Der Pilger Ankunft im himmlischen Jerusalem.
Nun sah ich in meinem Traume, wie die Pilger über den Zaubergrund hinübergekommen und in das Land, welches die „Vermählte„1) heißet, eingingen.
Hier war die Luft gar mild und lieblich, und da ihr Weg gerade hindurch ging, so erquickten sie sich hier eine Zeitlang. Da trat ihnen die Erfüllung des Wortes entgegen: Die Blumen sind hervorgekommen im Lande, der Lenz ist herbeigekommen, und die Turteltaube läßt sich hören in unserm Lande. 2) In diesem Lande scheint die Sonne Tag und Nacht, weil es jenseits des Thals der Todesschatten liegt, und daher auch außerhalb des Bereichs des Riesen der Verzweiflung; ja von diesem Punkte aus konnten sie nicht einmal die Zweifelsburg sehen. Hier hatten sie bereits die Stadt im Gesichte, zu der sie wanderten, und begegneten schon einigen Bewohnern derselben, denn es lustwandelten hier gewöhnlich die Glänzenden, weil das Land an dem Saume des Himmels liegt.
In diesem Lande ward die Verlobung zwischen der Braut und dem Bräutigam erneuert; ja, wie ein Bräutigam sich freuet über seine Braut, so freuet sich Gott über sie. 3) Hier hatten sie weder Mangel an Korn noch an Wein, denn an diesem Orte fanden sie Überfluß an Allem, was sie auf ihrer ganzen Pilgerreise gesucht hatten. Hier vernahmen sie aus der Stadt her Stimmen, laute Stimmen, welche riefen: Sage der Tochter Zion: Siehe, dein Heil kommt! siehe, sein Lohn ist bei Ihm. Hier wurden sie von allen Einwohnern des Landes genannt das heilige Voll, die Erlösten des Herrn. “4)
Da sie nun in diesem Lande wandelten, hatten sie mehr Freude, als in den Gegenden, durch welche sie bisher gekommnen waren. Je näher sie aber der Stadt kamen, einen desto vollkommnern Anblick gewährte ihnen dieselbe. Sie war erbaut von Perlen und Edelsteinen, auch waren ihre Straßen von lauterm Golde: so daß Christ durch die natürliche Herrlichkeit und den Glanz, welche die darauf zurückfallenden Sonnenstrahlen zurückwarfen, vor Sehnsucht krank wurde, und Hoffnungsvoll ging es ein paar Mal ebenso. Daher lagen sie eine Weile darnieder und riefen vor Heimweh: Findet ihr meinen Freund, so saget ihm, daß ich vor Liebe krank liege. 5)
Nachdem sie sich aber ein wenig gestärkt und mehr im Stande waren, ihren Schmerz zu ertragen, zogen sie ihres Weges fort und kamen der Stadt immer näher und näher. Sie kamen an Obsthöfen, Weinbergen und Gärten vorbei, deren Thüren nach der Straße hin offenstanden. Als unsre Pilger hierhin gelangten, sahen sie den Gärtner am Wege stehen und fragten ihn: „Wem gehören diese herrlichen Weinberge und Gärten?„ Er sprach: „Sie gehören dem Könige, und sind hier zu seinem eigenen Ergötzen, aber auch zur Erquickung der Pilgrime angelegt. Und nun führte sie der Gärtner in die Weinberge hinein, und hieß sie, sich hier erquicken. 6) Ebenso zeigte er ihnen des Königs Lustgänge und Lauben, die seine Lieblingsplätzchen waren. 7) Hier verweilten sie, und fielen in den Schlaf.
Nun bemerkte ich in meinem Traume, daß sie jetzt in ihrem Schlafe mehr redeten, als sie auf der ganzen Reise gethan hatten. Als ich aber darüber nachdachte, fragte mich der Gärtner: „Warum denkst du darüber nach? Es liegt in der Natur der Trauben dieser Weingärten, daß sie so süß hinuntergehen und die Lippen der Schlafenden zum Reden bringen. 8)
Als sie weiterhin erwachten, nahm ich wahr, wie sie sich anschickten, miteinander hinauf in die Stadt zu gehen. Aber der Wiederschein der Sonne, der von der Stadt zurückstrahlte, war so außerordentlich stark (denn sie war von lauterm Golde, Offenb. 21, 21), daß sie dieselbe nicht mit bloßen Augen anschauen konnten, sondern nur durch ein dunkles Glas, welches zu diesem Zwecke angefertigt worden war. 9) Als sie nun weitergingen, sah ich, daß ihnen zwei Männer begegneten, angethan mit Kleidern, die glänzten wie Gold und deren Angesichter leuchteten wie das Licht.
