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Gerok, Karl von – Brosamen - 3. Predigt am 3. Advent.

(1879.)

Matth. 11,2-10.
Da aber Johannes im Gefängnis die Werke Christi hörte, sandte er seiner Jünger zwei, und ließ ihm sagen: Bist du, der da kommen soll, oder sollen wir eines andern warten? Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Geht hin, und sagt Johannes wieder, was ihr seht und hört; die Blinden sehen, und die Lahmen gehen, die Aussätzigen werden rein, und die Tauben hören, die Toten stehen auf, und den Armen wird das Evangelium gepredigt. Und selig ist, der sich nicht an mir ärgert. Da die hingingen, fing Jesus an zu reden zu dem Volk von Johannes: Was seid ihr hinaus gegangen in die Wüste zu sehen? Wolltet ihr ein Rohr sehen, das der Wind hin und her weht? Oder was seid ihr hinaus gegangen zu sehen? Wolltet ihr einen Menschen in weichen Kleidern sehen? Siehe, die da weiche Kleider tragen, sind in der Könige Häusern. Oder was seid ihr hinaus gegangen zu sehen? Wolltet ihr einen Propheten sehen? Ja, ich sage euch, der auch mehr ist denn ein Prophet. Denn dieser ist es, von dem geschrieben stehet: Siehe, ich sende meinen Engel vor dir her, der deinen Weg vor dir bereiten soll.

Es ist die ehrwürdige Gestalt des Vorläufers Jesu, des Täufers Johannes, welche wie alljährlich in der Adventszeit, so auch heute wieder vor unsre Augen tritt. Aber nicht auf der Höhe seiner Kraft und seines Einflusses, nicht im Feuer seines Predigtamts am Jordan, nicht im Glanze seines Ruhms bei allem Volk sehen wir ihn heute. Im einsamen Kerker sitzt er auf dem Felsenschloss Machärus. Seine Wirksamkeit ist gelähmt, sein Tagewerk ist aus, niemand fragt nach ihm, niemand kümmert sich um ihn, er fühlt sich vergessen von seinem Volk. Und dies herbe Gefühl drückt seinen mannhaften Heldengeist darnieder, trübt seinen hellen Prophetenblick, macht ihn irre am Fortgang des Reichs Gottes, macht ihn misstrauisch selbst gegen den, von dem er so freudig gezeugt hatte, als dem Größeren, der nach ihm kommen sollte, und legt ihm die bittere Frage auf die Lippen: bist dus der da kommen soll, oder sollen wir eines andern warten?

Vergessen zu werden, nicht erst nach dem Tode, sondern schon im Leben, nicht bloß von den Fernerstehenden, sondern auch von den Nächsten, von denen man etwas Besseres verdient hätte, bei denen man auf dankbare Anhänglichkeit glaubte rechnen zu dürfen, das ist eine Erfahrung, auf die auch heute noch jeder Redliche gefasst sein muss und die auch heute noch jedem Wohldenkenden weh tut.

Man braucht kein ehrgeiziger und eingebildeter Mensch zu sein um schmerzlich berührt zu werden von solcher Vergesslichkeit der Welt. Nur ein ganz roher und niedrig gesinnter Mensch, der weder von sich selbst noch von andern etwas hält, setzt sich leichten Mutes hinweg über das Urteil seiner Mitmenschen. Siehe zu, dass du einen guten Namen behaltest, der bleibt gewisser, denn tausend große Schätze Goldes; das ist ein Spruch (Sir. 41, 15), der auch für den Christen noch seine Geltung hat. Und so lasset uns diesmal von unsrem Text Anlass nehmen zu betrachten:

Johannes im Gefängnis oder das bittre Los vergessen zu werden.

  1. Wie wir es uns zu erklären haben.
  2. Wie wir es ertragen sollen.

Herr mein Gott!

Ich bitte nicht um Ehr und Ruhm,
So sehr sie Menschen rühren,
Des guten Namens Eigentum
Lass mich nur nie verlieren,
Mein wahrer Ruhm sei meine Pflicht,
Der Ruhm vor deinem Angesicht
Und frommer Freunde Liebe. Amen.

Johannes im Gefängnis oder das bittere Los vergessen zu werden.

1) Wie haben wirs uns zu erklären?

