Predigt am Silvester über 1. Kor. 15, 10 von Dr. theol. et phil. F. Dibelius, Oberkonsistorialrat und Superintendent in Dresden.
„Das Jahr geht still zu Ende, nun sei auch still, mein Herz!“ Mit diesem Wort hat die fürstliche Sängerin den rechten Ton angeschlagen für eine christliche Silvesterfeier. Man bedarf für sie der Stille. Darum hinweg nicht nur mit dem wüsten Lärm da draußen, der die gewaltig ernste Sprache dieses Tages übertäuben möchte; hinweg auch mit dem Leichtsinn, der diesen Abend nur mit lautem Scherz und heiterem Spiel ausfüllt und nicht achten will auf die aus der Tiefe des Herzens heraufklingende Frage: „woher?“ und „wohin?“ hinweg auch jetzt mit den Gedanken allen, die nur Irdisches berechnen und Irdisches zum Abschluss bringen: ihr Pilger nach der Ewigkeit, ihr Gottesmenschen, ihr Himmelsbürger, lasst uns am Kreuzweg zweier Jahre in die Stille gehen, dass wir Gottes Stimme hören, die, ehe das Jahr scheidet, noch zu guter Letzt mit uns reden will.
Sich am 31. Dezember dessen zu erinnern, was das Jahr an hervorragenden Ereignissen gebracht hat im politischen Leben, in Wissenschaft und Kunst, in Handel und Wandel, an leuchtenden Sonnenblicken, die uns erfreuten, und an entsetzlichen Unglücksfällen, die uns erschütterten: das mag nahe liegen, mag interessant sein, aber eine christliche Silvesterfeier ist es noch nicht. In die Stille gehen, das heißt zunächst in das Einzelleben eingehen, und das heißt weiter: nicht an der Oberfläche auch des Einzellebens haften bleiben, wo freudige und traurige Ereignisse vor uns ausgebreitet liegen, sondern in die Tiefe hinabgehen, den zu Grunde liegenden Gottesgedanken nachgehen und sich darüber klar werden, was Gott an uns getan, mit uns gewollt, an uns erreicht. Kommt, lasst uns in die Stille gehen und an des Gottesboten, des Apostels Wort, mit welchem er in seine Vergangenheit zurückblickt; die rechte christliche Silvesterfeier lernen.
1. Kor. 15, 10:
„Von Gottes Gnade bin ich, das ich bin, und seine Gnade an mir ist nicht vergeblich gewesen.“
Wie blickst du auf das scheidende Jahr zurück?
1. Es war ein Jahr der Gnade - hast du nicht viel zu danken?
2. Es war ein Jahr nach Christo - bist du Christo nachgewandelt?
3. Es war ein zur Ewigkeit fliehendes Erdenjahr - bist du zum Eingang in die Ewigkeit bereit?
Herr, mache du uns völlig klar,
Was uns sonst dunkel, schwer und trübe,
Auf dass wir sehn im ganzen Jahr
Den Ratschluss deiner ew'gen Liebe.
Amen.
Ein rechter, Gott wohlgefälliger Rückblick ins Leben ist nicht so leicht. Die einen sind viel zu schnell damit fertig, sie gedenken einiger weniger hervorragender Ereignisse und vergessen der tausend mal tausend Sonnenblicke, die ihnen Gott im täglichen Leben leuchten ließ. „In wie viel Not hat nicht der gnädige Gott über dir Flügel gebreitet?“ „Denke daran, was der Allmächtige kann, der dir mit Liebe begegnet!“ Wie manche Gebetserhörung enthält schon der einzelne Tag, wie mannigfache Behütung die einzelne Woche, welche Förderung des äußeren oder des inneren Lebens, wird uns nach Monaten klar, und die Summe des ganzen Jahres? Ach, dass du recht in der Chronik deines Lebens lesen wolltest und das Einzelne darin studieren, bis auch du sagen kannst: „Von Gottes Gnade bin ich, das ich bin.“ Das scheidende Jahr, es war ein Jahr der Gnade - hast du nicht viel zu danken?
