Nr. 168 (C. R. – 800)
Im Mai 1546 wollte auswärtige Schauspieler in Genf ein Theaterstück mythologischen Inhalts geben. Da es ihnen verboten wurde, schlugen sie ein anderes, betitelt: „die Taten der Apostel“ vor, das dann am 4. Juli gespielt wurde. Christophe Fabri war von Thonon nach Neuchatel gewählt worden.
Vom Theaterspielen.
Ich wünsche dir und Viret Glück, da der Herr Euch bei Eurer frommen Gesandtschaftsreise gesegnet hat. Möchte nun nur auch der Erfolg bei den Tyrannen entsprechen! Doch der Herr wird auch das regeln. Hier haben wir nichts Neues, als dass die zweite Komödie bereits vorbereitet wird. Wir haben bezeugt, dass auch diese Aufführung unsre Billigung durchaus nicht habe, wollten aber nicht bis zum äußersten dagegen ankämpfen, weil Gefahr bestand, unser Ansehen könnte geschwächt werden, wenn wir allzu hartnäckig dagegen kämpften und schließlich doch unterlägen. Ich sehe ein, dass man den Leuten nicht alle Ergötzlichkeiten verweigern kann. Daher ists mir genug, wenn sie merken, dass ihnen das, was ja nicht so ganz unsittlich ist, wenn auch ungern, zugestanden wird. - - Lebwohl, liebster Bruder und Freund, samt unserm guten Bruder Christophe und allen seinen und deinen Angehörigen. Der Herr leite und behüte Euch alle.
Genf, 3. Juli.
Dein
Johannes Calvin.