dir, wenn du's kannst und willst; dann wird je mehr und mehr die Nacht auch Licht um dich sein. Aber nicht nur den Blinden sei's ans Herz gelegt, das schöne Wort: Der Herr ist mein Licht und mein Heil. Ach, es gibt ja noch manches Dunkel und manche Finsternis, durch die ein Menschenkind wandeln muss, außer dem Dunkel und der Finsternis der Blindheit. Unterm Druck der Trübsal, im Gedränge äußerer und innerer Anfechtung, da ist's uns oft auch, als wären uns Sonne, Mond und Sterne erloschen, als säßen wir in tiefer, tiefer Finsternis. Wohl dem, der auch dann mit dem Psalmisten im Glauben sprechen darf: Der Herr ist mein Licht und mein Heil; vor wem sollte ich mich fürchten? und der mit dem Liede singen darf:
Wohlan denn:
Ist alles dunkel um mich her,
Die Seele müd und freudenleer,
Bist du doch meine Zuversicht,
Bist in der Nacht, o Gott, mein Licht!
Der Herr ist mein Licht und mein Heil.
Dieses schöne Glaubensthema lasst uns etwas näher betrachten, wie es David weiter ausführt in unserem Psalm:
Das ist der erste Gedanke, den der königliche Sänger ausspricht in unserem Psalm. Schon im ersten Vers, nachdem er freudig es ausgesprochen: Der Herr ist mein Licht und mein Heil, setzt er triumphierend hinzu: vor wem sollte ich mich fürchten? Und nachdem er wiederholt: Der Herr ist meines Lebens Kraft, ruft er abermals triumphierend aus: vor wem sollte mir grauen? Fällt euch nicht bei diesem alttestamentlichen Davidswort ein das neutestamentliche Pauluswort: Ist Gott für uns, wer mag wider uns sein? Und seht, wie schön David es ausdrückt. Der Herr ist mein alles, will er sagen; darum sagt er: Der Herr ist mein Licht, mein Heil, meine Kraft; das ist's, was wir brauchen: Licht für unsern Geist, der in Finsternis irrt; Heil für unser Herz, das krank ist an Sünden; Kraft für unser Leben, das so schwach ist und so ohnmächtig von ihm selbst; Kraft, unser Kreuz zu tragen, unsere Pflicht zu erfüllen, unsern Lauf zu vollenden. Dieses Licht, dieses Heil, diese Kraft - o die lasse uns alle der treue Gott mehr und mehr empfahen durch ihn und mit ihm und in ihm selbst. Dann dürfen wir auch getrost sprechen: Vor wem sollte ich mich fürchten; vor wem sollte mir grauen? Ist Gott für uns, wer mag wider uns sein?
V. 2. 3: „Darum, so die Bösen, meine Widersacher und Feinde, an mich wollen, mein Fleisch zu fressen, müssen sie anlaufen und fallen. Wenn sich schon ein Heer wider mich legt, so fürchtet sich dennoch mein Herz nicht. Wenn sich Krieg wider mich erhebt, so verlasse ich mich auf ihn.“ Das deutet wieder auf einen Hauptsturm in Davids Leben, vielleicht die Verfolgung Sauls, vielleicht auch die Empörung Absaloms. Damals lagerte sich ein ganzes Heer wider ihn, ja fast sein ganzes Volk war damals wider ihn aufgestanden; aber damals gerade zeigte sich, wie wir schon in früheren Psalmen gesehen, am schönsten sein frommer Heldenmut und sein kindliches Gottvertrauen; jener Glaube - wie ein Meerfels unbewegt, wenn an ihn die Woge schlägt. Solchen Heldenmut und Kindesglauben, den wolle der Herr durch seinen heiligen Geist je mehr und mehr auch in unsere kleingläubigen und zaghaften Herzen pflanzen; wolle es uns je mehr und mehr erfahren lassen in jeder dunklen Stunde, in jedem Gedränge der Anfechtung von außen und von innen: Der Herr ist mein Licht und mein Heil; mit ihm fürcht ich keinen Feind.
Kein Engel, keine Freuden,
Kein Thron noch Herrlichkeit,
Kein Lieben und kein Leiden,
Nicht Angst noch Fährlichkeit,
Was man nur kann erdenken,
Es sei klein oder groß,
Der keines soll mich lenken
Aus deinem Arm und Schoß.
Der Herr ist mein Licht und mein Heil; mit ihm fürcht ich keinen Feind. Und
Diesen schönen Gedanken spricht der fromme Sänger aus V. 4-6.
