Es zweifeln zwar einzelne, ob die Epistel von Judas, dem Apostel, geschrieben sei. Ob sie aber von ihm oder einem andern verfasst ist, so enthält sie doch gewiss den festen Grund christlicher Lehre. Der Verfasser beklagt sich, dass etliche neben eingeschlichen seien, welche die Gnade Gottes missbrauchen zur Sünde und fleischlichem Mutwillen, Spötter, die nach ihren bösen Lüsten und Begierden wandelten, womit er die ganze christliche Kirche ermahnt, dass sie sich nicht wollte verführen lassen. Hieraus sehen wir, mit welchem großen Ernst St. Judas das Evangelium von Jesu Christi gepredigt habe. Denn er versichert, dass es keineswegs schon getan sei, wenn man das Evangelium höre und Christum mit dem Munde bekenne, sondern dass man dazu auch wandeln müsse in dem Gehorsam der guten Werke, nicht als ob wir mit denselben das ewige Leben erwerben wollten, sondern damit wir durch unsern Ungehorsam Christum nicht wiederum verlieren und in dem Gericht Gottes nicht verdammt werden. Dann aber sagt er, dass Gottes Gericht über die Gottlosen sicherlich nicht ausbleiben werde, und beruft sich hierbei auf das Zeugnis des Patriarchen Henoch, der bald nach Erschaffung dieser Welt von diesem Gericht Gottes gepredigt habe. Gott habe auch sein großes allgemeines Gericht schon durch etliche besondre Gerichte und Strafen geoffenbart und bezeugt, als wie durch das Gericht über die Engel, durch die Bestrafung der Städte Sodom und Gomorra, durch den schrecklichen Untergang der Kinder Korah rc. Judas will uns also ermahnen, dass wir, nachdem wir an Christum glauben, auch in einem gottseligen Leben wandeln sollen, das mit wir dem strengen Gerichte Gottes entrinnen und durch Christum zum ewigen Leben erhalten werden mögen. Das helfe Gott uns allen! Amen.