Teils aus der Unart der Welt, teils aus unsrer eigenen Schuld, teils aus dem Lauf der Natur.

Wenn Johannes, dieser unerschrockene Zeuge der Wahrheit, dieser redliche Freund seines Volkes, nachdem er vor kurzem noch der Held des Tages, der Liebling der Leute, der gesuchteste und gepriesenste Mann im Lande gewesen war, nun verlassen und vergessen in seinem Felsenkerker saß, ohne dass ein Mensch nach ihm fragte, eine Hand sich für ihn regte, so müssen wir das freilich der Welt zur Sünde und Schande anrechnen. Es war zunächst das böse Gewissen des Königs Herodes, welches den lästigen Mahner sich aus dem Auge schaffen wollte, dessen kühner Mund, ja dessen strafender Blick schon ihm sagte: Es ist nicht recht, dass du deines Bruders Weib hast. Darum legte er ihn ins Gefängnis. Aber warum rührte sich niemand für den unschuldig Gefangenen, der doch seine Zuhörer und Verehrer gehabt hatte unter allen Ständen, unter Schriftgelehrten und Kriegsknechten, unter Reichen und Armen? Es war der Undank des Volkes, bei dem es hieß: Aus den Augen, aus dem Sinn; dessen Begeisterung bald verraucht war, als es inne ward, worauf die Predigt des gepriesenen Propheten hinauslief: Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen; das bereits wieder einem neuen, freundlicheren Stern nachlief, dem leutseligen wundertätigen Menschensohn, um auch ihn bald wieder zu verlassen und zu vergessen.

Die Welt ist auch heute nicht viel anders. Dass man einen lästigen Mahner, der den Leuten bittere Wahrheiten sagt, wenn man ihn nicht gerade tot macht, doch wenigstens tot zu schweigen sucht, als wäre er gar nicht da, und wenn man ihn nicht gerade in den Kerker wirft, wenigstens stehen lässt als einen Prediger in der Wüste; dass mancher ehrliche Mann sichs gefallen lassen muss, trotz seiner redlichen Bemühungen, trotz seiner unleugbaren Verdienste von einem boshaften Feind, einem neidischen Nebenbuhler in den Schatten gestellt und in den Hintergrund gedrängt zu werden als wäre er nichts und könnte er nichts, das ist ja eine Erfahrung, die sich immer wiederholt auf dem Gebiete geistiger Arbeit wie beim Wettlauf des bürgerlichen Lebens und der gewerblichen Tätigkeit. Dass Undank der Welt Lohn ist, dass Volksgunst umschlägt wie Wind und Wetter, dass die Menschheit ein kurzes Gedächtnis hat. für ihre Wohltäter, dafür bietet nicht nur die biblische Geschichte ihre Beispiele, wenn sie uns einen Elias in der Wüste, einen Daniel in der Löwengrube, einen Johannes im Kerker und unsern Herrn und Heiland in der Dornenkrone zeigt; dafür liefert nicht nur die Weltgeschichte ihre Belege, wenn ein Aristides von seinem Volk, um das er sich hoch verdient gemacht, in die Verbannung geschickt wird, weil es müde ist, ihn immer den Gerechten nennen zu hören, oder wenn ein Kolumbus in Ketten heimgeschickt wird aus der neuen Welt, die er seinem König entdeckt hat und die statt mit seinem Namen, mit dem eines unbedeutenden Nachtreters getauft wird. Nein, auch im täglichen Leben muss jedermann auf solche Erfahrungen gefasst sein. Ein redlicher Diener mag noch so lang und noch so treu gedient haben auf hohem oder niederem Posten, wenn er seine Kraft abgenutzt hat, wenn man ihn nicht mehr brauchen kann, so kann er abtreten und ist bald ersetzt und meist auch bald vergessen. Ein treuer Lehrer mag viele Generationen von Schülern durch seine Schule laufen sehen und die Kraft seines Geistes und die Sorge seines Herzens und die Gesundheit seines Leibes an sie rücken: wenige bessere Gemüter werden seiner später noch in dankbarer Liebe gedenken. Eine gute Gattin mag noch so hingebend ihres Berufes warten, mag in selbstvergessener Liebe ihres Mannes Stütze und ihres Hauses Seele sein - vielleicht ehe das Gras auf ihrem Hügel wächst, ist sie vergessen und verschmerzt und ersetzt. Ein treubesorgtes Elternpaar mag sichs noch so sauer werden lassen fürs leibliche und geistige Wohl seiner Kinder ein ungeratener Sohn, eine leichtsinnige Tochter gedenkts ihnen nicht und verdankts ihnen nicht und vergisst ihrer Liebe und Treue vielleicht noch ehe sie die Augen geschlossen. Das ist der Welt Art und Unart heute wie vor zweitausend Jahren.

