Nr. 257 (C. R. – 1163)
In Bern stand eine Synode bevor. Haupttraktanden waren die Abendmahlsfrage, zu der Calvin und seine Freunde ein Bekenntnis eingereicht hatten, und die Zensur einiger Pfarrer wegen Verstößen in Lehre und Leben. Der Genfer Pfarrer Ferron war wegen eines unsittlichen Verhältnisses in Anklage.
Von der Synode in Bern.
Über unsere Bekenntnisschrift rede, wie es unter uns abgemacht ist. Wird sie Jodocus Kilchmeier zuerst vorgelesen, so lass ihn wissen, dass diese Ehre ihm in meinem Auftrag zuteil wird. Er fühlt sich dann vielleicht etwas geschmeichelt. Die Namen derjenigen, die strenger zurechtzuweisen sind, habe ich Haller nicht geschrieben. Denn du weiß sie am besten und kannst ihm besser auseinandersetzen, was wir hauptsächlich wünschen. Marcourt hat sich gerühmt, er bringe eine Anklageschrift an die Synode, in der er gegen mich für die Heilsnotwendigkeit der Taufe donnert. Es ist nichts besser, als wenn das ans Licht gezogen wird. Denn unsere Sache wird sicher Beifall finden, die seine aber steht schlimmer als bös. Dringe also darauf, dass er in die Falle geht, oder wenigstens den Lohn bekommt, den er für seine Dummheit und Aufdringlichkeit verdient. Wie es mit Ferron ausgeht, weiß man nicht. Weil er sich noch nicht gerechtfertigt hat, schien es besser, ihn nicht mit unterschreiben zu lassen. Lebwohl, bester Bruder und Freund. Der Herr Jesus leite Euch. Grüße die Brüder und deine Frau angelegentlich. Die meine lässt grüßen. Grüße auch die Freunde in Bern. Wie wärs, wenn du [dem Stadtschreiber] Giron unser Bekenntnis zuerst zeigtest? Wenn es ihm gefällt, so ist uns sein Urteil und seine Stimme bei vielen eine gute Hilfe.
Genf, 14. März.
Dein Johannes Calvin.