V. 4: „Eins bitte ich vom Herrn, das hätte ich gerne, dass ich im Hause des Herrn bleiben möge mein Leben lang, zu schauen die schönen Gottesdienste des Herrn, und seinen Tempel zu besuchen.“ David hatte immer lieb die Stätte, da Gottes Ehre wohnt; aber vollends im Getümmel des Kriegs, da überkam seine fromme Seele ein schmerzliches Heimweh nach dem stillen Frieden des Gotteshauses; auf der einsamen Flucht, von wenig Getreuen umgeben, da sehnte er sich nach der wohltuenden Umgebung der vollen Gemeinde, in deren Mitte er so oft priesterliche Hände aufgehoben hatte zum Herrn; beim Anblick der Gräuel des Kriegs, der blutigen Schlachtfelder, der rauchenden Dörfer, da verlangte ihn nach einem lieblicheren Schauspiel, nach den schönen Gottesdiensten des Herrn, wenn der Opferaltar rauchte auf Zion und mit dem Opferrauch fromme Gebete und herrliche Lobgesänge aufstiegen gen Himmel. So, meine Lieben, überkommt auch uns oft im Gedränge des Lebens, im Gewühl der Geschäfte, das uns keine Zeit lässt zur Andacht, oder auf der Wanderschaft in der Fremde, wo wir die Sprache nicht verstehen, in der man Gott lobsingt, oder auf langwierigem Krankenlager, wo wir vergebens den sonntäglichen Ruf der Glocken vor dem Fenster hören und können nicht folgen; ja so überkommt uns oft mitten in den Vergnügungen der Welt, die unser Herz doch nicht laben und unsern Geist doch nicht sättigen können, ein stilles Heimweh nach dem Hause Gottes, wo Friede ist mitten im Streit der Welt, und Leben und volle Genüge für das schmachtende Menschenherz. Ja eine fromme Seele möchte wohl, wenn's möglich wäre, im Hause des Herrn bleiben ihr Leben lang und statt dem wüsten Getreibe der großen und der kleinen Welt nichts sehen als die schönen Gottesdienste des Herrn, wie jener Tempelknabe Samuel, der dem Hause des Herrn geweiht war von Kind auf, oder wie jene Witwe Hannah, die nimmer kam vom Hause des Herrn bei Tag und bei Nacht. Und wenn auch das wörtlich nicht sein kann und soll, weil uns auch ein irdischer Beruf angewiesen ist und unser Weisung lautet: Bete und arbeite! wenn auch diejenigen nicht den rechten Weg eingeschlagen haben, die, um im Hause des Herrn zu bleiben ihr Leben lang, der Welt absagten und in Klostermauern oder Einsiedlerzellen sich verschlossen, um als Mönche oder Nonnen Gott zu dienen - dennoch soll es uns aus Lust und Leid der Welt immer wieder hinziehen als wie zu einer süßen Heimat, zum Hause des Herrn; ja unser ganzes inneres Leben soll mehr und mehr sich verklären zu einem schönen Gottesdienst, zu einer heiligen Ruhe in Gott, zu einem Vorschmack jenes ewigen Sabbats, da wir stehen sollen vor den Stufen Gottes und ihm dienen in seinem Tempel Tag und Nacht. Dann, Geliebte, dürften wir je mehr und mehr auch schmecken den Frieden der Gottesnähe, den David so schön beschreibt
V. 5: „Denn er deckt mich in seiner Hütte zur bösen Zeit, er verbirgt mich heimlich in seinem Gezelt und erhöht mich auf einem Felsen.“ Wer in Gott ruht, der ruht als in einem sichern Zelt, wo kein Pfeil des Feindes ihn treffen, kein Sturm der Trübsal ihn erschüttern kann. Wiederum wer in Gott ruht, der ist gleichsam auf eine sonnige Höhe gestellt, wo er die Wolken und Gewitter der Erde zu seinen Füßen und nichts als Sonnenschein um sich, nichts als Himmelblau über sich hat; und zwar erhöht nicht in einem unsicheren Lustballon, der ein Spiel ist der Winde, sondern erhöht auf einem unerschütterlichen Felsen; denn eine feste Burg ist unser Gott. Und wenn er auch von dieser seligen Höhe immer wieder herab muss in Sturm und Drang des Lebens, auf Flügeln des Glaubens und der Hoffnung steigt er immer wieder hinan und spricht mit David
V. 6: „Er wird erhöhen mein Haupt über meine Feinde, die um mich sind; so will ich in seiner Hütte Lob opfern; ich will singen und Lob sagen dem Herrn.“ - Der Herr ist mein Licht und mein Heil; bei ihm möcht ich ewig sein. Und
