Was töricht ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, dass er die Weisen zu Schanden mache; und was schwach ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, dass er zu Schanden mache, was stark ist.
(1. Kor. 1, 27.)
Giovanni Beccaria war der Mann, den der Herr zur Verbreitung seiner Wahrheit und zur Verherrlichung seines Namens erkoren hatte. Er ward in Locarno 1511 geboren; indessen scheint seine Familie von Caneggio am Luganersee herzustammen, daher er auch kurzweg nach damaliger Sitte der Canesa oder Canesger genannt wurde. In seiner Jugend scheint er in den Franziskanerorden getreten zu sein und in demselben seine erste Bildung empfangen zu haben. Eine wunderbare evangelische Erweckung ergriff damals viele Glieder dieses Ordens, daher wir sie sowohl unter den ersten Verkündigern der evangelischen Wahrheit in Italien als unter den Märtyrern für dieselbe finden. Wohl ward auch Beccaria von diesem Geiste berührt und zu Christo hingeleitet. Die Neigung seines Herzens wies ihn zu der Jugend hin und so sehen wir ihn von seinem ersten Eintritte in eine praktische Wirksamkeit bis zum hohen Alter als Lehrer und Jugendbildner in bescheidener Lebensstellung mit großem Segen wirken. Zuerst begegnet er uns als Lehrer an der Schule von Locarno, wo er zugleich der stille Pfleger und der Mittelpunkt aller evangelischen Regungen wurde, so dass ihm mit Recht der Ehrenname des „Apostels der Locarner“ zukommt. Wenn wir gewohnt sind, die Italiener ihre reichen Begabungen mit Vorliebe zur Schau tragen zu sehen, so belehrt uns Beccaria, dass diese Nation auch der Männer nicht entbehrt, welche in bescheidener Zurückgezogenheit ihre Lebensaufgabe treu und mit Segen erfüllen. Auch waren es nicht glänzende Talente oder große Gelehrsamkeit, durch welche Beccaria den Erfolg seiner Wirksamkeit erzielte, sondern vielmehr sein kindlich gläubiger Sinn und seine bis zum Tode unermüdlich betätigte Treue in der Erfüllung der Pflichten des ihm von Gott gewordenen Berufes. Dadurch allein bahnte er sich den Weg bei der Jugend, wie beim Alter für seine evangelische Einwirkung und sicherte den Erfolg seiner Bestrebungen, indem er die für die göttliche Wahrheit Gewonnenen mit unauflöslichen Banden der Liebe und der Achtung an seine Person fesselte. Über die Art und Weise, wie er selbst zur Erkenntnis der evangelischen Wahrheit gelangt sei, gibt er in einem Briefe vom 15. Juli 1544 an Professor Pellican in Zürich, den ehemaligen Franziskaner, Aufschluss: „Ich darf mich in Christo rühmen, nicht Wenige von denen, die ich nun seit fünf Jahren unterrichte, zur Erkenntnis des wahren Heils geleitet zu haben. Und doch musste ich es selbst noch im 28. Jahre lernen. Ich lernte es aber, angehaucht von dem göttlichen Geiste, sobald mir ein Mal die Schriften derer zu Gesicht gekommen, die zu des Heilandes Verherrlichung so unendlich Vieles getan haben.“ Es waren also die Schriften der Reformatoren und wohl vorzugsweise diejenigen Zwinglis, durch welche Beccaria zur Erkenntnis der evangelischen Wahrheit zuerst hingeleitet wurde. Mehrere Umstände vereinigten sich, um sowohl ihn als seine evangelische Wirksamkeit zu fördern. Im Herzogtum Mailand, das unter Spanien stand, waren die evangelisch Gesinnten schon mehrere Jahre vor Veröffentlichung der päpstlichen Inquisitionsbulle (21. Juli 1542) den härtesten Verfolgungen ausgesetzt. Im Jahre 1536 wurden durch einen außerordentlichen päpstlichen