Die andern haften beim Rückblick alsbald an den dunklen Stellen ihres Lebens, die ihnen noch rätselhaft sind, in denen sie die Liebe ihres Gottes noch nicht erkennen, noch nicht herausfinden können, und vergessen darüber ganz, auf die klaren, deutlichen Beweise der Segnung und der Durchhilfe Gottes hinzuschauen, die sie doch auch in ihrem Leben empfangen haben. Wäre es nicht richtiger, von den klaren Fügungen und Führungen auf die dunklen zu schließen und vor allem, Gott preisend, mit dem Apostel zu sprechen: „Von Gottes Gnade bin ich, das ich bin“? Haben wir nicht alle im verflossenen Jahr solche klaren Beweise der Barmherzigkeit Gottes empfangen? Es war ein Jahr der Gnade - hast du nicht viel zu danken?
Noch andre wollen zwar die Lichtblicke in ihrem Leben, die mancherlei Freundlichkeiten Gottes gern eingestehen, aber aber - und nun kommen die Ansprüche heraus, die das Leben unerfüllt gelassen, die Wünsche, die Gott nicht befriedigte, es regt sich die Unzufriedenheit, die sich gebärdet, als hätte man es doch verdient, dass es einem besser ginge. Halt still, mein Christ! ertappt dich diese Stunde auch bei solchen Ansprüchen, solchen Forderungen, solcher hochmutsvollen Unzufriedenheit im Blick auf das vergangene Jahr? Wünschst du wirklich, dass Gott mit dir gehandelt nach deinem Verdienst? Wird der Blick auf deine Begehungssünden und vollends auf deine Unterlassungssünden solchen Wahn nicht alsobald zerstören? Weißt du nicht, dass die Melodie der Kinder Gottes anhebt: „Ich bin's nicht wert, ich bin's nicht wert“? Ach, unter uns, die wir täglich viel sündigen und wohl eitel Strafe verdienen muss jeder sprechen: „Von Gottes Gnade bin ich, das ich bin!“ Das scheidende Jahr, es war ein Jahr der Gnade - hast du nicht viel zu danken?
Mose, der Mann Gottes im alten Bund, ruft beim Rückblick aus 5. Mose 29, 29: „Das Geheimnis ist des Herrn, unsers Gottes; was aber offenbart ist, das ist unser und unserer Kinder;“ er teilt also alles, was wir erlebt, in Geheimnisvolles und in klar und offenbar Gewordenes ein, stellt das geheimnisvoll Gebliebene Gott anheim, will uns aber zu Lob und Dank aufrufen für alles, darin der Herr sein Angesicht deutlich über uns leuchten ließ; fürwahr, ein jeder hat an solchem Abschnitt des Lebens, wie heute, zu danken, viel zu danken!
Paulus, der Mann Gottes im neuen Bund, kann die große Wendung in seinem Leben nicht vergessen, da er aus einem nach dem Guten Strebenden, aber doch innerlich Unzufriedenen ein Kind des Friedens und ein Bote der Freude geworden, und er möchte nimmer aufhören, für dies Eine zu danken! Wer unter uns auch um solche große Wendung weiß durch Gottes Führung, wer unter uns auch bekennen muss, dass er gefunden, was er gesucht, den Frieden, den die Welt nicht geben, aber auch nicht nehmen kann: er hat bei jedem Rückblick zu danken, viel zu danken!
„Von Gottes Gnade bin ich, das ich bin!“ was bist denn du? Ein vor manchem Unfall Bewahrter ja, manchen andern hat im verwichenen Jahr schweres Unglück betroffen, Gottes Gnade hat dich behütet! Ein noch frisch und gesund Dahinlebender - ja, wie mancher ward abgerufen, „bereitet oder nicht, zu gehen, er muss vor seinem Richter stehen“; Gottes Gnade ließ dir noch Zeit und hatte noch mit dir Geduld! Ein durch mancherlei Kreuz Gesegneter - ja, was wärest du, wenn der Herr nicht durch dies oder jenes Kreuz dich vom Irrweg zurückgehalten oder doch wieder zurechtgebracht hätte?, wenn er nicht durch die Anfechtung dich immer wieder auf sein Wort merken und durch die Trübsal dieser Zeit immer wieder nach der Ewigkeit dich sehnen lehrte? was wärest du ohne den offenbaren Segen der schweren, schwersten Tage deines Lebens? Wahrlich, für einen jeden unter uns ist es in besonderer, eigentümlicher Weise wahr: „von Gottes Gnade bin ich, was ich bin!“ Das vergangene Jahr ein Jahr der Gnade - hast du nicht viel zu danken?
