Ich habe dis Capitel gern an das Zehende gehefftet als eine Schlosrede / weil die Cherubim jre fluegel darinnen schwingen und von den Juden zu den Heiden mit dem Evangelio CHRISTI sich machen. Es hat dis Capitel zwo treffenliche Predigete nach dem gesetz und Evangelio: Die Erste mag wol eine Gesetzpredigetheissen wider die Burger zu Jerusalem so der Propheten Jeremia und Hesekiel sampt der gefangenen zu Babel spotteten das sie williglich dem Babelschen Koenig sich unterworffen hetten nach der Propheten lere / sich aber selbs hielten fur Gottes Heiligen das sie den Propheten nicht gefolget hetten und zu Jerusalem blieben weren / vermaneten auch jderman den Propheten Jeremia und Hesekiel nicht zuglewben sondern den Pfaffen zu Jerusalem die wider sie predigeten zugehorchen / welchen Hesekiel verkundiget des Gesetzs fluch und alles hertzenleid nach Gottlichen verheissungen gescheen durch Jeremia: Die Andere predigt mag wol Evangelisch genennet werden als gescheen von CHRISTI Reich zu trost den gefangenen zu Babel / welchen der Prophet verheisset nicht alleine die leiplich erloesung aus dem Babylonischen gefengnis und heimfart ins Juedischeland durch Cyrum gescheen / Sondern auch die Geistlich erloesung aus des teuffels Reich und heimfart ins Himelreich und ewige leben durch CHRISTUM gescheen. So last uns das Capitel nach den zwoen Predigeten in zweie stucke teilen und erzelen:
In der Ersten wie und warumb Hesekiel beweget wird zu weissagen von der verstorunge Jerusalem. In der andern was Hesekiel beweget vom Reich CHRISTI zuweissagen und wie er CHRISTI Reich beschreibet.
Und mich hub ein wind auff und bracht mich zum thor am hause des Hern das gegen morgen sihet: und sihe unter dem thor waren fuenffundzwentzig Menner / und ich sahe unter jnen Jesania den Son Asur und Platia den Son Banaia die Fuersten im volck. Und er sprach zu mir / Menschen Kind: Dise leute haben unselige gedancken und schedliche radschlege in diser stad / denn sie sprechen / es ist nicht so nahe / last uns hur heuser bawen / sie ist der topff so sind wir das fleisch. Darumb soltu Menschen Kind wider sie weissagen / Und der Geist des Hern fiel auff mich und sprach zu mir / Sprich so saget der Herr: jr vom haus Israel habt also gered und ewres geistes gedancken kenne ich wol. Ir habt viel erschlagen in diser stad und jre gassen liegen voller todten. Darumb spricht der Herr Herr also: Die jr drinnen getoedtet habt die sind das fleisch und sie ist der topff aber jr musset hinaus. Das schwerd das jr furchtet wil ich uber euch komen lassen spricht der Herr Herr. Ich wil euch von dannen eraus stossen und den frembden in die hand geben und wil euch ewer recht thun / jr solt durchs Schwerd fallen in den grentzen Israel wil ich euch richten und solt erfaren das ich der Herr bin / Die stad aber sol nicht ewer tropff sein noch jr das fleisch drinnen sondern in den grentzen Israel wil ich euch richten. Und solt erfaren das ich der Herr bin. Denn jr nach meinen gebotten nicht gewandelt habt und meine Rechte nicht gehalten Sondern gethan nach der Heiden weise die umb euch her sind.
