Nr. 575 (C. R. – 2944)
Tremellius, (vgl. 423) ein übergetretener Jude aus Ferrara, war ein berühmter Hebraist; zur Zeit Rektor des Gymnasiums zu Hornbach in Pfalz-Zweibrücken, nachdem er vorher Erzieher im Hause des Herzogs Wolfgang von Zweibrücken gewesen war; Antoine Chevallier, ein Refugiant, war sein Schwiegersohn. Die Gründung der Genfer Akademie ermöglichte Calvin 1559 durch eine Hauskollekte, die 10 000 Gulden ergab.
Die Gründung der Genfer Akademie.
Weil unser lieber Antoine mir den Brief, den er von dir erhalten und von dem unsere Beschlussfassung abhing, einen Monat zu spät zukommen ließ, so wollte ich mir nicht nachträglich mit einer Antwort unnötig Mühe machen; denn ich glaubte, du werdest nicht mehr frei sein, wenn mein Brief dich erreiche. Hotman hatte nämlich von der Gründung eines Gymnasiums geschrieben, und obwohl er dich nicht ausdrücklich dabei nannte, so lag mir, da ich anderswoher erfahren hatte, man suche für die Kinder des durchlauchtigsten Herzogs einen andern Erzieher an deiner Stelle, der Schluss nahe, es sei dir ein anderes Amt zugewiesen worden und du seiest jetzt Professor an der neuen Schule. Hätte ich dir Hoffnung auf eine ungewisse Sache, - freilich jetzt ist sie gewiss, - machen wollen, die Stellung hätte dir vielleicht gefallen; aber damals konnte ich noch nichts versprechen, ohne voreilig zu sein. Jetzt aber tut es mir leid und reut mich, dass ich nicht kühn so weit gegangen bin. Denn endlich habe ich vom Rat die Erlaubnis erlangt, Professoren für die drei Sprachen zu berufen, zwar nicht mit so hübschen Gehältern, wie man sie in Deutschland hat, aber doch mit solchen, an denen sich meine Kollegen in aller Bescheidenheit genügen lassen. Damit verbunden wären die Zulagen gewesen, über die ich mit dir bereits verhandelt hatte; so hättest du so ziemlich zum Leben genug gehabt. Das schmerzliche Gefühl, dich nun verloren zu haben, hindert mich, dir schon rückhaltlos zu der Stellung zu gratulieren, die du in Hornbach erhalten hast. Stünde es dir doch noch frei, zu uns zu kommen, so brächte deine Wirksamkeit viel reichere Frucht für die Kirche; doch wage ich es bei so unsicherer und fast aussichtsloser Lage nicht, dich zu bitten. Lebwohl, hochberühmter Mann und von Herzen verehrter Bruder. Die Freunde lassen dich vielmals grüßen. Der Herr behüte, leite und segne dich und deine Frau allezeit. Da dein Nachfolger in Zweibrücken unser Freund ist, so grüße ihn auch von mir.
Genf, 29. August 1558.