Aber Paulus fährt in unserem Texte fort: „Gottes Gnade an mir ist nicht vergeblich gewesen.“ Es gibt eine dreifache Lebensbeschreibung des Apostels Paulus im neuen Testament. Nicht nur die eine, die Paulus selbst in seinen zahlreichen Briefen uns dargelegt hat; auch nicht nur die andere, die sein Schüler Lukas im zweiten Teil der Apostelgeschichte uns aufgezeichnet hat; neben ihnen die dritte, die von keinem Geringeren als von unserem erhöhten Herrn und Heilande stammt und in zwei Versen des neunten Kapitels der Apostelgeschichte zu lesen ist. „Der Herr sprach: „Dieser ist mir ein auserwähltes Rüstzeug, dass er meinen Namen trage vor den Heiden und vor den Königen und vor den Kindern von Israel. Ich will ihm zeigen, wie viel er leiden muss um meines Namens willen.““ Dieses Jesuswort möchte ich herbeiziehen, um unser Textwort zu erklären: „Gottes Gnade an mir ist nicht vergeblich gewesen.“ Sowohl im Arbeiten, Wirken und Schaffen als auch im Leiden und Dulden - in diese beiden Stücke zerfällt das Christenleben hat sich Paulus wirklich als ein Rüstzeug, ein Jünger, ein Nachfolger Jesu Christi erwiesen. Und du Christ von heute?
Wir rechnen unsere Jahre nach Christi Geburt. Das ist eine gewaltige Predigt. Jedes Jahr ein Jahr nach Christo, zur Nachfolge Christi bestimmt. Wer mit Paulus bekennen muss: „von Gottes Gnade bin ich, das ich bin“ ein Christ! der soll auch in jedem Jahr seines Lebens dafür sorgen, dass Gottes Gnade an ihm nicht vergeblich sei, dass er sich vielmehr wie im Arbeiten, Wirken und Schaffen, so auch im Leiden und Dulden als ein Nachfolger Jesu Christi beweise und bewähre. Auch das verflossene Jahr war ein Jahr nach Christo - bist du Christo nachgewandelt?
Paulus hat ohne Zweifel gern und dankbar zurückgedacht an sein Vaterhaus in Tarsus, an seine Lehrjahre zu Gamaliels Füßen, an die Zeit, da er unter seinen Volksgenossen in hohem Ansehen stand, aber das alles tritt ihm zurück hinter dem einen, dass dort vor Damaskus Toren die Gnade Gottes ihn ergriffen und ihn zu einem Christen gemacht hat „von Gottes Gnade bin ich, das ich bin!“ und dass ihm nunmehr als Christen die heilige Aufgabe gestellt ist, sich als einen Nachfolger Jesu Christi arbeitend und duldend zu erweisen. Ach, du Hörer von heute, es ist wohl recht, wenn du gern und dankbar zurückblickst auf dein Vaterhaus, deiner Kindheit Paradies, deiner Jugend glückliches Streben und freudvolles Leben, dein späteres Schaffen und Wirken im engeren und weiteren Kreis, es ist wohl recht, aber es ist nicht genug. Das Große muss doch zurücktreten hinter dem Größten, das an sich Wichtige hinter dem noch Wichtigeren: Du bist ein Christ, du freust dich dessen, du möchtest es nimmer preisgeben weißt du, dass zur Gabe auch die Aufgabe gehört? dass du dich nun auch als Christ erweisen musst? und dass du im Rückblick auf das verflossene Jahr dich vor allem prüfen musst, ob du ein Christ gewesen nicht nur dem Namen nach, sondern in der Tat und Wahrheit arbeitend, und duldend, prüfe dich und sage an: bist du Christo nachgewandelt?