Diese Männer richteten die Frage an unsere Pilger, woher sie kämen, und sie sagten es ihnen. Ferner fragten sie dieselben, wo sie zur Herberge gewesen? welche Beschwerden und Gefahren sie ausgestanden? und welche Tröstungen und Freuden sie unterwegs erfahren? Auf dies Alles gaben sie ihnen Antwort. Darauf sagten ihnen die beiden Männer: Ihr habt jetzt nur noch zwei Beschwerden zu bestehen, dann seid ihr in der Stadt.
Da baten Christ und sein Gefährte die Männer, sie möchten doch mit ihnen gehen. Die Männer waren nun dazu wohl bereit, sagten aber: Durch euren eigenen Glauben müsset ihr den Sieg davon tragen. Und so bemerkte ich in meinem Traume, daß sie miteinander fortgingen, bis sie des Thores der Stadt ansichtig wurden.
Darnach sah ich, daß zwischen ihnen und dem Thore ein Strom war, es führte jedoch keine Brücke hinüber, obgleich der Strom sehr tief war. Beim Anblick dieses Stromes waren die Pilger ganz stutzig und bange; allein die Männer, welche mit ihnen gingen, sagten: „ihr müsset hindurch, oder ihr könnt nicht zur Pforte gelangen.“
Die Pilger forschten nun darnach, ob es wohl keinen andern Weg zur Pforte gäbe. Die Männer sagten ihnen darauf: Allerdings, allem seit Erschaffung der Welt ist es nur zweien, nämlich Enoch und Elias, vergönnt gewesen, auf jenem andern Wege in die Stadt zu kommen, und bis zum letzten Posaunenschall wird es einem Andern auch nicht vergönnt werden. 10) Da fingen die Pilger, und besonders Christ an, muthlos zu werden in ihrem Herzen, und sie wendeten ihre Blicke bald hierhin, bald dorthin, allein sie konnten keinen Weg ausfindig machen, auf welchem sie dem Strome hätten ausweichen mögen. Auf die Frage: „ist denn das Wasser an allen Stellen gleich tief?„ antworteten die Männer: ,Nein, aber wir können euch dabei nicht helfen, denn je nachdem es mit eurem Glauben an den König der himmlischen Stadt aussieht, werdet ihr das Wasser mehr oder weniger tief und seicht finden. “
Hierauf gingen sie auf das Wasser zu, und als sie hineintraten, fing Christ an zu sinken und rief seinem Freunde Hoffnungsvoll zu: „Ich versinke in tiefen Wassern, die Wogen gehen über mein Haupt, alle Wellen gehen über mich!“11) „Nur getrost, lieber Bruder,„ sagte da der Andere; „ich fühle schon Grund und der ist auch fest.“ Darauf erwiederte Christ: „Ach, lieber Freund, die Angst des Todes hat mich umgeben und ich werde das Land, darinnen Milch und Honig fließt, nicht sehen!„ Während er dies aussprach, überfiel ihn eine große Finsterniß und Angst, so daß er gar nicht mehr vor sich hin sehen konnte. Auch verlor er in einem so hohen Grade seine Besinnung, daß er weder ordentlich sprechen, noch auch sich an irgend eine jener süßen Erquickungen erinnern konnte, die er auf seiner Pilgrimschaft erfahren hatte. Denn Alles, was er redete, lief darauf hinaus, den Schrecken seiner Seele zu offenbaren und die Furcht seines Herzens, er möchte in dem Strome umkommen und niemals durch die Pforte hindurch gelassen werden. Hier beunruhigten ihn auch, wie die Umstehenden merken konnten, die Gedanken an die Sünden, die er nicht nur vor, sondern auch während seiner