Nr. 291 (C. R. – 1342)
Ein tunesischer Seeräuber brandschatzte damals die italienischen Gewässer. Farel hatte ein Büchlein gegen die Libertiner geschrieben.
Von Krankheit, Politik, Buchdruckern und Mägden.
Obwohl du schon lange keinen Brief von mir bekommen hast, so habe ich dir doch jetzt wohl nichts Neues zu schreiben. Solange unser lieber Thomas hier war, hatte ich mit dem Husten zu tun oder mit Schnupfen. Jetzt plagt mich die Migräne; freilich ists seit einer Stunde etwas besser. Gut ists, dass ich wenigstens mich herumschleppen und die notwendigen Geschäfte besorgen kann. Doch geht’s nur langsam, nach meiner Art. Zwischenhinein geht doch viel Zeit verloren durch das Kranksein, die zu nützlicher Arbeit verwendet werden sollen.
Aus Deutschland hörten wir nichts, als dass Gott den Kaiser durch Verlust einiger Schiffe strafte. Hielte doch die Krankheit [den Kaiser] vom Freveln ab! Dass in England der Vormund des Kaisers wieder freigelassen ist, weißt du; auch wie es mit meinem Trostbrief an ihn ging, ist dir wohl nicht unbekannt. Der Statthalter von Calais nahm ihn dem Boten weg und brachte ihn selbst an den königlichen Hof. Nachher stellte er ihn dem Boten wieder zu; der brachte ihn zum Bischof von Canterbury, ehe er ihn dem Protektor gab, um sich von ihm Rat zu holen. Der Bischof behielt den Brief zwei Tage und gab ihn dann dem Boten wieder. Da dieser nun fürchtete, das geschehe in verfänglicher Absicht, wollte er seinen Kopf nicht gefährden und brachte den Brief, weil alle sich so ängstlich davor scheuten, dem königlichen Rat. Freilich glaube ich, er tut dies auf das Zureden guter vorsichtiger Leute hin. Nun erwarte ich eine Antwort. Was auch komme, ich werde dafür sorgen, dass du es gleich erfährst. Ob daran, dass dein Buch noch nicht unter der Presse ist, die Faulheit Jean Girards, oder seine häuslichen Wirrnisse, oder sein unüberlegtes Handeln schuld sind, wage ich nicht zu entscheiden. Ich habe gewiss mehrmals mit ihm darüber gesprochen und ihn ernstlich beschworen; auch de Normandie hat ihn einige Male ermahnt, vorwärts zu gehen. So ist auch die [neue Auflage der] Institutio, die schon vor Monatsfrist hätte fertig sein sollen, noch nicht zu Ende gebracht. Ich wollte dir das nur kurz melden, damit du weißt, dass ich nichts unterlassen habe. Schelte ich ihn, so regt ihn das nicht auf; höchstens verspricht er, er werde es so bald wie möglich machen. Lebwohl bester Bruder und Freund. Der Herr fahre fort, dich mit seinem Geiste zu leiten, und behüte dich und dein Haus. Grüße die Amtsbrüder, besonders deinen Kollegen und Faton angelegentlich von mir.
Genf, 2. Februar [1550].
Mein angehängtes Aufsätzlein über die Heiligung der Kinder der Gläubigen und die Hebammentaufe ist auch noch unter der Presse, obwohl es nur zwei Tage Arbeit brauchte. Wenn du fürchtest, dass die Bestien, die ich darin angreife, Gift speien, so bin ich darüber ganz ruhig. Nochmals lebwohl. Dein Johannes Calvin.
Man sagt du brauchst eine Magd. Obwohl ich weder von dir selbst etwas darüber hörte, noch von deinen Brüdern, so will ich doch, weil ichs von andern vernahm, dir melden, dass hier eine Frauensperson schon vorgerückten Alters ist, die für fromm und treu gilt, und für fleißig, und dir gern ihren Dienst anböte, wenn du ihn brauchen kannst. Alle Freunde grüßen dich vielmals, besonders Herr de Normandie; dieses besonders soll freilich den andern keinen Abbruch tun. Ebenso grüßt der Schreiber dieses Briefes, Veronier.