In disem Ersten teil last uns hoeren
DENN wie er mit disen wortten (Und mich hub ein wind auff und bracht mich zum thor am hause des Hern das gegen morgen sihet) nicht alleine soviel anzeigen wil / das er vom Geist Gottes getrieben seie zuweissagen / wie 2. Pe. 1. auch von Propheten zeuget / Sondern auch den ort der erscheinung des Geists umb des willen anzeigen das daselbs die Herlickeit des Hern von den Juden weichen solt. Und mit disen wortten (und sihe unter dme thor waren fuenffundzwentzig Menner: und ich sahe unter jnen Jesania den Son Asur und Platia den Son Benaia die Fuersten im volck: und er sprach zu mir / Menschen Kind dise leutte haben unselige gedancken und schedliche Radschleg in diser stad / denn sie sprechen / es ist nicht so nahe last uns nur heuser bawen / sie ist der topff so sind wir das fleisch) wil er verstanden haben / durch unselige gedancken und schedliche Radschlege nicht alleine die abgotterei welche sie begingen wenn sie dem Tempel jren Rucken wandten und die Sonnen anbetten / Sondern auch das sie Jeremias predigt als Ketzerisch verspotten und jderman vermaneten derselben nicht zuglewben sondern zubleiben in der stad: durch sprechen es ist nicht so nahe last uns heuser bawen / Die Gottlosen Menner alle Burger vermanen keinem Propheten zuglewben der prediget man solle Jerusalem verlassen denn es werde verstoeret werden als Jeremias und Hesekiel predigten / Sondern den Pfaffen zu Jerusalem solle man glewben die wider Jeremias und Hesekiel predigen und leren man solle zu Jerusalem bleiben und heuser bawen wie Jerusalem von Salomons zeiten erbawet und befestiget mit einer dreifaltigen Mauren also werde sie wolbleiben fur allen feinden: Durch sagen sie ist der topff so sind wir das fleisch / wie fleisch im topff bleibet solange es gesotten also werden wir wol solang bleiben zu Jerusalem als wir leben / Und obs gleich muste gestorbensein dennoch ists daheim besser denn im elend / Summe / Gottes dienst zu Jerusalem wird nicht untergehen drumb wird Jerusalem unverstoeret bleiben: Die Suende beschreibet so die Menner zu Jerusalem von den Pfaffen verfuret thetten und redeten wider Got und seine Propheten / nemlich das sie nicht allein abgottischer waren denn die Heiden sondern auch mehr Got lesterten denn die Heiden / sonderlich nennet er zween Ertzheuchler und Gottslesterer Jesania und Platia weil sie mehr schadens thetten denn alle umb des ansehens willen das sie hatten fur allen. Also wil er mit disen wortten (darumb soltu Menschenkind wider sie weissagen: und der geist des Hern fiel auff mich und sprach zu mir / Sprich / so saget der Herr / jr habt also gered jr vom haus Israel und ewers geistes gedancken kenne ich wol: Ir habt viel erschlagen in diser Stad und jre gassen ligen voller todten) Durch viel erschlagene in der Stad / alle Propheten und Heiligen verstanden haben so Manasse andere Gottlose Koenige der Juden erwoerget hatten Gottes worts halben aus Rat der Pfaffen unn Burger zu Jerusalem welche Jeremiam auch morden wollten Jere. 26: Durch die gassen voller todten ligen / die Stad Jerusalem so Gotts wortt fur allen stetten bekennet fur allen eine Mordgruben und ProphetenMorderin sein als sie Christus auch nennet Mat. 23: sagen / Ich wil euch ewere wortt recht auslegen jr Prophetenfeinde: Ir habt soviel Heiliger leutte zu Jerusalem und Propheten erwurget damit jr lengst die verstorunge wolverdienet hette weil ewer Stad von Propheten blut schwemmet / und rhuemet euch nu gleichwol als grosse Heiligen die wol bleiben werden fur dem Koenige zu Babel / Meinet Gott konne noch wolle ewer Propheten Morder so wenig geraten als des fleisches im topffe nemlich als des Gottesdienstes im Tempel welchen er selbs gestifftet und der halben die Stad nicht untergehen konne wie Jeremias und Hesekiel sageten. Mit disen wortten aber (darumb spricht der Herr also / die jr drinnen getodtet habt sind das fleisch und sie ist der topff / aber jr musset hinaus / das Schwerd so jr furchtet wil ich uber euch komen lassen spricht der Herr Herr / Ich wil euch von dannen eraus stossen und den frembden in die hand geben und wil euch ewer recht thun / jr solt durchs Schwerd fallen in den grentzen Israel will ich euch richten und solt erfaren das ich der Herr bin: Die stad aber sol nicht ewer topff sein noch jr das fleishc drinnen sondern in den grentzen Israel wil ich euch richten / und solt erfaren das ich der Herr bin: denn jr nach meinen gebotten nicht gewandelt habt und meine Rechte nicht gehalten / sondern gethan nach der Heiden weise die umb euch her sind) wil er abermal sagen / Ich wil euch Propheten-Mordern ewre wortt recht auslegen / nicht ist Jerusalem ewer topffe die Mordgruben auch jr Prophetenverrhetter das fleisch nicht / sondern Gottes Heiligen drinnen erschlagen sind das fleisch / jr aber solt aus der Stad vertrieben und draussen erwurget werden / umb des willen das jr die Propheten drinnen erwurget und noch heuttes tages keinen Propheten hoeren noch leiden kund: Was jr furchtet sol euch komen aber nicht ehe solt jr glewben denn jr gefangen hinweggefurt in der Babiloner land und im land Emath erwurget werdet als die Meineydig mit Sedechia am Koenig zu Babel worden / das euch der Prophete Jeremias nichtgeleret hat.