Das tut David V. 7-12. Wie über eine lachende sonnige Landschaft oft plötzlich ein Wolkenschatten hinfährt und auf einen Augenblick Berg und Tal, Feld und Wald mit einem dunklen Flor überzieht, so trübt auf einmal in diesen Versen sich der heitere Glaubensmut Davids und sein fröhliches Loblied wird zur schmerzlichen Klage. -Da fleht er
V. 7: „Herr, höre meine Stimme, wenn ich rufe; sei mir gnädig, und erhöre mich.“ Da beruft er sich dringend
V. 8 auf des Herrn Gebot: „Mein Herz hält dir vor dein Wort: Ihr sollt mein Antlitz suchen; darum suche ich auch, Herr, dein Antlitz.“ Da fleht er noch ängstlicher und kläglicher
V. 9: „Verbirg dein Antlitz nicht vor mir, und verstoße nicht im Zorn deinen Knecht; denn du bist meine Hilfe. Lass mich nicht, und tue nicht von mir die Hand ab, Gott, mein Heil.“ Da bricht er aus
V. 10 in die rührende Klage: „Mein Vater und meine Mutter verlassen mich, aber der Herr nimmt mich auf.“ Auch meine Liebsten auf Erden wollen mir nicht mehr helfen oder können mir nicht mehr helfen, und nur du bist noch meine Zuflucht, du der verheißen: Kann auch ein Weib ihres Kindleins vergessen, dass sie sich nicht erbarmte über den Sohn ihres Leibes? und ob sie desselbigen vergäße, will ich doch deiner nicht vergessen. Da bittet er, als hätte er auch das Vertrauen auf sich selbst verloren,
V. 11: „Herr, weise mir deinen Weg und leite mich auf richtiger Bahn, um meiner Feinde (meiner Aufpasser und Verleumder) willen.“ Da lässt er uns endlich einen tiefen Blick tun in seine eigentliche Not
V. 12: „Gib mich nicht in den Willen meiner Feinde; denn es stehen falsche Zeugen wider mich und tun mir Unrecht ohne Scheu.“ Das sind freilich Klagen, aber es sind Klagen eines kindlichen, gläubigen Herzens, das sich vertrauensvoll aufschließt vor dem Vater, von dem es weiß: Der Herr ist mein Licht und mein Heil; vor wem sollte mir grauen? Das sind freilich Wolken, die einen Schatten der Schwermut werfen über die bekümmerte Seele, aber es sind Wolken, die sich wieder verziehen; die Sonne des Glaubens bricht bald wieder durch, der Himmel des Friedens tut sich wieder auf in den zwei letzten Versen.
V. 13: „Ich glaube aber doch, dass ich sehen werde das Gute des Herrn im Lande der Lebendigen,“ d. h. dass ich die Güte, die Durchhilfe des Herrn noch in diesem Leben erfahren darf. Ich glaube aber doch; ein schönes, kräftiges Doch. Möchten wir's nachsprechen können, dieses „Doch“, das alle Zweifel aus dem Feld schlägt; möchten wir's nachsprechen können, wie auch die Not von außen stürme, wie auch die Zweifel von innen nagen, ich glaube aber doch dem bösen Feind, der argen Welt, der schlimmen Zeit, der schweren Not, dem eigenen schwachen Herzen zum Trotz glaube ich doch an einen Gott, der da hilft, an einen Herrn Herrn, der vom Tode errettet. Darum getrost, o Seele!
V. 14: „Harre des Herrn; sei getrost und unverzagt, und harre des Herrn.“ Harre des Herrn ja David darf's wohl zweimal sagen. Harren auf den Herrn, warten, geduldig, still, demütig und doch gläubig und freudig warten auf die Stunde, da der Herr mit seiner Hilfe kommt, das ist ein Hauptlehrstück in der Kreuzesschule der Kinder Gottes und eine Aufgabe, an der wir alle noch zu lernen haben. Der Herr selbst lehre es uns je mehr und mehr durch seinen heiligen Geist. Harre des Herrn, o Seele; ist's nicht heut, so ist's doch morgen, und ist's morgen nicht, so wird doch zur rechten Zeit die Stunde kommen, da du fröhlich, selig es rühmen darfst: Ich habe nicht vergeblich geharrt, ich habe nicht umsonst gewartet: Der Herr ist mein Licht und mein Heil jetzt und ewig. Darum nochmals: Harre des Herrn:
Hoff, o du arme Seele,
Hoff und sei unverzagt,
Gott wird dich aus der Höhle,
Da dich der Kummer plagt,
Mit großen Gnaden rücken,
Erwarte nur die Zeit,
So wirst du schon erblicken
Die Sonn der schönsten Freud!
Amen.