Pilgrimschaft begangen hatte. Hiebei nahm man wahr, daß er von den Erscheinungen böser Geister geplagt ward. Solches deuteten wenigstens dann und wann seine Worte an. Hoffnungsvoll hatte daher große Mühe, seines Bruders Haupt über'm Wasser zu halten; ja, zuweilen schien's, als wenn Christ ganz hätte untergehen wollen, und erst nach einer Weile kam er halbtodt wieder empor. Hoffnungsvoll gab sich aber alle mögliche Mühe, ihn zu trösten. „Lieber Bruder,“ sprach er, „ich sehe die Pforte und Männer, die daran stehen, um uns zu empfangen. „ Allein Christ erwiederte: „Ja, du bist es, du, auf den sie warten, du bist immer hoffnungsvoll gewesen, so lange ich dich kenne.“ „Aber du auch,„ sprach Hoffnungsvoll zu Christ. „Ach, lieber Bruder, sagte dieser hinwiederum „wenn es recht um mich stände, so würde der Herr sich jetzt gewiß zu meiner Hülfe aufmachen, aber um meiner Sünden willen hat er mich in das Netz gebracht und mich verlassen.“ Darauf sagte Hoffnungsvoll: „du hast ganz die Worte vergessen: Die Gottlosen sind in keiner Gefahr des Todes, sondern stehen fest wie ein Pallast; sie sind nicht im Unglück wie andere Leute und werden nicht wie andere Menschen geplagt. 12) Die Angst und Bangigkeit, durch welche du in diesen Wassern hindurch mußt, sind nicht ein Zeichen, daß Gott dich verlassen hat; sie sollen vielmehr dazu dienen, dich zu prüfen, ob du der Güte gedenken werdest, womit Er dich bisher geleitet, und ob du in deiner Noch auch dein Vertrauen auf Ihn allein setzest.„ Nun sah ich in meinem Traume, daß Christ eine Weile in Gedanken hierüber versunken war. Hoffnungsvoll aber redete ihm zu: „Sei getrost! Jesus Christus macht dich gesund.“ Da rief Christ auf einmal mit lauter Stimme: „O, ich sehe Ihn wieder und er spricht zu mir: So du durch das Wasser gehest, will ich bei dir sein, daß dich die Ströme nicht sollen ersäufen.“ 13) Und nun faßten beide Muth, der Feind aber verstummte, und Christ fand nun auch sogleich Grund, auf dem er stehen konnte — auch ergab es sich weiter, daß der übrige Theil des Stromes seicht war. So kamen sie denn glücklich hinüber.
Auf der andern Seite des Ufers sahen sie die beiden Männer in den glänzenden Kleidern wieder, die auf sie warteten. Als sie aus dem Strome traten, grüßten die Männer sie mit den Worten: „Wir sind dienstbare Geister, ausgesandt zum Dienst um derer willen, die ererben sollen die Seligkeit. 14) Dann gingen sie mit ihnen auf die Pforte zu.
Vier muß ich bemerken, daß die Stadt auf einem mächtigen und hohen Berge lag, aber dennoch gingen die Pilger mit Leichtigkeit hinauf, weil die beiden Männer sie am Arme führten. Auch hatten sie ihre sterblichen Kleider im Strome zurückgelassen, denn wiewohl sie mit denselben in den Strom hineingegangen waren, so kamen sie doch ohne sie heraus. Daher gingen sie mit großer Leichtigkeit und Eile hinauf, obwohl der Grund, auf welchen die Stadt gebaut, höher war, als die Wolken. Unter lieblichen Gesprächen gingen sie durch die Lustgegenden hindurch, indem sie sich freueten, daß sie so wohlbehalten durch den Strom gekommen, und daß so herrliche Begleiter zu ihrem Dienste bereit waren.