Die Arbeit, die der Herr von den Seinen fordert, ist zuallererst eine Arbeit an uns selbst, sagt er doch: „Ihr sollt vollkommen sein, gleichwie euer Vater im Himmel vollkommen ist.“ Nur in dem Maße, in dem wir diese Pflicht erfüllen, können wir dann auch der andern Aufgabe gerecht werden, die sein Wort uns auferlegt: „Was ihr getan habt den geringsten meiner Brüder, das habt ihr mir getan!“ Wie steht's bei dir, wenn du auf dies beides zurückschaust?
Die Arbeit an uns selbst - ein Jahr geht nach dem andern hin, sind wir wirklich vorwärts oder vielleicht gar rückwärts gekommen? Ist unser Glaube wirklich fester und unsere Lebensrichtung zum Herrn hin wirklich entschiedener geworden? Sind unserer Siege in Versuchungsstunden mehr geworden? Oder aber ist Gottes Gnade im vergangenen Jahr an uns vergeblich gewesen?
Die Arbeit an andern ach, haben wir für andre gelebt, ihnen dienend, wo wir konnten und wie wir konnten, den Egoismus bannend und selbstverleugnende Liebe übend, andern das Leben leichter machend und nicht etwa schwerer, auch nicht durch Launen und Verstimmungen? Haben wir den Auftrag ausgerichtet, den Gott uns gab, indem er uns so manches Menschen Not und Sorge nahe brachte und in manches wunde, unglückliche Herz uns einen Blick tun ließ? Ich sah in Venedig am großen Kanal einen Palast, andre mögen andres an ihm bewundern, mir gab die Inschrift viel zu sinnen, die zweimal an des Hauses Front zu lesen war: „non nobis!“ „non nobis!“ „nicht uns!“ „nicht uns!“ Ach, stand das im verflossenen Jahr an unsers Lebens Haus geschrieben? Haben wir nicht uns gelebt, sondern dem Herrn und um seinetwillen andern gelebt? Nur dann waren wir wirklich Christen; mein Christ, prüfe dich!
Das nun scheidende Jahr, es war ein Jahr nach Christo - bist du Christo nachgewandelt?
Arbeitend und duldend sollen wir uns als Christen erweisen. Es wird wohl mancher unter uns sein, von dem der Herr das zweite, das Dulden, im abgelaufenen Jahr in besonderer Weise gefordert, dem er tiefes Leid geschickt, ein schweres Kreuz auf die Schultern gelegt hat. Wie haben wir es getragen? Niemals murrend und uns aufbäumend wider Gottes Rat? Aber auch nicht leichtfertig den Ernst der Heimsuchung abschütteln wollend und der ebenso törichten als sträflichen Regel huldigend: „Glücklich ist, wer vergisst, was nicht mehr zu ändern ist“? Haben wir es getragen in der gewissen Zuversicht: weil der Herr es uns geschickt, so muss es uns not sein zu unserer Bereitung für die Ewigkeit, und wir werden ganz gewiss für solches Leid den Herrn einmal loben und preisen, wenn wir unsere Lebensführungen klar überschauen können in der Ewigkeit? Ist uns durch solchen Glauben mitten im Leid die schwere Bitte immer leichter geworden: „Vater, nicht wie ich will, sondern wie du willst, dein Wille geschehe“? Das scheidende Jahr, es war ein Jahr nach Christo - ach, du Hörer von heute, bist du auch, wo es zu leiden und zu dulden galt, dem Herrn Christo nachgewandelt? Wahrlich, der Ernst dieser Frage wird nur noch gewaltiger, wenn wir
hinzufügen: Das scheidende Jahr, es war ein zur Ewigkeit fliehendes Erdenjahr - bist du zum Eingang in die Ewigkeit bereit?