Dass nur nicht unsre eigene Schuld dazukomme, uns um ein gesegnetes Gedächtnis bei den Menschen zu bringen!

Das ist ja klar: Der Übermütige und Herzlose, der seine Stellung nur missbraucht andere zu drücken und zu misshandeln, der darf sich nicht verwundern, wenn niemand mehr ihn ansieht, sobald er von seinem Posten abgetreten; der Träge und Ungeratene, der nichts nütze ist in der Welt und seine Tage in Müßiggang verschwendet, der möge nicht erwarten, dass man ihn vermisst in der menschlichen Gesellschaft, der er nur zur Last fiel. Dem unfruchtbaren Baum gilt das Wort: haue ihn ab, was hindert er das Land? Der Selbstsüchtige und Geizige, der niemand wohl getan auf Erden, der möge sich nicht beklagen, wenn keine Träne an seinem Grabe fließt, wenn kein Vergeltsgott ihm in die Ewigkeit folgt, wenn keines Armen Mund an einem Christtag mit dankbarer Wehmut seines Namens gedenkt.

Aber selbst wenn du zu denen Allen nicht gehörst, wenn du getan hast was du konntest und deinen Platz ausgefüllt so gut du vermochtest: bilde dir nicht zu viel ein auf das was du geleistet und verdient hast, sondern denk an das demütige Wort unsres großen Gottesknechts Johannes: Ich muss abnehmen, er muss zunehmen. Jede Kraft hat ihre Grenzen, jede Arbeit hat ihre Mängel, jeder Mensch hat seine Zeit. Keiner ist unentbehrlich, keiner ist unersetzlich, der unter das Wort fällt: Von Erde bist du genommen, zur Erde sollst du werden.

Das liegt im Lauf der Natur, in der Ordnung Gottes. Ein Mensch ist in seinem Leben wie Gras, er blühet wie eine Blume auf dem Felde; wenn der Wind darübergeht, so ist sie nimmer da und ihre Stätte kennt sie nicht mehr.“ So klagt im Psalm der heilige Sänger. Und der weltliche Dichter singt: „Völker verrauschen, Namen verklingen, Finstre Vergessenheit Breitet die dunkelnachtenden Schwingen Über ganzen Geschlechtern aus.“

Unaufhaltsam fließt der Strom der Zeit und reißt in seinen Wellen zuerst uns selbst, dann die Spuren unsres Wirkens und ein paar Jahre oder ein paar Jahrzehnte hernach auch unser Gedächtnis mit fort, und wenige sind der Auserwählten, deren Werke fortleben über ihrem Grab, deren Namen fortdauern in weiten Kreisen auf späte Geschlechter. Neue Kräfte tun sich hervor, neue Geschlechter treten auf, neue Fragen, neue Sorgen, neue Ereignisse, neue Aufgaben, neue Arbeiten nehmen von Tag zu Tag, von Jahr zu Jahr, von Generation zu Generation die Menschheit in Anspruch, und kein Sterblicher kann verlangen, dass um seinetwillen der Weltlauf stille stehe, dass an seinem Fuß der Strom der Zeit sich breche. Selbst im Reich Gottes gilt das Gesetz der Entwicklung, auch da folgt dem großen Knecht Gottes der größere und nur Einer bleibt gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit. Wir Menschen sind von gestern her und unser Leben fährt schnell dahin; daran mahnt uns jedes fallende Laub, jedes schwindende Jahr, daran mahnt uns auch dieser frühe strenge Winter, der sein Leichentuch deckt über die erstorbene Natur, daran mahnt uns auch diese ernste Adventszeit mit ihrer großen Botschaft von der letzten Zukunft des Herrn. In seinem Namen sollen sich beugen aller derer Kniee, die im Himmel und auf Erden und unter der Erden sind, vor seinem hochheiligen Namen muss jeder sündige Menschenname verhallen und verschwinden.