Legaten vorzüglich Personen aus höheren Ständen, die wegen ihrer evangelischen, von den römischkatholischen abweichenden Ansichten verklagt waren, in Untersuchung gezogen. Der spanische Gubernator, Marchese de l'Vasto schickte mehrere davon, die nicht widerrufen wollten, auf die Galeeren. Nach der Aufstellung des obersten Inquisitionsgerichtes in Rom, wurde auch im Mailändischen mit erhöhter Strenge verfahren; die Schriften der Reformatoren ließ man durch den Henker verbrennen, und den Irrgläubigen, wie man die Evangelischen nannte, durch Spione nachspüren und in die schrecklichsten Gefängnisse werfen. Diese Verfolgungen veranlassten viele von ihr Bedrohten sich nach dem benachbarten schweizerischen Gebiete zu flüchten. Einer der Ersten darunter war Guanerio Castiglione, einer vornehmen Familie Mailands entsprossen. Schon in den dreißiger Jahren hatte er in Zürich unter Pellican studiert und war durch dessen Vermittlung mit Bullinger, Bibliander und Fries bekannt geworden. Ums Jahr 1540 kehrte er nach dem Mailändischen zurück. Indessen scheint er ganz nahe an der Schweizergrenze, unsern Locarno, seinen Wohnsitz aufgeschlagen zu haben; denn von Locarno aus schrieb er an Pellican und erhielt durch Vermittlung seiner Locarner Freunde die Antworten seines verehrten Lehrers. In der Folge verehelichte er sich mit einer Locarnerin, Bona Ronca, die von gutem Hause, sittsam, treu und dem Evangelio zugetan war. In seiner Heimat bemühte sich Castiglione, trotz der Gefahren, denen er sich dadurch aussetzte, für die Verbreitung der evangelischen Wahrheit mit gesegnetem Erfolge. Bald bildete sich auch zwischen ihm und Beccaria ein freundschaftliches Verhältnis. Über die neue evangelische Erweckung in Locarno erhielt Pellican genauere Kunde durch Girolamo Mariano, Guardian eines Franziskanerklosters nahe bei Mailand, der sich wegen seiner evangelischen Überzeugung nach der Schweiz hatte flüchten müssen. Durch den Landvogt von Mendrisio, Fricker von Bern, an Pellican empfohlen, brachte er diesem, der auch einst dem Franziskanerorden angehörte, die freudige Kunde, dass sehr viele Glieder dieses so einflussreichen Ordens in Italien zur evangelischen Lehre sich hinneigen. Unter andern nannte er den Benedetto von Locarno, der in einem Kloster von Bologna Regens war und durch seine Gastpredigten in vielen Städten Italiens zur Weckung und Pflege der evangelischen Richtung wirkte. „Wisse,“ schrieb später Beccaria an Pellican über diesen Mann, „dass unter denen, die in Italien das lautere Wort Gottes verkündigen, Benedetto von jeher in der vordersten Reihe gestanden. Es gibt keine namhafte Stadt in diesem Lande, in der er nicht mit dem segensreichsten Erfolge gepredigt hätte.“ Auch auf die evangelische Wirksamkeit Beccarias in Locarno machte Mariniano den Pellican aufmerksam und bat ihn zugleich, an denselben zu schreiben und ihn zu ermuntern. Professor in Zürich entsprach dieser Bitte und so knüpfte sich wieder eine unmittelbare Verbindung zwischen Locarno und Zürich an. „Deine Worte,“ erwiderte Beccaria an Pellican, wie haben sie nicht meinen Eifer aufs Neue angefacht! Ach, wäre uns doch jene Freiheit vergönnt, in deren vollem Genusse ihr euch bewegt! Aber um nicht den Schwachen, oder, richtiger, den Übelunterrichteten Anstoß zu geben, dürfen wir nicht so rein evangelisch reden und handeln, wie wir schon längst im Herzen gesinnt sind. Immerhin schweigen wir nicht, wo