(Leander van Eß)
Petrus und Johannes werden der Lehre wegen verhaftet, aber wieder losgelassen.
1 Indem sie zu dem Volke redeten, kamen die Priester, der Tempelhauptmann und die Sadducäer,
2 und waren sehr darüber aufgebracht, daß sie öffentlich das Volk lehrten, und an Jesu die Auferstehung der Todten verkündigten.
3 Sie bemächtigten sich ihrer, und brachten sie, weil es schon Abend war, bis auf den folgenden Morgen in Verwahrung
4 Indessen kam es bei Vielen, die ihren Vortrag gehört, zum Glauben; und die Zahl der Männer belief sich auf fünftausend.
5 Am folgenden Morgen versammelten sich die Räthe, die Aeltesten und die Schriftlehrer zu Jerusalem;
6 auch Hannas der Oberpriester, Kaiphas, Johannes, Alexander, und alle, die von oberpriesterlichem Geschlechte waren,
7 und ließen die Apostel vor sich kommen und fragten: Aus welcher Macht oder auf wessen Namen habet ihr das gethan?
8 Voll des heiligen Geistes sprach zu ihnen Petrus: Vorsteher des Volkes und ihr Aelteste höret!
9 Wenn wir heute wegen einer Wohlthat an einem kranken Menschen verhört werden, durch wen er gesund geworden,
10 so sey hiemit euch und allen Israeliten kund gethan, daß im Namen Jesu Christi von Nazareth, den ihr kreuzigen ließet, und den Gott von den Todten erweckte, dieser Mensch durch Ihn gesund vor euch steht.
11 Er ist der Stein, den ihr Bauleute verworfen, der aber zum Grundsteine geworden.
12 In keinem Andern ist Heil, denn kein anderer Name unter dem Himmel ist für die Menschen gegeben, wodurch wir selig werden sollen.
13 Als sie nun die Freimüthigkeit des Petrus und Johannes sahen, erstaunten sie darüber, weil sie wußten, daß sie unstudirte Männer und von geringem Stande waren; aber sie kannten sie wohl, daß sie zu Jesu Gesellschaft gehört hatten.
14 Da sie den geheilten Menschen neben ihnen stehen sahen; so konnten sie nichts einwenden.
15 Sie ließen sie aus der Rathsversammlung abtreten, und hielten nun mit einander Rath,
16 und sprachen: Was ist mit diesen Leuten anzufangen? Ein Wunderzeichen ist offenbar durch sie geschehen, ganz Jerusalem weiß es, und wir können es nicht leugnen.
17 Damit es sich indessen unter dem Volke nicht noch weiter verbreite; so wollen wir ihnen mit scharfen Drohungen verbieten, daß sie in diesem Namen zu keinem Menschen weiter reden.
18 Sie ließen sie also wieder vorrufen, und gab ihnen den Befehl, im Namen Jesu durchaus nichts mehr zu reden oder zu lehren.
19 Allein Petrus und Johannes antworteten und sprachen zu ihnen: Ob es vor Gott zu verantworten sey, euch mehr, als Gott zu gehorchen, das möget ihr selbst beurtheilen;
20 wir einmal können unmöglich schweigen von dem, was wir gesehen und gehört haben.
21 Indem man nun nichts fand, weßwegen man sie hätte zur Strafe ziehen können; ließ man sie mit verstärkten Drohungen um des Volkes willen los: weil Alle hoch anpriesen, was geschehen war bei jener Begebenheit;
22 um so mehr, da der Mensch, an dem dieß Wunderzeichen der Heilung geschah, schon über vierzig Jahre alt war.
23 Nach ihrer Entlassung begaben sie sich zu ihrer Gesellschaft, und erzählten Alles, was die Oberpriester und Aeltesten zu ihnen gesagt hatten.
24 Auf diese Erzählung erhoben Alle einmüthig ihre Stimme zu Gott und sprachen: Herr! der du Himmel und Erde, Meer und Alles, was darinnen ist, erschaffen hast.
25 Du sprachst im heiligen Geiste, durch unsers Vaters Davids, deines Dieners, Mund: Warum empören sich die Heiden, und was sinnen die Völker auf fruchtlose Anschläge?
26 Die Könige der Erde treten auf, die Fürsten kommen zusammen wider den Herrn und seinen Gesalbten.
27 Ja, fürwahr! in dieser Stadt haben sie sich versammelt wider deinen heiligen Sohn, Jesum, den du gesalbt hast, nämlich Herodes und Pontius Pilatus mit Heiden und Völkern Israels,
28 um das zu vollbringen, was deine Hand und dein Rathschluß zuvor beschlossen hatte, daß es geschehen sollte.
29 Nun, Herr! blicke herab auf ihr Drohen, und verleih' deinen Dienern, mit unerschrockenem Muthe deine Lehre zu verkündigen!
30 Laß deine Hand zu Krankenheilungen wirken, und Zeichen und Wunder in deines heiligen Sohnes, Jesu, Namen geschehen!
31 Als sie so beteten, wurde das Haus, worin sie versammelt waren, erschüttert; Alle wurden voll des heiligen Geistes, und verkündigten mit freudigem Muthe die Lehre Gottes.
32 Die zahlreiche Versammlung der Gläubigen war Ein Herz und Eine Seele; und nicht Einer nannte von seinem Vermögen noch etwas sein, sondern sie hatten Alles mit einander gemein.
33 Und mit großer Kraft legten die Apostel von der Auferstehung des Herrn Jesu Zeugniß ab. Groß war die Gnade über ihnen Allen!
34 Denn da war Keiner unter ihnen, der Mangel litt; weil Jeder, der liegende Güter oder Häuser besaß, sie verkaufte, das Geld dafür brachte,
35 und zu Füßen der Apostel niederlegte, welches dann nach eines jeden Bedürfniß vertheilt wurde.
36 So verkaufte Joseph, ein Levit aus Cypern gebürtig, dem die Apostel den Beinamen Barnabas (nach unserer Sprache: „Sohn des Trostes“) gaben,
37 ein Stück Landes, das ihm zugehörte; er brachte das Geld, und legte es nieder zu den Füßen der Apostel.