Das Gespräch, was sie mit den Glänzenden hielten, war über die Herrlichkeit des Ortes: diese sagten ihnen, daß die Schönheit und Herrlichkeit desselben gar nicht zu beschreiben wäre. „Da ist der Berg Zion,„ sagten sie, „das himmlische Jerusalem, die Menge vieler Tausend Engel und die Geister der vollkommenen Gerechten. 15) „Ihr gehet nun“ — fuhren sie fort — „zu dem Paradiese Gottes, wo ihr den Baum des Lebens sehen und essen werdet von seinen unverwelklichen Früchten. Und wenn ihr dorthin kommt, so werdet ihr angethan werden mit weißen Kleidern und ihr werdet um den König sein und mit Ihm reden ewiglich. 16) Dort werdet ihr nicht mehr finden, was ihr fandet, als ihr auf der niedern Erde waret, weder Kummer noch Krankheit, weder Schmerz noch Tod, denn das Alte ist vergangen. 17) Ihr gehet jetzt zu Abraham, Isaak und Jakob und zu den Propheten, zu Männern, die Gott vor dem zukünftigen Übel weggenommen hat, und die nun ausruhen auf ihren Lagern in Seiner Gerechtigkeit. „
Die Pilger fragten hierauf: „Was werden wir thun sollen an diesem heiligen Orte?“ Da ward ihnen die Antwort: „Ihr werdet dort für all eure Trübsal getröstet werden und Freude empfangen für all eure Traurigkeit; ihr werdet ernten, was ihr gesäet habt, nämlich die Frucht all eurer Gebete, Thränen und Leiden, die ihr um des Königs willen auf eurer Pilgrimschaft erduldet habt. 18) An jenem Orte werdet ihr goldene Kronen tragen und euch freuen in dem Anschauen des Allerheiligsten, denn ihr werdet Ihn sehen, wie Er ist. 19) Dem, welchen ihr in der Welt so gerne dienen wolltet, wenn gleich mit viel Beschwerde, ob der Schwachheit eures Fleisches — werdet ihr dort dienen ohne Unterlaß mit Preis, Frohlocken und Danksagung. Dort wird euer Auge und Ohr sich ergötzen an Dem, welcher allein mächtig ist. Dort werdet ihr euch wieder freuen mit euren Lieben, die euch dahin vorangegangen sind und dort mit Freude empfangen Alle, die nach euch zu dem heiligen Orte kommen werden. Dort werdet ihr auch angethan werden mit Glorie und Majestät, und dahinfahren mit dem Könige der Herrlichkeit, wann Er kommen wird auf den Fittigen des Windes; und wann er sitzen wird auf seinem Richterstuhle, werdet ihr bei Ihm sitzen. Ja, wenn er richten wird alle Übelthäter — mögen es Menschen oder Engel sein — werdet auch ihr eine Stimme haben im Gerichte, weil sie sowohl seine als eure Feinde waren. Aber auch, wann er wieder in die Stadt zurückkehren wird, werdet ihr mit Ihm gehen unter dem Schall der Posaunen und bei ihm sein allezeit. 20) Als sie nun so der Pforte naher kamen, siehe, da zog ihnen eine Menge himmlischer Bewohner entgegen, zu denen die Glänzenden sprachen: „Dies sind die Männer, die unsern Herrn lieb hatten, als sie in der Welt waren, und die Alles verlassen haben um seines heiligen Namens willen. Er hat uns aber ausgesandt, um sie abzuholen, und nun haben wir sie an das ersehnte Ziel ihrer Reise gebracht, daß sie eingehen mögen, um ihren Erlöser mit Freuden zu schauen von Angesicht zu Angesicht. Da jauchzte die himmlische Menge: „Selig sind, die zum Abendmahle des Lammes berufen sind!21) Nun kamen ihnen auch entgegen mehrere von den Posaunenbläsern des Königs in weißen und glänzenden Kleidern, welche die Himmel erfüllten mit ihren hellen und süßen Klängen, daß es davon wiederhallte. Dieselben bewillkommten Christ und seinen Gefährten unzähligemal mit Jauchzen und dem Schall ihrer Posaunen. Als dies geschehen, umringten sie die Begrüßten von allen Seiten: die Einen gingen vor, die Andern nach, Etliche zu ihrer Rechten und Etliche zur Linken, gleich als wenn sie dieselben bei ihrem Zuge durch die obern Gegenden hätten bewachen wollen. Sie gingen daher unter unaufhörlichem Jauchzen und süßen Klängen im höhern Chor: so daß es sich anließ, als wäre der Himmel selbst herabgekommen, um ihnen entgegen zu gehen. So wandelten sie nun mit einander; die Posaunenbläser gaben aber unter lieblichen Klängen und durch Blick und Geberden, womit sie ihr süßes Spiel begleiteten, Christ und seinem Bruder in Einem fort kund, wie willkommen sie ihnen und mit wie großer Freude sie ihnen entgegengekommen seien. Da ward es Christ und seinem Gefährten, als waren sie schon im Himmel, ehe sie noch dort angelangt, also wurden sie hingerissen vom Anblick der Engel durch den Klang ihrer melodischen Töne. Hier auch fiel ihnen die Stadt selbst in die Augen, und beiden Pilgern dünkte es, als hörten sie drinnen das Geläute aller Glocken zum Willkomm. Aber weit über all dies entzückte sie der beseligende Gedanke, daß sie dort selber nun wohnen, in solcher Gesellschaft ewig wohnen sollten, — o, welche Zunge oder welche Feder vermöchte es, diese herrliche Freude ihres Herzens zu schildern! So kamen sie an der Pforte an. Darüber stand mit goldenen Buchstaben geschrieben: Selig sind, die seine Gebote halten, auf daß ihre Macht sei an dem Holze des Lebens und sie zu den Thoren eingehen in die Stadt. 22)
Darauf sah ich in meinem Traume, daß die beiden Glänzenden sie an dem Thore rufen hießen. Als sie dies thaten, schauten einige Männer über das Thor hinüber, nämlich Henoch, Moses und Elias. Ihnen ward nun gesagt: „diese Pilger sind gekommen aus der Stadt Verderben und haben dieselbe aus Liebe zu dem Könige dieses Ortes verlassen.„ Darauf gab jeder von den Pilgern das Zeugniß ab, welches sie beim Beginn ihrer Wanderschaft bekommen hatten. Es wurden dem Könige die beiden Zeugnisse hereingebracht und als er sie gelesen, sprach er: „Wo sind die Männer?“ „Sie stehen vor der Pforte,„ hieß es. Da befahl der König: „Machet die Pforte auf, daß hereingehe das gerechte Volk, das den Glauben bewahret. 23)
Nun sah ich in meinem Traume, daß die beiden Männer zur Pforte eingingen. Und, siehe, als sie hineingingen, wurden sie verklärt und mit einem Kleide angethan, welches leuchtete wie Gold. Nun kamen ihnen Viele entgegen mit Harfen und Kronen, und gaben ihnen auch Harfen zum Loben und Kronen zu Ehrenzeichen.