irgend ein empfänglicher Hörer sich zeigt. Dies hat denn auch Jene, die an ihrem Gewinn Eintrag zu leiden fürchten, so gegen mich aufgebracht, dass sie mich etwa einen Verfechter, ja Urheber der lutherischen Sekte schelten. Ich habe mir jedoch vorgenommen, mich über Alles dieses hinwegzusetzen; sehe ich ja, dass das, was sie mir zum Vorwurfe machen, zu wahrhaft christlicher Erbauung dient. Von diesem Vorhaben werden mich keine Drohungen, keine Schrecknisse abzubringen vermögen. Er bittet endlich Pellican seinen Vater, wie er ihn nennt ihm doch aus christlicher Barmherzigkeit bisweilen zu schreiben, nicht nur zur Ermunterung, sondern auch zur Belehrung. Noch sei er ein neuer Streiter Christi und wünsche doch seine Zöglinge auf dieselbe Weise im Christentum zu unterrichten, wie es in Zürich geschehe.“ Größere Förderung und Bestärkung erhielt die evangelische Gemeinschaft in Locarno durch den Landvogt Joachim Bäldi (1542-44) aus Glarus, der ein rechtschaffener, der evangelischen Lehre treu ergebener Mann war. Die Pflichten seines Amtes erfüllte er unparteiisch und gewissenhaft, und war dabei in Allem bescheiden und genügsam. Während Viele seiner Vorgänger in diesem Amte ihre Mußestunden mit Hin- und Hersinnen, wie sie mittelst irgend einer Angeberei die Reichen um ihr Geld bringen können, zuzubringen pflegten, füllte er dieselben mit Lesen der heiligen Schrift und anderer christlichen Bücher aus. Von Zürich ließ er eine bedeutende Anzahl Bibeln kommen und verteilte sie in Locarno. In dieser Zeit predigte auch der vorhin genannte Benedetto in Locarno, mit dem Bäldi bald vertraut und befreundet wurde. Auch mit der angesehenen Familie Duni, deren Glieder zu den treusten Anhängern der evangelischen Lehre in Locarno gehörten, stand der Landvogt in freundschaftlicher Beziehung. Überhaupt zeigen sich unter seiner Regierung zuerst zuverlässige Spuren einer über mehrere Familien sich verbreitenden evangelischen Gesinnung zu Locarno. Ein Apotheker, Giovanni Antonio Bedano und ein Buchbinder sollen zuerst durch Lesen von Büchern religiösen Inhalts auf die in der Kirche herrschenden Irrtümer aufmerksam geworden sein. Sie unterhielten sich dann darüber mit Personen aus den vornehmeren Ständen. Zu ihrer eigenen gründlichen Belehrung und Förderung in der evangelischen Erkenntnis lesen sie fleißig die durch Bäldis Vermittlung erlangten italienischen Bibeln, zumal das neue Testament. Der Mittelpunkt und die Seele der Evangelischen zu Locarno war und blieb nach dem Zeugnisse von den Freunden und von den Feinden Beccaria. „Dieser Schelm und verloffene Mönch,“ äußerten die Letzteren, „hat die falsche Sekte zu Locarno zuerst ausgesät!“ Eine große Zahl von Personen beiderlei Geschlechts ward durch ihn für das Evangelium gewonnen. Sein Hauptgeschäft indessen blieb die Erziehung und Bildung der Jugend. An diesem hing er mit ganzer Seele und trieb es unermüdlich sein ganzes Leben hindurch. Wie sorgfältig er darin verfuhr, bekundet einer seiner Briefe an Pellican. Es handelte sich darum, einen Knaben von Locarno nach Zürich zu schicken, damit er dort die deutsche Sprache und die Handlung erlerne. „Möchtest Du nun,“ bittet Beccaria den Pellican, „besorgt sein, dass Antonio einem Lehrer anvertraut werde, bei dem er nicht bloß guten Unterricht empfängt, sondern auch zur wahren Frömmigkeit erzogen wird. Überdies ist derselbe daran zu erinnern, dass der Knabe eine nicht sehr feste Gesundheit hat. Vor Unmäßigkeit im Essen und Trinken ist er deshalb sorgfältig zu bewahren; das könnte sein zarter Körper nicht ertragen. Du weißt, wie wichtig dieser Punkt bei der Erziehung ist. Da wollen der Italiener, der Deutsche, der Franzose, jeder nach seiner Art behandelt sein, das heißt, so, wie sie es von Haus aus gewohnt sind. Das ist es nun, warum Dich väterliche Liebe flehentlich bittet.