Um Christi willen haben Petrus und Paulus gar Vieles und Schweres durchgemacht bis an ihr grausames Ende. Davon lasst uns lernen. Um Christi willen leiden heißt erstlich, dass wir die Widerwärtigkeit leiden, welche uns irgend ein Trank und Verfolger öffentlich um des Namens Christi willen zufügt, wie vorzeiten die Juden und Heiden, die Apostel und andre Christen, die Päpste alle, so das heilige Evangelium annahmen, verfolgt haben. Zum andern heißt aber auch dieses um Christi willen leiden, wenn ein Christ ohne alle Billigkeit, unschuldigerweise von seinem Nächsten bekümmert und beleidigt wird, wenn einer von Straßenräubern angefallen und geplündert wird, oder sonst vom Nebenmenschen Schaden leiden muss. Denn wiewohl in solchen Fällen der Name Christi nicht vorgewandt, auch nicht vorgegeben wird, dass es ihm am Christi willen geschehe, so kann man, nachdem Christus unsre Gerechtigkeit, dazu auch unser Haupt ist, wir aber seine Glieder sind, doch mit Recht sagen: was einem frommen Christen begegne, das geschehe ihm um Christi willen. - Wie hören wir da? Muss ein Christ ohne allen Unterschied und ohne alle Widerrede alles Unglück, Verfolgung und Ungerechtigkeit leiden und tragen? Darf keiner dem Unglück entrinnen, so er's fröhlich tun kann? Der Herr fordert von uns, dass wir ihm in aller Widerwärtigkeit Gehorsam leisten, hat aber keine Lust daran, wenn es dem Christen übel geht. Darum mag Gott wohl leiden, dass ein Christ das Unglück fliehe, doch mit der Bedingung, dass er nicht sündige, sondern bleibe im Beruf Gottes und wolle der Trübsal nicht durch unrechte Mittel entgehen. Du musst eher sterben, denn sündigen. Denn es ist kein Gebot Gottes, dass wir das leibliche Leben festhalten, das jedoch, dass wir seinen Sohn auch mit Gefahr unsers Leibes und Lebens bekennen. Hört noch ein Exempel. Es fällt einer in eine gefährliche Krankheit, darin ihm keine Arznei helfen will, und er besorgen muss, zu sterben, wenn er nicht mit Segnen, Wahrsagen und Beschwören sich will helfen lassen. Wie soll er tun? Antwort: Gott der Herr mag ihm wohl gönnen, dass er den Tod fliehe, doch nur so weit, dass er nicht sündige. Nun ist's aber eine Sünde, die Gott öffentlich in seinem Worte verboten hat, wenn man mit Zauberwerk umgeht. Darum soll ein Christ viel lieber krank sein und sterben, als durch Sündigen sich helfen wollen. Wir wollen jetzt von der Verleugnung Christi schweigen, da gegenwärtig keine Verfolgung über die Christen gehet, und allein davon reden, was sich gemeiniglich unter Nachbarn pflegt zuzutragen. Wenn dein Nächster dich geschädigt und betrogen, wenn er deinen Rain weggeackert oder deinen Markstein verrückt hat, Lieber, was tust du da? Zuerst fasst du wider ihn einen giftigen Groll in deinem Herzen; dann trachtest du danach, wie du dich rächen mögest, fängst an ihm zu fluchen, und schreist ihn, wo er geht und steht, an allen Orten aus; die andern, die dir zuhören, schüren auch dazu, machen das Feuer noch größer und reizen dich zum Zorn, dass du halb unsinnig wirst. Fürwahr, das sind gräuliche Sünden, daraus wir sehen können, was eigentlich hinter uns stecke. Sollten wir gar um Christi willen den Tod leiden? Wir wollen von unserm Nächsten keinen geringen Schaden erdulden! Aber sagst du, muss ich denn alles von meinem Nachbar leiden? Antwort: Ich habe dir gesagt: du sollst nicht sündigen! Kannst du also ohne Sünde zuvorkommen, dass er dich nicht beleidige, so magst du es wohl tun. Untersag's deinem Nachbar mit guten Worten, dass er dich allen Schadens überheben möge, und so er deine Bitte nicht hören will, so sprich einen guten Freund um Vermittlung an. Und wenn solches alles nicht helfen will, so hat dir Gott eine Obrigkeit gegeben, die du um Schutz anrufen magst; doch gib acht, dass du deine Sache ohne Schänden und Schmähen ausrichtest. Ist aber der Schaden nicht so bedeutend, so renne nicht gleich zur Obrigkeit, gleichwie man auch die Bürger nicht mit der Sturmglocke zusammenrufen soll, wenn ein Büschel Stroh brennt. Wenn man um des lieben Friedens willen einen Schaden leidet, will es Gott der Herr reichlich erstatten, wie wir an den Patriarchen Abraham und Jakob deutlich sehen. Denn, da Abraham seinem Vetter Lot um des Friedens willen gewichen, hat Gott ihn gesegnet. Und je mehr Jakob von Laban übervorteilt ward, solches aber sanftmütig duldete, desto mehr wuchsen seine Güter. Solche Exempel wollen wir uns recht einprägen, auf dass wir auch etwas geduldiger werden, um des Friedens, um Jesu Christi willen etwas zu leiden, damit wir hernach auch desto reichlicher gesegnet und endlich in jenem Leben durch Jesum Christum mit ewiger Herrlichkeit begabt werden. Hierzu verleihe uns Gott seine Gnade! Amen.