Sodann hörte ich in meinem Traume die Freudenklänge aller Glocken der Stadt und den Pilgern zujauchzen: Gehet ein zu eures Herrn Freude!24) Die Männer selbst aber sangen mit lauter Stimme: Lob und Ehre und Preis und Gewalt sei dem, der auf dem Stuhle sitzt und dem Lamme von Ewigkeit zu Ewigkeit!25)
Als nun das Thor aufgethan war, um die Männer einzulassen, blickte ich ihnen nach, und, siehe, die Stadt leuchtete wie die Sonne, die Straßen waren von lauterm Golde und in denselben wandelten Viele mit Kronen auf ihren Häupten, mit Palmen in ihren Händen und mit goldenen Harfen, Gott zu preisen.
Da sah ich auch Solche, die Flügel hatten, und die ohne Aufhören einander zuriefen: Heilig, heilig, heilig ist der Herr!26) Darauf ward die Pforte zugeschlossen; und als ich Solches gesehen hatte, wünschte ich, daß ich selbst unter ihnen sein möchte.
Als ich so über Alles, was ich angeschaut, in Gedanken versunken war, wandte ich mich um und bemerkte, wie Unwissend auf das Ufer des Stromes zukam. Er setzte schnell über und hatte nicht halb soviel Mühe damit, wie die beiden andern Pilger, denn es begab sich, daß gerade ein Fährmann, Namens Eitelhoffnung da war, der ihm mit seinem Boote hinüberhalf. Darauf sah ich, daß Unwissend, wie die Andern, den Berg hinaufging, um an die Pforte zu gelangen. Er kann aber ganz allein und Niemand ging ihm entgegen, um ihm auch nur den geringsten Beistand zu leisten. Als er an die Pforte kam, richtete er seinen Blick auf die Inschrift, welche darüber steht, und fing an zu klopfen; er meinte nämlich, man würde ihn sogleich hineinlassen. Allein der Mann, welcher oben über die Pforte hinübersah, fragte ihn: „Woher kommst du und was ist dein Begehren?“ Er antwortete: „Ich habe vor dem Könige gegessen und getrunken und er hat auf unsern Straßen gelehrt.„ Da fragten sie nach seinem Zeugniß, daß sie hineingehen und dem Könige es zeigen könnten. Nun fühlte er in seinen Busen und suchte, aber, er fand Nichts. „Hast du denn kein Zeugniß?“ fragten die Männer. Er aber verstummte. Da sagten sie es dem Könige; er aber wollte nicht hinabkommen, ihn zu sehen, sondern sprach zu den beiden Glänzenden, von welchen Christ und Hoffnungsvoll in die Stadt geleitet worden: „Gehet hinaus, ergreifet Unwissend und bindet ihm Hände und Füße, und werfet ihn in die äußerste Finsterniß! 27) So hoben sie ihn. denn auf und trugen ihn durch die Luft nach dem Thore hin, welches ich an der Seite des Hügels sah, und warfen ihn da hinein. Da sah ich denn, daß es ebenso wohl von den Pforten des Himmels einen Weg zur Hölle gibt, wie von der Stadt des Verderbens.
So erwachte ich, und siehe, es war ein Traum.