Lass dich das beugen und demütigen, stolzes Menschenkind, aber lass dich das nicht niederschlagen und lähmen im freudigen Wirken. Nein, wenn wir fragen:

2) Wie sollen wirs ertragen das bittere Los, vergessen zu werden?

so lautet die Antwort: Wirke treulich so lang es für dich Tag ist; freue dich neidlos des Größeren, der nach dir kommt, und hoffe getrost auf den, der keines der Seinen vergisst.

Wirke treulich weiter, so lang es für dich Tag ist. Oder wie? Weil ich weiß, dass auch über mein Werk die Wellen der Zeit hingehen, soll ich darum mutlos die Hand vom Pfluge ziehen? Weil ich drauf gefasst sein muss, dass mein Name über ein Kleines vergessen sein wird, soll ich darum meine Arbeit einstellen und meine Hand und meinen Mund und mein Herz verschließen gegen die undankbare Welt?

Nein, damit würdest du ja gestehen, dass du nur um des Lohnes willen arbeitest; dass es nur die Selbstsucht und der Ehrgeiz ist, was dich treibt und beseelt. Hat der edle Täufer etwa seinen eigenen Ruhm gesucht als er noch im Feuer seiner gesegneten Wirksamkeit stand? Hat er nicht damals schon gewusst und bezeugt, dass er nur einem Größeren den Weg bereite, der wachsen müsse, während er selbst abnehme und vom Schauplatz verschwinde? Und wenn ihm die Tore seines Kerkers sich wieder geöffnet hätten, hätte er wohl die Hände in den Schoß gelegt und sich grollend in die Wüste zurückgezogen, weil er den Undank seines Volks erfahren hatte, weil sein Name bereits von einem höheren verdunkelt war? Nein, ihm der nach ihm kam und über ihm stand, in die Hände zu arbeiten, unbekümmert um die eigene Ehre, das hätte der treue Gottesknecht, der demütige Vorläufer des Herrn sicherlich als seinen Beruf erkannt bis zum letzten Hauch.

Auch wir, je kürzer die Zeit uns bemessen, wo unser Name noch etwas gilt in der Welt, um so treulicher wollen wir wirken so lang es Tag ist, ehe die Nacht kommt, da niemand mehr wirken. kann. Und je geneigter die Welt ist uns zu übersehen und zu vergessen, um so mehr wollen wir Fleiß tun, uns durch das Gute, das wir wirken durch die Liebe, die wir üben, da und dort wenigstens in einem Herzen ein freundliches Andenken zu sichern. Und ob niemand uns dankte und niemand an uns dächte, was schadets, wenn nur das Gute geschehen ist, wenn wir nur etwas dazu beigetragen haben, dass dem Herrn der Weg bereitet und das Reich Gottes gefördert werde auf Erden? Wirke treulich so lang es Tag ist, tue Gutes wo du kannst, nicht um des Danks, nicht um des Ruhms, nicht um deiner selbst, sondern um der Pflicht, um des Guten, um des Herrn deines Gottes willen - das ist die erste Mahnung an den Christen bei dem bitteren Gedanken vergessen zu werden von der Welt! Und freue dich neidlos des Größeren der nach dir kommt.

„Bist dus der da kommen soll oder sollen wir eines andern warten?“ Bist du der Mann, den Rat Gottes auszuführen und die Hoffnung Israels zu erfüllen? Das war des Täufers schmerzlichste Sorge und bitterster Kummer in seinem Gefängnis. Und als er darüber beruhigt war, als er Kunde erhielt von dem geräuschlosen Segensgang Jesu unter seinem Volk: „die Blinden sehen und die Lahmen gehen, die Aussätzigen werden rein und die Tauben hören, die Toten stehen auf und den Armen wird das Evangelium gepredigt,“ da ärgerte er sich nicht mehr an dem Herrn, da fügte er sich ohne Klage in sein eigenes Verschwinden, da trat er gern in den Schatten mit dem Bekenntnis, das er schon früher abgelegt hatte: Wer die Braut hat, der ist der Bräutigam; der Freund aber des Bräutigams stehet und hört ihm zu und freut sich hoch über des Bräutigams Stimme; dieselbige, meine Freude ist nun erfüllt. -

Welch ein beschämendes und erhebendes Beispiel für uns! Wir ärgern uns auch manchmal über einen, der neben uns arbeitet oder nach uns kommt, aber meist nicht sowohl weil er hinter unsern Erwartungen zurückbleibt, als weil er sie übertrifft und uns in den Schatten stellt. Und statt von ihm zu lernen und uns seiner Gaben und Leistungen zu freuen, geben wir uns alle Mühe, sie zu bemäkeln und zu verkleinern.