Der heutige Abend erinnert jeden ernsten Christen mit unwiderstehlicher Gewalt an seinen Lebensabend, wie es dann wohl sein wird, „wenn ich einmal soll scheiden“. Und unser Textwort gibt diesen Gedanken an unser Sterbestündlein eine ganz bestimmte Richtung. Du kannst es getrost deinem Gott anheimstellen und brauchst gar nicht zu sorgen, wann und wo und wie du stirbst, nur um das Eine sollst und musst du sorgen, dass es an deinem Lebensabend volle Wahrheit sei: „Von Gottes Gnade bin ich, das ich bin, und seine Gnade an mir ist nicht vergeblich gewesen.“
Es kann jemand in seinem Leben fleißig gearbeitet, für seine Familie treulich gesorgt und einen ehrenhaften Wandel geführt haben Gottes Gnade an ihm ist doch vergeblich gewesen, wenn Jahr um Jahr seine Seele nicht für die Ewigkeit reif geworden ist.
Es kann jemand viel geschafft haben in seinem Leben für Mitwelt und Nachwelt, er kann den Namen eines Großen sich erworben haben vor den Kindern seiner Zeit, aber die notwendigste Arbeit hat er versäumt, was muss ich tun, dass ich selig werde?“ hat er nicht gefragt - Gottes Gnade ist an ihm vergeblich gewesen.
Es kann jemand, wie man sagt, ein Kreuzträger sein auf Erden; darum allein ist er noch kein Kronenträger im Himmel. Es war Gottes Gnade, die ihn in die Kreuzesschule führte, weil sie sein Bestes wollte, aber wenn er in dieser Schule nichts gelernt, nicht vorwärts gekommen, nicht das Schlussexamen bestanden, so ist Gottes Gnade doch vergeblich an ihm gewesen. Ach, wer kann dann selig werden? Kyrie Eleison!
Frohe Botschaft, dass Gott es den Aufrichtigen gelingen lässt; selige Kunde, dass der Herr den Demütigen Gnade gibt; wahrhaftiges Evangelium, dass den geistlich Armen das Himmelreich gehört. Wer die Gnade Gottes erkennend und preisend, die Großes an ihm getan, ihn erlöst, ihm den Frieden gebracht hat, davon durchdrungen ist, dass er dafür niemals, niemals recht zu danken vermag, aber doch als geringes Dankopfer sich und sein Leben dem Herrn aufrichtig weiht - diese Hingabe heißt im neuen Testament Glaube an dem ist Gottes Gnade nicht vergeblich gewesen. Wem unter seinen Lebensführungen das eigene Ich immer kleiner und Gott immer größer erscheint, so dass er immer mehr darauf verzichtet, dem eigenen Ich seinen Willen zu tun und immer mehr bestrebt ist, Gott zu dienen, wie er uns in Christo, seinem Sohne, geoffenbart hat, mit all seinem Tun sich nicht den Himmel verdienen wollend, sondern nur sein dankerfülltes Streben nach dem Himmel zeigen und bewähren wollend, an dem ist Gottes Gnade nicht vergeblich gewesen. Wer im Vollbewusstsein seiner geistlichen Armut sich täglich betend an Gott wendet, sich durchs Leben hindurchbeten und in den Himmel hineinbeten will, in voller Aufrichtigkeit und mit dem steten Grundton: „Herr, mach's mit mir, wie du willst, nur einmal selig, nur einmal selig aus Gnaden!“ an dem ist Gottes Gnade nicht vergeblich gewesen.
Es singt ein bekanntes deutsches Lied mit wehmutsvollem ergreifendem Ton: „Selig, ja selig, ein Kind noch zu sein!“ Ob es nicht, wenn ein Jahr nach dem andern in eilendem Lauf uns mit fortträgt, noch viel seliger ist, die Kindschaft zu erstreben und sich zu erhalten, die man auch im grauen Haar und bei aller Abnahme der Leibeskräfte noch haben kann? Wer durch Jesum Christum ein Kind Gottes geworden ist und in christlichem Wandel ein Kind Gottes zu bleiben gewiss ist, dem darf nicht bange werden bei der Frage des zur Ewigkeit fliehenden Erdenjahrs: „Bist du zum Eingang in die Ewigkeit bereit? er gibt die Antwort voll freudiger Zuversicht: „Von Gottes Gnade bin ich, das ich bin, und seine Gnade an mir ist nicht vergeblich gewesen.“ Amen.