In dem Andern stuecke dises Capitels last uns hoeren
Denn wie er mit disen wortten (und da ich so weissagete starb Platia der Son Benaia: da fiel ich auff mein angesicht und schrey mit lauter stim und sprach / ah Herr Herr du wirsts mit den ubrigen Israel garausmachen: da geschach des Hern wortt zu mir und sprach / Du Menschenkind deine brueder und nahe freunde und das gantze haus Israel so noch zu Jerusalem wonen sprechen wol untereinander / jene sind vom Hern ferne weggeflogen aber wir haben das land jnnen) durch Platia gestorben sein da er weissaget / den gottlosen regenten eben zu der zeit und stunde gestorben sein da Hesekiel wider jn geweissaget: durch Hesekial auff sein angesichte gefallen und geschrien haben ah Herr du wirsts mit den ubrigen Usrael garausmachen / zuverstehen geben / wie Gottes geist so gnedig und barmherzig seie und so gar ungerne sehe das auch ein gottloser verlorn werde und jmer gerne wolt das man sich bekeret und lebete / und mit unaussprechlichen seufftzen bittet fur alle lebendigen / das sie doch jre suende bedencken und nicht ewigverlorn werden: durch Hesekiels bruedere und freunde die Juden so zu Jerusalem blieben mit Koenig Sedechia da Jeremias Hesekiel Daniel ins gefengnis Babel williglich giengen unter welchen etliche vom Priesterstande gewesen: durch solche sprechen / jene sind vom Hern ferne weggeflogen aber wir haben das land jnnen / furnemlich die Priester zu Jerusalem geblieben der Juden zu Babel spotten als der abtrunnigen und sich fur bestendige Gottes diener halten und rhuemen als die zu Jerusalem bleiben werden und nicht so nerrisch als sie gewest weren das sie dem Propheten Jeremia gefolget hetten: beschrieben wil haben die ursache so jn beweget zubitten fur die ubrigen Juden und zuweissagen von dem seligen Reich CHRISTI.
Also wil er mit disen wortten (darumb sprich du / so spricht der Herr ia ich habe sie ferne weg unter die Heiden treiben lassen und in die lender zustrewet: doch wil ich bald jr Heiland sein in den lendern dahin sie komen sind: darumb sprich / so saget der Herr Herr / Ich wil euch samlen aus den volckern und wil euch samlen aus den lendern dahin jr zustrewet seit und wil euch das land Israel geben / da sollen sie komen und alle schewel und grewel daraus wegthun: und wil euch ein eintrechtg hertz geben und einen newen geist in euch geben und wil das steinern hertz wegnemen aus ewrem leibe und ein fleischen hertz geben / auff das sie in meinen sitten wandeln / und meine Rechte halten und darnach thun / und sie wollen mein volck sein so wil ich jr Gott sein) durch sie ferne treiben und zustrewen haben lassen / jrer suenden halben ins Babylonische gfengnis haben komen lassen und in alle welt zustrewen: durch bald jren Heyland sehen wollen / in den lendern dahin sie komen sind / nicht alleine Gottes wort zu Babel walden sollen durch Daniel Mardacheum andere und die gefangenen durch Koenig Rores erloeset werden zu bestimpter zeit Jere. 29. Sondern auch CHRISTUM bald zu den erloeseten aus Babel komen werden / als Hag. 2. Dises worttlins (bald) auch braucht / bald wird komen aller Heiden trost: durch samlen aus den lendern dahin sie zustrewet / nicht alleine wider bringen gen Jerusalem den Tempel widerzubawen / Sondern auch durch CHRISTUM und sein Apostel mit dem Evangelio zum Himelreich beruffen wenn Psal. 19. erfuellet. Durch schewel und grewel aus dem lande wegthun / nicht alleine den rechten Gottesdienst zu Jerusalem wideranrichten als in Esra Nehemia Hagai Sacharia geschrieben / sondern auch Christum mit seinem Evangelio tilgen alle