O wie heißt das so kleinlich denken! Wie verbitterst du dir dadurch selber dein Leben und beraubst dich des edelsten Genusses, fremder Begabung dich neidlos zu freuen, zu höheren Verdiensten bewundernd emporzublicken! Nein, denkt der Christ, wenn mein Name verklingt: Gottlob dass noch Andre da sind, die mehr leisten als ich; wenn meine Leistungen übertroffen werden: um so besser für die Welt und fürs Reich Gottes. Und wenn alles menschliche Tagewerk Stückwerk bleibt, Gottlob, dass der noch da ist in der Welt und seinen stillen Segensgang fortsetzt in der Menschheit und immer neue Knechte ausrüstet für seinen Dienst, von welchem wir wissen: Er ists der da kommen soll, wir dürfen keines Andern warten, und von dem wir auch heute es dankbar rühmen: Hier ist mehr als Davids Sohn,
Unvergänglich ist sein Thron,
Licht der Seelen, ew'ges Heil
Ward durch Jesum uns zu Teil!

Bei ihm kommen auch seine Knechte nicht zu kurz. Darum wenn du dich vergessen siehst von der Welt, hoffe getrost auf den, der die Seinen nie vergisst! Da die hingingen, fing Jesus an zu reden zu dem Volk von Johannes. Was seid ihr hinaus gegangen in die Wüste zu sehen? Wolltet ihr ein Rohr sehen, das der Wind hin und her weht? Oder was seid ihr hinaus gegangen zu sehen? Wolltet ihr einen Menschen in weichen Kleidern sehen? Siehe, die da weiche Kleider tragen, sind in der Könige Häusern. Oder was seid ihr hinaus gegangen zu sehen? Wolltet ihr einen Propheten sehen? Ja, ich sage euch, der auch mehr ist denn ein Prophet. Denn dieser ist es, von dem geschrieben stehet: Siehe, ich sende meinen Engel vor dir her, der deinen Weg vor dir bereiten soll.“ Welch gewichtiges Lob aus diesem Mund! Freue dich, edler Gottesknecht: mag dein Volk dich vergessen, mag des Herodes Henkerschwert deinen Mund bald stumm machen für immer: der Herr selber hat deiner nicht vergessen und hat dir ein Ehrenzeugnis ausgestellt vor aller Welt, das nicht verhallen wird so lang Gottes Wort gepredigt wird auf Erden.

Das soll jedem redlichen Knecht Gottes zum Troste werden im Dienste des Herrn und in der Arbeit für Gottes Reich. Mag unser Tun unbeachtet bleiben bei den Menschen, dein himmlischer Vater, der ins Verborgene sieht, wird dirs vergelten öffentlich. Mag die Welt unser vergessen, der Herr kennt die Seinen. Mögen unsre Namen verhallen auf Erden, wenn sie nur im Himmel angeschrieben sind zum ewigen Leben. Mag unser Tagwerk Stückwerk bleiben und unser Wirken verdunkelt und überflügelt werden von denen, die ein größeres Pfund empfangen haben als wir, - wenn wir nur treu erfunden werden am Tage der Rechenschaft und das Gnadenzeugnis empfangen aus dem wahrhaftigen Mund: Ei du frommer und getreuer Knecht, du bist über wenigem getreu gewesen, ich will dich über viel setzen, gehe ein zu deines Herrn Freude. So soll uns denn über Menschenlob Gottes Wohlgefallen gehen, und wichtiger als aller Nachruhm auf Erden die Bitte an unsern Richter im Himmel sein: Gedenke meiner, mein Gott, im Besten!

Ach Gott, gedenke mein, gedenke mein zum besten!
Dies ist das schöne Wort, das mich allein mag trösten.
Ich fürchte keine Not und keine Angst noch Pein,
So lang ich rufen kann: ach Gott, gedenke mein!

Amen.