“ Als Pellican in seiner Antwort meldete, dass er den Knaben in sein eigenes Haus aufgenommen, freute sich Beccaria sehr darüber. „Nur eins noch,“ schrieb er an den verehrten Zürcher Professor, „wir möchten wünschen, dass der Knabe von den Hausgenossen eher mild als strenge behandelt würde. Auch mögest Du darauf keine Rücksicht nehmen, dass der Vater sich mit Dir über ein so geringes Kostgeld verständigt hat. Verlange, so viel Du willst; Alles soll Dir bezahlt werden.“ Beccarias liebste und vertrauteste Schüler in Locarno waren Taddeo Duno und Lodovico Ronco. Diesen teilte er gewöhnlich jedes neue Ergebnis seiner Bibelforschung zuerst mit und besprach es mit ihnen. Gleich ihren Vätern waren auch die beiden Söhne von Kindheit auf einander befreundet. Lodovico widmete sich der Rechtswissenschaft, der Heilkunde Taddeo. Schon Bäldi hatte Letzteren als hoffnungsvollen Jüngling kennen gelernt und ihn aufgemuntert und zu dessen größter Freude ihm eine Bibel geschenkt. Als er später drei Jahre hindurch in Basel studierte, gab er eine kleine Schrift: „Anweisung zur praktischen Arithmetik“ heraus und widmete dieselbe in dankbarer Liebe dem treuen Beccaria. „Glaube nicht,“ schrieb er in der Widmung, „dass ich Dir damit meine Schuld abtragen wolle; nur ein kleines Unterpfand sollte es sein. Eltern und Lehrern kann man ihre Treue nie völlig vergelten. . . . Um meinetwillen hast Du so viele Arbeit, Mühe und Sorgen gehabt, so viele Nächte schlaflos durchwacht; so vielen Fleiß und so große Sorgfalt verwendet; so dass Du mit vollem Rechte Alles, was ich bin und vermag, als Dein Eigentum ansprechen kannst.“
Die Zahl der Evangelischen in Locarno nahm unter der treuen Wirksamkeit Beccarias immer zu; aber die evangelische Gemeinschaft hatte wegen ihrer Entfernung von ihren Glaubensbrüdern in der deutschen Schweiz mit vielen Hindernissen zu kämpfen, um die Mittel zu ihrer weitern Ausbildung und Erbauung sich zu verschaffen. Namentlich wünschte Beccaria für sich und für seine Gemeinde noch mehrere Exemplare der heiligen Schrift, sowie andere reformatorische Bücher von Zürich zu beziehen, und Bullinger und Pellican hätten auch so gerne diese Bildungs- und Erbauungsmittel ihren Locarnischen Freunden vermittelt, wenn nicht der Mangel an einem regelmäßigen Verkehre von Ort zu Ort damals beinahe unersteigliche Hindernisse in den Weg gelegt hätte, solchen Wünschen zu entsprechen. Kaufleute waren auf ihren Geschäftsreisen sehr oft die einzigen Vermittler des brieflichen Privatverkehrs, wenn man sich nicht besonderer Läufer dazu bedienen wollte. Ein solcher Kaufmann, Antonio Maria Besozzo, aus dem Mailändischen gebürtig, der regelmäßig die Zurzacher Messe zu besuchen pflegte, vermittelte auch vorzugsweise den brieflichen Verkehr zwischen den Evangelischen von Locarno und ihren Gönnern in Zürich, da er auf seinen Geschäftsreisen beide Städte berührte. Er hatte im Jahre 1540 als Hofmeister des jungen Grafen Rodomonte von Masserano sich in Zürich aufgehalten und war bei diesem Anlasse mit der