Burk, Johann Christian Friedrich - Der wahre evangelische Glaubensweg - 12. Zwei Folgerungen aus dem zuletzt Gesagten.

Aus diesen Erfahrungen ergibt sich, teils ein Trost für ängstliche Gemüter, teils eine Warnung für diejenigen, welche zu vorschnellen Urteilen geneigt sind.

  1. Ein Trost für ängstliche Gemüter: Viele, wenn sie die Glaubens-Führungen Anderer lasen oder hörten, meinten ihre Führung müsste, wenn sie rechter Art sein sollte, gerade denselben Gang nehmen, wie bei Andern, und wurden nun, weil sie es nicht so fanden, in große Unruhe versetzt. Hätten sie aber gewusst, welches der gewöhnliche Gang ist, und hätten sie die Ausnahmen gekannt, welche zuweilen statt finden, so würden sie sich ihre Führung wieder besser haben gefallen lassen, und dem HErrn es anheim gestellt haben, sie zu leiten, wie es Ihm wohlgefällt.
  2. Eine Warnung gegen allzu schnelle Urteile: keiner Sünde sind die Gläubigen mehr ausgesetzt, als dem unzeitigen Richten über Andere, welches ebendeswegen schon oft die Ursache des unseligsten Zwiespaltes geworden ist. Man will Alles nach Einem Maßstab messen, wozu wo nicht selten eine Führungsweise erwählt, welche nicht einmal die gewöhnliche ist: daher findet man bald da, bald dort eine Menge auszusehen, vergisst, dass man ein kurzsichtiger Mensch ist, und erdreistet sich sogar Gottes Wege zu meistern. In solchen Fällen wäre es gut, man bedächte, dass es Gott dem HErrn und Schöpfer der Menschen frei steht, nach seiner Weisheit den Weg zu wählen, auf dem jeder einzelne Mensch am sichersten gerettet werden kann, dass es also uns nicht zukommt, einen unserer Mitbrüder deswegen zu richten, oder zu beunruhigen, weil wir seine Führung nicht begreifen können.