falschelere unn abgotterei zu Jerusalem unn in allen landen dahin sie zustrewet waren: durch ein eintrechtig hertz und newen geist geben / nicht allein einen solchen eintrechtigen mutt geben Tempel zubawen unn Gottesdienst anzurichten als Josua Serubabel das volck thetten als Hagai zeuget / Sondern auch durch den Heiligen Geist eines sinnes machen alle Christen auff erden wie Act. 2. Am Pfingstage geschach: durch das steinern hertz aus dem leibe nehmen und ein fleischen hertz geben aus naturlichen widerchristen gesetzpredigern werckheiligen durch den Heiligen Geist Gottselige Christen Evangelische Prediger willige thetter des Gesetzs machen / als Paulus aus einem wolff ein schaff ward Ac. 9. durch wandeln in Gottes sitten und sein Recht halten und darnach thun / bussen und glewben nach dem gesetze und Evangelio wie CHRISTUS leret / nemlich durch den Heiligen Geist getrieben wie Paulus Rom. viij. leret: Durch sie Gottes volck und Gott jren Gott sein die glewbigen busser Gottes kinder und erben sein / als Paulus Ro. viij. auch spricht / Das Gottes geist unserm geist zeugnis gebe: CHRISTUM verheissen und sein Reich beschreiben also das es ein Geistlich worttreich seie das wol anfahe bus und vergebung der suenden zupredigen in und nach der Babylonischen gefengnis durch seine Propheten bis das er selbs kome / wenn er aber selbs kome so werde dise verheissung erst recht erfullet werden / nemlich das alte gar auffgehoben und das newe gestifftet werden / nach der weissagung ubereinstimmet.
Da schwungen die Cherubim jre fluegel und die Reder giengen neben jnen und die Herlickiet des Gottes Israel war oben uber jnen. Und die Herlickeit des Hern erhub sich aus der Stad und stellet sich auff den Berg der gegen morgen ligt fur der Stad. Und ein wind hub mich auff und bracht mich im gesicht und im geist Gottes in Chaldea zu den gefangenen / und das gesichte so ich gesehen hatte verschwand fur mir. Und ich saget den gefangenen alle wortt des Hern die er mir gezeiget hatte.
Aus diser Schloßrede last uns lernen
Denn wie er mit disen wortten (da schwungen die Cherubim jre fluegel und die Reder gingen neben jnen und die Herlickiet des Gottes Israel war oben uber jnen) verstanden wil haben durch Herlickeit des Gottes Israel CHRISTI Reich im Predigampt Gottes worttsferttig und thettig: und anzeigen das Gottes wortt Reichlich geprediget ehedenn es von der Stad genomen. Also wil er mit disen wortten (und die Herlickeit des Gottes Israel erhub sich aus der stad und stellet sich auff den Berg der gegen morgen ligt fur der Stad anzeigen / das Gottes wortt hiemit den Juden das Valete gebe und deutten / wie dise Cherubim auff den Berg faren damit anzuzeigen / das Gottes wortt von den Juden gewichen in Chaldea walden und scheinen werde / das also Christus sein Evangelion auff disem Berge von den Juden nehmen und in alle Welt damit faren werde / als denn gescheen Ac. 1. Wie er aber mit disen wortten (und ein wind hub mich auff und bracht mich im gesicht und im geist Gottes in Chaldea zu den gefangenen / und das gesichte so ich gesehen hatte verschwand fur mir) anzeiget / was und warumb Gottes geist redet das und darumb thut ers auch. Also mit disen wortten (und ich saget den gefangenen alle wortt des Hern die er mir gezeiget hatte) zeiget er an dises gesichtes endlich ursache / nemlich das Gott damit die Juden zubussen und an CHRISTUM zuglewben bewegen wolt / auffdas er der bußfertigen und Christglewbigen verschonete und die Stad nicht vertilget.
Geprediget geschrieben gedruckt zu Rostock M.D.Lv.
Aus dem Original abgeschrieben