evangelischen Lehre, sowie mit den Verkündigern derselben bekannt und befreundet geworden. Später ließ er sich bleibend in Locarno nieder, wo er die Witwe Chiara Orella heiratete und dadurch seine fernere Lebensschicksale an diejenigen seiner evangelischen Freunde daselbst knüpfte. Durch die Vermittlung dieses Mannes erhielten die evangelischen Freunde in Locarno von Zürich her die weiteren Mittel zur Belehrung und Erbauung. Ihr Los war mit demjenigen ihrer evangelischen Glaubensgenossen in der Schweiz und in Deutschland eng verflochten. Daher ward ihre Lage auch eine sehr bedenkliche, als der schmalkaldische Krieg auszubrechen drohte; der kaiserlich-spanische Statthalter in Mailand verhängte gegen die Schweiz eine sehr strenge Kornsperre und ließ gegen alles Völkerrecht schweizerische Angehörige auf Schweizerboden durch mailändische Commissarien und Soldaten gefangen nehmen. Diese gewaltsamen Maßnahmen sowie andere drohlichen Vorkehrungen und Äußerungen von Seite der Oberherrn von Mailand deuteten auf nichts Gutes für die Schweiz. Daher waren die Evangelischen in Locarno sehr ängstlich gespannt auf den Ausgang dieses Krieges in Deutschland: „Auch unsere, nicht nur eure Sache liegt auf dem Spiel,“ schrieb Beccaria an Pellican. „Siegt der Tyrann, so ist dieses für uns schlimmer als der Tod.“
Die Niederlage, welche die Evangelischen in Deutschland erlitten, wurde nun auch von ihren Glaubensgenossen in Locarno schmerzlich empfunden. Drohende Reden, dass der Kaiser wieder die der Schweiz abgetretenen Gebiete zurückerobern und natürlich denn auch die Inquisition daselbst einführen werde, wurden hin und wieder vernommen. Eine neue Getreidesperre von Seite des kaiserlichen Statthalters in Mailand gegen die Schweiz (1548) zu Zeit einer Teuerung, bekundete neuerdings die unfreundliche Gesinnung, welche in der kaiserlichen Umgebung gegen Letztere herrschte. Da Locarno die Folgen solcher feindlichen Maßnahmen sehr hart empfand, wandte sich Beccaria an seine Freunde in Zürich, dass sie den Rat daselbst vermögen durch seine Fürsprache und Empfehlung die Erlaubnis beim Gubernator Gonzaga auszuwirken, ein bestimmtes Quantum Getreide nach diesem Flecken auszuführen. Auf Bullingers einflussreiche Verwendung entsprach der Rat von Zürich diesem Gesuche, und so reiste Beccaria mit den Empfehlungen desselben und mit einem Privatschreiben Pellicans an den Sekretär des Statthalters Merbeglio nach Mailand. Hier erreichte er nur zum Teil seinen Zweck, indem nur die Ausfuhr des achten Teiles vom verlangten Quantum gestattet wurde. In seiner Antwort an Pellican entschuldigte sich Merbeglio diesfalls auf folgende Weise: „Deine und Bullingers Empfehlung gelten bei mir viel, sehr viel. Bin ich ja, gerne gesteh ich's, euer beider Schuldner. Ich habe auch getan, so viel in meinen Kräften stand. Aber ein Mehreres war eben nicht erhältlich.“
Die Zahl der Evangelischen in Locarno hatte sich um diese Zeit so vermehrt, dass Beccaria bereits wagen durfte, an den Festen, in einer benachbarten Kirche ihnen zu predigen und das heilige Abendmahl nach evangelischem Gebrauche auszuteilen. Dadurch wurde jedoch auch die Feindschaft der Altgläubigen in verstärktem Maße gegen sie wachgerufen; so dass diese sich nicht mehr damit begnügten, dem weiteren Umsichgreifen der neuen Lehre entgegen zu arbeiten, sondern auf Maßnahmen sannen, die Bekenner desselben wirksam zu verfolgen und sie gänzlich auszurotten.